Mein Wort zum Sonntag - Töne und Worte können sowohl heilen als auch verletzten

in #deutsch6 years ago (edited)

Ton und Wort

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder...

Böse Menschen kennen keine Lieder.
Vermutlich ist dies eine Abwandlung des Vierzeilers durch den Volksmund:

Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder. J.G. Seume

Töne sind etwas Wunder-volles.

Sie lassen uns mit Trance-Reisen in ein Phatasieland fliegen, berühren unsere Herzen in Freude, Gerührtheit oder Trauer und bringen unsere Glieder im Tanz in Bewegung. Gemeinsames Singen (am Lagerfeuer) kann Menschen miteinander verbinden - es kann eine Gemeinschaft fördern. Schon kleine Kinder freuen sich über die Töne, die sie selbst erzeugen, und über das Gutenachtlied zum Einschlafen.

Töne sind etwas Macht-volles.

Sie können unsere Stimmung beeinflussen, wie vor Jahren als es darum ging, in den Krieg zu ziehen. Dafür konnte man sich Mut und Kraft ansingen. Eine traditionelle Sonderform davon ist der sogenannte Haka der Maori, der inzwischen sogar in Deutschland therapeutisch eingesetzt wird.

Töne können heilen.

Der Heilpraktiker Fabian Stumpf vermittelt den Haka-Ha-Tanz in Seminaren, um Menschen zu ihrer inneren Kraft zu führen. @schamangerbert ist in Sibirien von den traditionellen Schamanen initiiert worden und in der Lage über Musik zu heilen.

Musik heilt

Töne können verletzend sein

"Der Ton macht die Musik"

...heißt es deshalb auch. Nicht nur der Inhalt meiner Worte zählt, sondern auch die Art und Weise, wie ich spreche: Wortwahl, Betonung und vor allem die "Färbung" (Ironie, Sarkasmus, Wut, Hass oder Verständnis, Liebe, Interesse...)

Gerade in dieser Woche ist mir wieder ein Artikel über den Weg gelaufen, in dem Meinungsverschiedenheiten ab einem bestimmten Punkt in respektlose Formulierungen übergingen. Da kann der Inhalt noch so gut sein, ab da ist für mich Ende Gelände und ich klinke mich aus mit einem Kommentar unter dem Motto:

"Der Ton macht die Musik".

"Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt."

Ein Zitat von J.R. Kipling
Töne können Laute jeder Fasson nutzen und damit bereits Vieles kundtun. Aussagekräftiger sind allerdings Worte.

Worte sind etwas Macht-volles.

Ebenso wie Töne können sie heilen und verletzen, trösten und beleidigen. Worte transportieren Informationen und können manipulieren, aufstacheln und täuschen.

"In Zeiten universeller Täuschung ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt." George Orwell

Worte werden zensiert.

Für ein politisch korrektes Sprechen und Singen werden (Lieder) Texte geändert und dem herrschenden Zeitgeist angepasst.

Mögen noch lange gesungen werden: Die Gedanken sind frei - ein altes deutsches Volkslied.

@depot69 hat einen interessanten Artikel zu Liedertexten geschrieben. In Halt's Maul Mundorgel schildert er einige Liedbeispiele - mit satirischem Augenzwinkern und auch wehmütig, wenn er feststellt, dass heute weniger und anders gesungen wird. (Die Auflagenzahl der "Mundorgel" sinkt stetig.)

Dies nehme ich auch mit Bedauern wahr. Volkslieder, Fahrtenlieder, Seemannslieder, plattdeutsche Lieder und Kinderlieder habe ich noch in der Schule im Unterricht gelernt. Wir haben alle gesungen und nicht nur der Schulchor ;-) So konnten wir bei Schulfesten in der Aula mit Freude und Stolz mitsingen. Das schafft Gemeinschaftssinn - etwas, das heute zu Gunsten von "Konkurrenz belebt das Geschäft" immer mehr an Bedeutung verliert. Warum gibt es immer wieder respektlose Kommunikation in den Kommentaren? Uns fehlt der Wille, das Gemeinsame zu sehen. Natürlich ändern ein paar Lieder nichts daran. Aber Worte und Töne wollen sorgsam gewählt werden - in jederlei Hinsicht. Dann bräuchte es auch keine Zensur ;-).

Was wird heute am Lagerfeuer gesungen? Gibt es überhaupt noch Lagerfeuer?

Singen

#meinwortzumsonntag: Sing mal wieder!

Fotos: pixabay, @kadna (Feuer), Collage: Canva

Mein Wort zum Sonntag:

Episode 1 Was ist ein Mensch wert?
Episode 2 Wem nutzen Froh-Sinn und Spiel-Chaos auf Steemit?
Episode 3 Steemit - Quo Vadis?
Episode 4 Mensch - Quo Vadis?
Episode 5 Bildung - Quo Vadis?
Episode 6 Die Kunst des Schreibens - Erwische den richtigen Flow
Episode 7 Prioritäten - Flow oder Perfektion?
Episode 8 Alles Leben kommt aus der Natur

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Sehr schöner Beitrag und vielen Dank für die Erwähnung.

Die Stunden am Lagerfeuer, als Kind und Jugendlicher, werden für mich unvergeßlich bleiben. War damals alles so einfach: eine schöne Stelle suchen, ein paar große Steine im Kreis legen, Holz suchen und anzünden. Kann mich noch erinnern, "The House of the Rising Sun" war auch so ein Lied, das immer gerne angestimmt wurde.

Wir werden der Natur und damit unserer eigenen immer mehr entfremdet. Beim Steem.Camp war es möglich. Komm 2019 mit ;-)

Darüber werde ich sicherlich nachdenken, bin im Grunde erst frisch bei steemit dabei.

Hihi so lange wie ich ;-) Überleg es dir...
Lieben Gruß
Kadna

Hi @kadna , Frei nach Wilhelm Busch : "Musik wird störend oft empfunden , weil sie meist mit Geräusch verbunden ."Bei mir helfen immer wieder --Irish Rebel Songs -- wenn ich mal wieder down bin . (Morgens eine halbe Stunde und ich könnte Bäume ausreissen .(Soviel zur Macht der Musik .) Es heißt auch nicht umsonst : Politisch Lied ein garstig Lied . Zu deiner letzten Frage kann man jetzt anstelle von "Es gibt keine Maikäfer mehr" singen : "Es gibt keine Lagerfeuer mehr."Zumindest in Deutschland .
lG unsuwe

@unsuwe

bitte keine bäume ausreissen---pflanz bäume :-)

ich kenne noch super lagerfeuer-und mit mega viel energie....

lg feuerelfe

Hi @feuerelfe , jetzt wo du es schreibst erinnere ich mich an ein Lied , das wir als Jugendliche immer gesungen haben "Das wir die L...horster sind , das weiß doch jedes Kind , wir reißen Bäume aus wo keine sind . Wir schlafen nicht in Betten , wir schlafen nicht auf Stroh .etc.pp "lG unsuwe ps ich glaube jedes Dorf hat hier seinen Namen eingesetzt und dieses Lied gesungen .

Komm zum Steem.Camp 2019 - da geht das noch...

Hi @kadna , diese Veranstaltungen meine ich nicht . Organisierte Osterfeuer etc. haben wir hier auch genug , oder gemauerte und überdachte Grillplätze , ich meine die kleinen , ausser der Reihe initiierten Lagerfeuer wie z.B. beim Nachtangeln , oder einer spontanen Session mit Guitarre und Mundharmonica . Ich bin leider ein ewig Gestriger . :-(( lG unsuwe

Wir waren zu zweit... ;-)

So etwas in der Art meine ich . Einfach mal spontan . :-)

Wahre Worte zum Sonntag ;)
Musik kann vor allem auch entspannen.. Was mir jetzt kurz vor der Geburt tut gut ;)
Schoener Beitrag! LG

Stimmt - entspannen ist auch dabei - genau wie das Aufwühlen... Mach es dir gemütlich die letzten Tage!
Lieben Gruß
Kadna

My lovely mister-singing-club, da hast du recht viele Aspekte wunderschön aufeinander abgestimmt in den Raum geworfen!
Habe schon Master-Arbeiten zur Macht von Sprache gelesen. Der vokale Teil von Sprache wird gerade im Bereich von Schriftsprache oft völlig außer acht gelassen. So ist es meist gar nicht so einfach (und nicht unbedingt durch das Hinzufügen eines Smilys getan), Ironie schriftlich darzustellen, das Verständnis dieses Stilmittels durch Adressaten dabei noch gar nicht beachtend. Ohne Ton kommt es also noch öfter zu Missverständnissen und Unmut. Wenn der dann noch mit Angriffen bestückt wird, braucht's auch keinen Ton mehr, aus mit Respekt.
Da kann ich dir ein Lied von singen, gerne auch am Lagerfeuer ;-)
Schönen Sonntag,
LG Chriddi

Danke für dein schönes Feedback und die wunderbaren Ergänzungen. Da kann man sicher ganze Masterarbeiten zu verfassen. ;-) Ich setze gern Impulse zum Anregen eigener Gedanken... Und gern das gemeinsame Lagerfeuer mit Wort und Ton.
Liebe Grüße
Kadna

Hab Dank für den schönen Post. Ich war beim Lesen ganz bei dir!

Dankeschön, das freut mich... die Frau im Feuer ist mir leider nicht begegnet ;-)
Lieben Gruß
Kadna

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Hallo Kadna,
auch die Tatsache, dass es ein schlechter Text bis ans Lagerfeuer geschafft hat, macht es nicht zwangsläufig besser. Bemerkenswert schein mir, dass 90% der Sänger am nächsten Morgen überhaupt nicht mehr wissen, was sie da eigentlich gesungen haben.
Wie viele Sänger halten die Moor-Soldaten noch heute für ein fröhliches Lied, das der gut gelaunte Tagelöhner auf dem Weg zum Arbeitsplatz trällert?
Also: Singen - ja!
Aber das Nachdenken nicht vergessen.

Liebe Grüße
Wolfram

Das klassische Beispiel - die Moorsoldaten. Ich gestehe, ich habe es auch zuerst "gedankenlos" gesungen. Singen mit Verstand - solche Lieder sind ja auch Zeitgeschichte. Wie auch Hannes Waaders "Es ist an der Zeit" oder die Songs aus "Hair", bei denen ich oft Tränen "verliere"...

Wenn ich nicht an Reinkarnation glauben würde, wäre ich hier schon längst durchgedreht... Ich habe schon als Kind nach dem Sinn gesucht... wie können in Biafra Kinder verhungern????? ??? Hey, was ist das für eine Welt? Jetzt hast du mich aber voll erwischt... "Where Do I Go?" (Hair)

Ich lese gerade "Die Flockenleserin" von Mike Powlez.
Demnach sehen wir uns alle wieder, können zwar das nächste Leben nicht beeinflussen - aber über das gerade abgeschlossene in aller Ruhe mit Freunden diskutieren.
Keine schlechte Aussicht!

Liebe Grüße
Wolfram

p.s.: Das Buch ist in keiner Phase das, was es vorgibt zu sein. Doch wenn man bereit ist sich mit den Gedanken um das Sterben zu beschäftigen (da spielt das Alter keine Rolle), lohnt sich der Kauf.
Für mich war es wichtig einen Eindruck zu bekommen, mit welchen Gedanken sich meine Mutter aus ihrem letzten Leben verabschiedet haben könnte.

Danke für die Buchempfehlung - klingt interessant. Vielleicht besorge ich es mir aus der Bibliothek...

Schau mal hier
Aber nicht vergessen: Als Roman (was er ja eigentlich sein soll) hat mich das Werk nicht überzeugt. Doch das Thema Hospiz und Sterben ist gut aufgegriffen.

Meine Empfehlungen zu Sterben und Tod:
"Mut und Gnade" von Ken Wilber
"Dienstags bei Morrie" von Mitch David Alborn
"Der Himmel ist lustig" von Lotte Ingrisch
"Die Einweihung" von Elisabeth Haich

So lange in meinem Sargdeckel noch kein Nagel versenkt ist, bleibt mir Zeit mich mit deinen Vorschlägen entsprechend vorzubereiten oder dem Sensenmann ein Schnippchen zu schlagen.
Danke für die Tipps.

Die Empfehlung für das letzte Liegen:

nichtlustig...

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