Questions in the wind | Fragen im Wind
Questions in the wind
[Deutsche Version unten]
We glided side by side, and the little sky lantern hummed an ancient song:
‘I live and don't know how long,
I die and don't know when,
I'm travelling and don't know where,
I'm surprised that I'm happy.’
I knew this little song, it is more than 500 years old and its origin is unknown. I found it very fitting for our hovering, because our lights were already more than half burnt out and soon we would both go out and fall. While I was still wondering whether I should say something about this or respond in some way, the little sky lantern laughed at me and said: ‘Come on, little world lantern, be happy with me!’
‘Well...’ I began. ‘Who knows if we won't set the neighbourhood on fire during our flight? Maybe we should have stayed modestly on the ground. We could have glowed quite nicely without spreading Prometheus' sparks like flying seeds. I don't think that's what Prometheus had in mind when he taught us how to light a fire.’
‘Once again, you see more danger than benefit, or more sacrifice than freedom, to paraphrase Goethe. What's the point! We don't really know anything about benefit and harm, about cause and effect, about space and time - let alone about Being.’
And to banter with me, the little sky lantern now sang Martin Luther's version of the ancient hymn, rewritten almost 500 years ago:
‘I live and know how long,
I die and do know when,
I'm travelling and I know, praise God, where,
I'm wondering why I'm sad!’
‘That goes to the same tune,’ she winked at me, ’and you can see from that how little insight and knowledge we have.’
A daring argument and conclusion, I thought to myself, but kept quiet to think a little about dialectics first, about the intertwining of part and counterpart, of being and non-being, of yin and yang. Can opposites be overcome, should they be overcome at all? Do not the actual movement of thought and the attitude of modesty only arise from the tension they maintain, from the awareness of the legitimacy of an opposing position?
While I was lost in thought, I lost altitude and the little sky lantern called out from above: ‘Think of me, little world lantern, when you are down on the ground again, and look at the stars from time to time! Don't think about the world burning so often, choose your favourite stars and feel the depths of the sky!’
Then it went dark around me, I fell - and woke up.
Translated with much help by DeepL.com (free version)
photo: @weisser-rabe
Fragen im Wind
Wir schwebten nebeneinander her, und die kleine Himmelslaterne summte ein uraltes Liedchen:
„Ich leb und waiß nit wie lang,
ich stirb und waiß nit wann,
ich far und waiß nit wahin,
mich wundert das ich frölich bin.“
Dieses Liedchen kannte ich, es ist mehr als 500 Jahre alt, und seine Herkunft ist unbekannt. Zu unserem Schweben fand ich es sehr passend, denn unsere Lichter waren schon mehr als halb herunter gebrannt, und bald würden wir beide verlöschen und fallen. Während ich noch überlegte, ob ich dazu etwas sagen oder irgendwie darauf antworten sollte, lachte die kleine Himmelslaterne zu mir herüber und sagte: „Komm schon, kleine Weltlaterne, sei fröhlich mit mir!“
„Naja…“, begann ich. „Wer weiß, ob wir bei unserem Flug nicht doch noch die Umgebung in Brand setzen? Vielleicht hätten wir lieber ganz bescheiden am Boden bleiben sollen. Da hätten wir ja auch ganz hübsch leuchten können, ohne den Funken des Prometheus wie Flugsamen zu verbreiten. Ich glaube, so hatte sich Prometheus das nicht vorgestellt, als er uns das Entzünden beibrachte.“
„Du siehst wieder mehr die Gefahr als den Nutzen, oder mehr die Entsagung als die Freiheit, um es mit Goethe auszudrücken. Was ist schon dabei! Wir wissen ja gar nicht wirklich Bescheid über Nutzen und Schaden, über Ursache und Wirkung, über Raum und Zeit – geschweige über das Sein.“
Und um mich zu necken, sang die kleine Himmelslaterne jetzt die von Martin Luther vor fast 500 Jahren umgedichtete Version des uralten Liedchens:
„Ich lebe und weis, wie lange,
ich sterbe und weis, wanne,
ich fahr und weiß, Gott lob, wohin,
mich wundert, daß ich trawrig bin!“
„Das geht auf dieselbe Melodie“, zwinkerte sie zu mir herüber, „und daran kannst du sehen, wie wenig Einsicht und Erkenntnis wir haben.“
Eine gewagte Argumentation und Schlussfolgerung, dachte ich bei mir, schwieg aber, um erst einmal ein bisschen über Dialektik nachzudenken, über das Ineinandergreifen von Teil und Gegenteil, von Sein und Nicht-Sein, von Yin und Yang. Können Gegensätze überwunden werden, sollen sie es überhaupt? Entstehen aus ihrer beibehaltenen Spannung, aus dem Bewusstsein für die Berechtigung einer Gegenposition nicht erst die eigentliche Bewegung des Denkens und die Haltung der Bescheidenheit?
Während ich darüber in Gedanken versunken vor mich hin schwebte, verlor ich an Höhe, und die kleine Himmelslaterne rief von oben: „Denk an mich, kleine Weltlaterne, wenn du wieder unten am Boden bist, und schau ab und zu in die Sterne! Denk nicht so oft an den Weltenbrand, suche dir Lieblingssterne aus und erfühle die Tiefe des Himmels!“
Da wurde es dunkel um mich, ich fiel – und erwachte.
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