Gute-Laune-Rezept
Es gibt so Tage...
Von denen hatte ich leider gerade einen zu packen. Privat zur Zeit ohnehin ziemlich am Rotieren, folgte Anfang der Woche gefühlt eine schlechte Nachricht auf die andere - ich konnte gar nicht so schnell über die Lösung eines Problems nachdenken, wie das nächste auftauchte. Den krönenden Abschluss des Tages bot ein Telefonat zur späten Stunde. Eigentlich als ablenkender Klönschnack geplant, entwickelte es sich zu einem eineinhalbstündigen Palaver über das derzeitige Weltgeschehen und anderer Ärgernisse. Mir fehlte die Kraft, verbal zu intervenieren, kurzum: ich bin mit extrem schlechter Laune zu Bett gegangen.
Mit dieser Laune und Gedanken an Krieg, Corona, Zukunft etc. bin ich aufgewacht. Es war so schlimm, dass ich gar nicht aufstehen mochte, weil ich nicht wieder so einen Tag erleben wollte.
"Nee, jetzt erst recht!" Und auf in den Stall - auf zu dem, was mir einfach Freude bereitet! Sogar ein wenig früher als üblich...
Ich genoss es, so ganz allein im Stall erstmal in Ruhe ein paar Schafe zu kraulen, dabei zu schauen, ob alle Lämmer gut versorgt sind. An der Körperhaltung der Lämmer kann man erkennen, ob ein Tier Hunger hat. Das passiert gelegentlich, wenn ein Mutterschaf ihr Lämmchen nicht ans Euter lässt. Neben "Rabenmutter" - gibt's auch bei Schafens immer wieder - könnte der Grund ein entzündetes Euter sein, was behandelt werden muss. Und selbstverständlich bräuchte ein möglicher kleiner Hungerleider ein Fläschchen...
Rasch wurde es immer lauter und unruhiger in der Herde, die mittlerweile auf über hundert Tiere angewachsen ist. Eher grunzende Laute, wie sie ein Schaf in den Wehen von sich gibt (GIF: ein Schaf mit Wehenschmerzen beschwichtigt), nahm ich nicht wahr. Nein, die Damen meinten halt allesamt, es sei Zeit fürs Frühstück. Und so begab ich mich umgehend in die Futterkammer.
Die schwindende Menge Kraftfutter in der Kammer ließ wieder unangenehme Gedanken aufkommen. Getreide ist so teuer geworden - der in Europa tobende Krieg und seine wirtschaftlichen Auswirkungen machen sich selbst in unserer kleinen Dorfidylle bemerkbar. Die Schafe, die nichts auszustehen haben, werden im Moment von Schmalhans' Küchenmeister bestimmt. Das heißt, nur noch die Muttertiere und die an einer Hand abzählbar trächtigen Tiere erhalten das gute Futter. Die Böcke und die Auenlämmer vom letzten Jahr (weibliche, noch nicht geschlechtsreife Schafe) müssen neben Heu zusehen, was ihnen die Weide zu bieten hat. Auch nicht ganz einfach, denn die war vor zehn Tagen wegen der Orkan-Stürme noch völlig überschwemmt. Der "See" ist zwar deutlich kleiner geworden, dennoch wächst noch nicht wirklich viel Gras und die Schafe dürfen nicht in der reinen Matsche stehen (Klauenfäule).
So fingen wir auch schon heute - zwei Wochen früher als geplant - an, zu melken: Keine Milch, kein Käse. Kein Käse, kein Geld. Kein Geld, kein Kraftfutter...
Na ja, noch reicht's...
Während die genüsslich schmatzenden Wiederkäuer ihre Getreidemischung fraßen, konnte ich der Routine nachgehen und ohne (neu)gierige weiche Schnauzen in den Haaren die Wassertröge kontrollieren sowie auffüllen.
Und dann lag da etwas Winziges, was gerade noch nicht dort lag. Ich war etwas aufgeregt, war es nach zwei Monaten Lammung die erste Geburt, bei der ich ganz alleine zugegen war. Jo, ein Lämmchen. Doch wer und wo war die Mutter? Na ja, ich wusste, was zu tun war: Erstmal das Lamm in Sicherheit - also in eine Ecke, in der andere Schafe nicht auf das kleine Wesen treten können - bringen, dann der Schleimspur folgen. Gefunden! Und gerade wurde das zweite Lamm geboren! Die Mutter begann umgehend, dieses weiße Lämmchen abzulecken, es von Fruchtblasenhaut und Fruchtwasser zu befreien. Das erste aber blieb unbeachtet. Also nahm ich das Lamm hoch und trug es ganz langsam, dicht vor der Schnauze der Mutter, zum ersten Lamm. Jo!
Das Mutterschaf trocknete beide Lämmchen. Ich holte ein Gatter, um die kleine Familie einzupferchen - zwei bis drei Tage sollten sie schon alleine sein, denn irgendein Schaf kann immer mal unbedacht auf fremden Nachwuchs treten.
Als ich wiederkam, kümmerte sich die Mama aber gar nicht mehr - sie presste schon wieder. Eine Drillingsgeburt! Nicht ohne. Nachhelfen! Oh...
Zwei winzige Klauen und ein im Verhältnis ganz schön großes schwarzes Schnäuzchen ragten aus der Scheide. Äh, Fruchtblasenhäute entfernen, erst dann ziehen? Zu spät, das Lämmchen ist schon halb raus. Aber es bewegt sich nicht. Haut von der Schnauze! Ziehen! Jaaaa!
Oh, das Gute-Laune-Rezept:
Schnapp dir ein Schaf und kraule es - das reduziert Stresshormone. Sieh zu, dass das Schaf trächtig ist. Hilf mindestens einem Leben auf die Welt. Dann vergisst du alles! Dein Tag - nein, die ganze Woche - ist gerettet... ;-))
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Die kleinen Paarhufer haben es Dir angetan !?
VgA
Oh ja, die haben was!
Am liebsten habe ich die großen Böcke und die älteren Mutterschafe. Die Lämmer sind zuckersüß und erfrischend frech, aber die anderen haben irgendwie Charakter.
Ach was, vergiss es: Ich liebe sie alle... 😊
Ah! The world faces a crisis situation and it seems that everything is very expensive now. I believe that all of us feel anxious about the situation.
The animals at your farm and the river view can release our stress. The baby sheep are so cute. It's great that you can save their lives. You feel happy and I feel happy, too.... Thanks so much for sharing.
Wishing you and your family stay safe and healthy. ;)
Thanks for passing by and your kind comment.
Yes, it's a nice place, though we also feel the results of the war in Europe also here: Grain is becoming more expensive, the sheep are on a diet.
But they are all doing well, because fortunately it is quite warm right now and the grass grows well. They do not resent us the diet... 😉
You're welcome!
Ah! I'm glad to know that the grass grows well due to the warm weather and the sheep are all doing well. That's really great indeed. ;)
Da tobt das Leben. Nicht nur im Stall. Dort ist es warm und du kennst die Geräusche, folgst Spuren, riechst, bist mittendrin im Leben wo alles klar und die Herde friedlich ist. Draußen tobt es auch. Da ist es nicht so kuschelig und übersichtlich. Gut, dass es noch Plätze wie einen friedlichen Schafstall gibt. Gut ist es aber auch, draußen die Übersicht zu behalten und die Ruhe mit hinaus zu nehmen.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Du triffst mit der Beschreibung den Nagel auf den Kopf!
Die "Idylle" ist ein wunderbarer Ausgleich. Aber selbstverständlich habe ich auch das Außen noch im Blick. Erst heute habe ich ein paar Behördengänge für meine Schwiegermutter erledigt, die als frische Witwe nun doch in eine Seniorenanlage zieht. Auf dem Rückweg habe ich spontan 100 Tafeln Schokolade sowie Hygieneartikel gekauft und sie zu einer Sammelstelle für die Erstausstattung von (Ukraine)-Flüchtlingen gebracht. Die Reisenden sind halt überwiegend Frauen mit Kindern. Der Verwalter fand die Schokoladenidee spitze und beschrieb mir strahlende Kinderaugen nach all den Strapazen, sobald sie ein Naschi erhalten. War wieder ein Gute-Laune-Rezept... 😀
Na klar, nächstes Mal kaufe ich selbstverständlich Zahnbürsten und Zahnpasta... 😉
Schokolade ist ein Stück Glück. Das hast du weiter gegeben. Alles in Ordnung. Aber warum klinge ich neuerdings wie ein chinesischer Glückskeks?
Nicht immer - ich stoppe gleich mal beim Community-Account in der sprachwissenschaftlichen Abteilung... 😉
was für ein tolles rezept,kann ich so unterschreiben-
tiere und natur bereichern
glotze rausschmeißen und rein in den stall-
perfekt
alles liebe der ganzen herde mit den kleinen
Glotze ist Hirntod.
Das Leben ist frei!
Ich schlage vor dass das gelbe Lämmchen feuerelfe heißt und der Findling Forrest Gump. Und der dritte Nachzügler Marlon Brando...
Gute Ideen...
Allerdings ist das "gelbe" Lämmchen jetzt weiß - die Mutter hat das Fruchtwasser mittlerweile abgeschleckt... 😉
Auf dem ersten Foto ist es vielleicht 15 Minuten alt - wenn überhaupt.
Weiß? Dann sollte es Baumwolle heißen... ;o)
Liebe Grüße!
Ach nee, seine Wolle wächst doch nicht am Baum... ;-)
süße lämmchen idee
denke aber chriddi hat da andere namen :-)
Mal sehen, ob sie uns noch die Namen verraten wird...
Nur nicht Mad Max oder so - und dann vielleicht noch durchnummeriert... ;o)
Keine Namen (s.o.). Ein paar Kosenamen wohl, die sind bei vielen aber ähnlich.
Zur genauen Identifizierung und Zuordnung der Mutter (wird spätestens dann schwierig, wenn die Kleenen anfangen, die Welt zu entdecken und als ganze Bande Stall wie Außengelände aufmischen) hast du mit der Nummerierung recht...
Die Lämmer kriegen keine Namen. Erst fand ich das sehr befremdlich, aber jetzt gefällt es mir: Du baust keine allzu große Beziehung auf. "Na, Süßi", ist auch lieb genug... ;-)
eine beziehung entsteht sobald man mit dem tier in berührung kommt und mit hnen täglich zutun hat-
der name macht es dann komplett-
meine geretteten bekommen fast alle namen,doch da wir auch selbstversorger sind,schlachte ich auch die mit namen-
hähne,eh
die damen,da schau ich was für charakterzüge sie mitbringen oder haben,ob sie ruhig sind und auch in die gruppe passen,ob sie die neuankömmlinge gut annehmen-
mit tieren arbeiten und sie dann auch schlachten,ist eine absolute herausvorderung im leben-
mich bringt genau das,an meine grenzen
doch ich trage ihre namen von anfangan mit liebe in meinem herzen
Das glaube ich Dir Elfe , ich hätte es Dir nicht zugetraut das du Tiere schlachtest , schlachten ist mein Lehrberuf seit ich denken kann war ich immer dabei wenn geschlachtet wurde wenn man auch noch einen Bezug zu den Tieren hat doppelt schwer .
Im allgemeinen bin ich sehr unberührt was schlachten angeht aber bei Tieren zu denen ich einen Bezug habe ohje 😪
VgA
retten ist die eine geschichte
doch auch alle unterbringen und beherbergen,füttern,
nicht immer ganz einfach und machbar
hähne haben ihren mega eigenen kopf
wenn sie schwere verletzungen überlebt haben,sind sie meist auch sehr dominant bishin,mit vorsicht zu genießen
da ich verantwortung habe für eine ganze horde an tieren mit samt küken,
insgesammt 150 tiere zur zeit,
muss alles passen
da kann ich mir und meiner gruppe,keinen stress zumuten
terrorhähne haben keine chance
terrordamen auch nicht
eine dame war so derbe drauf,sie hat die entenküken getötet,
sie habe ich geschnappt und da sie schon älter war,hundefutter draus gemacht-
meine nachbarin mit ihren hunden,hat sich gefreut
und bei uns kam wieder ruhe rein,denn solch ein terror tier,zieht andere tiere mit in ihren bann,sie machen dann auch terror
sowas muss sofort gestoppt werden-
für mich nicht leicht
ich liebe sie alle
Danke - ich werd's ausrichten... 😊
Schönen Sonntag dir und dem lieben Federvieh!
That's an unusual start to the day.
Indeed. But so... 🥰 😍 🥰
I advise you to try not to go to bed angry, it is very dangerous.
Actually it is difficult to watch the news, although one way or another it reaches your ears, listening to music can be a good option, maybe one of these will bring back good memories, another option you should do is go to a local protestant church with a willing heart (just give it a try) and you will see the difference.
Two weeks ago I was visiting a small farm owned by a friend of my father-in-law and I reminded you and your sheep, because the man had some sheep, in fact they were raffling off a sheep to pay for his wife's medical expenses.
I contributed by buying two tickets for this raffle, the sheep are very different from the beautiful sheep you have on your farm.
Thanks for your advice... ;-)
I do pray, but not in church.
Thanks also for the beautiful photo. The South American sheep really looks a bit different. Great "mane". Or is it just strangely shorn?
hahahaha the white one was a male, I think it was like that, don't ask, the ones in the background are similar to yours (a little) maybe the white one is a different kind of race.
Moin! Mal abgesehen von dem zuckersüßen Kälbchendreier: rennen da Puten durch die Herde? Oder spielen mir die Augen einen Streich...?
Jo, das sind Puten. Die Biester laufen frei herum. Wenn die Schafe gefüttert werden, sind sie pünktlich in den Ställen. Picken das Schaffutter und sparen sich ihre eigenen Körner im ganz offensichtlich überwindbaren Geflügelgehege für den Rest des Tages... 😉
Ja, es gibt solche Tage, die es in sich haben...
Ich will da jetzt gar keine mehr oder weniger schlauen Ratschläge von mir geben. Es muss solche Tage einfach geben. Niemand ist stets und ständig bester Laune und steht über allen Dingen...
Auf jeden Fall kann ich gut nachvollziehen, dass die unverhofften Geburten deine Stimmung deutlich verbessern konnten. Ich hoffe, deine Woche bleibt gerettet. :-)
Sind Drillingsgeburten bei Schafen eigentlich auch eher eine Seltenheit?
Danke für den Verzicht auf Ratschläge... 😁
In der Regel wirkt bei mir auch "Augen zu und durch". Manchmal ist es eben zu viel, aber klar, hat jeder mal. Außerdem braucht ich einen guten Aufhänger für einen Kontrastbeitrag... 😉
Über die Häufigkeit von Drillingsgeburten bei Schafen kann ich nichts Genaues sagen (obwohl ich versucht habe, zu recherchieren).
Meistens bekommen sie (bei uns?!) zwei Lämmer und es hieß, Drillinge sind eher selten. Jetzt haben wir aber schon 8-10x Drillinge. Oft stirbt eines davon (der kleine Gefleckte ist leider auch nicht mehr unter uns und gerade heute hat ein Lamm aus einem anderen Wurf in meinem Arm seinen letzten Atemseufzer von sich gegeben - gehört leider auch dazu). Der Grund ist nicht immer bekannt. Die Mutter hat meist nicht genug Milch für drei Lämmer, aber wir achten schon drauf, dass wir dann mit der Flasche nachfüttern. Manchmal hat so ein Lamm auch innere Verletzungen. Wenn die Mutter "denkt", das schwächste Tier kommt eh nicht durch, stößt sie es weg. Wenn es sehr schwach ist und du kriegst das nicht mit...
Der beste "Fall" war folgender (selten!): Ein Schaf hatte eine Totgeburt, am nächsten Tag hatte ein anderes eine schwere Drillingsgeburt. Während dieses kämpfte und sich nicht um die beiden bereits geborenen Lämmer kümmerte, zog sich die lammlose Mutter ein Kleines still und heimlich immer weiter an sich ran und begann, es abzulecken. Schon war es adoptiert. Beide Mütter waren zufrieden, alle Lämmer sind durchgekommen... 😊
Ich hätte schon Zwillige für selten gehalten. Wenn die Milch für drei Lämmer meist nicht reicht, hatte die Natur dies so wohl nicht vorgesehen. Schon seltsam, dass es dann trotzdem so häufig vorkommt.
Aber interessant, dass ich die Herde dann instinktiv zu helfen weiß. Auch wenn dann das ein oder andere Schaf trotzdem nicht durchkommt...
Solche Momente gleichen die Lebenswaage auf der Habenseite extrem aus. <3
Oh ja! Und ich bin so froh, dass ich das alles "erleben" darf. Mag gar nicht daran denken, was gerade an anderer Stelle abgeht, wie "groß" meine Zufriedenheit wohl wäre, wenn... ach, egal... ;-)
Sehr schön! ;o)
Danke!
Och ja, mit Udo startet man (fast) genauso gut in den Tag... 😊