Meine Beschreibung einer Rose - Was ist die Wirklichkeit und wie verändert sich diese?

in Deutsch Unplugged3 years ago

Jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung der Realität und eine andere Wirklichkeit. Je nach Lebenssituation und psychischer sowie physischer Gesundheit sieht jeder die Welt anders als ein anderer Mensch. Wenn du keinen guten Tag hast, siehst du nur schlechte Dinge, die um dich herum passieren. Wenn du ein guten Tag hast, siehst du nur die guten Dinge. Genau so verfällt es sich auch bei der Beschreibung einer Rose. Jeder Mensch beschreibt eine Rose anders. Dies liegt wie vorher beschrieben an den verschiedenen Lebenssituation der einzelnen Menschen, aber vor allem auch daran worauf der Mensch mehr Gewicht legt. Denkt der Mensch eher offensichtlich oder setzt der Mensch sehr viel Wert auf Symbolik und Deutung. Eine Person, die offensichtlich denkt, beschreibt eine Rose wie ein Biologe und stellt nur die äußeren Fakten einer Rose dar, die zu 100% Bestand haben und nicht veränderlich sind, solange die Wissenschaft keine neuen Erkenntnisse zur Rose gewinnt. Er beschreibt die Funktionen der einzelnen Bestandteile der Rose und nennt vermutlich sogar lateinischen Fachbegriffe, wenn es sich um einen sehr sorgfältigen Biologen handelt. Ähnlich würde es beispielsweise auch ein Verkäufer tun. Er würde jedoch keine Fachbegriffe nutzen, sondern mehr Wert darauf legen den Käufer von einer Rose zu überzeugen. Auf der anderen Seite gibt es dann aber eine ganz andere Beschreibung einer Rose, die mehr Wert auf die Symbolik einer Rose legt. Der Poet oder Verliebte beschreibt nur die Wirkung und Bedeutung der Rose für ihn selber und beschreibt die Rose an sich kaum. Er benutzt vermutlich viele Stilmittel und stellt das Symbol der Liebe in den Vordergrund. In seiner Beschreibung geht es weniger um die Rose, als um die Liebe, die der Beschreibende gerade fühlt. Er spricht frei heraus, was er gerade denkt und ist von seinem Glauben geleitet und nicht mehr von der Wissenschaft wie der Biologe.

Hier ein Beispiel für eine Beschreibung einer Rose aus der Sicht eines Verliebten:

Oh meine Rose,
deine rote Blüte befördert Babies in den Bann. Deine grünen Blätter und Dornen wirken eindrucksvoll und geschmückt. Bei deinem Anblick bleibt mir nichts anderes über, als nicht zu vergessen, dass die Liebe das wichtigste von allem ist. Deine rote Blüte scheint wie mein verliebtes Herz. Deine grünen Blätter und und Dornen vollenden mit Glanz und Glimmer. Ach, was bist du, meine Rose, doch das perfekte Sinnbild meiner Liebe. Von Kopf bis Fuß bist du perfekt und hälst deine Liebe mit deinem Stängel in die Luft. Lust, Liebe, Leben ist bei dir für immer aufgehoben. Wenn ich dich sehe, machst du meine Liebe ein Stück besser, für immer!

(Wer mir einige Stilmittel aus dem Text nennen kann, am besten sogar noch mit Fachbegriffen, bekommt von mir ein extra großes Herz und Lob ;)
Wir haben hier in der Community ja einige Sprachexperten, die ihr Wissen hier einmal beweisen können)

Die meisten von euch würden eine Rose heutzutage aber sicherlich eher aus der Sicht eines Biologen beschreiben. Auch wenn die Rose immer noch eine vergleichbar starke Symbolik aufweist. Die Wissenschaft verdrängt den Glauben immer weiter. Viele stützen sich größtenteils nur noch auf die Wissenschaft und wenden sich vom Glauben ab. Mit neuen Technologien und daraus resultierenden Erkenntnissen verliert der Mensch immer mehr den Glauben, der früher ein wichtiger Bestandteil der Wirklichkeit war. Die Wirklichkeit und wie jeder die Welt sieht, basiert heute vermehrt auf sachlichen Erklärungen und nicht mehr auf dem Glauben jedes einzelnen. Auf der einen Seite ist dies positiv, da wir uns unser Dasein besser erklären können. Auf der anderen Seite verlieren wir dadurch die Diversität von Erklärungen und den Drang danach uns Dinge selber zu erklären und weiter zu denken, als nur auf andere zu vertrauen. Der Glaube wird nie ganz verschwinden, da durch neue Erkenntnisse auch wieder neue Glaube entsteht und die Symbolik der Rose noch lange in den Köpfen der Menschen verweilt bleiben wird. Die Wissenschaft wird aber stetig wichtiger und wird den Glauben weiter kleiner lassen werden, bis nur noch wenig überbleibt.

Mich würde interessieren, wie ihr die Wirklichkeit seht und wie ihr eine Rose beschreiben würdet? Beschreibt ihr nach der Wissenschaft oder nach dem Glauben? Persönlich merke ich auch an mir selber, dass ich eher zur Wissenschaft tendiere, da alle Dinge der Welt dadurch leichter zu erklären sind. Der Glaube wird bei mir allerdings auch nie verschwinden.

Diese Fragestellung wird uns noch lange beschäftigen und wir werden vermutlich nie herausfinden, was die Wirklichkeit ist.

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 3 years ago 

Fein!

Meine Beschreibung fiele, nach Deiner Einteilung, vermutlich populärwissenschaftlich aus. Also ohne lateinische Benennung, ohne genaue Einordnung, aber: die Blüte ist so und so groß, der Farbton erinnert an..., der Stock erreicht eine Höhe von bis zu..., sie entwickelt einen leichten, angenehmen Duft... Sie braucht sandigen, nährstoffreichen Boden...

Ich hab's. Meine Beschreibung wäre gärtnerisch-handwerklich. Lyrisch würde ich mich einer Blume nicht nähern. Wissenschaftlich interessiert sie mich zu wenig.

Eine Frage: Dein gewähltes Beispiel für die Rose aus Sicht eines Verliebten - "... deine rote Blüte befördert Babies in den Bann..."? Ist das irgendwie einer unglücklichen Übersetzung geschuldet oder was will uns der Dichter damit sagen?

 3 years ago 

An dieser Stelle wollte der Dichter unbedingt eine große Kette aus Alliterationen bewirken, weshalb möglichst viele Wörter mit b am Anfang verwendet werden mussten.
Letztendlich wollte ich mit diesem Satz die Schönheit und die majestätische Erscheinung einer Rose herausstellen.
Sicherlich hätte man dazu noch passendere Wörter verwenden können, dann wäre aber keine Alliterationen mehr möglich gewesen und der Satz würde sich nicht mehr so gut lesen, wie er sich jetzt lesen lässt.

 3 years ago 

Oha. Laß' mal sehen: Deine Alliterationen wären eher Tautogramme? Wobei es um Wörter mit dem gleichen Anfangsbuchstaben ginge? Alliterationen im Sinne von betonten Hauptsilben, die mit dem gleichen Buchstaben anfangen, trifft hier nicht zu (befördert beginnt zwar mit "b", aber die betonte Hauptsilbe wäre "för"...)

Und entschuldige: der als Beispiel formulierte Absatz liest sich weder vom Sprachgefühl her gut, noch vom Wortsinn. Weitere Punkte dazu: "...Bei deinem Anblick bleibt mir nichts anderes über, als nicht zu vergessen, dass die Liebe das wichtigste von allem ist..." Mir bleibt nichts über, als nicht zu vergessen - doppelte Verneinungen sind allgemein nicht günstig für den Lesefluß. "...und hältst deine Liebe mit deinem Stängel in die Luft..." Das lassen wir uns 'mal ganz langsam durch den Kopf gehen ;-)) Und: "...Wenn ich dich sehe, machst du meine Liebe ein Stück besser, für immer!" Wie macht das Blümchen das denn? Kann man Liebe verbessern? Dieses "für immer" könnte man auch diskutieren (ist es nur Liebe, wenn es unendlich währt...?)

Der Post ist prima. Möglicherweise auch wieder ein Schulthema? Mir erscheint wirklich nur Dein Beispiel schlecht ausgewählt. Außerdem ist es weniger ein Konflikt zwischen Glauben und Wissenschaft, der zu unterschiedlichen Betrachtungen einer Sache oder Situation führt, sondern dem Charakter, der Denkweise, den Prioritäten des Einzelnen geschuldet. Da spielt nicht nur die Neigung zu Glauben oder Wissen mit hinein. Du deutest das an, könntest aber mehr dazu ausführen.

 3 years ago 

Beim Schreiben des Textes habe ich eventuell etwas zu viel Wert darauf gelegt Stilmittel zu verwenden, als auf die Sprache zu achten. Die doppelte Verneinung sollte beispielsweise eine Litotes darstellen. Grundsätzlich finde ich es aber sehr schön, dass du dir über meinen Text so viele Gedanken machst. Das ist ja eigentlich auch genau das, dass so ein Text bewirken soll.

,,Machst du meine Liebe ein Stück besser", könnte genau so ein Beispiel für Glaube sein. Der Verliebte könnte an die Person denken, die er liebt, wenn er die Rose sieht. Er glaubt an das Symbol der Liebe der Rose. Der Verliebte beschränkt sich kaum noch auf die Beschreibung. Er nennt nur sehr offensichtliche Fakten wie die Dornen, obwohl es eigentlich Stacheln sind. Dem Verliebten ist es ziemlich egal, ob seine Beschreibung biologisch richtig ist oder nicht. Sein Text soll zum Nachdenken bringen und Emotionen beim Leser auslösen. Durch meine Litotes kann dies durchaus passieren, auch weil es einen kleinen Hänger im Lesefluss darstellt. Vielleicht ist der Text sprachlich keine Glanzleistung. Vielleicht muss er es aber auch nicht sein. Ich denke nicht, dass ein Verliebter nur auf seine Sprache achtet. Er will seine Absicht deutlich machen und was er mit dieser Rose verbindet und empfindet ( auch wenn dies teilweise zweideutig geschieht ;) ). Und hier spielt der Glaube eine größere Rolle als die Wissenschaft. Daher finde ich das Beispiel garnicht so schlecht wie beschrieben.

PS. Ich glaube das mit den Stilmitteln lasse ich in Zukunft erstmal. Das wir hier so viele Deutschlehrer:innen haben habe ich nicht gedacht. Ich habe gedacht, dass ich als Lateiner auch ein paar kenne, aber bei Tautogramm muss ich jetzt auch erstmal nachschauen.

 3 years ago 

He - Du machst das super! Es macht Spaß, sich darüber auszutauschen, wie dies, das und jenes bei Dir zustande kam. Danke also für's Nachlegen! Wir haben auch tatsächlich nur eine Deutschlehrerin, so weit mir bekannt ist. Ich bin da eher jemand, die Sachen mit Wörtern macht und mag ;-))

 3 years ago 

Ich hab schon gedacht, dass du auch eine Deutschlehrerin bist.
Dann hab ich ja nochmal Glück gehabt ;)

 3 years ago 

Ich bin da eher jemand, die Sachen mit Wörtern macht und mag ;-))

Noch schlimmer... 😂

 3 years ago 

Oh nein!

Du kannst hier im "Who is who?" ganz gut schauen, wer in etwa was macht... Nach dem passenden Link muß ich eine Weile suchen, fürchte ich...

 3 years ago 

Meine Beschreibung wäre gärtnerisch-handwerklich

Ich denke, dass ist die treffendere Bezeichnung als meine "wissenschaftliche". Mit lateinischer Benennung täte ich mich schwer...

"... deine rote Blüte befördert Babies in den Bann..."?

Die Stelle hat mich auch gewundert :-)

 3 years ago (edited)

Ich bin bei solchen Beschreibungen auch eher pragmatisch, praktisch, gut - bin aber auch kein Pöt.
Wohldem...

Wer mir einige Stilmittel aus dem Text nennen kann, am besten sogar noch mit Fachbegriffen

Worauf ich nun geschrieben hätte, ruf' nicht unbedingt die Deutschlehrerin auf den Plan. Aber @weisser-rabe macht das schon... 😉

Und bei einem Punkt möchte ich mich nochmal konkret anschließen: Der Text ist prima, keine Frage! Wirkt aber tatsächlich wieder wie eine "Auftragsarbeit" für den Unterricht.
Schreibst du gern? Lass es einfach mal fließen! Das ist viel authentischer. Und ich bin mir ganz sicher, dass es auch gut wird - das erkennt man an deinen teilweise sehr ausführlichen Kommentaren, wo deine Gedanken doch auch einfach nur fließen und fließend niedergeschrieben werden.

 3 years ago 

Beim Text hat es sich um eine Vorlage von der Schule gehandelt. Der Text wurde aber frei formuliert. Ich hatte das Thema zuletzt einmal in der Schule und habe einige Ideen daraus gezogen. Den Text habe ich aber frei formuliert und nichts abgeschrieben. Nicht so wie es bei meinem Bericht war, wo ich grundsätzlich alles nur kopiert habe. Vielleicht schreibe ich bald Mal über ein Thema, was ich in der Schule grundsätzlich noch garnicht behandelt habe. So fällt es aber häufig leichter, weil ich schon eine Idee habe, was ich schreibe könnte und das Schreiben so mehr fließt. Sonst muss ich mir Zuhause noch viele Gedanken machen über das Thema, worüber ich schreiben möchte, was teilweise noch einige Zeit in Anspruch nimmt.

 3 years ago 

Du bist kein Pöt ;-))))

Das ist was Gutes, oder?

 3 years ago 

Weder Pöt noch Poet... ;-)

Maximal Scrabble-geschädigt... ;-D

 3 years ago 

Hihi. Hihi! Jetzt hab ich's. Ich dachte an was unbekanntes auf Plattdütsch ;-))

 3 years ago 

Stimmungen und das allgemeine Grundempfinden beeinflussen die Menschen. Das zeigt sich in vielen Sitationen. Ich würde zum Beispiel spontan die Musikauswahl nennen, die auch nicht jeden Tag gleich ist. Das bei der Beschreibung einer Blumen zu berücksichtigen, wäre mir jetzt auf Anhieb nicht eingefallen, aber es könnte was dran sein.
Ich wäre wahrscheinlich eher der Typ "Wissenschaftliche Beschreibung". Das kann aber auch daran liegen, dass bei mir der Glaube - zumindest im Sinne eines göttlichen Glaubens - nicht verwurzelt ist.

Zu den sprachlichen Stilmitteln kann ich leider nichts beitragen. :-) Ist aber eine gute Idee und möglicherweise ein Anreiz zur Interaktion :-))

 3 years ago 

Der Biologe weiß auch wieviele Kilogramm Blätter man destilliert um einen Tropfen ätherisches rosenöl zu erhalten.

Schöne story, mich fasziniert der Duft der Rosen und liebe marzipan, würze manches auch mit Rosenwasser.

Jetzt hab ich noch Duft und Kulinarik dazugepackt!