RE: Steemkurs? Nun mal Butter bei die Fische! - Der REDENSART auf der Spur --- #5
So, junge Frau,
dieses Mal treffen in Ihrem Beitrag nicht nur Faust und Auge zusammen, Sie platzieren zudem Punkt und Komma an exakt ausgewählten Stellen und nennen dazu auch noch die Sau beim Namen.
Eine reife Leistung, der ich meine volle Hochachtung nicht vorenthalten möchte.
Und trotzdem gibt es da einige Stellen zwischen Punkt und Komma, die ich mit meiner Funsel weiträumig beleuchten will.
Selbstverständlich gehören Butter und Fisch zusammen. Die Frage ist nur: wann?
Erna Koslowski, die sich selbst als die beste Forellen-Bändigerin westlich der Oder bezeichnet (was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie noch nie über die Stadtgrenzen von Dortmund hinaus kam), füttert regelmäßig ihre Forelle “Müllerin” mit einem guten Schlag deutscher Butter, lässt die genauso regelmäßig verbrennen und schiebt sich das Ganze mit Genuss gleich im Anschluss hinter die Kiemen. Fett ist ein Geschmacksträger und Erna Koslowski versteht was von Fett und gutem Geschmack. Aus dem Grund trägt Erna ihr Fett auch immer ganz nah am Leib.
Ein Anderer, der vielleicht nicht wusste wo Dortmund liegt oder die Oder fließt, der reagierte auf den Namen Auguste Escoffier. Nicht verwandt oder verschwägert mit Erna Koslowski - aber trotzdem ein ausgezeichneter Koch.
Jedenfalls behauptete dieser feingeistige Franzose, dass in Speisen die Butter zwar als Geschmacksträger willkommen ist, doch deren wahre Möglichkeiten sich erst bei richtiger Verarbeitung offenbart.
Da wir Erna nicht vollkommen aus dem Spiel schaukeln wollen und uns damit um Kopf und Kragen bringen (denn mir dem Koslowski-Clan ist ganz schlecht Butter schlecken), bleiben wir bei den Forellen.
Im Gegensatz zu Erna nimmt Auguste seine fest angebratene Forelle aus der Pfanne und lässt sie bei zirka 80° im Backofen ruhen. In der Pfanne, aus der das Öl verschwunden ist, in dem der Süßwasserfisch kurz zuvor noch geschwommen ist, werden nun Zwiebelwürfel und etwas Knoblauch angeschwitzt, mit Weißwein abgelöscht und eingekocht (reduziert).
Und jetzt kommt die Zeit der eiskalten Butter.
Aber wo sind die Fische? Richtig, im Backofen!
Also nix Butter bei die Fisch. Die Butter wird eiskalt in die warme Reduktion eingerührt. So entsteht eine Emulsion - was soviel bedeutet, wie die Verbindung zwischen Fett und Flüssigkeit.
Erst jetzt dürfen die Forellen wieder am Spiel teilhaben. Die freuen sich auf den angewärmten Teller und den Schuss der Butter-Weißwein-Emulsion der sich über sie ergießt. Frische Kräuter dazu und die Kuh ist vom Eis.
Daher bitte ich Sie zukünftig zu beachten, dass in Dortmund die Butter und Fische ein anderes Verhältnis pflegen als vergleichbare Materialien in Paris.
Da ich als Haarspalter bekannt bin, konnte ich mir diesen Kommentar nicht ersparen.
Immer wieder gerne in Ihrer Gesellschaft
Der gezähmte Nörgler
Gratulation - wieder einmal ein wunderbarer Kommentar - da lerne ich doch tatsächlich Haarspalter zu schätzen! Die Brisanz der Butter-Fisch Konstellation erschließt sich mir nicht so ganz, dafür habe ich selten ein so wohlformuliert-amüsantes Rezept gelesen! Danke dir und lieben Gruß
Kadna
Lieber nörgelnder Leser,
ich bin ganz gerührt, kann ich Ihrem Schreiben doch tatsächlich drei knackige Lobeshymnen entnehmen. Nur die Sache mit der Sau erschließt sich mir nicht so recht, ich dachte, die hätte ich rausgelassen.
Ich freue mich sehr, dass Sie nicht am Kommentar gespart haben, immerhin komme ich so in den Genuss zweier kostenfreier Rezepte. Schön bebildert mit erstklassiger Schritt-für-Schritt-Anleitung, könnten Sie diese doch teuer verkaufen. Haare spalten können wir dann auch.
Liegt Dortmund auch an der Küste? Naja, passen Sie gut auf Auguste auf, nicht, dass Erna ob der Kompliziertheit des zweiten Gerichts auf komische Gedanken kommt...
Hochachtungsvolle Grüße
Christiane
Warum hat das mit den Forellen im Bild nicht hingehauen?
Die Forellen, die ich aus meinem See fische, die setzten sich nur aus Buchstaben zusammen.
Ohne Kiemen und ohne Gräten - so ein langweiliges Gedöns mag keiner auf seinem Teller!
Vielleicht hat das mit den Fischen nicht hingehauen, weil die Dame wohl eher eine Scholle oder Flunder der Butter zugeben wollte. Ich bin da aber leider nicht die versierte Ansprechpartnerin.
Gedöns? Du sprichst Plattdüütsch? Hm, ich halte deine Fischgerichte keinesfalls für überflüssig! Okay, okay, auf dem Teller haben sie wohl nichts zu suchen, aber auf bedruckten Seiten machen sie schon was her!
Dafür hast du einen Kuss verdient.