Ein Kapitel aus einem nie veröffentlichten Buch - Die Rosenkreuzer
Ein weiteres Kapitel aus dem niemals vollendeten Buchprojekt
Eine der wichtigsten okkulten Traditionen ist die Bruderschaft der Rosenkreuzer, die protestantisches Christentum mit den Ideen der Hermetik verbinden. Einige sehen darin eine neue Form der Gnosis. Laut Julius Evola sind die Rosenkreuzer Orden aus den Ritterorden und dabei insbesondere aus den Überresten der Templer hervor gegangen. Neben den Rittern hätten die Minnesänger einen starken Einfluss auf die Rosenkreuzer gehabt. [1] Dies sei ein Grund für die Rosensymbolik, die im Rosenkreuzertum sowohl die Seele, die Prinzipien des Individuums, als auch den göttlichen Weltherrscher symbolisieren. Von Dort stammt auch der Brauch, dass ein Mann einer Frau Rosen schenkt. Dies ist symbolisch dafür, dass der Mann der Frau nicht nur seine Seele , sondern in gewisser Weise auch seine Männlichkeit übergibt. Das Schenken von Rosen ist ein Versprechen an die Frau, dass man seine „maskulinen Qualitäten“ wie Standhaftigkeit und Prinzipientreue dafür einsetzt, dem Wohle der Frau zu helfen. Gleichzeitig bedeutet die Rose in der Alchemie auch „Rubedo“, also das Vermögen, das Richtige zu tun. Dies bedeutet also, dadurch, dass der Mann mit den Rosen symbolisch der Frau die Treue schwört, ermöglicht er der Frau auch, selbst richtig zu leben. Das Symbol der Rosenkreuzer ist die Rose auf einem Kreuz. Dies symbolisiert, dass im ungebildeten Normalzustand die menschliche Seele tot und an die materielle Welt gefesselt sei. Die Fesseln an die stoffliche Welt seien bestimmte Laster des Individuum. Die Aufgabe des Rosenkreuzers ist nun, dieses Verhältnis umzukehren, und durch den Glauben zu ermöglichen, dass die richtigen Prinzipien über dem Weltlichen stehen und in der Welt positive Veränderungen ermöglichen können. Gleichzeitig symbolisiert die Rose auch die Verbindung zwischen dem analytischen Denken und dem emotionalen Denken, in der Form, dass es emotionale Kälte, aber auch irrationale Emotionalität verhindert. Die Rosenkreuzer wurden angeblich von einem Mystiker namens Christian Rosenkreuz gegründet, der nach „Osten“ Reise um nach den Geheimnissen des Christentums zu suchen. (Man geht aber davon aus, das Christian Rosenkreuz eine Märchenfigur ist, und dieser Orden von anderen Leuten gegründet wurde.) Julius Evola meinte, dass Christian Rosenkreuz wahrscheinlich nach Arabien reiste, um diese Geheimnisse zu finden. Nachdem er wieder zurück kam, wurde Christian Rosenkreuz allerdings von der katholischen Kirche als Häretiker bekämpft, weshalb er sich als Eremit in den Bergen versteckte. Nach seinem Tod wurde er in einem geheimen Grab beerdigt. [2] Der Orden sollte ein hundert Jahre geheim bleiben und dann an die „Öffentlichkeit“ gehen. Das Ziel der Rosenkreuzer sollte es sein, das allgemeine Verständnis und die allgemeine Bildung der Menschheit zu erhöhen. Dies sei auch der einzige Weg, die Welt zu verändern, denn keine politische Maßnahme könne wirkliche Veränderung zum Positiven bringen. Das Einzige, was wirklich die Welt retten könnte, sei, wenn genügend Individuen in ihrem persönlichen Leben bereit seien, ihr Leben zu hinterfragen und sich selbst zum Besseren zu wandeln. Und wenn das nicht passieren würde, würde sich stattdessen das Leid in der Welt ungeheuerlich mehren. Die Rosenkreuzer sollten untergegangen sein, aber spätere Leute hätten die Lehre wieder gefunden. (Die ersten Rosenkreuzer sollen aber nicht ausgestorben sein, sondern seien an einen geheimen Ort im Osten gezogen sein. Einige vermuten, dieser Ort könnte das Königreich des „Priesterkönig Johannes“ sein, nach dem die Kreuzritter suchen sollten. Julius Evola vermutete, diese Rosenkreuzer hätten sich heimlich in Indien verborgen.) Diese Rosenkreuzer der zweiten Generation hätten auch das Grab des Christian Rosenkreuz gefunden, an dem vier Weisheiten gestanden hätten:
1. Es gibt kein Vakuum in der Natur Dies wird meistens übersetzt mit „Es gibt nichts Informations-/Geistloses“ 2. Die Naturgesetze des Universum sind überall und unveränderlich Dies schließt die Gesetze der Moral mit ein. Diese können nicht überlistet werden 3. Das Evangelium ermöglicht es den Menschen, Frei zu sein Dies bedeutet vor Allem, dass die ethischen Lehren von Jesus Christus es dem Menschen ermöglichen, in Freiheit zu leben. 4. Jesus ist alles für mich Dies bedeutet, dass der Glaube und Jesus nacheifern zu wollen muss der Schlüssel im Herzen sein, um Gutes zu vollbringen. Dieser Punkt ist auch entscheidend für das Zeitverständnis der Rosenkreuzer. Die Rosenkreuzer glauben, wie die antiken Traditionen an vier große Weltzeitalter. Das erste Weltzeitalter ist der Punkt, wo die Kraft Gottes am Stärksten ist. Diese Kraft schwindet und wird eher durch Gier ersetzt, bis zu einem Punkt, wo die Menschen „maschinell“ versklavt sind. Und aus diesem großen Sklavenzeitalter entsteht wieder ein goldenes Zeitalter für die Christenheit. Laut den Rosenkreuzern ist der Geist Jesu auch die Kraft, welche das Individuum dazu bringt, sich seinen Sünden zu stellen und ein besserer Mensch werden zu wollen. Der höchste Stand ist deshalb dann erreicht, wenn man christlich handelt, weil man an das Wort Jesu glaubt, und seinen Glauben durch richtiges Handeln zum Ausdruck bringt. Wer christlich handelt, ohne es wirklich zu wollen, oder christlich handeln will, aber es nicht tut, ist laut den Rosenkreuzern kein wahrer Christ. Das Handeln muss im Einklang mit dem Denken stehen, und der Mensch darf sich nicht selbst belügen. Ein solcher Selbstbetrug, vor dem die Rosenkreuzer warnen, ist christlich erscheinen zu wollen, damit Andere einem Vorteile gewähren. Dies würde nämlich dazu führen, dass ein Mensch am Ende seine Mitmenschen manipuliert und ausnutzt, was mit der christlichen Lehre nicht vereinbar sei. Um diesen Punkt zu verdeutlichen gibt es bei den Rosenkreuzern auch ein Motto, was übersetzt Lautet „Keine noch so große Menge von weltlichem Gold, kann das Gold im Herzen ersetzen“. Rudolf Steiner interpretierte Punkt 3 und Punkt 4 auch in der Weise, dass nur die Überwindung der menschlichen Ignoranz Freiheit möglich sei. Ein zentrales Dokument/Ritual der Rosenkreuzer ist die „Chemische Hochzeit des Christian Rosenkreuz“. Dies ist eine Geschichte, wo Christian Rosenkreuz zu einer Königshochzeit eingeladen wird und da bestimmte Aufgaben/Prüfungen durchstehen muss, damit am Ende der wahre König herrschen kann. Am Ende stellt sich heraus, dass der wahre König auch „der Sohn“ ist. Dies ist offensichtlich eine Anspielung auf Jesus. Dieser wurde bei den Rosenkreuzern auch oft als „König Felix“ bezeichnet. Felix heißt wörtlich „Der Glückliche“ und Jesus ist der „Glückliche König“, weil dies der einzige Herrscher mit einer legitimen Autorität sei. Es gibt die Vermutung, dass diese Idee auch von dem Aberglauben von Ritterorden abstammt, es würde irgendwo einen schlafenden geheimen König geben, der am Ende aller Tage die Welt rettet. In Deutschland wurde der Kaiser Barbarossa in diese Rolle gesteckt. Viele Rosenkreuzer glauben auch, dass tatsächlich ein solcher Geheimkönig existiert und die Rosenkreuzer insgeheim leitet. Es existieren auch Listen von Leuten, die angeblich diese Position bekleidet haben sollen. Die Rosenkreuzer glaubten auch, dass diese vier Weltzeitalter auch für das Individuum gelten. Das Individuum würde auch in den Unglauben und in die Unwissenheit fallen. Der Mensch würde geistig geboren werden und immer stärker im Materialismus gefangen sein. Deshalb muss der Mensch diesen „wahren König“ in sich selbst finden, um diesen Fall aufzuhalten, und wieder zum Geistlichen zurück zu kommen. Das ist Prinzipientreue als innerlicher „glücklicher König“. Der höchste Verfall des inneren Königs sei das Aufgeben allen Höheren zu Gunsten der Gier nach welchtlichen Dingen. Der Gläubige soll, (wie schon in anderen Kapiteln erklärt) durch die chemische Hochzeit Prinzipientreue und Fürsorge in sich selbst verbinden lernen. Die Hochzeit geht über sieben Tage. Dies liegt daran, dass Sieben laut den Rosenkreuzern die Vollendung von Gedankenprozessen symbolisiert. Der erste Tag ist der Tag, wo Christian Rosenkreuz zur Hochzeit eingeladen wird. Dieser Tag soll die Erkenntnis symbolisieren, dass sich ein Mensch nicht von Zukunft und Vergangenheit beeinflussen lassen soll, in seinem Handeln, sondern er das, was er Heute tun muss, heute erledigt. In der Nacht sieht er, wie er und Andere in ein er dunklen Grube gefangen sind, aber durch Gottes Gnade befreit werden können. Laut Rudolf Steiner ist die Essenz dieser göttlichen Gnade aber allein der Wille, sein Leben zum Besseren ändern zu wollen. Allein dies würde einem ermöglichen, das Leben zu ändern. Jemand, der in seinem eigenen Elend bleiben will, der hätte keine Gnade erhalten und könne vor seinem eigenen Elend nicht gerettet werden. Ein sicheres Zeichen für Ungnade ist es, wenn diese Leute intelligentere Menschen für ihre Gedanken verspotten. Der Beginn der sich zeigenden Gottesgnade sei aber die Selbsterkenntnis, dass man als Individuum nicht alles Wissen hätte, sondern noch Lernen müsste. Die Gnade Gottes sei keine besondere Fähigkeit, sondern allein der Wille, an sich selbst zu arbeiten. Am nächsten Tag reist er zum Schloss. Diese Reise symbolisiert die Reise zur geistigen Sphäre und zur tieferen Erkenntnis. Dabei kann er den richtigen Weg nur finden, weil er eine Taube, also den heiligen Geist, vor weltlichen Bedrohungen rettet. Er hält sich für unwürdig, das Schloss zu betreten, doch erhält im Traum die Botschaft, dass gerade diese Zweifel ihn würdig machen, denn „Nur wer sich selbst erniedrigt, wird von Gott erhöht werden“. Am nächsten Tag müssen alle Gäste sich wiegen lassen. Dies symbolisiert wie bei einer ähnlichen Geschichte aus dem alten Ägypten, dass der Geist frei von Belastendem wie Sünden oder unreinen Gedanken werden soll. Als Rosenkreuz dies besteht, träumt er, dass sich die Tür zum Innersten für ihn öffnet. Christian Rosenkreuz offenbart sich im Inneren viel neues Wissen und eine Enthauptung des alten Adels. Diese Enthauptung symbolisiert das Einsetzen des Nigredo. Danach träumt er, dass die Geister der Enthaupteten durch Schiffe zu einem Turm gebracht werden, wo sie gereinigt werden und das Positive an ihnen gerettet wird. Ergo das Albedo beginnt. Am nächsten Tag findet das Begräbnis der Getöteten statt, wo Christian Rosenkreuz Kontakt mit der großen Göttin und damit dem göttlich weiblichen Prinzip bekommt. Er erkennt, dass Liebe und Fürsorge helfen können, die Sterblichkeit zu überwinden. Danach träumt er davon, dass die Seelen zur Spitze des Turms gelangen. Am nächsten Tag arbeiten alle Beteiligten alchemistisch an der Auferstehung des Königs. Dies klappt und dabei werden diese unsterblich. Ergo die Vollendung des Albedo. Am letzten Tag erfolgt nun die richtige Hochzeit. Der neue König bekleidet seinen Thron, offenbart sich als der Sohn, und alle Anwesenden werden zu Rittern des Königs geschlagen. Christian Rosenkreuz wird zum Torwächter der Burg ernannt. Im letzten Traum wird Christian Rosenkreuz mitgeteilt, dass sein Werk vollendet sei und er endlich da ist, wo er hin gehört. Rosenkreuzern wurde es im Mittelalter gelehrt, geheime Kommunen zu gründen und versteckt wie die ersten Christen zu leben, und sich nur vertrauenswürdigen Personen zu erkennen geben. Die sogenannten „Georgia Guidestones“, die Regeln für die Menschen zum Überleben nach der Apokalypse beschreiben, sind angeblich von einem RC Christian in Auftrag gegeben. Bei dem Namen vermuten viele, dass dies eine Anspielung auf Christian Rosenkreuz sein soll. Einer der wichtigsten Autoren der Rosenkreuzer ist Max Heindall, dessen Hauptthema das Verhältnis zwischen Intelligenz und Welt ist. Dieser beschrieb, dass das Universum aus vier Welten bestehen würde, die identisch mit denen der Kabbala seien. Mit dem Reich der Ideen zu Oberst und der materiellen Welt zu unterst. Diese seien laut Max Heindall auch identisch mit den Agregatzuständen von Stoffen. (Flüssig, Fest, Gasförmig und bei Heindall kommt da noch Information dazu.) In jeder dieser vier Welten muss der Mensch an sich arbeiten. Beispielsweise auf der Ebene des Begehrens muss der Mensch seine physische Gier und Lust aufgeben und durch das Begehren eines ethischen Leben und eine bessere Person zu werden, ersetzen. Dies bedeutet aber auch, ein „gesundes Bauchgefühl“ zu entwickeln, sodass man schon fühlt, wenn etwas nicht richtig ist, und dass man auch bereit ist, auf dieses Gefühl zu hören. In der Gedankenwelt muss der Mensch an seinem Wissen arbeiten. Dazu gehört einmal das, was zum Individuum gehört, und einmal, was die Außenwelt bedeutet. Dies sei aber verbunden. Der Mensch, der das falsche Bild von der Welt hat, hat auch falsche Ideen davon, was er mit seinem eigenen Leben anstellen muss. Ein Beispiel für solche Fehler sind politische Ideologien, welche den Leuten ein falsches Bild von der Welt eintrichtern und diese damit zu falschen Zielen leiten. Eine anderere Art Manipulation sei hier, dass man den Menschen eintrichtern würde, sie seien nur Tiere, die nur selbst zu Fressen bräuchten, um Glücklich zu sein, und dessen höhere Intelligenz man runter spielt. Um das „höhere Selbst“ zu ermöglichen, sollte das Individuum ermutigt werden, sich selbst Gedanken über die Welt und die Philosophie zu machen. Darüber steht der Raum der Vorstellung und der Kreativität. Das Reich der Ideen. Dort soll der Mensch lernen, nach Auswegen für seine Misere und die Misere seiner Mitmenschen zu suchen, und unorthodox „out of the Box“ zu denken. Die Idee ist, um ein besseres Leben auf allen Bereichen zu erreichen, muss der Mensch in der Lage sein, sich vorzustellen, dass es so ein besseres Leben überhaupt geben kann, und es nicht so weiter gehen muss, wie bisher. Und wer alle diese Bereiche erlernt hat, kann die hermetische Initiation erreichen und am Ende zum Stein der Weisen kommen, einem inneren Zustand, wo das Individuum anderen Menschen schon durch seine bloße Anwesenheit hilft, sich selbst zu bessern. Zu dieser Initiation gehört aber auch das Erkennen, dass es nicht möglich ist, auf Kosten seines Umfeld zu profitieren, und dass so ein Ziel am Ende dem Individuum selber schadet. Denn Weisheit ist laut den Rosenkreuzern auch erst dann nützlich, wenn man sie als Selbstzweck will und braucht, wie die Luft zum Atmen. Ein Medium , was auf rosenkreuzerischen Ideen basiert, ist der Anime „Revolutionary Girl Utena“.
[1] Evola, Julius (1937) The mystery of the grail. Initiation and Magic in the Quest for the Spirit [2] Passio, Mark Occult Empire, The Rosicrucian Tradition (ganze Playlist)