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RE: Neue klinische Studie: Bis zu 50% der Krebspatienten sterben an der Chemo, nicht am Krebs!

in #deutsch7 years ago

Hi,
wow da hast Du ja viel in einen post reingepackt. Ich gehe nur auf die Studie selbst ein, hier nachzulesen:
Es handelte sich um eine Beobachtungsstudie, aus einer solchen können keine Hypothesen abgeleitet werden. Die Autoren selbst schreiben daher auch gar nicht, dass "x% Krebspatienten an der Chemo sterben, nicht am Krebs!" Das hat wohl ein übereifriger Chemokritiker hineininterpretiert, und von dem haben dann die anderen abgeschrieben.
Dass einige Spitäler eine höhere Sterblichkeitsrate (also Erfolgsquote) haben als andere, muß auch nicht an der schädlichen Chemo liegen, sondern z.B am Budget, an den Wartezeiten, an den begleitenden Therapien und Angeboten. Es könnte ja auch theoretisch für den Einsatz der (teuren) Chemo sprechen, wenn Spitäler, die großzügiger damit umgehen, dann besser abschneiden würden. Aber auf das geht die Studie gar nicht ein, also eine blosse Differenz in der Erfolgsquote kann alles mögliche bedeuten (ist sicher interessant, dem nachzugehen).
Und die Aussage:

Die Forscher fanden eine alarmierende Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit Chemotherapie.

ist für sich genommen selten dumm: Krebs ist eine tödliche Krankheit, daher ist auch die Therapie extrem aggressiv. Solange man nicht weiss, welche Patientengruppen warum auf Chemo- oder Palliativtherapie waren, lässt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen Therapiewahl und 30-Tage-Überleben feststellen. Ausserdem möchte ich als Patient gerne länger leben als 30 Tage. Man sollte sich daher auch z.B das 1 Jahres-Überleben anschauen. Ich weiss nicht, warum man das in dem Fall nicht gemacht hat (die Daten wären ja vorhanden). Ich tippe darauf, dass dann nichts Signifikantes herausgekommen wäre und man beim "Lancet" dann abgeblitzt wäre. Das nennt sich publication bias. Es wird das publiziert, was ein schönes Ergebnis liefert.