Ja, dürfen's denn des?
Jetzt dürfte auch bei den weltweiten Währungshütern der "Kryptogroschen" gefallen sein. Nachdem Bitcoin und Co. offiziell als zu unbedeutend und das Marktsegment als zu klein für eine offizielle Gefährdung des globalen Finanzsystem eingestuft worden sind (laut dem deutschen AFS - Ausschuss für Finanzstabilität aus dem Jahr 2018) , wackelt das Weltbild nun aber aufgrund des Libra-Projekts gewaltig.
Laut dem zweiten globalen Cryptoassetreports der Universität Cambridge sind also 35 Millionen Menschen, die sich offiziell und vollkommen legal mittels KYC Prozess auf den größten Kryptoexchanges weltweit angemeldet haben, eine zu kleine Menge an Kryptofans, um unser Geldsystem zu gefährden. Die potenziellen 2,4 Milliarden Facebook User jedoch plus die Milliarden anderen Kunden der weiteren teilhabenden Firmen (Uber, Vodafone, VISA, Mastercard, usw.) lassen jedoch die Alarmglocken schrillen.
Ja, dürfen’s denn des?
Ausgangsbasis ist eine schweizer Stiftung im gleichmäßigen Besitz von max. 100 Firmen die weltweit operieren und einen Währungskorb an FIAT Geld (US Dollar, Euro, japanische Yen, schweizer Franken usw. - genaue Details dazu sind noch offen) zusammenstellen und darüber eine Art Token auf Blockchainbasis zu stülpen, um einen Wertetransfer analog dem Versenden einer SMS zu ermöglichen. Dies kommt einer Basisversorgung von Finanzdienstleistungen gleich, welche weltweit gleichen Versendungsregeln mit maximaler Wertstellung und Sicherheit zu minimalen Kosten entspricht.
Was derzeit schon ca. 500 Millionen Nutzer (hauptsächlich Chinesen) mit weChat möglich ist, soll nun mit Libra die ganze Welt können. In Deutschland haben ca. 1% laut Statista der Bundesbürger kein Bankkonto. Da könnte man denken: Warum brauche ich also den Libra? Das können aber ca. 2 Milliarden "unbanked people" nicht von sich behaupten. Vor allem in den ärmeren Regionen oder Ländern der Welt haben, teilweise deutlich über 70% keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Diese dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, mit Libra über ein regional, aber auch international funktionierendes Zahlungssystem zurückgreifen zu können. Der Markt alleine von Transferzahlungen von Arbeitsmigranten wird auf ca. 600 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt, wobei ca. 10% davon bei den derzeitigen Transferserviceanbietern für deren Leistung abgezogen werden.
Auch die deutsche Bundesbank sieht in einem offiziellen Bericht sehr großes Potenzial im Libra-Projekt. Sie sieht harte Konkurrenz auf die Banken zukommen, welche durch deutliche Steigerungen im Bereich Kundenservice punkten könnten.
Doch darf Libra rein rechtlich überhaupt sein? Immerhin ist unser Finanzsystem mit unzähligen Regeln und Aufsichten gespickt, die gerade das Thema der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sehr ernst nehmen. Nur weil Technik etwas kann, was in bisherigen Gesetzen nicht vorkommt, muss es nicht per se illegal sein.
Wir brauchen definitiv neue Regeln für ein neues digitales Zeitalter! Man stelle sich einen offenen Wettbewerb von "privatem Geld" durch Amazon, Google, Facebook usw. vor. Der verstorbene Wirtschaftsökonom August von Hayek* hätte eine wahre Freude am freien Spiel der Geldkräfte.
Andererseits, wo kämen wir hin, wenn jeder einfach mal so eine Idee umsetzt, die technisch möglich ist? Innovation und technischer Fortschritt dürfen nicht der Regulierung zum Opfer fallen, sonst haben wir bald weltweit Situationen wie die des neuen österreichischen Mietwagen- und Taxibeförderungsgesetzes.
Aber immer schön im Rahmen bleiben. Geht uns doch gut so, oder? 😉
Beste Grüße
Matthias Reder
#libra #hayek #hays #facebook #cryptocurrency
- Hier ein sehr guter Artikel, der von mir hoch geschätzten Demelza Hays über August von Hayek und dem staatlichen Geldmonopol.
Ein weiterer Sargnagel für das herkömmliche Bankensystem, und das ist gut so! Wenn Libra nicht an Fiat-Währungen gebunden wäre, könnte es auch noch ein Sargnagel für das gesamte herkömmliche Geld- und Finanzsystem sein. Damit wäre dann wohl auch Hayek zufrieden.
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