Wie man den etatistischen Liberalismus überwindet und zum Dark Enlightenment kommt.
Motivation
Warum jemand vom Fortschritt zur Tradition wechseln will, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Es gibt verschiedene gute Gründe. Beispielsweise der, dass moderne Demokratien immer mehr Staatsquote bekommen, während viele Monarchien wie Monaco zu Steuerparadiesen werden. Es gibt auch die Frage ob der Zusammenhalt in vormodernen Zeiten nicht besser war etc. Es kann auch daran liegen, dass man einige Gedanken Hans Hermann Hoppes weiterspinnt, und Kritik an modernen Institutionen wie dem Egalitarismus vertieft.
Oder man sieht ein, dass die Moderne versagt hat, und das Gegenteil von dem eintraf, was man wollte, und die Freigeister immer weniger werden und die second hander und Parasiten im Staat an Zahl immer weiter zunehmen.
Wer kann vom Liberalismus zur vierten Theorie/ dem Nr/X?
In meinen Augen kommt es hier zuerst mal auf die psychische Verfassung des Individuums an. Wer es nicht schaffen wird, sind die Leute, die nach dem Sicherheitsprinzip der Limbic Map gestrickt sind. Dies wären also Liberale, die in erster Linie ohne Bedrohungen leben wollen und den Liberalismus folgen, weil alles Andere angeblich schlimmer sei. Ich zähle dazu vor Allem einen Großteil der Anhänger Karl Poppers, aber auch viele Leute von der FDP. Jemand, der nur keine Angst im Leben haben will, wird es nicht weit schaffen.
Worauf es in meinen Augen ankommt, ist das Dominanzprinzip/ Der Wille zur Macht. Wer etwas erreichen will, Ruhm ernten will etc. hat die besten Chancen. Es geht um Freiheit zu (Ich will die Freiheit, um die Welt zu verändern, meine Geilen Geschäftsideen umsetzen zu können etc.) statt Freiheit von. (Dugin empfiehlt für die innere Reform eines Ex Liberalen auch explizit Friedrich Nietzsche.) Je Risikophiler Du bist, desto besser.
Joaquin Flores nannte als gute Seite von Liberalen und Libertären das Prinzip des Dezentralismus, dass möglichst viel vor Ort entschieden werden soll und möglichst wenig Entscheidungbefugnisse an große Megakonstrukte abgegeben werden sollen. Eine Sünde des Liberalismus, die für sein Scheitern sorgte, sei, dass man genau dieses Prinzip aufgegeben hatte, und große politische Einrichtungen wie die Europäische Union aus der Taufe hob.
Folglich ist die Unterstützung der EU unvereinbar mit der Reform des Liberalismus, während EU Gegner wie Nigel Farage und seine Anhänger herzlich willkommen sind.
Ein wichtigstes Problem des Liberalismus ist, dass er Seinsvergessen ist. Er erkennt den Menschen nicht und redet meistens nicht vom Menschen, sondern von Menschenrechten etc. . Das Dasein des Bürgers wird nur wahrgenommen, in Relation zum Staat. Ein Großteil der Liberalen ist unfähig, sich einen Bürger ohne Staat vorzustellen.
Nach diesem Kritikpunkt muss ein Liberaler arbeiten. Er muss überprüfen, welche seiner Autorenquellen den Menschen in seiner Psychischen „Ganzheit“ erfassen und welche den Menschen nur als ökonomisches Subjekt sahen. Welcher Liberale erkannte am Besten, dass der Mensch nicht vom Brot alleine lebt?
Ich habe mir diese Frage auch gestellt. Meine persönliche Antwort ist, dass da die Objektivisten am Besten abschneiden. Ayn Rand hat sich intensiv über die Psyche des Menschen Gedanken gemacht und was Gefühle wie Neid, Ehrgeiz etc. bewirken. Obwohl Ayn Rand einen Kult der Vernunft machte, besaß sie die beste Einsicht in die menschliche Gefühlswelt. Deshalb und weil die Objektivisten die am Stärksten Dominanzbetonten Libertären sind, denke ich, dass Objektivisten die besten Chancen haben, zu einer Form 4. Politischer Theorie zu wechseln. Obwohl Dugin Ayn Rand hasst, gibt es deutliche Anknüpfungspunkte zwischen Ayn Rand, dem Existenzialismus und Nietzsche, und die Horrorvision von Anthem ist auch eigentlich de Facto die selbe Schreckensvision, die existenzialistische Traditionalisten vom alles kontrollierenden Gestell haben. Ayn Rand hat einige Schwachpunkte, aber ich denke, Libertäre kommen nicht ohne sie aus. Und interessanterweise sind extrem viele Anhänger des Nr/X und der Alt Right auch als Objektivisten gestartet, was meine These zu bestätigen scheint. (Siehe hier: http://www.counter-currents.com/2015/11/a-sense-of-life/ http://www.counter-currents.com/tag/ayn-rand/ http://www.counter-currents.com/2015/07/ayn-rand-before-capitalism/)
Ayn Rand sehr ähnlich war Joseph Alois Schumpeter, dessen „Unternehmergeist“ sehr bedeutend die psychischen Vorgänge der Wirtschaft beschrieb. Schumpeter gehört zu Dugins Lieblingsökonomen (was auch dessen Ablehnung von Ayn Rand ein wenig relativiert, da Schumpeter und Ayn Rand sich sau stark gleichen). Schumpeter verkehrte interessanterweise in den selben Kreisen wie Ludwig von Mises.
Rothbard war Anarchist und Anarchisten sind von dem Kritikpunkt der Seinsvergessenheit explizit ausgenommen worden. Anarchisten haben laut Dugin auch den Vorteil, dass diese bei Erfolg automatisch ihre Leute dazu bringen, personalistisch Rücksicht aufeinander zu nehmen, statt in erbarmungsloses Konkurrenzdenken zu verfallen. Außerdem ist es in meinen Augen so, dass Rothbardismus viele Scheinheiligkeiten von Ayn Rand korrigiert. (z.B. war Ayn Rand stark von dem Erfasst, was Götz Kubitchek das „Care Paket Syndrom“ nannte, und verherrlichte deshalb die USA übers gesunde Maß hinaus und verstrickte sich dabei in Widersprüche. Beispielsweise macht es keinen Sinn, dass Ayn Rand den Einzelnen vor der Masse schützen wollte und gleichzeitig die Demokratie verherrlichte, welche den Einzelnen eben jener Masse ausliefert. Und Verfassungen helfen dem Individuum gar nicht. Sucht mal nach Carl Schmidts Ausnahmezustand.)
Die Österreichische Schule der Nationalökonomie ist erstmal eine ökonomische Methode, die jeder unabhängig von Ideologie einsetzen kann. (Deshalb besitzt die auch Anhänger unter Putins beamten und chinesischen Ökonomen, die diese, wie Dimitrios Kisoudis erklärte, stellenweise sogar für ein Gegenmittel zum Liberalismus halten.) Diese besitzt durch die Praxeologie aber eine Methode, die Psyche des Menschen zu verstehen. Allerdings kranken die Austrians ein wenig an Überbetonung der Ratio.
Aus traditionalistischer Sicht sind Hans Hermann Hoppe und Roland Baader am Besten. (Durch Roland Baader wird auch der Effekt, den Evola als „dunkles Zeitalter“ beschrieb erst richtig verständlich.) Hoppe hat von allen Libertären die beste Erklärung für menschliches Verhalten in Hinsicht von Zeit geliefert.
Die Old Right Bewegung ist eine Vereinigung von Libertären und Traditionellen Ideen und deshalb da ebenfalls relevant. Insbesondere die Southern Agrarians.
Adam Smith ist purer Ökonomismus, aber wenn man dessen Thesen mit Nietzsche verbindet und freie Gesellschaften als Systeme, die aus dem individuellen Machtwillen das Beste fürs Allgemeinwohl erzeugen, ansieht, wird der immer noch brauchbar.
Das Wichtigste ist aber, bei all diesen Leuten einen kritischen Kopf zu bewahren.
Was muss vom Liberalismus weg?
Das Wichtigste ist es, Globalismus in größtmöglicher Form loszuwerden. Dass Libertäre nicht im Kommunismus leben wollen, ist ihr gutes Recht. Sofern sich einige Leute zum Kommunismus entscheiden, dürfen die das aber auch, selbst wenn der Libertäre das Dumm findet. Und der Libertäre darf den kommunistischen Nachbarn nicht überfallen, sofern der nicht zuerst angreift.
Egalitarismus und Demokratie müssen kritisch hinterfragt oder sogar bekämpft werden. Vielleicht kann eine neue römische Republik eine Sonderform funktionierender traditionalistischer Demokratie sein, aber in der Regel ist Demokratie problematisch. (Mohler, Evola etc. haben da gute Kritiken verfasst.)
Der Fortschrittsgedanke muss auch hinterfragt werden, und man muss stattdessen das Rat der Zeit zurück drehen. (Ich habe in meinem EF Artikel über Epcot gezeigt, dass Anarchokapitalismus das schaffen dürfte.) Viele Libertäre sehen aber schon, dass wir politisch auf den Abgrund zurasen.
Der Mensch darf nicht auf sein Bankkonto reduziert werden und man kann nicht davon ausgehen, dass der Mensch alle Verträge komplett autonom schließt, ohne dass es Notsituationen gibt.
Dies sind nur einige problematische Dinge, die überprüft werden müssten.
Was Muss beibehalten werden
Der Libertäre muss weiter an die Freiheit glauben. Das ist erstmal logisch.
Wie Flores erklärte muss er die Dezentralisierung voran bringen und große Staatskonstrukte unter denen er lebt, Angreifen.
Das Eintreten für „stabile, verlässliche Werte“ im Finanzsektor, muss aus traditionalistischer Sicht unterstützt werden.
Seitenlinien
Dugin meinte, Liberale können bei ihrer Reform nicht in andere politische Theorien gucken. Dies ist in meinen Augen nicht zutreffend. Es gibt nämlich einige Grenzgänger zwischen den Theorien, die hier interessant sind.
Zwischen dem Liberalismus und der dritten Theorie steht einmal Robert Heinlein. Dessen Sexualmoral muss zwar als unrealistisch angesehen werden (besonders wenn das Phänomen der Hypergamie in Betracht gezogen wird), aber viele Elemente von Starship Troopers sind sehr brauchbar. Insbesondere der Beschränkung der Entscheidungsgewalt in der Gesellschaft auf die Leute, die sich wirklich für die Gesellschaft einsetzen.
Der Andere ist der chilenische General Augusto Pinochet, der es als einziger Vertreter der dritten Theorie schaffte, den Nomos wirtschaftlich auszunutzen und auch sehr stark das Land in seine Planung der Ökonomie einplante. Pinochet transformierte allerdings das Land in seine Privatarmee, wodurch aber auch ein Shift zur K Selektion verursacht wurde.
Wie schon beschrieben, standen einige Ökonomen um Deng Xiao Ping der österreichischen Schule nahe. Und China ist eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften im letzten Jahrzehnt gewesen.
In der Konservativen Revolution gab es die sogenannte „Landvolkbewegung“, die gegen hohe Steuern protestierte. Diese ist es auch wert, betrachtet zu werden.
Emanuel Mounier wollte mit seinen Nonkonformisten eine Alternative zum Liberalismus schaffen, die weniger Konkurrenzbasiert sein sollte. Das GRECE Komitee wurde stark davon beeinflusst, und Mounier ist ein Vater der Christdemokratie. Deshalb empfehle Ich auch, sich mit dem zu beschäftigen.
Dugin Empfiehlt eine Beschäftigung mit dem Existenzialismus und Ich stimme ihm zu.
Stefan Blankertz versucht, Randleute aus allen politischen Theorien wie Ernst Jünger und Herbert Marcuse zusammen mit Ideen der Gestalttheorie zu einer Theorie zu vereinen, die sich gegen die Mächtigen richtet. Damit betreibt Stefan Blankertz ebenfalls schon eine Art vierte politische Theorie. Er scheint Menschen allerdings als beliebig verschiebbare Verfügungsmasse zu sehen, was sehr kritikwürdig ist.
Vorgehensweise
Dugin meint, ein Liberaler muss sich im Wesentlichen, wenn er sich wandeln will, folgende Frage stellen:
„Was passiert, wenn Ich tot bin?“
Lebe Ich ein Leben, was sich lohnt zu leben? Wird man sich, wenn Ich einmal tot bin, an mich erinnern? Wird man mich in guter Erinnerung behalten? Wird jemand mein Werk auf dieser Welt weiter tragen? Würde jemand nach dem Tod um mich trauern oder würden sich die meisten Leute über meinen Tod freuen? Was passiert mit meinem Vermögen, wenn Ich sterbe? Landet es allesamt beim Finanzamt? Wird mein Werk zerfallen? Habe Ich, wenn Ich sterbe, alles im Leben erreicht, was ich wollte? Habe Ich dann wirklich für mich gelebt? Oder lebte Ich für jemand Anderes? Lebte ich vielleicht nur für den Staat? Was nutzt das, was Ich im Leben vollbracht habe, nachdem Ich gestorben bin?
Falls man zum Ergebnis kommt, dass das eigene Leben Sinnlos, Fremdbestimmt und unerfüllt ist/war, kommt da in meinen augen die Frage „Wie hat die Politik daran schuld?“ noch hinzu.
Ich halte solche Fragen auch für entscheidend, um wirklich Frei leben zu können, obwohl die Fragen sehr hart sind.
Die zweite Frage, die Dugin stellt
„Wo nimmt mir der moderne liberale Staat meine Freiheit und wie kann ich das aufhalten?“
Hier geht es in meinen Augen um die Frage nach „Pseudofreiheiten“, wo einem selbst freie Entscheidungen vorgegaukelt werden, aber man durch unsichtbaren oder sichtbaren Druck in eine Richtung geleitet wird, die man nicht will. Es geht hier um Jean Paul Sartres Ausdruck, der moderne Mensch lebe in einem „Gefängnis ohne (sichtbare) Mauern“.
Ich persönlich denke, jeder, der zum Nr/X will, muss auch die Aussage „Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine“ durchdenken, und was für politische Folgen sich daraus ergeben.
Am Hilfreichsten ist es, bei der Tradition die antietatistischen Elemente rauszustellen. (z.B. Hilfe innerhalb von Familiendynastien statt Sozialstaat.) Evola sagte selbst, sein Interesse an der Tradition dient auch der Anarchie.
Unter Umständen kann es Libertären, die sich dem Nr/X anschließen wollen, helfen, sich der Thelema Tradition von Aleister Crowley anzuschließen.
Die Texte des Nr/X in Amerika sind sehr Libertarismus Kompatibel, da diese auch von Ex Libertären verfasst wurden. Bei den Texten der Russen sollten Libertäre zuerst mit Flores anfangen, weil der diplomatischer ist als Dugin und auch freundlicher rüber kommt und deutliche Symphatien für den Libertarismus aufweist. Mit dem Thema Human Biodiversity sollten Libertäre erstmal vorsichtig sein.