„hart aber fair“: Einfach mal öfters nach einer Gehaltserhöhung fragen
Von Boris T. Kaiser
Anläßlich des „Equal-Pay-Day“ lud die „hart aber fair“-Redaktion gestern zu einer für öffentlich rechtliche Verhältnisse überraschend ausgewogen besetzten und über weite Strecken erfreulich unaufgeregt geführten Diskussion zum Thema Gleichberechtigung im Beruf. Direkt zum Einstieg gab es Ausschnitte aus einer Straßenumfrage, die deutlich machte, daß Frauen auch deshalb seltener eine Gehaltserhöhung bekommen, weil sie seltener danach fragen.
Diese Tatsache, die durch zahlreiche Studien belegt ist, bestreitet Henrike von Platen. Die Hochschulrätin und Mit-Initiatorin des „Equal Pay Day“ in Deutschland kennt Studien, die das Gegenteil behaupten. Sie will Unternehmensleitungen besser schulen, damit sie bei Gehaltsverhandlungen und Einstellungsgesprächen weniger „geschlechterstereotype“ Entscheidungen treffen.
Ulmen-Fernandes beklagt unfaire Rollenverteilung
Die Wirtschaftsinformatikerin findet es generell falsch, daß Berufe unterschiedlich bezahlt werden. Ziel sollte es ihrer Meinung nach nicht in erster Linie sein, mehr Frauen in besser bezahlte Jobs in Wirtschaft und Wissenschaft zu bekommen, sondern klassische Frauenberufe zum Beispiel in der Pflege finanziell mehr wertzuschätzen. Was auf den ersten Blick wie ein guter Ansatz klingen mag, würde bei genauerer Betrachtung natürlich in die völlige Mißwirtschaft führen. Oft ist es eben nur ein schmaler Grad zwischen Feminismus und Sozialismus.
Frank Plasberg gibt sich zumindest zu Beginn der Sendung deutlich pragmatischer. Die These, daß viele Frauen eher die Kinder und die Familie im Blick haben als die Karriere, stellt er zumindest schon mal unaufgeregt in den Raum. Mit Kristina Schröder hat er eine Frau zu Gast, die genau das bestätigt und selbst gelebt hat. Die ehemalige CDU-Familienministerin hat sich 2013 ganz bewußt gegen eine größere Politkarriere und für ihre Rolle als Mutter entschieden.
Auch das TV-Sternchen Collien Ulmen-Fernandes ist Mutter. Sie sagt, sie habe nicht den Eindruck gehabt, daß die Rollenverteilung bei ihr zuhause nach ihrer Schwangerschaft so richtig freiwillig gewesen sei. Sie mußte sich bei Jobanfragen nach dem Drehplan ihres sehr viel talentierteren und deutlich erfolgreicheren Ehemanns richten. Das empfindet sie bis heute als unfair.
Verschiedenfarbige Scheren zum Durchschneiden der Nabelschnur
Sie glaubt, daß dahinter veraltete Rollenbilder stecken, die schon jedem kleinen Mädchen und jedem kleinen Jungen von frühester Kindheit an eingetrichtert würden. Sie selbst ist mit der „Mädchenrolle“ eigentlich immer gut gefahren. Ihre Karriere begann sie als Model für Versandhauskataloge und Background-Tänzerin für Enrique Iglesias und Shaggy (Mr. Boombastic). Später war sie eine der für die Zeit typischen Girly-Moderatorinnen bei VIVA und „Bravo TV“. Im Frühjahr 2010 wurde sie von den Lesern der deutschen Ausgabe des FHM-Magazins zur „Sexiest Woman in the World“ gewählt. Dann hat sie Christian Ulmen geheiratet.
Heute prangert sie „Gendermarketing“ und Kinderbücher speziell für Jungs und Mädchen an. Zwei davon hat sie mitgebracht. Nur in dem Jungs-Buch wird erklärt, wie man mit seinen Eltern richtig um mehr Taschengeld feilscht. Kein Wunder, daß Jungs hier im Schnitt finanziell im Vorteil sind. Das hat zumindest die „hart aber fair“-Redaktion rausgefunden. Der Frage, ob Mädchen dafür vielleicht einfach mehr von ihren Eltern geschenkt bekommen, so wie „unterbezahlte“ Frauen später auch weniger für Getränke am Abend, Miete und unzählige andere Dinge des Alltags berappen müssen, wurde nicht nachgegangen.
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