Stopp für Nordstream II? Das dürfte die Energiewende ausbremsen
23.02.2022, Meinung - Im Zuge der Entwicklungen in der Ukraine hat Bundeskanzler Scholz gestern die Zertifizierung der neuen Gaspipeline „Nordstream II“ ausgesetzt. Absolut felsenfest vermeidet er allerdings das Wort von einem rigorosen „Aus“ für das Projekt. Scholz dürfte sich nämlich zusammen mit seinen grünen Koalitionspartnern sehr bewusst darüber sein, dass ein endgültiger Stopp die deutschen Energiewende-Pläne um Jahre zurückwerfen würde.
Neue Gaskraftwerke sind für die Zeit bis zur vollständigen Umstellung auf erneuerbare Energien über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren fest eingeplant. Die Rede ist dabei von einem Ausbau solcher Gaskraftwerke in einer vergleichbaren Kapazitäts-Größenordnung von bis zu 23 Atomkraftwerken (Tagesschau online, 6.12.21) oder je nach Quelle und Betrachtung von 20 bis zu 40 neuen Anlagen.
Es wird mehr Gas benötigt
Abgesehen davon, dass so ein Ausbau über viele Jahre erfolgen würde, und auch noch nicht klar ist, wer derartige teure Anlagen für nur relativ kurze Laufzeiten zu bauen gewillt wäre: Es gibt eine Grundvoraussetzung, die dafür sicher gegeben sein muss - und die der Bundeskanmzler gerade auf unbestimmte Zeit entsorgt hat. Es wird dafür nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit das zusätzliche Gas aus der Nordstream II-Pipeline gebraucht. Und: es wird, über einen Brückenzeitraum, überhaupt mehr Gas gebraucht.
Denn die Gaskraftwerke sollen über lange Zeit nicht bloß einen Energie-Backup für die zukünftigen Wind- und Solarparks darstellen. Sondern es muss der deutsche Gasverbrauch deutlich steigen, wenn damit zugleich die Stromerzeugung der abgeschalteten AKWs und der nur noch für begrenzte Zeit laufenden Kohlekraftwerke abgelöst werden soll. „Heute trägt Erdgas rund 20 Prozent zur deutschen Energieversorgung bei; bis zum Jahr 2040 werden es nach der ExxonMobil-Prognose 34 Prozent sein“, beschreibt eine Exxon-Studie die Entwicklung. Der Mehrkonsum an Gas gehe demnach zu Lasten von Öl, Kohle und Atomkraft. Gas ersetzt diese Energieträger, bevor irgendwann Wind und Sonne die Lücke füllen.
Gaskraftwerke als „Brücke zum Klimaschutz“ (RND, 9.2.22) sind aber, wie gesagt, unsichere Kandidaten, wenn die Gasversorgung zum Spielball internationaler Verwicklungen wird - hier: der Sanktionierung Russlands wegen seiner Ukrainepolitik. Die Verquickung der deutschen Gasversorgung mit internationaler Krisenbewältigung, zusammen mit der faktischen Eliminierung gleich mehrer Standbeine der Energieversorgung (Kohle, Kernenergie), macht Deutschlands Energieversorgung jetzt anfällig, und wird den ohnehin komplizierten Prozess der Energiewende vermutlich empfindlich stören.
Investitionen mit Risiko
Die Frage ist dabei nicht nur, ob das Gas immer sicher zur Verfügung stehen wird. Sondern auch, welche Investoren man für die teuren Gaskraftwerke eigentlich finden will, die, erstens, solche Kraftwerke nur für begrenzte Laufzeiten finanzieren sollen, und die, zweitens, mit Blick auf die schweren Wasser der deutsch-russischen Beziehungen das Risiko mitkalkulieren müssen, dass die Anlagen ab und zu wegen politisch begründeten Gasmangels stillstehen müssen.
Bundeskanzler Scholz und die Ampelkoalition müssen jetzt befürchten, dass im Zuge des politisch geforderten Zusammenhalts des Westens gegen Russland der ohnehin wackelige Zeitplan der Energiewende unter die Räder kommt. In Ausblick stünde dann eine Verzögerung um Jahre.
Links zum Thema:
Über die Exxon-Studie: https://kurzelinks.de/2qfb
RND zu Gaskraftwerken: https://kurzelinks.de/01tv
Deutschlandfunk zu Nordstream II: https://kurzelinks.de/t2o3
Also mit der tatsächlichen Energiewende hatte die Alternative Gas in meinen Augen nicht so viel zu tun. Es bleibt ein fossiler Brennstoff und das sollte in keiner Form in die Länge gezogen werden. Aber da lt. EU-Taxonomie Atomstrom und Gasverstromung als "grün" und förderfähig eingestuft wurden...
Sorry, ich komme da insgesamt aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus - und dafür brauche ich nicht 'mal Putin.
Na herrlich endlich mal jemand der auch nicht versteht wie etwas was man per se sowieso schon verteufelt hat (fossile Brennstoffe), nun plötzlich als Grün wieder in der Liste der Möglichkeiten,
naja nicht wirklich Möglichkeiten eher Notwendigkeiten, auftaucht !
Und was zum Teufel Atomenergie mit Grün zu tun hat das müsste mir als ehemaligem Mitarbeiter in dem Hanauer Konglomerat der Atomenergie mal jemand erklären, egal wie schwach radioaktiv die Abfallprodukte sein sollen sie strahlen immer noch länger als 5 Generationen und über den ungeplanten Unfall und seine Strahlungsintensität wollen wir mal gar nicht reden.
Das alles ist absoluter Irrsinn, ich habe das vor Dekaden schon erkannt und die Pferde gewechselt, aber wir kämpfen in der Solarbranche noch immer mit dem Unverständnis, der Dummheit und der Lobby-Lenkung durch unfähige und unwissende Politiker, sowie den Lobbyisten der Strommultis und der Atomenergieverbände.
Hätte man damals das 1000 Dächer Programm auf 100.000 oder gar 1 Million erweitert wäre einiges bereits gelöst.
Ach was rege ich mich auf es ist ein unendliches Thema, also erzeugen wir lieber unseren eigenen Strom machen damit Licht in der Bude, lassen die Miner damit laufen und nein fahren immer noch kein Elektroauto weil auch das irgendwie in der Bewertung und ganzheitlichen ganz merkwürdig und so gar nicht grün aussieht.
Ja, und anstatt die ohnehin zugepflasterten Wohngebiete für die Gewinn von Solarenergie zu nutzen, werden die Solarpanels auf dem Acker "angebaut", auf den Nahrungsmittel gehören! Ich mach mit beim Kopfschütteln!
So viel Zustimmung gibt's gar nicht, wie Du dafür verdient hast...!
Was soll Exxon schon sagen? Die handeln mit nahezu jeder Energie und wenn eine gegen Null geht, haben sie noch genug Energieträger im Portfolio, um weiter zu handeln.
Deine These, dass die Energiewende nun auf die lange Bank geschoben wird, ist ziemlich steil. Besonders steil wirkt sie, da unser Gas überwiegend aus Russland kommt und Exxon gerne Tanker mit amerikanischem Frackinggas schicken würde.
Ich denke vielmehr, dass Gas nicht mehr sehr lange 20 Prozent des Energiemarktes ausmachen wird. Das geht rapide zurück gegen Null. Ist nämlich fossiler Brennstoff. Macht keinen großen Sinn mehr in der geplanten Zukunft.
Einerseits ja, aber andererseits geht Energiewende eben nicht von jetzt auf dann. Das ist an sich der Plan, mit Gas (-stromerzeugung) eine Überbrückungszeit zu haben. Denn fahren immer mehr Deutsche e-Autos, rüsten sich immer mehr Häuser auf stromverbrauchende Wärmepumpen um, dann steigt der Stromverbrauch. Wie es ja auch die Exxon-Studie sagt.
Alles Blödsinn, NS2 ist völlig überflüssig und braucht kein Mensch. Der Bau verschlang nur Kohle die an anderen Stellen nützlicher gewesen wäre und nervte nur die Meeresbewohner. Ein Blick auf die Karte, und vieles wird klarer.
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Ich denke NS2 ist jetzt sowieso Geschichte.
Dann muss es eben so sein. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland sollten komplett in allen Bereichen abgebrochen werden, bis Russland aufhört das Völkerrecht zu brechen. Auch wenn es Deutschland weh tut.
Die wissen m.E. alle nicht, was sie tun. Aber das ist vielleicht auch besser so. Ansonsten säßen sie dort nicht. Was vielleicht nicht besser so ist.
Was soll's.
Resultat wird folgendes sein: Wir kaufen unser Gas ab sofort als Fracking-Gas bei den Amis. Das ist a) total umweltfreundlich und b) kostet es das Fünffache.
Win-Win!
Was das mit der Ukraine zu tun hat? Spielt doch keine Rolle. Hauptsache, wir zahlen das Fünffache und kaufen es woanders.