Geisttiere im Fokus meiner Kunst, Teil 2 (Originale Kunst)
Krafttiermystik - meine Forschung und Kritik
Auf meiner schamanischen Reise zur Krafttiersuche begrüßte mich ein afrikanischer Elefant und mit ihm an die hundert andere Tiere. Da war ich mitten in eine Großveranstaltung hineingereist. Doch über drei Jahre war meine Tiermalerei nicht mehr als ein Geisterfischen im Trüben, ein unwirkliches Herbeirufen und Imaginieren von Krafttieren.
Oft war ich mit dem Zeichenblock in zoologischen Gärten unterwegs, um die Tiere zu beobachten und zu skizzieren. Ich fühlte mich innerlich verbunden, wesensverwandt mit manchem Tier. Doch ließ sich darum eine Giraffe zu meinem Krafttier erklären? (Zu Pinguinen fühlte ich mich weit weniger hingezogen, obwohl sie meiner Körpergröße eher entsprochen hätten) Ein wachsendes Mitgefühl für alle Zootiere stellte sich ein. Ich konnte mich in ihren eingeschränkten Lebensausdruck hineinversetzen und begann selber die Weite der Landschaft zu vermissen. Löwen durchstreifen natürlicherweise ein Gebiet von mehreren 100 Quadratkilometern.
Einmal erlebte ich für einen erkenntnisreichen Augenblick den direkten Sprung in die Sinneswelt einer Löwin, als teilten wir unsere Wahrnehmung oder ihren Traum von Freiheit.
lioness senses
2000, Eitempera auf Leinwand, 60cm x 80cm
Ich erinnere mich noch gut an die ersten Gespräche mit Personen, die ich ab 1996 geführt hatte, die ihr Krafttier auf einer schamanischen Reise gefunden hatten. Sie erzählten mir von der Anleitung, die sie zur Krafttiersuche bekommen hatten: Es sei das erste Tier, was sie auf ihrer Reise treffen würden. Meist erschienen dann Tiere indianischer Kulturlandschaft, wie Wolf, Pferd oder Biber u.a.
Es war mein Eindruck, dass die Krafttiersuche Trophäencharakter besaß. Das Krafttier wurde als Idee mit nach Hause getragen und verstaubte schnell als wirkungsloses Relikt eines schamanischen Wochenendes. Aus dem eigenen Erfahrungserleben ließ sich die Bedeutung eines Krafttieres nicht erschließen. Zu den indianischen Krafttieren gab es noch wenig Veröffentlichungen, ein Hauptwerk war -"Medicine Carts" von Jamie Sams und David Carlson „The Discovery of Power through the Ways of Animals"Rochester, VT, Etats-Unis. Bear & Company, 1988 (erschien 2001 auch in deutsch). Tiermedizin (Krafttiere) in den Geschmacksrichtungen von Mystik, Orakel und Lebenshilfe.
Die Biologie, Körper und Instinktwelt der Tiere bieten Eigenschaften und Verhaltensweisen an, die beobachtet und auf menschliches Verhalten bezogen werden können. Soweit wurde die Herleitung mancher Kraftaspekte nachvollziehbar. Jedoch überwogen in den Krafttierbedeutungen Gläubensinhalte, psychologisch assoziierte Botschaften und Suggestionen. Im Beginn schenkten sie mir trotzdem das Gefühl für eine Atmosphäre, die mit den Krafttieren verbunden war. Besonders motivierte es mich dazu, Krafttiere bei Personen auszuschließen, die mir ihr Krafttier nannten. Ich spürte keine Verwandtschaft gegeben, aufgrund von körperlichem Ausdruck und Verhalten - als ob Topf und Deckel nicht zusammen passten...
Gab es tatsächlich eine Tierverwandtschaft, die ich bejahen könnte? Hyemeyohsts Storm, der Lehrer meiner Berliner Schamanin, gab mir indirekt ein Geschenk, als er für sie ein ganz exotisches Krafttier benannte. Das Tier passte so gut zu ihr, zum ersten Mal sah ich die Wesensverwandtschaft so deutlich, dass dadurch meine Arbeit einen starken Impuls erhielt.
Der Erkenntnisraum für diese wesensverwandten, sehr individuellen Krafttiere stand mir aber nicht offen, ebensowenig wie damals meiner Berliner Schamanin oder anderen, die ich bis dahin kennen gelernt hatte. Sollte ich mich dahin arbeiten und wenn wie?
Die Antwort wurde schicksalshaft, durch meine Tochter zugetragen. Die Tiere der Kinderwelt zogen bei uns ein. Ich will hier nicht über Kuscheltiere oder weitere Besuche in Tiergärten schreiben, doch festhalten, dass die kindliche Seite des Lebens Türen öffnet, die Erwachsene längst für abgeschlossen halten. Mein eigenes Geisttier tauchte als geistiger Gefährte meiner Kindertage auf, nicht als Kuscheltier, sondern als Erinnerung an die Empfindung meiner ausgiebigen Streifzüge durch Wald und Wiesen. Es kamen noch mehr Lebenserinnerungen, als Geistesblitze aneinander gereiht. Es war eine eindrucksvolle Assoziationskette von Geisttiererlebnissen, die mir auf einen Schlag zugänglich wurden.
Kleine Aquarellformate (8cm x 10cm) wurde meine Lieblingsgröße für Geisttiere.
Ich verschenkte sie zu allen Anlässen und erntete oft ein Staunen, was die verschenkte Tierart betraf, denn sie wurden, als ein gerade passender Impuls in der jeweiligen Lebenssituation wahrgenommen oder sogar, als das eigene Krafttier erkannt. Die Weitergabe der kleinen Tierbilder bedeutete damit auch mehr Verantwortung, als die Weitergabe von Kunstwerken. Es wurde notwendig mich weiter auf das geistige Feld einzulassen und wie der Zufall es wollte, heiratete meine Schwester in einer Schwitzhütte, so kam ich über meinen Schwager in Kontakt mit Hugobert Eichmüller und seinen Elementarkreisen.
Über zehn Jahre nahm ich regelmäßig an Treffen der Elementarkreise und Schwitzhütten teil. Was Krafttiere betraf war Hugo ein bescheidener Zeitgenosse und insofern mein Glücksfall, da er ihre Intellektualisierung nicht förderte. Sein Wort in meinem Ohr - dass wir bis heute nicht wissen, ob die Krafttiere tatsächlich so existieren wie Harner sie als das Power Animal vorgestellt hatte. Hugos indianischer Lehrer, der Lakota Wallace Black Elk hatte anders über Tiergeister gesprochen. Es kam weniger mit dem modernen Krafttiergedanken zusammen, als ich ursprünglich angenommen hatte.
Im kommerzialisierten Internet verbreiteten sich Behauptungen, Fantasien und Informationen aus unbenannten Quellen, Botschaften von Medien und Geistheilern (Channelings), auch zum Krafttierthema. Gewiss war mir, dass sich nach der archäologischen Quellenlage weder keltische noch germanische Krafttiere erschließen lassen. Der esoterische Bausatz für Heilarbeit und spirituelle Persönlichkeitsentwicklung weitete sich ständig aus.
Im Nachhinein sehe ich es als ein Versäumnis an, mich lange nicht mit der aktuellen Situation der Native American Spiritualität auseinander gesetzt zu haben, die ihr immaterielles Erbe innerhalb der New-Age/Neoschamanismus/ Esoterik Branche mißbraucht sehen. Für die Schamanen, die sich auf eine indigene Herkunft und/oder indianische Lehrer beriefen, ohne wirklich solchen Hintergrund besessen zu haben, war unter indigenen Amerikanerin der Begriff Plastikschamane schon vor zig Jahrzehnten entstanden. Kritik üben die Natives also schon lange und heute umfassender denn je und in scharfer Weise, was den Ausverkauf ihrer Spiritualität betrifft.
Die Plastikschamanenkritik betrifft auch Hyemeyohsts Storm, der mich zu den persönlichen Geisttieren inspirierte und ebenso auch meinen Lehrer Hugobert Eichmüller. Plastikschamanen verwerten Bruchstücke indianischer Spiritualtität, im Mix mit indigen anmutenden Neuerfindungen, esoterischen Inhalten und westlicher Psychologie. Gerade wegen der Irritationen (harmlos ausgedrückt), die ich im neoschamanischen Betätigungsfeld selber erlebt habe, sehe ich in der Kritik der Native Americans eine wesentliche Berechtigung.
Meine Arbeit mit den Geisttieren wollte ich grundlegend überprüfen, eventuell korrigieren und ein Fazit gewinnen. Ich hatte viele Jahre Geisttieraufträge und Geisttierkunst für Kunden umgesetzt.
Weiter geht es in Teil 3 - Geisttiere im Kundenauftrag. Korrektur und Fazit
Wundervoll- ich habe auch vor eingen Jahren einmal mein Krafttier gesehen und es war ein schwarzer Panther. Das war wundervoll und werde ich niemals vergessen. Danke fürs Teilen (und Erinnern:-))
Vielleicht hast du Lust auf einen Chat im Discord. Es würde mich interessieren, in welchem Zusammenhang das war?
Oh sehr gern! Schreib mich mal im discord an- oder wir quatschen kurz vor dem steemitsisterhood Treffen am Dienstag???
finde das ganze sehr interessant. Wollte mir eigentlich schon lange das Buch "Tiere der Schamanen: Krafttiere, Totem und Tierverbündete"von Claudia Müller-Ebeling und Christian Rätsch kaufen. Aber leider noch nicht geschafft.... spannender Artikel!