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RE: Wahlkampf der übelsten Sorte heute live im Bundestag

in Deutsch Unplugged3 months ago (edited)

und habe mich immer als Deutscher gefühlt

Ich bin nur ein ganz normal Mensch. Zufällig in Deutschland lebend. Da kann ich aber gar nichts für. Soll ich mich deshalb von den nicht hier lebenden Menschen abgrenzen? Oder soll ich mich von denen abgrenzen, die das Schicksal erst später hier ausgespuckt hat? Bin ich durch Geburt in diesem Flecken der Welt besonders, sozusagen gezeichnet? Wie hat man sich als Deutscher zu fühlen? Von der Welt enttäuscht, braun, Wut im Bauch, respektlos gegenüber Andersdenkenden? Alle Beispiele, wirklich jedes einzelne derer, die glauben echte Deutsche zu sein, haben mir regelmäßig geistige Übelkeit verursacht.

Vielleicht habe ich die malignen Trachtenträger der Heimatvertriebenen, die stumpfverliebten biersaufenden Lederhosenbayern aber auch völlig falsch verstanden. Das sind für mich immer nur unverbesserliche Idioten, die im Sulz von Sentimentalität über irgend eine verlorene Großartigkeit feststecken. Warum wirken die sonst so lächerlich auf mich? Gibt es ernsthafte, tiefe Liebe zum Vaterland? Warum heißt es nicht Mutterland? Spielt bei der Sichtweise der Heimatverliebten etwa auch eine versteckt homophile Komponente mit? Das wäre eventuell einer Überlegung wert.

Gut, Trachten tragen mag ja als spielerische Reminiszenz einer lieblich verklärten Vergangenheit noch irgendwie als verständlich durchgehen. Der Mensch ist schon irgendwie auch Idiot. Aber kein Schwein wird es jemals schaffen, mich in irgend einen stinkend schwitzig schunkelnden Volkskörper zu integrieren. Das klingt schon beim daran Denken nachgerade widerlich.