Waldkloster Meditations Retreatment #1 - Die Kraft eines Gedankens
Die Kraft eines Gedankens
Kennt ihr diesen einen Moment im Leben, welcher völlig unerwartet alles ändert? Sowas ist mir im letzten Jahr widerfahren und hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Jeder Mensch hat da glaube ich seine eigene Vorgehensweise. Meine war es das ganze einfach nicht wahrzunehmen bzw. alles zu verdrängen. Was wie Ihr euch vorstellen könnt, mich absolut nicht weitergebracht hat. Es ist nicht Möglich vor sich selbst wegrennen…
Nach einigen Monaten stillstand und der inneren Unruhe, endlich etwas zu verändern, erinnerte ich mich an eine Unterhaltung auf einer Reise durch Asien. Ich traf jemand der in einer ähnlichen Situation war, wie ich gerade. Er erzählte mir von seinem Vorhaben ein Meditationsretreat zu besuchen. Das war das erste Mal das ich davon gehört habe. Auf dieses Thema bin ich noch einige Male beim Reisen gestoßen, schenkte es aber wenig Beachtung.
Vielleicht etwas zu meiner damaligen Person, ich war ein sehr wissenschaftlicher Mensch, sehr bezogen auf Fakten und Untersuchungen. Wie der Zufall es will, ändert sich durch so einen Moment einiges und man verändert seine Denkweise.
Nach etwas Recherche, einigen Träumen und schlussendlich ein Buch im Wartezimmer meines Arztes, entschloss ich mich, mich selbst und meinen Körper richtig kennenzulernen. Durch Meditation.
Trotz vielen positiven Erfahrungen anderer Menschen, betrachtete ich das Thema sehr skeptisch. Wollte es aber erlernen. Also kaufte ich mir dieses Buch und startete… Ich weiß nicht ob jemand von euch jemals versucht hat zu meditieren, aber mit meiner damaligen Weltanschauung und keine Ahnung um was es überhaupt geht, gab ich wütend auf. So wurde das nichts.
Ich konnte das so nicht stehen lassen, in mir wurde der Gedanke lauter, ein Meditationsretreat zu besuchen. Ich packte all mein Hab und Gut zusammen und saß 2 Wochen später im Flieger, ohne einen Plan wohin es geht und was auf mich zukommt. Ich hatte nur ein Ziel, mich zu finden…
Ich beschloss erst einen Monat herumzureisen um meinen Geist zu öffnen und um mich darauf einzustellen. Zum damaligen Zeitpunkt, hatte ich vor das Meditationsretreat in Chiang Mai zu besuchen. Deshalb endete meine erste Tour auch im Norden Thailands.
Mit fortschreiten der Zeit und Recherche, fand ich ein Kloster welches sich für mich richtig anfühlte. Ich wählte ein Waldkloster an der Grenze zu Myanmar. Hier wird die Vipassana Mediation praktiziert. Jeder ist willkommen, keine Voranmeldung, keine Kommunikation zur Außenwelt, kein Alkohol, keine Zigaretten (ich war damals noch Raucher) und alles läuft auf Spendenbasis.
Ich habe über ein Gespräch von diesem Ort erfahren und Nähere Informationen über dieses Kloster zu bekommen war etwas schwerwiegend. Aber ich hatte eine Adresse. Die einzige Information die ich besaß, war das man weiße Kleidung benötigte. Also auf zum Nachtmarkt, jetzt hatte ich alles was ich brauchte: Kleidung, eine Adresse und die Abfahrtszeit eines Busses.
Nun war es soweit, mir war mulmig. Ich saß am Busbahnhof in Chiang Mai, um das zu tun weshalb ich überhaupt hier war. Ich rauchte meine letzte Zigarette und stieg in den Bus…
Neben mir einer Chinesische Touristin, die zwanghaft versuchte ein Gespräch mit mir zu führen, indem sie Fragen in eine Übersetzer App in ihr Handy tippte und zu mir herüberreichte. Vor mir ein Mönch, welcher auf Facebook endlos die Startseite runter scrollt. Der Bus fährt bis an die Grenze. Haltestellen gibt es nicht, man sagt dem Fahrer wo man aussteigen will, muss hoffen das er sich an alle Punkte erinnert oder anbrüllt das man raus will. Ich nannte dem Fahrer das Kloster und zeigte ihm die Adresse, er nickt und ich hoffte dass er verstand. Ich setzte mich zurück auf meinen Platz und wünschte mir innerlich das der Mönch zufälliger Weise auch ins selber Kloster fährt wie ich. Zuviel war einfach unklar und chaotisch. Ich versuchte einen Halt zu Finden im Strudel der Nervosität.
Wir fuhren immer tiefer in die Berge, durch selbstmörderische Straßen, umgeben von tiefem Dschungel. Ich war der einzige Tourist in dem Bus, und langsam wurde es spät. Ich wurde Nervöser und hackte bei dem Busfahrer nach wann ich ankommen würde. Er lachte, nickte und zeigte auf einen Berg. Mir war nicht klar was er mir damit sagen wollte. Ich malte mir schon aus wie ich an einem völlig falschen Ort lande. Plötzlich stoppte der Bus, der Fahrer kletterte aufs Dach und warf, meinen Rucksack runter. Ich stieg aus, schaute mich um… Berge, Flüsse und ein kleiner Seitenweg der von der Hauptstraße abführt. Der Busfahrer zeigte auf diesen Weg, verbeugte sich, stieg ein und fuhr los.
Da stand ich nun alleine auf einer verlassen Straße mitten in den Bergen. Ich schluckte…, ein Blick auf mein Handy…, kein Signal. Ich hob meine Sachen auf und folgte den Weg.
Dem Weg folgt ein Fluss, Schmetterlinge verfolgen mich. Es hatte etwas magisches, die Angst verliert sich.
Als ich nach gefühlten 5km anfing, den Weg und die Aussage des Busfahrers in Frage zu stellen, sah ich eine Gruppe Mädchen mit weißer Kleidung an einem Fluss sitzen. Sie grinsten mich an und zeigten auf ein Tor einige Meter hinter Ihnen.
Das Kloster! , ich bin wirklich hier!
Ich wurde von keinem Menschen sondern von Pui dem Klosterhund empfangen. Wie mir später ein Mönch erklären wird, war Pui in seinem früheren Leben ein Mönch. Er kam eines Tages durch den Dschungel zum Kloster und ist geblieben, niemand weiß woher er kommt. Er nimmt an jeder Meditation teil, weckt zusammen mit den Mönchen die Teilnehmer und lebt wie alle anderen im Kloster.
Nach einiger Zeit, kam Marc (sein Pseudonym für westliche Besucher, da sein Name zu schwer zum Aussprechen ist). Er ist ehrenamtlich hier, verantwortlich für die Aufnahme der Neulinge und übersetzt für die meisten Mönche ins Englische. Er war sozusagen die Schnittstelle zu den Mönchen. Marc erkannte gleich mein Vorhaben und gab mir einen eigenen Bungalow. Er klärte mich auf wie der Tagesablauf war und wie ich mich in Gegenwart der Mönche verhalten soll.
- Nie den Kopf berühren
- Nicht die Fußsohlen Richtung Mönche halten
Er gab mir den Schlüssel für meine Hütte, erklärte mir den Weg und ich lief das erste Mal über das Gelände. Mich haute es aus den Socken! Ich habe noch nie einen so wunderschönen Ort gesehen, fast schon surreal! Berge, Flüsse, mehrere Seen, Palmen, Bäume mit riesigen gelben Blüten und so vielen Tiere wie ich sie schonlange nicht mehr an einem Ort gesehen habe.
Der Luxus meiner Hütte übertroff komplett meinen Erwartungen. Ich hatte ein eigenes Bad mit Dusche ! Es gab mehrere Hütten auf dem ganzen Gelände und 2 große Schlafsäle, jeweils Frauen und Männer getrennt. Allerdings schläft man auf einem Holzbrett mit einer dünnen Stofflage darüber. Anfangs echt paradoxerweise sehr bequem, nach einigen Tagen aber Horror.
Es ist 18 Uhr und ein Schlagen gegen eine Glocke erklang. Es wird zum Abendgesang und Meditation in der Dhamma Halle gerufen.
Die Dhamma Halle ist eine überdachte, offene Ebene in der Meditiert und Gesungen wird. Ich packte mir ein Gesangsbuch auf Englisch (Lautschrift), nahm mir ein Kissen und setzte mich in die dritte Reihe. Ich war gespannt was folgte…
Das Gongen erlischt und alle Teilnehmer wurden ruhig. Dann schreiten die Mönche langsam in einer Reihe und gesenkten Blick in die Halle und nahmen ganz vorne auf einer Erhöhung Platz.
Ein Mönch hatte ein Mikrophon, er hieß uns willkommen sagte eine Seite im Buch an und alle fingen gleichzeitig an in einer unverständlichen Sprache zu singen. Anfangs sang ich nur in mir drin mit, dann lauter.
Nun saß ich hier mitten im Nirgendwo im Dschungel zwischen Bergen, in einer offenen Halle, Mönche vor mir, ca. 100 Teilnehmer in weißer Kleidung um mich herum, Totenstille und wir sangen zusammen. Ich musste mir das Lachen verkneifen. Ich bin darüber überrascht wohin mich dieser Gedanke geführt hat. Ich genoss es, es gab einem Kraft, gleichzeitig fragte ich mich was das mit Meditieren zu tun hatte. Nach 1,5 Stunden kam der Mönch zum Ende und leitete eine Sitzmeditation an.
Ich hörte seinen Anleitungen gespannt zu und lies mich fallen. Es klappte besser wie mit meinen eigenen Versuchen, öffnete aber immer wieder die Augen und blickte mich um. Zu Neugierig war ich wie es den Anderen erging, die meisten hatten die Augen zu und wirkten entspannt, einigte schauen wie ich um sich.
Es war absolut still, das einzige was man hörte war der Wind.
Nach Ende der Meditation lief ich zurück zu meiner Hütte, in der Hand ein Ratgeber vom Kloster, mit Meditation Anleitungen und Beschreibungen. Ich hatte es geschafft und konnte es kaum glauben das ich hier bin.
Vielen Dank für Lesen und ich hoffe euch hat dieser Beitrag über meine Erfahrung gefallen!
Im nächsten Teil schildere ich euch:
- den täglichen Ablauf
- die verschieden praktizierten Meditationsarten
- weitere Entdeckungen auf dem Gelände
Hui,
toller und ausführlicher Bericht !!
Grüße
Michael
hi michael,
vielen dank, ich hab mir mühe gegeben :)
Sehr schön geschrieben und auch die Photos sind top. Danke für den Bericht ich merk es mir vor den zu lesen wen ich mehr zeit hab. Ich habe leider nur grob überflogen.
Gruß
Viktor
danke für dein feedback :)