Monopolismus, freier Markt und der Staat | Monopolism, free market and the State
Ein häufig vorgebrachter und sich ebenso hartnäckig haltender Vorwurf an libertäre Vorstellungen eines freien Marktes, ist jener des Monopolismus. Immer wieder werden sowohl von linker, liberaler als auch konservativer Seite Bedenken an einer naturrechtlich basierten “laissez–faire” Ökonomie geäußert, die verkürzt formuliert keine (widernatürliche) Regulierung, dafür aber Kooperation, Voluntarismus, natürliche Zyklen von Angebot und Nachfrage sowie konstruktiven Wettbewerb kennt. Wie gehen also Libertäre mit dem “Phänomen” des Monopols um und welche Ursachen und Lösungen identifizieren sie dafür? Gerade in Zeiten multinationaler Großkonzerne, die in der Lage sind Finanzsystem, Internet, öffentliche Meinung und Politik nach ihrem Belieben zu steuern, ist eine Klärung dieser brisanten Thematik wichtiger denn je.
Natur und die natürliche Harmonie der Interessen
Libertäre und auch Individualanarchisten orientieren sich in ihrem Denken und Handeln an der Natur und ihren Abläufen. Sie setzt dem individuellen Handeln die einzigen Grenzen, die unumstößlich und auch notwendig, weil sinnvoll, sind. Ebenso wie Flora und Fauna, kann der Mensch in der Gruppe und als Einzelwesen nur überleben, wenn er von und mit seiner natürlichen Umwelt lernt. Von den Abläufen der Natur leitet sich in weiterer Folge das sogenannte “Naturrecht” ab, welches sowohl für soziale, politische und ökonomische Interaktionen und Abläufe Handlungsrahmen und Orientierungshilfe bietet und einen Gegenpol zum autoritätsbasierten “positiven Recht” bildet. Aus der Natur entspringen vernunft- und instinktgeleitetes Handeln, der Drang nach Kooperation sowie daraus resultierender Voluntarismus, welcher wiederum den Willen als Grundprinzip des Seins ansieht. Der Mensch ist in libertär-anarchistischem Denken also keineswegs auf Konkurrenz und destruktives Verhalten getrimmt. Lediglich in “künstlichen Systemen”, die dem Mensch willkürliche Grenzen setzen, seine Lebensgrundlage dezimieren oder gefährden und seinen naturgegebenen Handlungsspielraum einengen, entwickeln sich destruktive Verhaltensmuster, die Gewalt im sozialen, staatliche Herrschaft im politischen und auch Monopolismus im ökonomischen Bereich den Weg bereiten, wie wir später sehen werden.
Man muss sich nur ansehen, welch widernatürliche Verhaltens- und Lebensweisen Tiere in Gefangenschaft aufweisen bzw. ausprägen. Ganz abgesehen davon, dass sowohl Tier als auch Mensch in einem Gefängnis zu einer Abhängigkeit verdammt sind, die Eigenverantwortung und Selbsterhaltungstrieb absterben lässt, widernatürliche Herrschaft und Autorität jedoch begünstigt.
Nun wird oft der Vorwurf laut, dass eine naturrechtlich basierte Philosophie und eine dahingehend abgeleitete Lebensweise Egozentrismus begünstige und die Interessen der Gemeinschaft vernachlässige. Im weitesten Sinne wird, wie in westlichen Demokratiemodellen und Wohlfahrtsstaaten üblich, das Gemeinwohl über jenes des Individuums und zu Lasten dieses gehoben. Durch Verfassungen, republikanische und andere Staatsmodelle, Besteuerung, Gesetze usw. Doch im libertären Denken existiert eine Antwort darauf. Nämlich die “natürliche Harmonie der Interessen”. Diese besagt, dass das Wahrnehmen von Eigenverantwortung und das Verfolgen von Eigeninteressen automatisch dem Gemeinwohl zugutekommen wird. Wohl gemerkt in einem System, das ohnehin auf Kooperation und Voluntarismus bedacht ist und sich ohne unterdrückende Mechanismen selbst verwaltet. So wird die Aufrechterhaltung und wo notwendig auch Verbesserung des Gemeinwohls zur unbeabsichtigten Folge eigennützigen Verhaltens. Dabei bedarf es keinesfalls staatlichen Handels oder eines institutionellen Rahmens, um diese Harmonie zu fördern oder aufrechtzuerhalten. Im Gegenteil: Diese Faktoren würde die umfassend verbreitete natürliche Harmonie nur einschränken.
Möglichst breiter individueller Freiraum gewährt jedem Gemeinschaftsmitglied, seine Interessen und natürlichen Antriebe kennen- und akzeptieren zu lernen. Folglich wird das Gemeinschaftsmitglied von sich aus sowohl sich als auch seinen Mitmenschen aktiv dienlich sein. Die meisten indigenen Gemeinschaften sind nach diesen Prinzipien und ungeschriebenen Regeln organisiert.
Als einer der ersten wies Adam Smith in seinem Werk “Wealth of Nations” auf die “natürliche Harmonie der Interessen” hin, als er sinngemäß schrieb: “Es ist hängt nicht von der Güte des Metzgers, des Brauers oder des Bäckers ab, ob wir unser Abendessen bekommen, sondern von ihrer Rücksicht auf ihr eigenes Interesse.” Die Koordination der Wünsche einer disparaten Gruppe von Menschen ist möglich, weil es bei der Arbeit eine unsichtbare Hand gibt, also eine Funktion individueller Interessen die harmonisch sind. Es besteht weder die Notwendigkeit für eine Intervention, noch eine Notwendigkeit für ein gemeinsames Streben, um für alle vorteilhafte Ergebnisse hervorzubringen. Das allgemeine Wohlergehen wird sich natürlich als eine unbeabsichtigte Folge von jedem, der nach seinem Eigeninteresse handelt, verbessern. Es war im 20. Jahrhundert folglich Ludwig von Mises, der detailliert beschrieb, wie Interessen harmonisieren und wie wir uns am besten dienen, indem wir anderen dienen. Umgelegt auf den Markt und seine Mechanismen, geht die Idee davon aus, dass Produzenten die Konsumenten zufriedenstellen müssen, um wettbewerbsfähig zu sein. Diejenigen, die den Verbrauchern am besten dienen, werden am meisten profitieren. Ohne helfende Stütze in Form von Staaten, Sonderrechten und ähnlichem, kann es folglich auch nicht zur Herausbildung von Monopolen kommen, wie ich später detaillierter erklären werde.
Kommt es nun zu einer Übereinstimmung der Interessen zwischen Markteilnehmern, wie es auch in der Natur so vorgelebt wird (Symbiose), führt dies zu positiven Ergebnissen durch freiwilligen Austausch. Ein freiwilliger Austausch wird nur dann durchgeführt, wenn es im einvernehmlichen Interesse aller beteiligten Parteien liegt. Allen Beteiligten muss es möglich sein, die gegenseitigen Vorteile des Handels, die sich aus der Arbeitsteilung und dem komparativen Vorteil ergeben, zu realisieren. Die Interessen von Individuen und Gruppen sind von Natur aus harmonisch. Wäre es anders, wäre der Mensch bereits im Frühstadium seiner Versuche sozialer Organisation und Sesshaftigkeit ausgestorben und nie an den Punkt gelangt, sich kooperativ im Sinne eines allgemeinem Vorteils zu verhalten. Freiwillige wirtschaftliche Interaktion verdeutlicht also, dass Handel kein Nullsummenspiel, sondern für beide Seiten vorteilhaft sein kann. Die überwiegende Mehrheit der freiwilligen menschlichen Interaktionen ist derart, dass die Interessen der beteiligten Parteien nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern gemeinsam gefördert werden können. Nur in kontrollierten und gesteuerten Systemen – beispielsweise unser vorherrschendes Geldsystem – bedeutet der Gewinn einer Person einen Verlust für jemand anderen.
Wenn sich die Menschen um ihr eigenes Wohlergehen kümmern, benötigt es folglich keinen Staat der sich um das Gemeinwohl zu kümmern hat. Alles, was benötigt wird, damit das Gemeinwohl gedeiht, ist, dass die Menschen in ihrem eigenen Interesse handeln. Denn der Mensch ist von Natur aus dazu angehalten, ohne fremde Hilfe, Führung oder Anleitung auszukommen (abgesehen von der Familie, die im libertären Sinne ohnehin eine natürliche Autorität aber auch Stütze darstellt und somit als bessere Alternative zu künstlichen Autoritäten einzustufen ist).
Natürliche und staatliche Monopole
Libertären wird nun gerne vorgeworfen, zwar die Autorität des Staates im freien Markt zu bekämpfen, jedoch jene der Monopole im Bereich der Unternehmen kritiklos hinzunehmen bzw. einfach auszublenden. Dabei agieren Monopole ähnlich freiheitsberaubend und schädlich wie Staaten und ihre Regierungen. Man denke nur an Internetgiganten wie Google, Wallstreet-Banken/Fonds wie Goldman Sachs und Blackrock oder Pharma und Chemiegroßkonzerne wie Bayer und Monsanto. Der Vorwurf, dass ein freier Markt Monopolismus nicht verhindern kann oder gar fördert, ist jedoch verkürzt und undifferenziert. Denn die meisten Interessenkonflikte, seien sie nun ökonomischer oder sozialer Natur, sind das Ergebnis staatlicher Interventionen. Etwa durch die Schaffung von marktwirtschaftlichen Eintritts- oder Austrittsbarrieren, die künstliche Monopole hervorrufen und begünstigen. Staatliche Eingriffe führen so unweigerlich zu künstlichen Machtkonzentrationen.
Wie enstehen nun aber Monopole und welche Rolle spielen Natur und Staat dabei? Nun, zunächst muss man anmerken, dass natürliche Monopole keine destruktive Wesenseigenschaft aufweisen. Denn das einzige wirklich natürliche Monopol ist die Natur selbst und alles was sie anbietet oder eben aus diversen Gründen nicht anbieten kann. Sie ist somit das einzige “Wirtschaftssubjekt”, das grundlegende Güter zu niedrigeren Kosten (nämlich lediglich jener der Arbeitskraft zum Zwecke der Umwandlung) anbieten kann als andere Wirtschaftssubjekte. Somit ist die Natur das einzige von Menschen unabhängige Monopol. Alles andere, was unter “natürlichen Monopolen” firmiert, muss aus libertärer Perspektive als eine Verschleierung staatlicher Eingriffe betrachtet werden. Der Ökonom David Friedman brachte in seiner Abhandlung “The Machinery of Freedom – Guide to a radical Capitalism” eine weitere Form scheinbar natürlicher Monopole ins Spiel. Ich nenne sie an dieser Stelle “semi-natürliche Monopole”. Sie treten auf, wenn ein Konzern in einer bestimmten Gegend der Produktion nur Platz für einen Anbieter, also ihn selber, zulässt, da kleinere Konkurrenten ökonomisch betrachtet weniger effektiv und zielführend agieren würden. Diese Situation ist jedoch tendenziell nur in sehr kleinen Märkten (Dörfer etc.) vorzufinden. Ein anderes Beispiel wären Infrastrukturen wie Stromnetze oder Bahngeleise, wo Konkurrenz an den hohen Markteintrittskosten oftmals scheitert. Solche Monopole, welcher Art auch immer, wären jedoch immer durch die freie Wahl freier Bürger einer freien Gesellschaft determiniert, beispielsweise im Bereich der Preisgestaltung oder konkurrierender Erfindungen. Letztlich ist ein Monopol aber immer nur solange eines, wie Kunden des freien Marktes dies zulassen. So kommt Friedman in Bezug auf (semi-)natürliche Monopole zu dem Schluss: “The methods government uses to control such monopolies do far more damage than the monopolies themselves”.
Der Bereich des Internets, beispielsweise mit Google und seinen Alleinstellungsmerkmalen, ist in der Forschung über Monopolismus gänzliches Neuland. Jedoch verdeutlicht einiges die Abhängigkeiten und Verstrickungen zwischen Internetgiganten – aber auch anderen “Marktriesen” und Staaten. Denn Unternehmen die nach Monopolen streben, buhlen immer um die Gunst von Regierungen und Entscheidungsträgern. Nicht nur, dass der Staat ein unumschränktes Monopol auf die Bereitstellung von Infrastruktur besitzt. Er kann auch Steuern und Abgaben einheben, die nur Großkonzerne bezahlen können. Zusätzlich kooperieren Internetgiganten nur zu gerne mit staatlichen Behörden, wie Geheimdiensten, wenn es im Eigeninteresse und dem Interesse von Regierungen und Staaten liegt. Dies reicht von Zensur über Überwachung bis hin zur widerrechtlichen Vermarktung von Daten, ohne die Zustimmung des Nutzer, um sich so Marktvorteile zu sichern. Ganze Wirtschaftssektoren werden so korrumpiert.
Der Staat verfolgt mit dem Prinzip des Monopolismus also gänzlich andere Absichten. Er bezeichnet für seine Machtausübung bedeutende Wirtschaftszweige als “natürliche Monopole”, die beispielsweise nur durch “öffentliche Versorgungsunternehmen” betrieben werden sollten, und rechtfertigt dies mit irreführenden, angeblichen ökonomischen Erfordernissen. Dahinter steht jedoch einzig und alleine das Interesse, die freie und auf Subsidiarität ausgerichtete Produktion unter seine Kontrolle zu bringen. Folglich kann der Staat die Lebensgrundlage seiner Bürger über die Wirtschaft maßgeblich beeinflussen und nach Belieben lenken, auch wenn er längst durch Privatisierung oder andere Maßnahmen den direkten Besitz solcher Monopole verlor. Denn moderne Monopole konnten meist nur zu diesem Status gelangen, weil sie sich der staatlichen Gunst in verschiedensten Bereichen versichern konnten und können und somit im Regelfall immer noch in intransparenten Abhängigkeitsverhältnissen zu ihm stehen. Hier einige Beispiele:
– staatliche gewährte, beschränkte Haftungen
– staatliche Ländereizuschüsse für Firmensitze etc.
– Patente und Urheberrechte (also ein begünstigender gesetzlicher Rahmen)
– Berechtigungsrichtlinien- und Programme
– Entwicklungshilfe/Strukturhilfe
– Diverse Förderungen in den verschiedensten Bereichen (staatlich geförderte Unternehmen und Forschung)
– Einwanderungs- und Arbeitsmarktpolitik, die Reichen, Großkonzernen und anderen Industrien zugute kommt
– Steuerbegünstigungen
– Steuerstrukturen und -politiken, die den Wohlhabenden, Unternehmen und Industrien unrechtmäßig zugute kommen
– subventionierte Gerichtsverfahren
– subventionierte öffentliche Infrastruktur
– subventionierte Bildungswege
– Regierungsverträge, die Konzerne begünstigen
– Marktregulierungsmechanismen (Protektionismus)
– Regulierungsumgebungen, die direkte Konkurrenz verhindern oder minimieren
– regulatorische Umfelder, die alternative Beschäftigungsmöglichkeiten verhindern oder minimieren
– umverteilende und ausbeuterische Geldpolitik
– Arbeitsgesetzgebung zugunsten der Arbeitgeber
– Regierungsbeamte und Mitarbeiter handeln mit Insiderinformationen
– staatlich gelenkte Zentralbankpolitiken
– Überkriminalisierung und Inhaftierung für scheinbare Verbrechen
– usw. und so fort…
Man sieht also, dass es in erster Linie der Staat und seine Handlanger durch ihre willkürlich gesetzten Maßnahmen sind, die künstliche Monopole und Oligopole aus Eigeninteresse erschaffen und begünstigen. Der staatliche Eingriff in den freien Markt bzw. die Unterwerfung jedes Marktes unter staatliche Kontroll- und Regulationsstrukturen, schafft folglich künstliche Interessenkonflikte, die sich in unterschiedlichen negativen Art und Weisen äußern. Die natürliche Struktur der Kooperation wird durch eine widernatürliche destruktive Konkurrenz um scheinbar knappe Ressourcen und Marktvorteile ersetzt. Das Ergebnis kulminiert in einem Kampf um politische Macht und politische Gefälligkeiten. Staatliche Abhängigkeit in Form von Almosen ohne Gegenleistung statt Produktion wird zur Strategie, die eigennützige Individuen verfolgen, da der Staat eine antagonistische Anreizstruktur geschaffen hat. Das Individuum wird vollends Abhängig und nur innerhalb vorgegebener autoritärer Strukturen fähig zu handeln. Der Ökonom Frédéric Bastiat hat dieses Phänomen gut erfasst, als er den Staat als “die große Fiktion” bezeichnete, “mit der jeder versucht, auf Kosten anderer zu leben”.
Auch bleibt anzumerken, dass der Staat für sich selbst das Recht herausnimmt, einzig und alleine ein Monopol über Macht, Gewalt und Gesetz auszuüben. Der Staat duldet neben sich keine alternativen Systeme der autarken Selbstverwaltung, egal in welchem Bereich. Denn sobald diese eine kritische Größe erreichen oder breitere Anwendung unter den Menschen finden, werden sie in letzter Konsequenz sanktioniert, zurückgedrängt und/oder verboten. Somit ist der Monopolismus eine inhärente Wesenseigenschaft staatlicher Verwaltung.
Der wirklich freie Markt
Ein fundamentaler Grundsatz des freien Marktes ist hingegen der konstruktive Wettbewerb, der quasi die Antithese zu einem Monopol darstellt. Auch hier kann man wiederum die Natur als Beispiel heranziehen:
“ES GIBT KAUM EINE ORGANISATION, VON DER WIR ÜBER BEGEGNUNGEN UND KOOPERATIONEN BESSERE BEISPIELE ERHALTEN, ALS VON DER NATUR. DIE NATUR IST AUF INTERAKTION AUSGERICHTET, UM LEBEN ZU ERMÖGLICHEN. SIE VERSTEHT ES SEIT EINIGEN MILLIARDEN JAHREN, KOMPLEXE PROZESSE U. A. DURCH DIE BILDUNG VON SYMBIOSEN, MEHRWEG-STRATEGIEN UND GLEICHGEWICHT ZU OPTIMIEREN.”1
Es gibt in ihr eine konstruktive Konkurrenz um Ressourcen. In menschlichen wie auch in tierischen Gesellschaften tendieren Gruppen folglich auch zu Kooperation zum Zwecke der Sicherheit, der Vortbestandssicherung und eines konfliktfreien Zusammenlebens. Die Flora konkurriert um Nahrung, Fortbestand und Raum durch biologische und chemische Erfindungen und “Tricks”. Jedoch in einem Ausmaß, das oftmals auf Symbiose und gegenseitigen Vorteil ausgelegt ist und in keinem Moment das eigene Ökosystem gefährdet. In der Natur hängt somit das Überleben ebenso sehr von gutnachbarlichen Beziehungen ab wie von Wachstum und Fortpflanzung. Schon König Salomo, ein scharfer Beobachter der Natur und ihrer Abläufe, soll – ganz in libertärem Sinne – gesagt haben: „Geh zur Ameise, du Fauler; sieh ihre Wege, und werde weise. Obwohl sie keinen Befehlshaber, Beamten oder Herrscher hat, bereitet sie doch im Sommer ihre Speise; sie hat ja in der Ernte ihre Nahrungsvorräte eingesammelt.“
Es sind wiederum künstliche und auf Herrschaft und Gewalt basierende Systeme, die in destruktiver Art und Weise um Ressourcen buhlen und somit ihre eigene Lebensgrundlage dauerhaft gefährden. Wichtig ist auch, den “Mehrheitsanteil” eines Unternehmens am Markt nicht mit einem Monopol zu verwechseln. Dies sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Während, wie wir gesehen haben, das Monopol ein staatliches Produkt ist, bilden Firmen mit Mehrheitsanteilen auf dem Markt nur so lange den Mehrheitseigentümer, wie dies Konsumenten und natürliche Umstände zulassen. Ebenso sind Monopole, die heute existieren, in keinster Weise in einen freien Markt eingebettet oder in einem solchen zu ihrem Status als Monopol gelangt. Künstliche Monopole existieren heutzutage häufiger als je zuvor in der Geschichte der Menschheit und werden durch einen fehlenden freien Markt begünstigt sowie durch staatliche Unterstützung, Günstlingswirtschaft, Regulierungen etc. forciert.
Ein weiteres fundamentales Merkmal des freien Marktes ist die Achtung des privaten Eigentumsrechts und dessen natürlichen Zwillingsbruder, dem Vertragsrecht. Das Vertragsrecht gewährleistet, dass der Austausch dieser Rechte wirklich freiwillig ist. Jeder Eigentümer eines jeden Rechtebündels kann wählen, ob, wann und wie er sein Eigentum in irgendeiner Weise nutzen oder austauschen will und wie er es für am besten hält. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass diese Nutzung oder dieser Austausch das Eigentum anderer nicht physisch schädigen oder die gleichen Rechte Dritter, ihr Eigentum nach Belieben zu nutzen, nicht behindern darf. Über den natürlichen Austausch hinweg, entwickelte der Mensch die Eigenschaft zu produzieren. Produzenten in einer freien Marktwirtschaft wandeln diverse Inputs in Outputs um, die in weiterer Folge den Konsumenten angeboten werden. Wenn die Verbraucher bereitwillig etwas zu einem Preis kaufen, der so hoch ist, dass der Produzent alle seine Kosten decken kann, hilft der Produzent sich selbst und gleichzeitig auch seinen Kunden. Die Welt ist materiell wohlhabender als Folge dieser Produktionsentscheidung.
Konsum- und Produktionsentscheidungen werden von jedem Eigentümer individuell nach seiner eigenen Einschätzung getroffen, je nachdem wie seine Ressourcen am besten genutzt werden können, um die von ihm gewünschten Ziele zu fördern. Die Dezentralisierung der Entscheidungsfindung innerhalb eines Systems privater Eigentumsrechte führt jedoch nicht – wie geläufig postuliert – zu Chaos, sondern schafft vielmehr eine kohärente und wohlhabende Wirtschaftsordnung, die sonst unmöglich zu erreichen wäre.
Im Sinne einer dem Individuum wie auch der Gemeinschaft dienlichen Produktionsweise, welche die Lebensgrundlagen erhält, achtet der Teilnehmer des freien Marktes natürlich darauf, nachhaltig und auf Angebot und Nachfrage abgestimmt zu produzieren. Der große Vorteil des freien Marktes besteht auch in der gegenseitigen Anpassung der Bedürfnisse. Diese tritt auf, wenn zwei oder mehr Personen ihre Handlungen so aufeinander abstimmen, dass jeder von ihnen eine Verbesserung in einem diversen Bereich erwarten kann. Die Entscheidungsfindung muss also dezentralisiert sein. Verschiedene Teile des Wissens von buchstäblich Millionen von Menschen sind notwendig, um fast jedes Produkt zu produzieren, das in der modernen Gesellschaft gefunden wird. Der freie Markt “regelt” dies am effektivsten. Denn die Verteilung und der Gebrauch von Ressourcen, Arbeitszeit und Gütern wird dort entschieden und geregelt, wo es sinnvoll ist: Bei den Produzenten und Abnehmern, die am besten wissen wie man Ressourcen intelligent umwandelt, nutzt und vertreibt, und nicht bei einer übergeordneten Zentralverwaltung. Der resultierende “Spontangewinn” bringt die Menschen letztlich dazu, sich nicht nur an die bekannten und vorhersehbaren Veränderungen zu gewöhnen, sondern auch kreative neue Wege zur Nutzung von Ressourcen zu finden.
Marktversagen und andere Beispiele
Wie geht man nun aber mit Dingen wie “Marktversagen” oder Faktoren wie geistigem Eigentum, Patenten oder räuberischen Verhalten um?
Unabhängig von der philosophischen Grundsatzfrage, ob der Mensch von Natur aus ein “gutes” oder “böses” Wesen aufweist, kann davon ausgegangen werden, dass er in einem natürlichen Umfeld zu kooperativem und nicht-destruktivem Handeln neigt. Die menschlichen Handlungen können folglich so verstanden werden, dass sie irgendwo in einem Spektrum liegen, das von friedlichem, produktivem und kooperativem Verhalten einerseits bis hin zur willkürlichen Enteignung und Missachtung des Selbsteigentums andererseits reichen. Individuen werden auf dieser Welt auf die eine oder andere Weise handeln. Die entscheidende Frage ist, ob sie friedlich und kooperativ oder konfliktiv und antagonistisch handeln werden? Handeln nun Individuen in ihrem eigenen Interesse, so beeinflusst dies ihr Verhalten. Staatlicher Interventionismus begünstigt in nahezu jeder Form ein opportunistisches und destruktives Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Produktion und angestrebte Kooperation in einem freien Markt begünstigen wiederum selbstloses Handeln und Voluntarismus. Wie von Libertären ausführlich dargelegt wurde, sind die richtigen Anreize für die Gewährleistung eines sozial vorteilhaften Zusammenlebens durch die Institution des Privateigentums gegeben. Klar definierte und vertragsrechtlich garantierte private Eigentumsrechte gewährleisten die bestmögliche Zuteilung knapper Ressourcen und ermöglichen die Koordinierung der Aktionen einer großen Zahl von Einzelpersonen. Es bedarf lediglich des richtigen Rahmens, in dem Menschen agieren und interagieren, und einem Vertrauen auf die natürliche Harmonie der Interessen.
Was nun das geistige Eigentum und Patente betrifft, sind die Meinungen unter Anarchisten und Libertären gespalten. Einige Vertreter lehnen Patente per se ab, da sie einen staatlich garantierten, weil rechtlich verankerten Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern bedeuten. Viele andere sehen in Patenten und Copyright einen notwendigen Bestandteil von Vertragsstrukturen, die individuelle Rechte schützen und Wettbewerb ermöglichen. Beim geistigen/intellektuellen Eigentum wird die Sache jedoch schon beträchtlich schwieriger. Denn im Prinzip geht es um die freie Nutzung von Wissen zum Allgemeinwohl im Sinne einer freien und voluntaristischen Ökonomie auf der einen Seite und der Wahrung des individuellen Rechts auf Eigentum auf der anderen. Am eingehendsten argumentiert in diesem Falle wiederum Murray N. Rothbard, der kein Problem in vertraglich festgelegten Copyright- und Eigentumsbedingungen sieht, jedoch die Notwendigkeit einer staatlichen Rolle beim Schutz des geistigen Eigentums ablehnt. Denn der Staat und seine Regierung würden für geistiges Eigentum und Patente lediglich willkürliche Grenzen für die Dauer, den Umfang usw. festlegen, um selbst einen Vorteil daraus ziehen zu können. Daher können Gesetze in dieser Richtung (keine Verträge!) Fortschritt und Innovation durchaus behindern. Zudem können Patente, wie sich in der Forschung zeigt, ineffizient sein, da sie Ressourcen von der Forschung und Entwicklung zu Patentanmeldungen und Klagen, kurz zur Bürokratie, umleiten. Verdeutlicht wird dies anhand der theoretischen Forschung, die im Gegensatz zur praktisch-empirischen nicht so leicht patentierbar ist, die theoretische Forschung daher in vielen wissenschaftlichen Disziplinen relativ unterfinanziert ist.
Libertäre argumentieren auch, dass Eigentumsrechte nur für knappe Ressourcen gelten können, womit das geistige Eigentum nicht darunter fallen würde. Die einzige Möglichkeit, wie Rechte an geistigem Eigentum umgesetzt werden können, würde darin bestehen, die physischen Eigentumsrechte anderer zu beschränken.
Was nun destruktives, kurzfristig erfolgreiches räuberisches Verhalten anbelangt, ist wiederum das Monopol ein gutes Beispiel dafür. Den Monopole verwenden Patente meist nur um kleinen Konkurrenten zu schaden. Darunter zählen aber nicht nur Patente sondern auch Insider-Informationen. Im derzeitigen Finanzmarkt wird dies deutlich. Der Finanzmark ist ein selbstreguliertes, privates Monopol, dass durch die Gesetzgebung geschützt und aufrechterhalten wird. Die Regeln werden von den mächtigsten Finanzmarktteilnehmern selbst festgelegt und von internen Komitees überwacht, die wiederum die Methoden und den Zeitpunkt des Handels festlegen sowie entscheiden, wer in diesem Mikrokosmos teilnehmen darf. Wie zu erwarten ist, begünstigen die Regeln diejenigen, die sie machen. Ein Beispiel dafür ist das vorherrschende Geldsystem, welches einigen wenigen Marktteilnehmern erlaubt, Geld via Kreditvergabe aus dem Nichts zu erschaffen und diesen Mechanismus zum eigenen Vorteil sowie zum Nachteil aller anderen Marktteilnehmer einzusetzen, Stichwort globale Umverteilung und Enteignung. Dies erklärt auch warum Jahrzehnte an Krisen, Finanzblasen, Milliardenpleiten und Spekulationen am Wesen des Systems und den Intentionen seiner Architekten nie etwas geändert haben. Es wird schlichtweg gewollt und staatlich goutiert.
Wer jedoch in einem freien Markt mit betrügerischen und schädigenden Absichten agiert, ist nicht nur durch das Vertragswesen und Eigenverantwortung determiniert, sondern auch durch Reputation. Besonders in kleinen politischen Einheiten kann ein destruktiver Marktteilnehmer langfristig nicht erfolgreich sein, da man sich hüten wird mit ihm Geschäfte zu tätigen. Zudem stiftet der erwartbare gegenseitige Vorteil gleichberechtigter Geschäfte zu Kooperation an.
Der radikale Ansatz
Der radikalere Ansatz des freien Marktes meint schließlich, dass die Interessenharmonie in dem Sinne natürlich ist, dass die Handelsgewinne durch freiwillige Mittel realisiert werden können, ohne dass staatliche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Diese radikalere Version der natürlichen Interessenharmonie wird oft von Anarcho-Kapitalisten verteidigt. Nach dieser Sichtweise werden sich selbst durchsetzende Institutionen spontan bilden. Obwohl bestimmte Rahmenbedingungen erforderlich sind, entstehen diese Rahmenbedingungen natürlich und müssen nicht von einer Regierung bewusst auferlegt und durchgesetzt werden. Sie sind endogen und müssen nicht exogen geschaffen werden. So stehen Menschen verschiedene soziale Normen, Regeln und Mechanismen zur Verfügung, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Marktteilnehmern anzustreben, ohne dass politische Institutionen und eine Durchsetzung durch Dritte erforderlich ist, einschließlich Signalisierungs-, Auswahl-, Ausschluss-, Einschluss- und Reputationsmechanismen.
Künstliche und semi-natürliche Monopole kommen und vergehen letzten Endes. In einem freien Markt haben sie ohnehin kaum eine Chance. Ein Monopol ist und bleibt lediglich die geistige Vorstellung im Kopf des Individuums, etwas unbedingt zu brauchen oder diesem Etwas Bedeutung und Wert beizumessen. So verhält es sich mit Geld aber auch mit jeder anderen Erfindung. Wenn ein Marktteilnehmer auf ein bestimmtes Produkt/eine Erfindung das alleinige Monopol besitzt und über den Zugang und die Preisgestaltung Konsumenten ausbeutet, wird man einfach davon absehen Konsument zu sein. Immerhin organisierte man sich auch bevor es dieses Produkt/die Erfindung gab. Im Bereich des Geldes wären es Alternativwährungen. Natürliche Monopole auf lebenswichtige Dienste existieren nur in unserer Vorstellung. Natürliche Monopole auf neue Waren und Dienstleistungen spielen nur in unseren Köpfen eine Rolle.
Beitragsbild: Großer Fischmarkt (1603), Ölgemälde von Jan Brueghel d. Ä / Wikimedia
- Götz, Klaus/Nebel, Martin (2012): Kooperationen in der Natur. In: akzent e&I 5/2012
Laissez-faire gilt vor allem dann, wenn Politik bzw. das staatliche Gewaltmonopol im Spiel ist. Genau dafür gilt das Laissez-faire, mit entsprechend katastrophalen Ergebnissen. In einer Marktwirtschaft gilt weder laissez-faire noch ist sie unreguliert, sondern im Gegenteil: Laissez-faire wird durch die Individuen sehr schnell und effektiv unterbunden und die marktwirtschaftlichen Prozesse sind sehr detailliert durch das Zusammenspiel der Marktteilnehmer, die sich selbst Regeln geben und diese sehr strikt durchsetzen, reguliert. Politik ist hingegen der Inbegriff des unregulierten Laissez-faire-Wahnsinns.
Entsprechend gilt für Monopole, die unter freiheitlichen Umständen durchaus entstehen können, folgendes: Monopole können nur dann entstehen, wenn sie den Menschen nützen. Und in diesem Fall ist nichts gegen Monopole einzuwenden.
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