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RE: Wo komme ich her - wo will ich hin - ein paar Tatsachen aus meinem Leben

Als Zeugen Jehovahs in der DDR, das stelle ich mir schwierig vor. Noch schwieriger als im Westen, meine ich. Vermutlich waren das doch keine großen Fans vom Realexistierenden Sozialismus und dem Staatsaparat, oder?
Und Leute, die sich dem System verweigerten wurden meist ziehmlich fertig gemacht, das war mit der damaligen Gesetzgebung ja kein Problem - selbst wenn Religion nicht offiziell verboten war.
Nicht das Leute, die anderen unerwünscht Besuche abstatten und volllabern keinen Denkzettel verdient haben, aber was die roten Nazis damals mit Nonkonformisten gemacht haben ging entschieden zu weit.

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 4 years ago (edited)

Ja, es war schwierig. Zeugen Jehovas waren in der DDR verboten. Religiöse Aktivitäten geschahen im verborgenen, als Familientreffen getarnt. Die Literatur (Lehrschriften der Zeugen) wurde von Kurieren aus dem Westen eingeschmuggelt. Dann hier heimlich Fotokopiert und verteilt. Wer bei solchen Aktivitäten erwischt wurde musste mit Gefängnisstrafe rechnen. Als Schüler erlebte ich zahlreiche Repressalien seitens einiger Lehrer (nicht von allen). Ansonsten war man sowieso ein Außenseiter. Keine Geburtstage, keine Weihnachtsfeiern, kein Discobesuch.... Ein Studium wurde den Kindern von Zeugen Jehovas in der DDR verwehrt. Selbst eine freie Berufswahl gab es nicht. Mir wurde nach der Schule eine Arbeitsstelle "Zugewiesen". Eine Lehre durfte ich nicht antreten, das wurde davon abhängig gemacht, ob man Militärdienst leisten würde. (das kam für ZJ nicht in Frage)
Es war die Hölle in der Hölle. Als dann in Russland Gorbatschow das Ruder übernahm, lockerten sich auch die Repressalien seitens der sozialistischen DDR-Regierung. So konnte ich Mitte der achtziger, da war ich schon 25, meine (erste!) berufliche Ausbildung antreten.

Ja, so ungefähr habe ich mir das vorgestellt. Das waren ja die üblichen Methoden, auch angewendet bei anderen Systemverweigerern.
Wobei Du ja noch Glück hattest - soweit man das so sagen kann - denn es gab auch die Möglichkeit, den Eltern die Kinder einfach endgültig wegzunehmen und in linientreue Familien oder Kinderheime zu stecken. Wie es vielen Kindern von wegen Republikflucht, oder anderen staatsfeindlichen Aktivitäten Inhaftierten ergangen ist. Wie gesagt: rote Nazis. Von wegen "War ja nicht alles schlecht" und so...