Ist Lidl doof?
Vielleicht hat Lidl aber auch nur keine Zeit gehabt. Wer weiß das schon? Es schädigt auf alle Fälle das Image, wenn man doof ist. Wie ich auf diese im Kern unwichtige Frage komme? Fragen führen zu Erkenntnis. Der Weg, auf dem sich ein Gedanke im grauen Alltag zu einer Frage aufbaut, ist Gegenstand dieser Geschichte. Ich muss nur leider weit ausholen, um zu verdeutlichen, durch welch verzweigte reale und surreale Konstrukte ein Gedanke ausgelöst wird, bevor er sich formt. Nur so durch Verfolgung aller Tatsachen, die zur Entstehung der konkreten Frage beitrugen, ist es möglich zu demonstrieren, wie unvorstellbar komplex geistige Entstehungsprozesse sind, die z. B. irgendwann wichtige Menschheitsfragen stellen. Ich werde es so einfach wie möglich fassen und habe keinen Anspruch, Philosoph zu sein.
Kinder haben immer Ideen, was sie als Nächstes tun können. Die in meiner Familie sind Erwachsene und nur zwei Enkel sind noch unter zwanzig. Der älteste Sohn meiner Frau ist schon fünfzig Jahre alt und alle Kinder sind einzigartige Charaktere, wovon einige gegen jeden Widerstand von Vernunft ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen.
Die Neuseeländer, das sind sieben Kinder meiner verstorbenen kleinen Schwester, unterhalten am gegenüber liegenden Ufer von Neckarau, dem südwestlichen Stadtteil von Mannheim, überraschend große Schrebergärten. Das Gelände gehört zu Altrip, einer verschlafenen Gemeinde im Bundesland Rheinlandpfalz. Die Landesgrenze verläuft hier in der Mitte des Rheins und als Mannheimer benutzt du die Fähre zum Übersetzen. Nach ihrer Betriebszeit ab 22 Uhr geht es nur noch über die Brücke in Ludwigshafen zurück.
Die Gärten liegen auf einer Halbinsel im Rhein. Je nach Wasserstand findet man dort einen wunderbar breiten Kiesstrand auf der Flussseite sowie den im Sommer teilweise verlandenden Nebenarm auf der anderen Seite der Halbinsel. Dort erstreckt sich ein Urwald bis hin zu den Auen von Altrip. Das Ganze ist Naturschutzgebiet. Einer der Gärten wurde von den Kindern schon vor Jahren für etwa 10.000 Euro von der Gemeinde gekauft. Da gab es eine Erbschaft aus Holland und sie haben wenigstens ein Mal was Vernünftiges damit gemacht, was aus Holland kam. Zu der Zeit waren noch alle Neuseeländer in Mannheim. Mittlerweile sind zwei Mädels und der älteste Neffe wieder zurück im Land der langen, weißen Wolke. Seitdem wurden noch zwei Mietgärten hinzu genommen.
Einer der Jungs baut immer irgendwas Großes. Der Älteste hat aus Holz eine urige Versammlungshütte auf das Familiengrundstück gesetzt, bevor er endgültig verschwunden ist. Sie hat eine Bühne für mindestens vier Musiker mit Schlagzeug, Feuerplatz in der Mitte und drum herum liegende Kojen für das dekadente Partyvolk. Seine Versorgung findet durch eine angebaute Sommerküche ihren Weg. Der Zweitälteste, Schreiner von Beruf und Werklehrer in einer Waldorfschule, baut nebenan seit drei Jahren einen Lastwagenanhänger zum Wolkenkuckucksheim um. Mein jüngster Sohn studiert in Mannheim und baut auch einen Lkw-Anhänger um. Der steht in einem der Mietgärten ganz am Anfang seiner Karriere als Tiny House Deluxe.
Was haben meine Lidi-Gedanken mit den Anhänger-Jungs zu tun? Ganz einfach. Die Anhänger bescherten mir von Donnerstag bis Freitag eine wunderschöne Autoreise. Die ging von Hanau ins Kinzigtal, dann über die Rödermark in den Odenwald hinein, bis nach Mannheim. Einzige Aufgabe für mich: das Auto meiner Frau am nächsten Tag wieder nach Hanau zu bringen und dort die zurückgelassene Sitzbank wieder einzubauen. Ich habe 24 Stunden keinen Finger rühren müssen, geplaudert, geraucht, gegessen, getrunken, geschlafen kurz – mich prächtig amüsiert und bei Lidl zum ersten Mal so sehr, dass ich fotografiert habe, was mich amüsierte. Später habe ich nicht fotografiert. Was auch nicht wichtig ist, weil es um den Gedanken geht und was alles nötig war, ihn entstehen zu lassen.
Der Neffe hat in Salmünster-Bad Soden (Kinzigtal) für das Wolkenkuckucksheim eine Haustür gekauft. Das war vor drei Monaten. Unser Jüngster hat vor etwa zwei Monaten im Odenwald beim Reichelsheimer Sägewerk Delp Latten für sein Projekt gekauft. Das ist zwar alles über das Internet schnell erledigt, aber der Transport ist eine ganz andere Sache. Also holt man das Zeug selbst ab. Irgendwie irgendwann. Jetzt hat sich eine Gelegenheit ergeben. Unser Caddy stand zur Verfügung und ich hatte mal wieder Zeit. Elke war einverstanden, also reiste der Sohn an, um den Job zu stemmen. Ich musste tatsächlich keinen Finger rühren und hatte das Privileg, chauffiert zu werden. Er hielt beim Bauhaus an, kaufte drei Spanngurte und sichere Fahrt mit offener Heckklappe war gewährleistet.
Die Jungs bauen alte Lastwagenanhänger mit Aluhaut in Luxuswohnungen um. Das Wolkenkuckucksheim hat mittlerweile zwei Stockwerke und eine ausladende Terrasse auf der Höhe von ungefähr 1.6 Meter über Geländeniveau. Es sind Lastwagenanhänger. Ladefläche etwa auf Nasenhöhe. Ich weiß ja nicht, wie groß du bist, aber ohne Außentreppe kommst du nicht rein.
Später, als wir in Altrip auf der Halbinsel am Lagerfeuer saßen, hat das Tiny House Deluxe geleuchtet wie ein Hexenhäuschen. In racinggrün gestrichen, mit Naturholzrahmen um die Fenster. Jens hat drei Jahre daran gebaut. Der Anhänger von meinem Sohn steht zwei Gärten weiter und ist im Rohbau. Seine neuen Latten von Delp sind übrigens tadellos gerade, zweiseitig gehobelt und ganz ohne Astlöcher. Astrein im wahrsten Sinne des Wortes.
Und jetzt kommt es zu dem Moment der Frage. Zuerst holten wir die Tür im Kinzigtal ab. Kurz vor dem Ziel stellte mein Kind mich wortlos auf dem Parkplatz von Lidl ab und verschwand, weil er Reiseproviant brauchte. Weil ich in jeder Situation nach mehr Sinn suche, habe ich die Szene studiert, die sich vor mir auftat. Bis eine Sache meine Aufmerksamkeit fesselte, die unbedingt fotografiert werden musste.
Hast du es gesehen? Nein? Es geht um eine Sache, die sicher nicht billig war und überall in Deutschland gleich blöd aussieht. Hast du es? Liebe Leser, das ist jetzt einfach zu finden und mehr Hinweise gebe ich nicht. Ihr seid schlau genug, es selbst herauszufinden.
Wer es jetzt noch nicht mit den eigenen Bordmitteln gefunden hat, schaut sich vielleicht die folgende Vergrößerung an. Und worin lag nun die Ursache meiner Heiterkeit?
Dass die zwei Teile der ausgebauten Rücksitzbank fast zu schwer für einen alten Opa sind, muss ich vor Schluss ausdrücklich erwähnen. Insofern war die gemütliche Reise durch Südhessen und Nord-Baden Württemberg inklusive Übernachtung vor dem Bollerofen in Mannheim zwar eine Entschädigung, aber eine teuer erkaufte. Die Rückbank ist heute noch nicht drin und mein Enkel ist bei der anderen Oma. Niemand wird mir helfen. Aber das ist schon der nächste Gedanke.
Na nicht nur Lidl auch andere Marktriesen haben die neue abzocke gut drauf , einem all zu eifrigen Aufschreiber ist das schon übel bekommen ,ich boykottiere diese Läden wenn möglich .
Lidl lohnt sich wirklich 😉❗️
VgA
Aber Lidl ist doof. Du hast es nicht gefunden, was mich zum Foto triggerte. Das macht aber nichts, weil ich mich sowieso immer bannig darüber freue, dass du stets unter den ersten Lesern und Kommentatoren bist, Atego. Danke für dein Interesse.
Mit Kommentatoren meine ich natürlich auch die Kommentiererinnen, die früher rein nichts dagegen hatten, ebenfalls Kommentatoren zu sein, ohne dadurch irgend etwas an Reputation zu lassen.
Das konnte ich auch nicht finden meine Denke macht den Genitiv Zirkus eh nicht mit da bin ich zu alt, Zuviel Landmensch und auch zu Stur für 😉
Ich habs entdeckt Martin , schreibst du noch extra vergrößern ,so jetzt noch LKW waschen und noch 3-4 Telefonate dann ist Ruhe bis nächsten Montag
VgA
Was willst du auf dem Bock mit Genitiv? Mach weiter, Atego!
Jetzt bin ich gerade fertig seit 3:00 sind wir am rühren und zum Dank habe ich jetzt noch ein elektrisches Problem am LKW weder Abblendlicht noch Fernlicht gehen Standlicht und Nebelscheinwerfer gehen , so kann ich am Montag früh um 3:00 nicht weg , das werden wieder schöne Feiertage ,omg es gibt Tag die man so nicht braucht 😫
Du hast recht auf dem Bock brauch ich das nicht , ich wäre da nie drauf gekommen das man das so nicht mehr schreibt
VgA
Atego, freue dich wenn es nicht schlimmer kommt und nimm demütig hin, was das Universum dir bietet. Dann kommst du da unbeschadet durch. Garantiert. Ich muss morgen auch arbeiten. Mein Hundertjähriger braucht immer mehr Zeit. Weihnachten kannst du das ganze Jahr feiern. In Venezuela haben sie schon Anfang November Weihnachten gehabt. Zwei Monate lang. Sei stark!
Ich war demütig und der Bock rollt wieder 🙌 , hab mich schon vor echten Problemen gesehen . Wir sind das Ersatzteil selbst holen gefahren zu Daimler nach Germersheim sie hatten mir eine neunundneunzig Prozentige Lieferzusage für morgen Samstag gegeben aber ich brauchte 100%
Ja die hundertjährigen benötigen Aufmerksamkeit meine Nachbarin Anni ist mit 106 vor einigen Monaten gestorben , Ich vermisse ihren Befehlshaberischen Ton , so aller „komm mal hoch“ oder mach mal ,sie war 1 Jahr im Altenheim , die letzten Monate hat sie wohl nur die wenigsten noch erkannt vorher hat sie alleine gegenüber gewohnt bis 105 ein stolzes Alter
VgA🙂
Denn Beharrlichkeit ist fördernd. Eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit ist im Chaos so gut wie 100. Das meint in etwa, dass dein Paket höchstens von einem Meteor getroffen wird. Ansonsten bringt es ein Bote. Selbst wenn der auf blutigen Brustwarzen 100 km kriechen muss. Dein Ersatzteilverkäufer hatte keine Ahnung vom Universum. Ein sogenannter Unfall genügte und seine 99 Prozent hätten sich in Luft aufgelöst. Du bist 99% kein Spieler und hast dich selbst auf den Weg gemacht. Was für ein großartiger Einsatz! Frohes neues Jahr, lieber Atego.
Übrigens, das mit den Fällen, den Kasi, ist einfacher als viele denken. Auch einfacher, als ihre lateinische Bezeichnung oder die Masse an Erläuterungen. Es geht so:
Nach dem Kasus fragen und den Kasus bestimmen - Deutsch Klasse 5
Die 4 Fälle im Deutschen:
Du benutzt sie täglich, weil Deutsch deine Muttersprache ist. Du sagst nicht: „das ist der Mann sein Auto.“ Beim Schreiben ist das aber anders. Da kann man sich schnell aus Flüchtigkeit im Kasus verhauen und stiftet damit beim Leser Verwirrung. Es mag zunächst eine Mikroverwirrung sein, die sich in der Summe ihres Vorkommens aber zur Leseunlust steigern kann. Das ist das Letzte, was Autoren sich wünschen, aber immer wieder passiert. Unlust steigert sich, weil man nicht darüber nachdenken will was da gemeint ist, sondern vom Gedanken des Autoren des Selbstdenkens befreit werden will. Alleine das bedeutet Lesespaß. Befreiung vom Selbst. Das will Deutsch Unplugged.
Die 4 Fälle komplett: Es freut sich auf unseren Besuch die @chriddi von der Sprachschule Aktiv Köln.
Holla! Das hat man noch nie so geschrieben. Vergessener Genitiv auf einem überregionalen Hinweisschild ist nicht nur schwach, sondern eine Beleidigung jedes Lesers.
Genitiv ist out… ;-)
Das ist ein Irrglaube und deshalb ist Lidl doof und du bist hinreichend gebildet, die Schlamperer und Ignoranten des feinen Unterschieds zu entlarven. Ja, auch Kontrolleure und Finanzvorstände bei Lidl scheinen nun endgültig dem Genitiv seine immense Bedeutung abzuerkennen. Oder sie sind einfach nur doof. Was man durchaus sein darf, aber das Leben schwerer macht, als es eigentlich ist.
Ich gehe mal davon aus, dass sie gar nicht drüber nachgedacht haben. Weder Vorstand noch Texter noch Lektoren (haben die sowas überhaupt (noch)). Also, über den Genitiv nachgedacht haben sie durchaus, immerhin haben sie ja den Artikel gebeugt, der Versuch könnte gewürdigt werden. Ob es sich dann bei der inkorrekten Ausführung um Doofheit oder einen Flüchtigkeitsfehler handelt, vermag ich nicht zu beurteilen. Richtig doof, abgrundtief doof ist aber tatsächlich, so ein Ding überregional in Druck zu geben und aufzustellen. Und wenn es bis ins letzte Kontrollglied niemandem aufgefallen ist, sind gefälligst alle Schilder einzuholen, sobald es ein Kunde bemerkt und sich darüber - zu recht - echauffiert!
Und weißt du, was richtig doof ist? Ich kann deinen Text nicht mehr genießen, wenn das, was DU ursprünglich ausmachen sollte und eine Zeit lang sogar ausgemacht hat, weiterhin derart mit Füßen getreten wird. Nein, nein, nicht von der Firma Lidl.
Frohe Weihnachten,
lieber Martin... 🤗
Liebe Christiane,
danke. Ich wünsche dir auch frohe Weihnachten und Ralf natürlich auch. Wenn in einer Firma so ein Fehler passiert, ist die Kacke am Dampfen. Die Bosse zahlen Unsummen dafür, dass so was nicht passiert. Sie verlassen sich darauf und wenn sich jetzt jemand beschwert, ist die Agentur schwer in Erklärungsnot.
Ich verstehe nur nicht ganz, wie DU mit Füßen getreten wird. Redest du etwa über das mangelhafte Deutsch einiger Autoren? Mein Text war sicher kaum zum Genießen. Die etwas dürre Handlung ging ziemlich von hinten herum ins Auge. Aber dass du dich darüber beklagst, glaube ich jetzt trotzdem nicht. Da ist was anderes. Bitte rufe mich an, bevor du verdrossen aufgibst und lass uns darüber reden. Es gibt für alles eine Lösung. Ich will mir nicht schon wieder eine neue Community aussuchen müssen.
Liebe Grüße vom Main
Martin
Dein Text ist prima. Einer der Texte, weshalb es Spaß macht, immer mal wieder einen Beitrag zu lesen (im Sinne von lesen). Muss ja nicht dein bestes Werk aller Zeiten sein, um einfach unterhaltsam für sich zu stehen. Im Gegensatz zum abgelichteten Schild schmerzen weder dein Stil noch deine Orthographiekenntnisse.
Du brauchst dir keine neue Community suchen. Die wird existieren, ob ich darin lese oder nicht. Sprache ist ein Kulturgut. Ich lege Bücher weg, wenn ich auf zwei, drei Seiten hintereinander einen RS-Fehler sehe. Das ist für mich kein Genuss (was Lesen ja auch darstellen soll). Kennst ja mein Reden von Respekt und so. Und das hat nichts damit zu tun, dass der Genitiv ja tatsächlich leider seit Jahren am Aussterben ist.
Aussterben kann der doch nicht. Dann fehlt doch ein Bezug zum Objekt (ist das grammatisch richtig analysiert?).
Du wolltest die Kunst unserer Sprache entfaltet sehen. Gegen deine Sprachlosigkeit und als Trost für die Enttäuschung hinterlasse ich in Kommentaren gerne den Hinweis auf den Mentor. Das macht mich nicht unbedingt beliebt, ist aber ein konstruktiver Beitrag zur Community-Hygiene und mit Unbeliebt kenne ich mich aus.
Solange es noch Leute gibt, die ihn benutzen und denen sein Pseudoeinsatz schmerzt, nicht, nein.
Hihi, es ist jetzt fünf Jahre her, dass ich Meluni beim Mammutmarsch in HH persönlich traf. Mitten im Gespräch guckte sie mich staunend an, was ich mit einem fragenden Blick erwiderte, denn ich hatte gar nichts Erstaunliches erzählt. "Och, das hörte sich nur so gut an. Du benutzt ja tatsächlich den Genitiv einfach nur beim Schnacken." Ich fühlte mich geschmeichelt (obwohl der Genitiv für mich wie keiner der Fälle nichts Besonderes darstellt) und gleichzeitig alt.
Nicht ganz. Das Objekt kann ja auch ganz andere Vornamen haben, je nachdem, in welchem Fall es benutzt wird bzw. benutzt werden muss: Akkusativobjekt, Dativobjekt und, naja..., eben das Genitivobjekt. Das Objekt ist ein Satzglied, der Kasus der Zustand des Nominativs. Und da wird der Genitiv leider mehr und mehr vergessen, (meist) vom Dativ überrollt. "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" (Sebastian Sick) hört sich für viele Muttersprachler nicht mal mehr falsch an... schluchtz
Vielen Dank für all deine Bemühungen.
Jetzt verstehe ich den Satz endlich. Hab ich gehört, aber nie drüber nachgedacht. Danke.
🍀♥️