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RE: Konsumverhalten – Wie wir uns selber verarschen & finanziell ruinieren !!!

in #money7 years ago

Achja, das liebe Geld und seine soziopsychologische Bedeutung ...

Ich bin in der glücklichen Lage, nie ein Konto mit Dispo gehabt zu haben. Vor ein paar Wochen habe ich mal Dokus zum Thema Insolvenz bzw. Hartz4 gesehen und bei der Insolvenz-Doku ging es auch um Kaufsucht ... da hab ich schon ein wenig mit den Ohren geschlackert. Zwei junge Frauen, noch nicht mal 25, die eine Mutter, beide nicht berufstätig, beide tätowiert, gepierct, Fingernägel sichtbar aufbereitet ... nichts gegen Ausgaben für die eigene Schönheit, aber mitten in einer Insolvenz? Und dann drehte sich auch alles über die dokumentierte Zeit (etwa ein Dreivierteljahr) mehr oder weniger im Kreis. Termin bei der Schuldnerberaterin, alle sind guter Dinge. Zwei Monate später hat sie wieder ein neues Handy und weitere Schulden. Der dritte Porträtierte - ein junger Mann Mitte 20 - hatte sich erfolgreich eine Stelle gesucht als Fahrer. Läuft auch erstmal gut, aber dann häufen sich Strafzettel wegen zu schnellem Fahren.

Ich bin ja auch gerade in einem Insolvenzverfahren drin und die Summe, die die erwähnten drei zusammen schuldig waren, erreicht meine nicht. Und trotzdem ist es für sie soviel problematischer, bei der Stange zu bleiben ...?

Bei mir war die Zeit der Ausbildung leider jene, in der es gefühlt das größte Mißtrauen meiner Eltern gegenüber mir gab. Immer wieder Vorwürfe wie den, ich würde am Bahnhof die teuersten belegten Brötchen kaufen ... (WTF?) In der Tat habe ich damals einiges Geld für Wochenendausflüge verballert, ich war jung und hab mich in einer linken Parteijugend wohlgefühlt ... Irgendwann war diese Phase vorbei, die Wochenendtrips, die mich von der Einsamkeit in der eigenen Wohnung ablenkten, blieben, fanden evtl. etwas seltener statt.

Rückblickend muß ich sagen, daß ich nicht fit bin, was Gelddinge angeht, auch bei vielem anderen nicht (modische weibliche Kleidung, Wohnungseinrichtung, Gastfreundlichkeit). Andererseits sind so die eigenen Bedürfnisse tatsächlich etwas eingeschränkt.

Ich habe mich auch immer verwehrt, eine Kreditkarte zu benutzen (oder eine ec-Karte), um nicht jederzeit aus Laune auf Geld zugreifen zu können. Zu einem verantwortungsbewußten Umgang mit Geld hat das trotzdem nicht geführt, dazu bin ich vielleicht zu verträumt. Ich bekomme hin und wieder Mahnungen, zahle dann aber trotzdem im Laufe des folgenden Viertel- oder halben Jahres. Andererseits könnte ich ja mit den Stoffen und den Kochbüchern immer noch Werte schaffen.

Ein "Lernerfolg" der letzten Monate ist leider auch, wie schnell man über den Kamm geschoren werden kann mit anderen finanziell Schwachen. Ich bin ja wie gesagt nicht die suchtmäßig aus dem Vollen Schöpfende, sondern lebe mit dem Geld, das ich habe. Und dann stehe ich nach drei fehlgeschlagenen Abbuchungen, die zumindest zum Teil Minderzahlungen des Jobcenters geschuldet sind, wie ein begossener Pudel vor den Mitarbeitern der Münchner Verkehrsbetriebe in deren Servicezentrum und alle freundliche Beteuerung, daß es kein Vorsatz war, hilft nichts. Ich bin nicht nur - nachdem ich nach patziger Behandlung tatsächlich mal laut geworden bin - als Streithahn (Streithuhn? ;)) gebrandmarkt, sondern habe auch das Recht verwirkt, dort jemals wieder eine Monatskarte zu erwerben. (Übrigens findet man die AGB nicht auf der Webseite und bei einem Telefongespräch konnte mir der Berater dazu keine Auskunft geben.)
Zum anderen wäre da noch das Lebensmittelretten. Ich habe hin und wieder Bekannte angesprochen, ihnen Lebensmittel angeboten, die noch gut und verwertbar waren, Gemüse oder Backwaren vom Tage. Ich habe auch im Haus (selten) etwas verteilt. Wenn ich jetzt etwas anbiete, ist es ihnen peinlich. Zwei Bekannte verwahrten sich sofort dagegen, es nutzte auch nichts, ihnen klarmachen zu wollen, daß es KEINE Bedürftigkeitsprüfung gibt. Ich habe auch versucht, das Thema in meine Ortsgruppen des THW und des Roten Kreuzes zu tragen. Letztlich hat es nur dazu beigetragen, daß ich beim THW (auch noch aus anderen Gründen) wahrscheinlich doch bald den Hut nehmen werde.

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Danke für deinen ausführlichen Kommentar.
Ich weiss gerade gar nicht, was ich da sagen soll. Man gelangt heute sehr schnell in die Schuldenfalle. Was bei dir die Ursache ist, kann ich natürlich nicht ansatzweise beurteilen. Fakt ist, man hat auf jeden Fall immer etwas damit zu tun, irgendwo ist mehr Geld weg geflossen als rein kam. Was echt mies ist, wenn jemand da rein gerät wegen z.B Mietnomaden oder weil ein Grosskunde nicht bezahlt.

Ich hoffe du kommst da bald raus und schaffst es danach, dir Vermögen aufzubauen.

Ich glaube, es hört sich schlimmer an, als es ist. Das Insolvenzverfahren läuft, mehr "Rauskommen" gibt es da nicht.
Zum Thema Vermögen: ich bin ja auch damit konfrontiert, daß andere in meinem Alter Häuser erben (bzw. schon geerbt haben, teilweise haben die Eltern für die Kinder gebaut) oder genug gearbeitet haben, um selbst bauen zu lassen. In der Situation bin ich ja nun nicht, das ist aber etwas, so denke ich, das ich mit vielen anderen "Ossi-Kindern" teile. Nach wie vor kommen viele Sachsen und Thüringer zum Arbeiten in die Münchner Gegend und machen dann Sicherheitsdienst oder arbeiten auf dem Bau usw. Kann/sollte man etwas vermissen, das man eh nicht haben wird?
Ich bin in Gelddingen leider so ein Träumerle, daß ich froh bin, wenn ich alles rechtzeitig überweisen kann. Ich habe mir wie gesagt einige Sicherheiten gegen übersteigerte Kaufsucht geschaffen, das hält das Ganze meines Erachtens einigermaßen in Grenzen.

Joa das kommt mir irgendwie so bekannt vor :)