MARIA, DIE NONNE / MARIA, THE NUN
MARIA, DIE NONNE
(eine Comic-Erzählung)
Maria, die Nonne, hatte gerade noch rechtzeitig die Damentoilette erreicht. Während sie sich niederliess, entdeckte sie auf dem Boden einen Comic mit seltsamen Schriftzeichen. “Diese Russen sind einfach überall”, murmelte sie verhalten, da ihre inneren Kräfte auf andere Beschäftigungen gerichtet waren. Sie nahm ihr Handy heraus, fotografierte eine der Sprechblasen und übermittelte das Bild an den Geheimdienst des Vatikans. Sie hatte die Toilette schon längst verlassen, als die Antwort eintraf: es handele sich um eine den Experten unbekannte Sprache. Maria zuckte die Schultern, wobei der Comic auf den Boden fiel. Als sie ihn aus einem neuen Blickwinkel betrachtete, sah sie, dass es ganz normale altgriechische Buchstaben waren; das Heft hatte nur umgekehrt herum gelegen. Rasch schickte sie eine Mahnung an die Leiterin des Dienstes und machte sie lächerlich, indem sie ihr Yogaübungen mit Kopfstand empfahl. Dann ging sie weiter in Richtung auf die Undercover-Wohnung und las dabei den Comic, den sie dank ihrer kirchlichen Ausbildung mühelos verstand. Bei der Geschichte ging es um ein Mädchen, das aufgrund von Problemen des Zusammenlebens mit dem neuen Partner ihrer Adoptivmutter in ein Kloster kam. Maria fühlte ihre Wangen vor Zorn und Beschämung glühen. Wer hatte es gewagt, in ihrer Personalakte zu schnüffeln? Die Erzählung enthielt alle Einzelheiten ihres Lebens: der falsche Geistliche, die sadistische Oberin, die Versammlungen in der Krypta... Die letzte Illustration der achten Seite zeigte eine erwachsene Frau mit starren Gesichtszügen, harter Muskulatur und einem düsteren Blick, der gleiche, dem sich Maria im Spiegel des Aufzugs ihres Wohngebäudes gegenübersah. Sie drückte auf den Knopf der neunten Etage und blätterte erwartungsvoll weiter, aber die Rückseite und die beiden restlichen Blätter waren leer. Gewohnt daran, alles zu hinterfragen, hielt sie das Heft in die Nähe der schwachen Kabinenbeleuchtung. Schimmerten da nicht Schatten und Linien auf dem weissen Papier? Sie war schon auf der Höhe der fünften Etage, als die Zeichnungen Gestalt annahmen. Ein Mann in einer Mönchskutte, das Gesicht in der Tiefe der Kapuze verborgen, umklammerte eine Axt während er Beschuldigungen und Drohungen von sich gab. Sechste Etage. Auf dem Comic erschien ein neues Bild: der Angreifer holte mit der Axt aus und versuchte, den Hals der Frau zu durchtrennen. Blut floss aus der Wunde und sie stürzte zu Boden, wobei sie auf Armenisch fluchte. Siebte Etage. Der Schweiss floss in Strömen über Marias Gesicht und sie konnte weder Zeichnungen noch Schrift entziffern. Achte Etage. Ein Faustschlag von Maria aktivierte die STOP-Taste. Mit einem starken Rütteln und gequältem Quietschen der Bremsen hielt der Lift an. In der nachfolgenden Stille hörte man, wie eine Etage höher jemand die Aufzugtür mit einem harten Objekt aufbrach und auf die Kabine sprang. Maria riss ein abgewetztes Gewehr mit gekürztem Lauf aus ihrem Rucksack und durchlöcherte das Kabinendach, bis das Magazin leer war. Als der Angreifer sich nicht mehr bewegte, löste die Agentin die Blockierung des Lifts und fuhr zur zwölften Etage hinauf. Beinahe wäre sie beim Aussteigen ausgerutscht und auch ihre Haare waren feucht und klebrig. “Alles ok”, schrieb sie als Nachricht an ihren direkten Vorgesetzten. “Nichts, was eine gute Dusche nicht in Ordnung bringen könnte.”
MARIA, THE NUN
(a story to be imagened as a comic)
Maria, the nun, had reached the ladies' room just in time. While she squatted down on the toilet, she saw a comic with strange lettering lying on the floor. “These Russians really are everywhere”, she mumbled while her inner strengths were centred on intimate occupations. After a while she picked up the cartoon, grabbed her celular phone, took a shot of one of the speech bubbles and sent it to the secret services of the Vatican. She had long left the toilet when she got the answer: it was a language unknown to the experts. Maria shrugged her shoulder and the comic fell down. Looking at it from this new angle, she saw that the letters were quite normal, admittedly ancient Greek, but nothing out of her universe. It had been lying upside down... She sent a quick message to the boss of the Vatican service and ridiculized her recommending yoga exercises with head stands. Then she continued towards her undercover flat reading the cartoon which she understood effortlessly due to her eclesiastic studies. The story was about a young girl who was sent to a monastery because there were convival difficulties with the new partner of her foster mother. Maria felt heatwaves running through her cheeks produced by anger and shame. Who had read her personal dossier? The story contained all the details of her life: the false priest, the sadistic chiefnun, the meetings in the krypta... The last picture of page 8 showed an adult woman with fixed expression, hard muscles and a dark look, the same that Maria saw reflected in the mirror of the lift that climbed steadily upwards in her apartment building. With a sigh she pressed the button of the 9th floor and continued to pass the pages, but the revers and the following two pages were empty. Faithful to her custom to investigate every situation, she hold the cartoon close to the mellow cabinlights. Were there soft shadows and lines showing on the white paper? She had reached the 5th floor before the sketches took forms. A man in a monk's coat hold an axe while he prolifered accusations and menaces. A new picture appeared on the cartoon: the agressor lifted the axe and tried to cut through a woman's neck. Blood flowed out of the wound and she fell to the floor cursing him in Armenian. Seventh floor. The sweat mixed with blood covered Maria's face and she couldn't decode any illustrations or writings. Eighth floor. Maria's fist crashed down on the STOP-button. The lift stopped shuddering while its brakes were screaming. In the silence that followed, she could hear that one level above her someone smashed the liftdoor and jumped onto the roof of the cabin. Maria quickly took out of her backpack a worn rifle with shortened barrel and emptied its bullets perforating the cabin roof. When the aggressor did not move anymore, agent Maria disconnected the blocking of the lift and went up to the 12th floor.
When she got off the lift, she almost slipped and her hair was wet and sticky as she sent a reply to her inmediate boss. "Everything's ok.", she wrote. "Nothing that a nice shower could not set to rights".
Oh Mann, erst lügt der Papst, dann sind die Nonnen Agentinnen...
Danke, das Lesen hat trotz der recht düsteren Phantasie viel Spaß gemacht!
https://www.pabst.at/leistungen
Du basst wirklich gut auf… 😎
Dabei ordnen gemischte Chöre miSch eher dem TeEnor zu.
Also es gibt da Geschichten über den vatikanischen Geheimdienst - wenn die nur zur Hälfte stimmen, ist da einiges los ;-)) Aber - wie findet das auf einmal zu Dir? Hilfe!
Das kam aus dem nicht ganz blauen Himmel meiner düsteren Fantasie...
Faszinierend.
Boah!
Das ist nach so langer Abwesenheit aus deutschsprachingen Landen entschuldigt.
Die Geschichte ist hammerhartlustiger Splattertrash, eine Parodie auf gleich mehrere Filme und Comics.
;-)
Danke für die Korrektur! Bist halt doch mein Grammarguru. ;))
Der Weiße Rabe hat mit scharfem Blick noch ein dreifaches "n" entdeckt, über welches meine Äuglein hinweg geglitten waren.
Danke sehr!