Was stimmt nicht mit mir?
Herzliches Hallo an alle,
heute mal etwas, worüber ich viel nachgedacht habe; eine Frage, die mich Jahrelang beschäftigt hat und ich nie wirklich eine Antwort darauf gefunden habe:
Was stimmt nicht mit mir?
Das erste Mal kam diese Frage bei mir auf, als ich mit 6 Jahren, nach der Trennung der Eltern, plötzlich zur Psychologin geschickt wurde. Mit dem naiven Denken eines 6-jährigen, dass nur jemand zum Psychologen geht, der nicht "ganz dicht im Kopf ist", wunderte es mich schon sehr, dass ich zur Psychologin musste... Außer... Etwas stimmt nicht mit mir...?
In der Schule zeigte sich das dann noch mehr: Ich fühlte mich nicht dazugehörig, eher wie ein Außerirdischer, in einer Klasse, in der sich jeder kannte, nur ich komme eben von zwei Dörfern weiter. Die Mutter hat mich einfach von heute auf morgen mitgenommen, ohne mir viel bescheid zu geben. Außer eines "Wir wohnen ab jetzt hier" bekam ich keine weitere Info.
Und ja, die Schule, das war ein harter Brocken... Andere machten sich über mich Lustig, sagte ich irgendwas, äfften sie mich nach, beleidigten mich usw. Geschlagen wurde ich allerdings nicht, sofern ich nicht damit, in einem Wutausbruch, angefangen hatte. Aber es war mir einfach zuviel. Irgendwann haute ich (fast schon regelmäßig) ab von der Schule, den "Kindersommerferien" (über den Sommer gibt es, außerhalb der Schule, ein Programm, "Kindersommerferien", für Kinder dessen Eltern arbeiten müssen), vom Sport und überall sonst wo mir Andere die Zeit zerstörten...
Und das Abhauen ist ja nicht normal... Ich kannte sonst niemanden, der abgehauen ist. Klar, von zu Hause mal abhauen, weil man es nicht mehr aushält, habe ich schon gehört, aber von der Schule oder ähnlichem, kannte ich niemanden, der das tat. Also kam wieder die Frage Was stimmt nicht mit mir?
Auch in der Mittelschule wurde es immer schlimmer für mich. Sie hänselten mich weiter. Zu meinem Pech kam ich mit einem der Eiertreter aus der Grundschule in eine Klasse, der sofort Anschluss fand und allen erzählte, dass ich extreme Wutausbrüche bekomme, wenn man mir auf die Nerven geht und dann abhaue. Das fanden viele Lustig und gingen mir deshalb weiterhin auf die Nerven. Irgendwann in Kunst einmal hatte ich einen Systemausfall, griff zu dem Teppichmesser das auf dem Tisch lag und rannte dem Einen hinterher, mit den Worten "Ich bring dich um!". Feige verschanzte er sich auf dem Klo, während die Anderen versuchten mich zu entwaffnen und zu beruhigen.
Zu Hause konnte ich mir noch von der Mutter anhören, wie arm der Eine ja ist, steht jetzt unter Schock wegen mir... Ich kann von Glück reden, dass sie mich nur zum Psychologen schicken und ich nicht von der Schule flog, meinte sie. Mhm... Richtiges Glück hatte ich... Anstatt in eine neue Schule zu kommen, in der mich niemand kennt und ich von vorne beginnen kann, darf ich bei diesen Arschlöchern bleiben... Juhu... Ach und zur Psychologin durfte ich auch noch, welch ein Traum... Dies ließ mich noch mehr fragen: Was stimmt nicht mit mir?
Dann in der Oberschule
Dort kann ich mich nicht über meine Mitschüler beklagen, denn dort ließen sie mich endlich in Ruhe. Es war bloß... Ich passte nicht hinein... So fühlte es sich für mich an. Ich fand trotzdem 3 Freunde dort und wir kamen gut miteinander aus. Nur einmal, als alle 3 zugleich krank wurden, fühlte ich mich ziemlich alleine in den Pausen, denn ich hatte niemanden, mit dem ich etwas machen konnte. Mit den Anderen hatte ich nicht viel zu tun und ich fand es komisch und nicht richtig, mich jetzt mit jemandem von denen zu befreunden, nur weil die Anderen nicht da sind und wenn sie zurückkommen, lasse ich die neue Freundschaft fallen, wie eine heiße Kartoffel. Also versuchte ich die Zeit irgendwie alleine zu überbrücken.
Dabei stellte ich mir oft die Frage: Was stimmt mit mir nicht? Im Sinne von: Jeder macht mit jedem etwas, nur ich konnte mit den Anderen nicht sonderlich...
Dann der Wechsel der Oberschule
Ich wechselte die Oberschule, weil mich Grafik/Mediengestaltung gar nicht mehr interessierte. Jetzt interessierte mich Informatik. Also eigentlich das Programmieren, damit ich endlich selbst ein Computerspiel für meinen alten Laptop entwickeln kann. Denn die Spiele kosteten entweder oder brauchten mehr Ressourcen als mein Laptop zur Verfügung stellen konnte.
Ich war schlecht im Programmieren, kann es bis heute nicht so wirklich^^ Aber das erste Jahr an der neuen Schule war der Hammer - auch wenn ich durchgeflogen bin^^ Aber ich fühlte mich zum ersten mal wirklich wohl in der Klasse, als würde ich wirklich dazugehören. Ich kam mit jedem gut aus und vorallem mein Banknachbar gab mir ein gutes Gefühl, wir hatten immer viel Spaß zusammen.
Nur holte mich dann meine Vergangenheit ein: Ich dachte viel an damals, bekam Wut und Hass, hatte immer Angst, jemand würde etwas von meiner Vergangenheit erfahren und dann geht es weiter wie in der Grund-/Mittelschule, aus der Traum endlich mal dazuzugehören... Dies machte mich fertig. Zu Hause war ich dann meist alleine, hatte alle diese Gedanken, die sich im Kopf drehten, immer mehr und immer schneller und nicht aufhören wollten. Und dabei immer die Frage: Was stimmt nicht mit mir?
Was machte diese Frage mit mir?
Sie gab mir viele Unsicherheiten. Ich dachte immer ich muss irgendetwas psychisches haben, das mit mir nicht stimmte. Sonst hätte ich wohl nie zur Psychologin gehen müssen mit 6 Jahren. Ubd somit suchte ich akrybisch nach einer psychischen Erkrankung die ich haben könnte. Immer wieder kam ich zum entschluss: Ich muss alles haben bzw. mich streift alles - ähnlich wie bei einer Erkältung, wenn sie einen nur streift und nicht ganz ausbricht.
Und so ging es lange weiter. Sehr, sehr lange. Bis heuer im September etwa, als der Autismustest abgeschlossen war. Damit begann das Umdenken: Vielleicht stimmt mit mir auch alles und ich bilde mir nur ein, dass etwas nicht stimmt. Und seit da an rücke ich Tag für Tag immer ein Stückchen näher zu diesem Gedanken. Und das fühlt sich richtig gut an. Klar gibt es schon einige Sachen, die mit mir "nicht stimmen". Aber das gibt es bei allen Menschen. Niemand ist perfekt in dieser immaginären "Norm" drinnen. Es wird immer Abschweifungen geben, mal mehr, mal weniger, aber immer. Und das ist auch gut so, denn das zeigt, dass jeder etwas besonderes ist.
Also, was stimmt(e) mit mir nicht?
Genau diese Frage. Es stimmte nicht, dass ich mir einbildete, dass etwas nicht stimmt. Ich war nur so ohne Selbtsicherheiten durch die Trennung bzw. den Beuschen bei der Psychologin mit 6 Jahren, und die Zustände in der Klasse kippten da auch noch mehr Benzin ins Feuer, sodass sich diese Frage immer mehr verfestigte in mir, bis sich aus einer Frage eine feste Überzeugung entwickelte.
Und um Klarzustellen: Zum Psychologen gehen nicht nur Menschen, die "nicht mehr alle Tassen im Schrank haben". Psychologen sind sehr hilfreich, wenn man schwierige Aspekte in seinem Leben hat[, mit denen man alleine nicht mehr klarkommt (in härteren Fällen)]. Das wusste ich mit 6 Jahren leider noch nicht. Ansonsten wäre es vermutlich anders ausgegangen... Aber was geschehen ist, ist geschehen. Irgendwo ist es ja auch gut, denn sonst wäre ich heute nicht der, der ich jetzt bin von der Entwicklung her ;)
Also, wenn ich euch auch manchmal fragt, was mit euch nicht stimmt, hier die Antwort: Vieles, aber nicht mehr, wie bei Anderen ;)
Beste Grüße,
BlackButterfly666
Servus! Das ist jetzt 'mal 'ne richtig gute Reflexion. Das Schlimmste, was man einem Kind während seiner Entwicklung antun kann: ihm vermitteln, daß etwas nicht mit ihm stimmt. Aus der Nummer kommt es nicht so ohne weiteres wieder raus, manchmal ein ganzes Leben lang.
Warum wir heutzutage vieles in Normen pressen wollen und über die tatsächlich gegebenen Schemata und Marker hinaus noch eingebildete Schubladen aufmachen müssen - weiß der Henker. Vielleicht suchen wir wirklich nach möglichst einfachen Ordnungssystemen für unser beschränktes Hirnchen. Oder es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das einer Art Zeitgeist unterliegt (es gibt Hinweise...)
Fakt ist aber: sobald man sich dessen bewußt ist, kann man sich dagegen wehren. Gegen Einildungen wie: mit mir stimmt etwas nicht, ich gehöre nirgends dazu, ich muß mich anpassen. Oder eben Ideen wie: Ausländer nehmen mir die Jobs weg, wegen denen gibt es nicht genug Wohnungen und überhaupt sind das alles Sozialschmarotzer...
Was ich sagen will: Hinterfrage alles! Jede Überzeugung, mit der Du groß geworden oder angelernt worden bist. Jeden Gedanken, den Du für gegeben und selbstverständlich nimmst. Zu Deiner Überraschung werden die meisten davon sich als Luftblasen entpuppen ;-))
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ich war als kind auch bei vielen psychologen,nur wusste ich,dass bei mir alles stimmt,nur bei den anderen nicht,denn durch die,bin ich dort gelandet....
ein kind bekommt keine antworten auf fragen
wird alleine gelassen in seinen gefühlen
keine hand wird gereicht
keine zeit für gemeinsamkeiten
vernachlässigt
traumatisiert zurückgelassen
ich war gerne bei psychologen,dort konnte ich sein,wie ich war und die haben mich verstanden
du bist nicht allein
denn wir sind viele
traumatisierte kinder auffangen ist eine kunst die viele erwachsene nicht beherschen
also alles stimmte bei dir
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