RE: 2020 Woche 13 - Ohne Zusammenhang / Without Any Context / Deutsch / English
Die Aufhebung der Anonymität im Internet ist eine sehr nachvollziehbare und durchaus aktuelle Forderung vieler ernsthafter Demokraten. Auch ich stehe dahinter, dass jeder persönlich für das gerade stehen soll, was gepostet wird. Das behindert wirksam Trolle, Doppelaccounts und viele andere Formen von Betrug. Dezentral ist wahrlich auch kein Synonym für Anonym! Es werden auch nicht „zahlreiche“, persönliche Daten gefordert sondern nur jene die der, meiner Meinung nach, längst überfälligen Identifikation dienen.
Circle-Jerk ist tatsächlich auch nur durch Algorithmen in den Griff zu bekommen, wenn auf der anderen Seite Freiheitsrechte eingeschränkt werden. Das stand wohl kaum auf Dans Agenda. Schließlich könnte man auch unser Verhältnis als Circle-Jerk definieren, wie das aller Freunde in der Community, die sich gerne gegenseitig voten. Da kann man keine eindeutigen Grenzen setzen.
Ned war so lange für mich der Muad' DIB aus Dune, bis er Downvotes einführte und schließlich aufgehört hat, ganz normale Blogger zu voten. Das unselige „Experiment“ von Sanders und Smooth hat er erst möglich gemacht und sich ihm schließlich gebeugt. Ich denke, das war auch genau die Zeit, als Dan endgültig die Nase voll hatte vom Verrat an seiner Vision einer dezentralisierten Blockchain. Aber ganz sicher ist auch er kein Heiliger.
Als ebenfalls äußerst ernsthafter Demokrat bin ich gegen Klarnamenzwang etc. im Internet. Warum ich das so sehe, schrieb ich unter anderen hier.
Ist z. B. richtig klasse, wenn die gestalkte Frau im Internet unter Klarnamen schreiben muss, damit der Stalker sie auch ganz sicher findet ... aber natürlich sollte jeder, auch wer z. B. von religiösen Fanatikern oder Neonazis verfolgt wird, "gerade" zu seinem Namen "stehen", vor allem auch Journalisten und angehörige bedrohter Minderheiten in gewissen Staaten. :)
Hätte ich selbst bestimmte Artikel, z.B. über die AfD, in einem höher frequentierten Medium als dem STEEM und unter Klarnamen veröffentlicht, müsste ich vermutlich genau damit rechnen, was anderen tatsächlich blühte. Wie gut, dass ich als "jaki01" schreiben kann!
Da kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner.
Und was Voice betrifft, ist echtes KYC nötig, um an einem sozialen Netzwerk teilnehmen zu können, das ist deutlich weitergehend als z. B. bei Facebook.
Immer die Keule mit aus dem Zusammenhang gerissenen Extrembeispielen. Ich denke du bist schlau genug zu wissen, dass du gerade versucht hast, mich mit Zirkelschlüssen zu plätten.
Wenn der Stalker die Frau ausfindig machen kann, ist der ebenso ausfindig zu machen, justiziabel geworden und wegzusperren. So auch der Extremist und der Fanatiker, der Neonazi usw.
Ich vermute eher, dass für dich der Hauptgrund steuerpolitischen Erwägungen entspringt, wofür ich als Habenichts ja gar kein Verständnis habe. Das mit den Beispielen, die nicht belastbar sind, verstehe ich als vorgeschoben.
Ich kenne KFC aber KYC ist mir fremd. Muss ich nachschlagen. Ah Businessdeutsch aus dem Englischen – Kenne deinen Kunden! Ich wüsste nicht, was daran verkehrt sein soll. Du darfst Privat nicht mit Anonym verwechseln und mit Demokratie hat das schon gar nichts zu tun. Im Gegenteil. Wir sehen bei Facebook, wie die Verfassung massenweise von anonymen, faschistischen Feiglingen außer Kraft gesetzt wird. Das wollen wir nicht mehr haben.
Immer das Beiseitewischen absolut stichhaltiger Argumente ...
Das stimmt nicht. Ich bin zwar überhaupt nicht froh über die deutsche Steuergesetzgebung, aber das Thema "Schutz der Privatsphäre" ist viel weitergehend als nur steuerliche Aspekte betreffend. Merke: Ein @jaki01 schreibt Dinge, die er auch so meint, d. h. wenn ich schreibe, Anonymität biete bestimmten Berufsgruppen, Whistleblowern, Angehörigen von Minderheiten und vielen anderen wirksamen Schutz (z. B. vor Fanatikern aller Art aber auch einem immer invasiveren Staat), dann meine ich das ganz genau so!
Und wenn es, um beim Eingangsbeispiel zu bleiben, reichen würde (und so einfach wäre), den Stalker oder gewalttätigen Ex-Ehemann wegzusperren, dann müsste es keine Frauenhäuser oder Unterbringung in neuen Wohnungen mit unbekannter Adresse geben. Bei Neonazigruppen oder großen Familienclans übernimmt dann auch immer mal gerne jemand die Straftat, der noch nicht weggesperrt ist. Rede das Problem bitte nicht klein, nur weil es nicht in deine Argumentationslinie passt!
Warum soll ein soziales Netzwerk mich kennen? Wäre es so, dass ich hier unter Klarnamen schreiben müsste, gäbe es mich hier nicht ... wenn du das als Vorteil siehst, bitte ...
Und wenn z. B. eine Börse, auf der ich trade, meinen Namen kennen will, ist das m. E. angemessen (wenn ich auch das Prinzip dezentraler Börsen bevorzuge), aber dass sie auch fragen, woher das Geld stammt, mit dem ich trade, wie viel ich pro Jahr verdiene etc. empfinde ich als dreist.
Ich sehe schon, für eine Annäherung in dieser Sache brauchen wir noch Jahre. Ich bin für eindeutige Identifikation und du bist dagegen. Beide beziehen wir uns auf demokratische Grundwerte. Wobei sich deine Grundwerte eher mit dem anarchistischen Lager zu decken scheinen, als mit dem bürgerlichen. Unsere Positionen dürften nun hinreichend bekannt sein und deine Beispiele bleiben auch die gleichen, während sich die Dramatik ihrer Darstellung ganz toll gesteigert hat.
Deine Vorbehalte mit der neugierigen Börse entspringen natürlich dem Gipfel der Dreistigkeit. Da würde ich auch Reißaus nehmen, wenn einer meiner Dienstleister in voraus eilendem Gehorsam hoheitliche Aufgaben übernimmt.
Vielen Dank für den so freimütigen, wie freundlichen Austausch.
Weil du dann keinen Missbrauch mit deimem Avatar treiben kannst.
Na, das ist mal 'ne Antwort, mit der ich leben kann: Wir setzen einfach in diesem Bereich unterschiedliche Prioritäten.
Die Dramatik musste ich steigern, um irgendwie zu dir durchzudringen. :)
Hast du denn gelesen, wie es Sibel Schick erging, weil sie nicht anonym postete? Wenigstens blieb sie körperlich unversehrt.
Ich sehe Gefahr bei (möglicherweise oft in guter Absicht beschlossenen) Eingriffen in die Privatsphäre aber auch vom Staat selbst ausgehen, die umso größer wird, je autoritärer das Regime (und wie sollten wir wissen können, wer z. B. in zehn Jahren Deutschland regiert?).
Was morgen ist? Woher soll ich wissen, wer heute in Deutschland regiert? Ich vermute immer, es ist die Wirtschaft, Bertelsmann, Burda und am Kopf dieser vertrockneten, uralten Chimäre faucht die schwarze Springerwitwe. Angst haben die nur vor Bauern und Nazis. Der verfasste Bürger ist eine Lachnummer für die Meschpoke.
Nein, ich habe nichts von Sibel Schick gelesen und lese es auch nicht, weil ich jeder Schicksalssensation bewusst aus dem Wege gehe. Ich lasse mich von Nachrichten nicht agitieren, wie ausgefallen die Dramaturgie des Einzelschicksals auch sein mag. Extreme Fälle taugen meist nicht zur adäquaten Beurteilung allgemeiner Rechtslagen. Danach richtet ein Rechststaat sein Rechtsinventar nicht ein und man verschärft es auch dann nicht außergewöhnlich, wenn Außergewöhnliches passiert.
Wenn jedoch der Massenpöbel aus Nazis, Reichsbürgern und sogenannten Libertären mit Drohungen von Gewalt über die Bürger hinweg zieht, ist Ende Gelände für jegliche Anonymität im Internet. Jeder muss zu seiner Meinung stehen. Ganz gleich, wie gefährlich das erscheinen mag. Es ist ganz einfache Normalität, wenn man sich demaskiert und zu erkennen gibt. Ansonsten herrscht für niemanden die Klarheit des Gesetzes.
Von mir weiß auch jeder den Namen und Wohnort, obwohl ich auf dem Steem wiederholt Gewaltandrohungen hinnehmen musste. Wer nicht persönlich zu seiner Meinung stehen kann, soll am Besten den Mund halten. Was ist mit all den Autoren, die von bekloppten Gottesanbetern bedroht sind? Die sind auch nicht anonym- Weil sie eben trotz Morddrohung nicht einknicken. Schon alleine aus reiner Solidarität mit diesen mutigen Menschen sollte jede strafvereitelnde Anonymität endlich aufgehoben werden.
Wer tatsächlich bedroht ist, kann auch gerne Antrag auf Anonymisierung stellen. Und übrigens @jaki01, unterschlägst du ganz geschickt einen für diese Auseinandersetzung eminent wichtigen Aspekt. Kein Nazipöbel, kein Terrorist, Stalker oder Gottesidiot kann jemals einen Provider zur Herausgabe einer Adresse zwingen. Aufhebung der Anonymität ist eben nicht gleichbedeutend mit einem Auftritt unter Klarnamen. Das ist natürlich sehr geschickt so zu argumentieren aber du siehst, wenn ich nur lange genug anm Thema bleibe, komme ich selbst dem schlauen Jaki auf die Schliche.
Deine vorgeschobene Sorge wegen eines eventuell kommenden, totalitären Staates kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wir leben in einer verfassten Republik, die niemals wieder Faschisten in die Hände fallen sollte. Das wäre dann tatsächlich ein nachvollziehbarer Grund, auszuwandern oder in den bewaffneten Widerstand zu treten.
... Dann werde ich jetzt auch nicht weiterlesen, denn was soll man auch groß lesen, was andere sich die Mühe machen zu schreiben oder verlinken, wo man doch eine Meinung hat?
Mann Jaki, das ist genau die falsche Antwort. Ich habe ganz sicher eine Meinung, aber eine, die weit offen ist für Anregungen aus dem Umfeld. Ich muss mir daher nicht mutwillig eine durch viele Jammertale hart erkämpfte, gute Laune damit versauen, dass ich mir Schlimmes rein ziehe. So ist diese Welt. Schlimm. Alles was passieren kann, wird passieren. Alles was man denken kann, wird auch geschehen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mir alles rein ziehe was passiert, um vielleicht möglichst gut auf Schlimmes vorbereitet zu sein. Damit wird das Leben nur sauer. Die wenige Zeit die mir noch bleibt, will ich völlern, prassen, lachen und mich freuen so lange es noch geht. Wovon mich übrigens auch keine Ausgangssperre abhält. Im Gegenteil. Das finde ich sogar ausgesprochen spannend, weil die öde Normalität all der spröden Zwängler endlich mal aus den Fugen geraten ist.
@Jaki01, das Herumwedeln mit extremen Fallbeispielen ist keine adäquate Reaktion auf meine Argumentationslinie. Weil du immer noch Anonymität mit Privat verwechselst. Dein Privatleben bleibt auch weiterhin privat, selbst wenn die Provider deine Identität auf dem Rechner liegen haben. Alleine dem Staat sind sie zur Herausgabe verpflichtet. Es ist ein Rechtsstaat, seit ich denken kann. Einer, der aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder zum Faschistenstaat wird. Dafür haben die Bürger viel zu sehr an der Freiheit geschnuppert. Die starken Führer suchen nur Schwache, Gescheiterte. Gut, davon haben wir jetzt 25 Prozent. Den Pöbel bekömmen wir aber in den Griff und dabei ist die Aufhebung der Anonymität im Internet das angesagte Mittel. Okay, ich lese das Zeugs. Dann hast du vielleicht auch wieder Lust, dich weiter mit mir zu fetzen.
So ich habe es gelesen und das ist ja weder was Neues, noch eine Schicksalssensation. Es ist bereits Normalität!
Genau um diese Fälle geht es doch bei der Aufhebung von Anonymität. Die Menschen müssen geschützt werden. Wäre die Anonymität aufgehoben, gäbe es keine Shitstorms mehr. Punkt. Sie aufzuheben bedeutet nicht, Namen und Adresse zu veröffentlichen. Es bedeutet nur, dass hinter jedem Avatar ein überprüfter Name mit Adresse gespeichert ist. Daten, worauf die Staatsanwaltschaft bei Verstößen zugreifen kann. Es bedeutet nicht etwa, dass jeder stumpfsinnige Volkstumbe in dein Privatleben eindringen kann. Genau das funktioniert jetzt, mit der fast absoluten Anonymität.
Ich verstehe nicht, wie man angesichts der derzeitigen Lage, bei dem klar erkennbaren Aufstand des schlimmsten, vorstellbaren Pöbels, noch gegen so eine Maßnahme sein kann. Ausgerechnet der Mann, der mir diesen Artikel vorlegt, hat Bedenken gegen die einfachste Lösung des Problems. Gehts noch?! Es sind, wohlbemerkt, ausgesprochen akademische Bedenken, angesichts einer ganz realen Bedrohung. Ich muss mich gerade sehr über dich wundern.