Alpträumer und das "Kongo Tribunal"
Es geht um einen Film, ein Streifen von Milo Rau.
Milo Rau ist 41 Jahre alt, er ist mehrfach ausgezeichneter Regisseur, Theaterautor, Essayist, und Wissenschaftler. Die Dokumentation eines zivilgesellschaftlichen Tribunals, „Das Kongo Tribunal“, wurde in einem ostkongolesischen Bürgerkriegsgebiet gedreht. Gegen alle vorherrschenden Mächte, die vor Ort ihre Finger im Spiel haben.
Seit dem Bürgerkrieg, 1996, sind dort mehr als 7 Millionen Menschen gestorben. Worum es sich eigentlich handelt, so sagt Rau selbst, ist ein Krieg um Coltan und Gold. Diese Rohstoffe, welche vor allem für die Produktion von Handys, Computern usw. benötigt werden, liegen dort unter der Erde. Wer sie bekommt ist reich, wer sie aus der Erde holen muss arm, wer sich in den Weg stellt tot. Begleiter dieses Krieges sind Massenvertreibungen, Massenvergewaltigungen, oder die ständige, planmäßige Unterversorgung der Bevölkerung.
Dass dieser Film, vor allem auch in Europa, höchst brisant ist zeigt, dass an solchen und anderen schmutzigen Geschäften auch Firmen wie Monsanto, Glencore, VW und KiK beteiligt sind. Wem Dann noch nicht klar ist, dass wir alle in einem riesengroßen Alptraum leben, der sollte sich die Menschen in den Weltparlamenten anschauen. Nach Robert Misik sitzen dort keine Träumer sondern Alpträumer. Das schlimme an diesem Alptraum ist nicht nur, dass er die Vergangenheit dieser vielen Menschen zerstört hat, vielmehr im Fokus steht die Zukunft! Denn das, was dort passiert, zerstört die Zukunft, und zwar schon jetzt in der Gegenwart.
Die Machthabenden Firmen sitzen in Europa und Nordamerika. Grund dafür: die Erschließung einer Coltanmine dauert im Schnitt 12 Jahre und kostet mehrere Milliarden Dollar. Was fällt auf? Genau! Diese Kosten beschränken die Anzahl an Mitbewerbern. Und wer kann es sich trotzdem leisten? Europäische und nordamerikanische Konzerne. Die Kosten sind sogar so hoch, dass im Ostkongo lediglich eine Firma Gold abbaut. „Banro Corporation“ nennt sich diese und präsentiert eindrucksvolle Bilder auf ihrer Webseite. Arbeiter lachen hier in die Kamera. Geht es skurriler?
Warum erscheint uns unsere Gegenwart als endgültig, unsere Zukunft als, von dem privaten, unveränderbar? Hinsichtlich des Weltgeschehens natürlich! Antwort: da alles auf Profit getaktet ist. Es liegt laut Rau nicht an der Gier dieser Konzerne, kleine Schürfer seien genauso gierig, es liegt an den komplexen Aktienfonds und Anlegerstrukturen dahinter! Werden hier keine Milliarden investiert, brechen Fonds, Firma und die Rohstoffbörse zusammen. Resultat: Finanzkriese! DAS nenne ich mal auf Profit getaktet! Finanzkapitalismus!
Der springende Punkt ist also: die Zukunft wieder zurückerobern! Dieser Alptraum wird in einer ökologischen und gesellschaftlichen Katastrophe sein ende finden. Es geht uns alle an! Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Die Realität ist, noch, genau dieser Alptraum!
Anschaulicher Vergleich gefällig?
Bittesehr:
„Es ist, als würde ein Meteor auf die Erde zurasen: Aber anstelle sich um Lösungen zu kümmern, sprechen wir darüber, ob es diesen Meteor wirklich gibt – und falls ja: Wer dafür zuständig ist, wer wie über den Meteor reden darf und wie diejenigen, die darüber reden dürfen, gewählt werden sollen.“ Zitatquelle: Brennstoff A. 51, 2018
Seht euch den Film an, sprecht drüber.
By Jojp
(Informationen zum Thema von: Milo Rau, Rede vom 24.11.2017/ Wien - Brennstoff A. 51, 2018)