Gedanken zur Freiheit

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

gerne möchte auch ich mich zur #freiheitswoche äußern.

Freiheit ist unteilbar

Entweder man ist für Freiheit oder man ist es nicht.
Allzu oft stelle ich fest, dass wenn man die Menschen fragt, ob sie für mehr Freiheit sind, die meisten das bejahen, fragt man sie aber zu konkreten Sachverhalten wollen viele, dass die Freiheit eingeschränkt wird.

Hier nur zwei Beispiele:

1. Meinungsfreiheit:
Die meisten Menschen sind für Meinungsfreiheit, geht es aber um die Verbreitung von wirklich unangenehmen Meinungen, wie Holocaustleugnung, Verbreitung von Hassbotschaften (was immer auch das ist), oder radikale religiöse oder politische Ansichten ist meist schnell Schluss mit der Meinungsfreiheit.
"Natürlich gehört sowas verboten!", bekommt man dann zu hören.
Meiner Ansicht nach ist das fatal. Wenn der Staat einmal mit dem Verbieten von Meinungen angefangen hat, hört er nicht mehr damit auf.
Natürlich finde ich es abscheulich, wenn Leute den Holocaust leugnen. Nur habe ich dabei auch immer im Hinterkopf, dass irgendwann meine Meinung dran sein könnte, die verboten wird.
Der Paragraph 130 des Strafgesetzbuches wurde mit der Zeit immer weiter ausgebaut.
Folgender Absatz wurde sogar erst 1994 eingeführt ( Quelle)

(3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.

Dieser Absatz bezieht sich also genau auf den Begriff der Holocaustleugnung. Andere Länder (z.B. USA) kommen ohne derartige Gesetze aus, ohne dass bei ihnen die Zahl der Holocaustleugner explodiert.

Auch ehemalige deutsche Verfassungsrichter haben in der Vergangenheit diesen Absatz schon kritisiert (Quelle).
Früher (im Kaiserreich) richtete sich der Paragraph 130 gegen die Aufstachelung zum Klassenkampf, heute hat man den Eindruck, wird von allen Seiten versucht, andere Meinungen mit dem Hinweis auf Volksverhetzung (Paragraph 130) zu verbieten.
Ich glaube aber nicht, dass wenn man bestimmte Meinungen oder Ansichten verbietet, diese aus den Köpfen verschwinden. Eine Gesellschaft muss es aushalten, dass es Idioten gibt, die Meinungen verbreiten, die erstens völlig falsch sind und zweitens von der Mehrheit der Gesellschaft nicht geteilt werden. Auch wenn es bei dem Beispiel der Holocaustleugnung verdammt schwer fällt, die Freiheit auf die Verbreitung gerade dieser Meinung zu verteidigen, ist die Meinungsfreiheit für mich ein so hohes Gut, dass ich bereit wäre diese Kröte zu schlucken.
Freiheit ist unteilbar.

2. Opferlose Verbrechen und moralische Vorstellungen
Auch hier ist es leider so, dass viele Menschen dafür sind, dass ihre moralischen Vorstellungen oder Handlungen erlaubt sein sollen, die moralischen Vorstellungen oder Handlungen, die sie nicht teilen, sollen aber verboten werden.
So sind viele Konservative, die sich ja meist für wirtschaftliche Freiheit einsetzten, dafür dass der Staat Handlungen, bei denen es zwar keine Opfer gibt, die aber nicht ihren moralischen Vorstellungen entsprechen, vom Staat verboten werden (oder haben es in der Vergangenheit gefordert).
Als Beispiele wären hier die Homoehe oder Homosexualität im Allgemeinen, Drogenkonsum, Prostitution oder Glücksspiel zu nennen. Selbst viele Konsumenten von Marihuana sind zwar dafür, dass ihre Droge legal wird, andere Drogen, wie z.B. Heroin sollen aber weiterhin verboten bleiben.
Für mich ist die Freiheit auch hier unteilbar. Solange bestimmte sexuelle Praktiken, Drogenkonsum, Glücksspiel, Prostitution, aber auch religiöse Bekenntnisse oder Handlungen auf Freiwilligkeit basieren, von volljährigen ausgeübt werden und diese Handlungen, wenn überhaupt, nur dem Ausübenden selbst schaden, gibt es keinen Grund sie zu verbieten.
Die linke Seite des politischen Spektrums, setzt sich zwar dafür ein, dass sogenannte Opferlose Verbrechen, wie die oben genannten, zum Teil legal werden, sie will aber die wirtschaftliche Freiheit der Menschen einschränken. Auch das lehne ich ab.
Freiheit ist unteilbar.

Die Freiheit im Kopf

Für mich ist es sehr wichtig, dass wenn man einer Gewissen Denkrichtung angehört, die prominenten Vertreter dieser Strömung und deren Ideen nicht als Religionsersatz ansieht, sondern nach allen Richtungen offen bleibt und gerade die eigenen "Helden" versucht zu kritisieren und zu widerlegen.
Als Freiheitsfreund bin ich natürlich ein Anhänger der Ideen von Mises, Rothbard, Hoppe, Hayek usw.
Aber ich finde es besonders wichtig, deren Ideen ständig zu überdenken und auf Schwächen zu untersuchen. Das kann man nur wenn man im Kopf frei ist und sich eben auch mit anderen Denkrichtungen beschäftigt. Früher war ich auch ein überzeugter Anhänger der österreichischen Geldtheorie und dachte nur Gold sei echtes und gutes Geld.
Warum?
Weil es eben in den Büchern von Mises, Rothbard, Hoppe usw. stand und deren Argumente für mich absolut nachvollziehbar waren.
Erst durch die Beschäftigung mit anderen Geldtheoretikern begann ich die österreichische Geldtheorie mehr und mehr anzuzweifeln und bin heute kein "Goldbug" mehr. Aber dazu später an anderer Stelle mehr.
In anderen Bereichen konnte ich noch keine Ideengeber finden, die für mich mehr zu bieten hatten als Mises, Rothbard, Hoppe, etc. Aber wer weiß, das kann ja noch kommen.

Egal welcher politischen oder ökonomischen Strömung man anhängt, man sollte sich immer die Freiheit im Kopf bewahren, sich auch mit anderen Strömungen zu beschäftigen, deren Argumente man auf den ersten Blick nicht teilt.

So das war mein kleiner Beitrag zu der #freiheitswoche .
Vielen Dank liebe @kadna, dass Du diese Aktion ins Leben gerufen hast.

Bis bald,
Stephan Haller