Start in die Pilzsaison 2021 mit zwei Anläufen
Am 24.6.21 war es so weit. Es hatte Tage zuvor viel geregnet und es war warm, auch nachts. Ich machte meine Karosse klar und packte Regenkleidung ein. (keine Regenklamotten, denn bei Klamotten handelt es sich um Gesteinsbrocken, nicht um Kleidung. Das mußte mal geklärt werden)
Meine Karosse, hier müßte ich korrekt Pedelec sagen, denn Karosse war ursprünglich ein Kleidungsstück der Ureinwohner in Südafrika.
Eigentlich wollte ich schöne Pilze zeigen, aber da sah es erstmal mau aus. In dem abgebildeten Waldstück werde ich im Frühjahr fast immer fündig. Meist geht es los mit Wulstlingen wie Perlpilzen, Pantherpilzen, die sehr viel Ähnlichkeit mit Perlpilzen haben, besonders im Jungstadium (leider tödlich giftig) und Rotfußröhrlingen. Ich dachte, ich müßte mich mit dem schönen Anblick und dem Duft von Fichtennadeln im Moosbett begnügen. Doch dann fand ich ein erstes Exemplar
Perlpilz
Hier sind wichtige Merkmale des Perlpilz zu sehen. An Verletzungen oder Madengängen bilden sich weinrote Verfärbungen, wogegen der Pantherpilz reinweiß bleibt und das Fleisch im Anbruch nach Rettich riecht. Die Stielmanschette des Perlpilz ist fein gerieft. Beim Pantherpilz ist diese glatt. Perlpilze fand ich dann noch einige. Es hätte für eine Mahlzeit gereicht. Wegen der Verwechselmöglichkeit hab ich seit Jahren den Perlpilz nicht gesammelt, obwohl er als recht guter Speisepilz gilt.
Dann fand ich noch diese Pilshülle
Mittlerweile war aus anfänglichem Nieselregen dauerhafter Starkregen geworden. Ich zog noch ein weiteres Hemd an und war mit dem Regenanorak einigermaßen geschützt für die Heimfahrt. Es ging hauptsächlich bergab und ich war nach 20 Minuten gemächlicher Fahrt zuhause.
Dort machte meine Frau ein Foto von einem begossenen Pudel. Das Bild ist nicht verwackelt, ich habe wohl so gezittert. Auf der Abfahrt wurde es doch frisch.
Ein paar Tage später, am 8.7.21, folgte die Fortsetzung. Mein Sohn Nr.1 sagte mir am Telefon: Vadder, wenn du Hexenröhrlinge willst, die stehen an der Straße oberhalb vom E-Center. Für mich eine fast klare Beschreibung. Es ist bekannt, wenn es Hexenröhrlinge gibt, kann man auch mit Sommersteinpilzen im Laubwald rechnen. Ich machte mich auf, wieder auf die Höhe (hab ja ein Pedelec), und der Weg führte zu der grob beschriebenen Stelle. Da war aber nichts zu sehen von Hexenröhrlingen, die sogar während langsamer Fahrt nicht zu übersehen sind. In einem weitläufigen Waldstück angekommen, fand ich aber wieder „nur“ Perlpilze, schöne Exemplare
Perlpilzmutter mit Kind
Rotfußröhrlinge, eßbar
Ein Exemplar Fingerhut, Foto für @mflegerbein, damit er sieht, „daß es diesen nicht nur Im Harz gibt“
Ohne die gewünschten Röhrlinge machte ich mich auf den Heimweg. Diesmal nicht über die Straße, sondern stickeles nab, wie man hier treffend zu sagen pflegt.
Daß es hier steil bergab geht, kommt auf dem Bild nicht raus. Am oberen Bildrand ist schon der Main zu sehen, den ich nach einigen Minuten erreichte.
Der Main mit Blick auf Wertheim – Grünenwört.
Die einschlagenden Regentropfen sind auf dem Wasser auszumachen. Diesmal handelte es sich um warmen Regen und eine gemütliche Fahrt auf dem Radweg, der parallel zur Straße verläuft.
Ich erreiche Wertheim, oberhalb vom E-Center.
Stopp, was sehe ich da an der Böschung. Wie beschrieben die Hexenröhrlinge, 50 m unterhalb der Stelle, wo ich in den Wald, bei Antritt der Fahrt, hinein gefahren bin, mit 25 Km Anfahrt, 500 m Luftlinie von zuhause.
Das sind netzstielige Hexenröhrlinge.
Die orange-roten Röhren und das sofort stark blauschwarze Anlaufen bei Verletzung oder Anschnitt haben wohl auch zu dem Namen beigetragen. Der Pilz ist nur stark erhitzt eßbar und nur ohne Alkoholgenuß. Sehr ähnlich ist der flockenstielige Hexenpilz, der ein hervorragender Speisepilz ist, aber auch nur ohne Alkoholgenuß.
Sommersteinpilze unter einer Hainbuche
nur 200 m weiter, direkt an einer Ampelkreuzung, fand ich die Wunschexemplare.
Linke Bildhälfte Hexenröhrlinge und rechts Sommersteinpilze.
Auf den Verzehr konnte ich gut verzichten. Direkt am Straßenrand, wo sich auch noch der Autoverkehr in Ampelnähe staut, weiß man nicht womit sich die Schwammerl angereichert haben.
Jetzt bin ich erst mal drei Wochen an der Nordsee und dann startet bereits die Herbst- die Hauptsaison.
Herzliche Grüße von
@jochenpaul
Tataaa, Jochen ist in DU gelandet... ;-)
Eine sehr schöne Pilztourbeschreibung teilst du mit uns, vielen Dank!
An Hexenröhrlinge und Perlenpilze traue ich mich nicht ran. Selbstverständlich an Rotfüßchen, die müssen aber ganz frisch und knackig sein - werden leider viel zu schnell labberig. Steinpilze sind bei uns leider eine ganz große Seltenheit (ehlich gesagt werden sogar schon Braunkappen langsam zur Rarität, Pfifferlinge sind schon lange ausgestorben). Vorgestern hat mein Mann morgens drei Prachtexemplare beim Hundespaziergang gesichtet. Als er sie mittags holen wollte, war so gut wie nichts mehr von ihnen übrig. Dafür hätten wir eine reichhaltige Nacktschneckenmahlzeit zubereiten können... :-(
Schönen Urlaub auf der Königin der Nordseeinseln,
liebe Grüße,
Christiane
Wenn ich es recht überlege, war ich garnicht so schlecht. Hihi. Nur ein Fehlversuch und dann bin ich in Deckung gegangen. Nee, ich war richtig froh, daß deine Bestätigung kam, so wie ich es machen wollte.
Hexenröhrlinge und Perlpilze schauen wir uns nur an, weil wir fast immer massenhaft Braunkappen( Maronenpilze) und auch Steinpilze finden. Im Spätherbst an Baumstümpfen Mengen von Stockschwämmchen, Rauchblättrigen Schwefelköpfen, die nimmt hier sowieso keiner mit und die sind so gut. Hier sind die Leute so verwöhnt, alles außer Steinpilzen, Rehli (Pfifferlinge) wird verschmäht, obwohl man auch wunderschöne Rotkappen, Birkenpilze, Parasol etc. finden kann. Aber ich will dir den Mund nicht weiter wässrig machen.
Das mit dem Stehenlassen, "etwas größer können sie ruhig werden", geht meistens schief.
Gibt es bei euch auch Tigerschnegel, eine Nacktschnecke (ausgefahren gut 20 cm lang), die sehr nüzulich ist, da sie die gemeine braune Wegeschnecke bekämpft?
Tigerschnegel mittelgroßes Exemplar
Wenn es heiß wird kriechen sie, manchmal 3-4 Stück. unter den Deckel des Wasserfasses auf dem dieser gerade den Abgang macht.
Bis zur Abreise ist es noch ein paar Tage hin, wenn es hier wieder heiß wird. Die Sonne und Wärme nehmen wir dann, wie immer, mit. Die Leutchen, die sich oben jetzt braun frieren, freuen sich schon.
Herzlichen Dank und liebe Grüße Jochen
Hm, wenn ich von diesem Pilzschlaraffenland lese, muss ich wohl über einen Umzug nachdenken... Na ja, vielleicht tut's auch ein Urlaub... ;-)
Ja, wir haben auch Schnegel. Die sind die einzigen Nacktschnecken, die hier gehegt und gepflegt werden, eben weil sie die Gelege der Spanischen Wegschnecken verputzen. Ich finde sie meist unter den Deckeln unserer Komposter. Leider sind sie mengenmäßig in der absoluten Unterzahl... :-(
Solche Tigerschnegel haben wir auch. Ich finde sie meist auch in der Regentonne. Das hat mich zwar nicht gestört, aber dass sie nützlich sind, wusste ich noch nicht. Danke für die Aufklärung!
dann sind die Tigerschnegel doch weiter verbreitet als man denkt. Sie fallen nur nicht so auf, weil sie tagsüber nicht so rumrennen wie die Wegschnecken und ähnliche.
Schöner Bericht. Du bist offensichtlich ein Pilzexperte. :)
Ich könnte nur die Bekanntesten unterscheiden... und selbst da wäre ich wohl nicht 100%ig sicher.
Ich denke, dieses Jahr dürfte bestimmt ein gutes Pilzjahr werden, bei dem ganzen Regen... 😀
Vielen Dank für die "Blumen" lieber Moecki, aber vom Pilzexperten bin ich weit weg. Ich kenne eine ganze Reihe Pilze, das liegt aber auch daran, daß Spessart und Odenwald beste Pilzreviere sind und es nicht soviele Sammler gibt, wie z.B. im Bayerischen Wald, oder Taunus. Mich freut am meisten, daß meine beiden Söhne sehr früh und gerne mit mir "inne Pilze" gingen. Der ältere ist immer dabei geblieben und hat als Kleinkind mal unseren Besuch überrascht. Beim Spaziergang fanden wir am Weg Pilze. Schwager Thomas: Oh hier Pilze, darauf der zwei Jährige: * Samtfußkremplinge*. Das war eins seiner ersten Worte, perfekt ausgesprochen und stimmte auch noch!! Für erstauntes Gelächter hat er auch damit gesorgt. Das hab ich schon mal irgendwo geschrieben. Macht nix, soll auch nicht in Vergessenheit geraten.
Sehr gut @jochenpaul. Aus meiner Sicht, Steinpilze ja, alles andere nein und Hexenpilze stehen unter Naturschutz (hat mit mal jemand gesagt). Ansonsten konnte ich noch nicht viel sehen, fängt ja gerade erst an.
Ich hab den hier anzubieten, vielleicht ein Butterpilz?
Guten Tag lieber @mflegerbein,
Butterpilz würde ich auch sagen. Die anderen erwähnten Pilze sammeln wir auch nicht, wir erfreuen uns an schönen Exemplaren, z.B. so eine Kolonie Fliegenpilze oder Parasol ist doch ein wunderschöner Anblick. Daß Hexenröhrlinge unter Naturschutz stehen, hab ich noch nirgenwo gelesen oder gehört. Vllt ist das regional verschieden. Hier findet man sie sehr viel und oft.
Wow, ein schöner Bericht. Ich kenne mich leider mit Pilzen überhaupt nicht aus. Ich kann nur die in der Dose oder im Gemüseregal unterscheiden. Manchmal bedauere ich das. Wir haben hier in der Nähe einen größeren Mischwald in dem man auch sammeln könnte. Aber das Thema "Try and Error" ist mir beim Thema Pilze dann doch zu heikel.
Das stimmt "Try and Error"ist heikel bis tödlich. Ein Wunder, daß nicht mehr passiert durch Pilzvergiftung. Man muß die Sache überlegt angehen. Mit Leuten die sich 100 %-ig sicher sind, Pilze kennen lernen. Am besten mit professionellen Pilzführungen. Ich hab die 1. Variante gewählt, aber Pilzführungen stelle ich mir schön und lehrreich vor.
Klasse Bericht.
Das schheint ein recht gefährliches Hobby zu sein, ganz besonders wenn man nicht mal ein Bierchen trinken darf :-)
Dafür von mir ein glasklarer Resteem.
Vielen Dank lieber Lichtblick, zum Pilz paßt doch Pils, na denn prost.
hmmm, da heute sowieso alles vergiftet ist, hätt ich die steinpilze trotzdem gegessen......
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Na klar, hätt ich die gegessen (Blei und Benzol sind ja nicht mehr im Benzin), aber die waren mir nicht vegan genug, heißt total madig. Sie sahen nur von außen gut aus. Damit keine Zweifel aufkommen, Vegetarier- und Veganerregeln hab ich so gerne wie Gendern, also wie Bauchschmerzen, diese Verballhornung der deutschen Sprache. Du weißt doch, Vegetarier kommt aus dem Indianischen und heißt: Der zu blöd ist zum Jagen. Der Spruch ist zwar schon etwas abgedroschen, aber er paßt in die überkandidelte Szene.
hihi, ahhhgehh, maden mochten unsere vorfahren doch immer gerne.....
sooo naturfern um proteine zu verweigern, die völlig gratis wären?
xd :))
Das dürfen meine Mitesser nicht erfahren, bis 10 Madengänge werden geduldet bei einem größeren Pilz. Bei Kirschen und Himbeeren schaut man auch besser garnicht erst rein. Oderrr? ;-))
ich denke näher hinsehen darf man nirgens mehr.... :(((
Ich bin der Meinung es sollte heißen:
war doch eigentlich immer schon so
mag sein. viele können nicht sehen, wollen nicht sehen.........
Das stimmt 100 % -ig
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