RE: „You're the all singing, all dancing crap of the world!" - Einmal Freiheit zum Mitnehmen, bitte! Philosophischer wird's heut' nicht mehr...🍷
Mahlzeit,
ich schätze, all die Überlegungen dazu sind innerhalb eines Rahmens, der vorgegeben ist durch Adaption, Sozialisation und Anlagen ... was dazu führt, dass Nietzsche, Camus und all die anderen Denker Teilmengen der zeitgenössischen Rahmen sind in denen sie leb(t)en und je nach Fähigkeiten noch eigene Räume innerhalb dieser Denk- und Erlebensrahmen dazu addierten. Hochgerechnet auf die tausenden Denker in den letzten 5.000 Jahren, gibt es eine unüberschaubare Anzahl Denkrahmen, die uns möglicherweise vieles vorgaukeln auf ethisch-moralischem Gebiet oder auch in allem, was den freien Willen angeht. Sich in diesen teilweise stark überlappenden Denkrahmen zurechtzufinden, ist schwierig bis unmöglich. Was dem Fehlen von Sinn durchaus gleichzusetzen ist.
Das Universum ist es auf jeden Fall nicht; deterministisch. Wer kennt schon ALLE dazu notwendigen Informationen und kann daraus Vergangenes wie Zukünftiges berechnen. Gott? Nun, ein Konstrukt wie Gott wurde implementiert - bewusst oder unbewusst - um einen Pseudorahmen zu schaffen, der deterministisch wirken kann: Die Bibel. Den Koran und andere religiös dominierten Ideologien. Tust du A, passiert B. Bist du böse > Hölle. Bist du gut > Himmel.
Bei der Frage, ob deterministisch oder Wille frei/unfrei (wie auch immer), ist die Komponente der Tiefe des Denkens nicht unerheblich. Aber selbst im tiefsten Denken wird sich am Ende zeigen, dass basale Grundparameter (Zeitalter, Umwelt, Emotionen, Erziehung), nicht komplett ausblendbar sind. Insofern: Nein, den objektiven freien Willen wird es nicht geben.
Aber vielleicht ist die Fragestellung ungenau. MUSS es denn überhaupt einen absolut objektiven, unabhängigen Willen geben? Gäbe es ihn wirklich, wären wir keine sozialen Wesen, die Gemeinschaften formen können, um innerhalb dieser Gemeinschaften Schwächere zu schützen, zu versorgen. Das setzt Sinngebung voraus. Sinngebung folgt einer klaren ethisch-moralischen Linie. Etwa die Sesshaftwerdung, der Anbau von Feldfrucht (Getreide), die Lagerhaltung, Bodenkultivierung, überwinden von schlechten Zeiten ... innerhalb dieses Rahmens sind die 'freien Entscheidungen' durchaus sinnvoll > etwa ob ich zweizeiliges oder vierzeiliges Korn verwende. Ob ich Bodenaustrocknung durch Anpflanzen von Melonengewächsen verhindern kann. Ich stoße damit also kausale Ketten an, die am Ende zum Erfolg der Gemeinschaft führen.
Würden ALLE in dieser Gemeinschaft einen völlig objektiven, unabhängigen, freien Willen besitzen, nicht geformt durch die Standards der gemeinschaft oder basaler Funktionen, würde sie nicht entstehen bzw. innerhalb kürzester Zeit auseinanderfallen. Es gäbe nur reine Individuen, die spontan Dinge tun und damit auch anderen schaden werden.
Freier Wille im Sinne von wirklich frei, ist ein theoretisches Konstrukt, ein Gedankenexperiment. DASS wir in der Lage sind, dieses Gedankenexperiment zu initiieren, ist ein Teil des an Denkrahmen gebundenen Willens, würde ich sagen, denn um überhaupt einer These (der Mensch als soziales Wesen) Kraft zu geben, müssen wir sie mit einer Antithese (sind wir wirklich frei) unter Druck setzen.
Da sind wir am Ende bei der Freiheit. Da das Universum nach jetzigem Stand NICHT deterministisch ist, es uns also einfach so von der Platte fegen kann, wäre es schön, würden wir einem Denkrahmen folgen, der INNERHALB sich selbst größtmögliche Freiheit bietet, aber immer orientiert an ethisch-moralischen Standards. Für mich persönlich ziehe ich aus den Denkrahmen der letzten 5.000 Jahre zwei Dinge, denen ich das Etikett SINN zuordnen möchte:
- Liebe (also im Sinne von > ich liebe einen Menschen und lasse ihm alle Aufmerksamkeit angedeihen, alle Zärtlichkeit.
- Menschen helfen Menschen ... dazu muss ich nicht viel sagen. Braucht ein Mensch Hilfe, hilf ihm. Pass dabei natürlich auf dich selbst auf.
Innerhalb einer Galaxie von 100.000 Lichtjahren Durchmesser, und von denen gibt es Milliarden, eines sichtbaren Raumes von 13,6 Milliarden Lichtjahren, ist bedeutend, was WIR für den Anderen/die Andere tun. Unser Sinn bemisst sich nicht in allgewaltiger Größe, er bemisst sich in dem, was um uns herum ist.
morphin