RE: Das 2021er Hochwasser im Ahrtal und eine alarmierende Studie
Na ja, das Siedeln dort ist halt auch historisch gegeben.
Jou, betrachtet man die Zwischenräume der Katastrophenreihe, sieht das Wohnen in solchen Naturabschnitten auch ganz kommod aus. Das bedeutet aber entweder, dass die Menschen sehr vergesslich sind. Es kann aber auch bedeuten, dass sie den Abriss ihres Hab und Gutes als Preis für ihre außergewöhnliche Wohnlage in Kauf nehmen.
Beide Gründe für ein Festhalten an einem Leben in Gefahr kann ich nicht billigen. Gegen das Vergessen könnten Warnhinweise durch die Baubehörden Wirkung zeigen. Kolossal dumm kommt es allerdings, wenn selbst die Behörden einfach vergessen, was passieren kann.
Ist das also zum Beispiel in den richtigen Prioritäten gedacht, 10.000 neue Windräder bauen und milliardenschwer subventionieren zu wollen
Vergiss doch mal den Kampf Don Quichote gegen das Wetter. Es ist nicht alleine die Klimahysterie, warum die Bürger sich darauf verständigt haben, verstärkt Windräder zu bauen. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden ist das Gebot der Stunde und zwar aus sehr vielen, durchaus nachvollziehbaren Gründen.
Nehmen verantwortliche Politiker eigentlich ihre pausenlos verkündeten Warnungen und Ermahnungen zum menschengemachten Klimawandel selbst ernst?
Das kann eigentlich nur eine rhetorische Frage sein. In der Lokalpolitik weiß der eine oder andere Politiker vielleicht noch inhaltlich detailliert, worüber sein Mund gerade referiert. Dann, wenn er die Interessen seiner Freunde und Unterstützer vertritt. Auf Bundesebene weiß in der Regel nur noch der jeweilige Fachberater, worüber sein Frontmann gerade spricht. Da geht es geübten Selbstdarstellern einzig darum, wie sie beim Bürger rüber kommen. Schließlich jagt auf Ministerebene ein Thema das nächste und der eigene Stuhl am Futtertrog ist niemals sicher. Diese Leute sind gehetzte Wesen, immer auf der Hut einen Fehler zu machen. Oder auch nicht, wie man am unbedarften Lacher von Laschet wieder sehr gut sehen konnte.
"Es ist nicht alleine die Klimahysterie, warum die Bürger sich darauf verständigt haben, verstärkt Windräder zu bauen. "
Ich hab nichts gegen Windräder. Das sind Aggregate, die Strom liefern können, also werden die in der mittelfristigen Zukunft immer wichtiger werden. Ich sehe das nur pragmatisch.
Warum man dort siedelt... na ja, ich denke, dass man natürlich als dortiger Bürger und Bürgerin darauf vertrauen darf, dass die Infrastruktur technisch weiterentwickelt wurde und ungebremster Flutsturz wie 1910 nicht in der Weise mehr vorkommen kann. Kanalsysteme usw. Ich kenne das ja direkt aus meiner eigenen Kommune Dawillichleben! Hier ist das in den letzten 25 Jahren kontinuierlich so erfolgt, mit m.E. inzwischen eingetretenem Erfolg (bzw. seit den 90ern nicht mehr eingetretenen Überflutungen die es hier vorher gab, da waren wir damals selbst sogar Betroffene). Ich werde dazu mal demnächst was schreiben, weil das, was bei uns geleistet wurde, eigentlich beispielhaft ist.
Ich bin mal reingefallen. Auf dem Pfad zwischen Hauptstr. und em Kreisel. das war ein Spaß für Enkel und Oma. Da war auch Hochwasser.
Der "Lacher von Laschet"... meingottja, der arme Kerl, er hat sich ja entschuldigt, und es ist sicherlich nicht so, dass ihm bei den ganzen Problemen mit der Flut zum Lachen über die Betroffenen zumute gewesen ist.
Laschet steckt aber spätestens seit diesem Fehltritt den ganzen geballten Unmut über die Groko-Politik der letzten Jahre ein, er ist im Wahlkampf zum Watschenmann geworden.
Die Leute nehmen ihm, denke ich, in ihrem tiefen Inneren übel, dass er das Format von Merkel nicht einnimmt. Das kann er aber nun mal nicht hinkriegen, diese stille Sehnsucht nach einer neuen "Mutti" zu erfüllen. Weil die irrational ist.
Er könnte die Raute üben.
Moin!
"Das bedeutet aber entweder, dass die Menschen sehr vergesslich sind. Es kann aber auch bedeuten, dass sie den Abriss ihres Hab und Gutes als Preis für ihre außergewöhnliche Wohnlage in Kauf nehmen.
Beide Gründe für ein Festhalten an einem Leben in Gefahr kann ich nicht billigen."
Weshalb nicht? Und was wäre dein Mittel dagegen?
Ich persönlich denke und erwarte, dass sich das Lernen ein bisschen über Generationen strecken wird, das heißt etwa, dass die meisten Nachfahren derjenigen, die jetzt schwer getroffen wurden, Abstand nehmen werden von einer weiteren Besiedlung an derselben Stelle. (Ob ein solches Tempo ausreicht, ist natürlich eine andere Frage...)
Danke für die Nachfrage. Wenn ich kleine Leuchte etwas nicht billige bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ich dagegen Mittel finden will. Es ist Aufgabe des Staates, seine Bürger vor existenziellen Verlusten zu bewahren. Deshalb sind Bürger überhaupt staatlich konstituiert. Wie am speziellen Geschehen zu erkennen ist, muss der Staat versagt haben.
Die Frage ist natürlich auch, wie viele Generationen noch folgen müssen, bis die Bewohner so eines Tales und auch der Staat die wichtigsten Lektionen endlich begriffen haben.
Dass der Staat, also die bürgerliche Gemeinschaft, nach solchen Katastrophen hilft, ist selbstverständlich. Dass aber die Landesregierung nicht nach Sachlage fachlich adäquat reagiert, sondern im Wahlkampfmodus den uneingeschränkten Wiederaufbau propagiert, ist eine Posse aus der tragischen Komödie.
"Es ist Aufgabe des Staates, seine Bürger vor existenziellen Verlusten zu bewahren."
Über diesen Satz bin ich gestolpert und fast aufs Maul gefallen.
Wo kommt der her?
Ja, das mag man fast nicht glauben. Ich habe wirklich keine Lust, im Grundgesetz zusammen zu suchen, warum wir uns eine Konstitution gegeben haben. Da steht das aber drin. Der Staat schützt seine Bürger. Das ist die Essenz unserer Konstitution. Dass er heute bevorzugt die Wirtschaft schützt, liegt nur an uns Bürgern. Wir glauben, ein Recht auf Wohlstand zu haben. Aber das ist jetzt wieder viel zu politisch und dann verlangst du vielleicht auch noch dass ich es beweise. Ehrlich, das ist zu viel Arbeit. Ich lasse es mir dafür lieber noch mehr gut gehen.
Soweit ich verstanden habe, denkst du, es stehe im Grundgesetz?
Dann könnte ich ja selbst dort nachschauen.
PS
"Der Staat schützt seine Bürger."
Ja, juristisch. Also er schützt die Rechte seiner Bürger. Er hilft ihnen, sie durchzusetzen.
Wenn also mein Haus versichert ist gegen Hochwasser und die Versicherung Zicken macht, dann kann ich staatliche Institutionen anrufen, die mir helfen, mein Recht zu bekommen.
Habe ich keine solche Versicherung, ist doch nicht der Staat in der Pflicht, oder? Es ist ihm zwar nicht verboten, mir dann trotzdem zu helfen, aber ich könnte es nicht einklagen, wenn er es nicht täte. (Vielleicht ist der Staat verpflichtet, mir beim Finden neuen Wohnraums zu helfen, aber da weiß ich jetzt zu wenig drüber.)
PPS
Wenn "Es ist Aufgabe des Staates, seine Bürger vor existenziellen Verlusten zu bewahren" richtig wäre, wie käme es dann zu privaten Insolvenzen?
Ich reite deshalb so ein bisschen darauf herum, weil ich einen paternalistischen Staat nicht mag und zum Beispiel gerade die aktuelle (teilweise Grundgesetz-widrige) Einmischung in gesundheitliche Belange weitest gehend ablehne. Ich will nicht vom Staat vor der Corona-Pandemie geschützt werden. Gegen Unterstützung bei meinen eigenen Entscheidungen habe ich nichts, das heißt die kostenlose oder kostengünstige Bereitstellung von Tests und Impfungen finde ich in Ordnung, so lange es ein Angebot bleibt. Aber mich zu zwingen, wenn auch nur indirekt, ist unverschämt vom Staat und geht über seine Befugnisse hinaus, und zwar auch dann, wenn er behauptet, damit andere zu schützen (vor mir).
"Der Staat schützt seine Bürger" macht also nur Sinn, wenn dabei im Auge behalten wird: wovor? Und mit welchen Mitteln?
"Die in der aktuellen Sicherheitspolitik umstrittene Frage, wie weit Freiheitsrechte zugunsten von Sicherheit eingeschränkt werden dürfen, berührt staatsphilosophische
Grundlagen. Dabei besteht Einigkeit darüber, dass in einer modernen Gesellschaft und
einem demokratischen Rechtsstaat absolute Sicherheit nicht zu erreichen und auch nicht
zu erstreben ist. Uneinigkeit besteht dagegen bereits beim obersten Staatszweck: Besteht dieser in der Gewährleistung der „Sicherheit“ seiner selbst und seiner Bürger
oder in der Sicherung der Freiheiten seiner Bürger?"
Zitiert aus:
https://www.bundestag.de/resource/blob/423604/6bc141a9713732fc4bb4334b6d02693b/wd-3-180-08-pdf-data.pdf
Soll mal reichen für die nächsten Wochen...
Das sind in der Regel selbst herbeigeführte Ereignisse, die dem Verursacherprinzip unterliegen. Sollte es im Gemenge einer privaten Insolvenz justiziable Fremdeinwirkungen gegeben haben, die im Strafgesetzbuch stehen, ist wiederum der Staat in der Pflicht, Recht zu sprechen und für Entschädigung zu sorgen.
… ist aber soweit geregelt, sodass niemand mit zehn Philosophen diskutieren muss, bevor eine Verordnung in Kraft tritt. Im Zweifelsfall entscheidet die Judikative.
Wir nehmen uns gerne die Vorteile heraus, was den Staat betrifft. Das ist menschlich. Menschlich ist auch zu klagen und zu plärren, wenn der Staat Verordnungen verhängt, die den Bürgern nicht gefallen. Das mit der Freiheit sehe ich ganz gelassen. Die habe ich mir bis heute, sogar während der Pandemie, immer selbst genommen. Ich habe sie nie missen müssen.
Jetzt hast du mir es aber odentlich gegeben. Ganz dumm für mich ist, dass ich mich mit der freiheitlichen Grundordnung so verdammt gut aufgehoben fühle, dass ich sie noch nie angezweifelt habe sondern nur die Leute, die sie sie einseitig für die Wirtschaft auslegen lassen. Was soll ich jetzt tun? Bekomme ich Depressionen? Werde ich wütend? Och nö! Ich lasse es mir lieber noch ein Weilchen gut gehen. Schlechte Laune verkürzt das Leben.
Nicht nur juristisch. Da gibt es viel mehr. Denke nur an all die öffentlichen Einrichtungen. Du weißt auch zu wenig darüber. Aber tröste dich, mir geht es auch so. Nach bald 70 Jahren friedlichen Lebens in einem der reichsten Länder der Welt stelle ich fest, dass der Staat seinen Job eigentlich ganz gut gemacht hat. Was jetzt kein Freifahrtschein für die Blase im Elfenbeinturm sein soll. Es ist bisher ganz gut gelaufen, meine ich und hätte schlechter laufen können. Die Gelegenheiten dazu nimmt die Politik ja täglich wahr. Doch noch schützt uns unsere Konstitution vor den ganz großen Übeln und wenn einmal was passiert, stehen die Bürger auch zusammen. Das muss man im Frusttal der täglichen Schlagzeilen doch auch mal feststellen.
Okay, das ist ein kommodes Angebot, das ich dankend annehme. Wenn Du nichts findest über die Sorgfaltspflichten des Staates, sag Bescheid!
;-))
Ich gebe fast schon Ruhe.