Ein Kapitel eines unvollendeten Buches - Der Zeitzyklus
Ein weiterer Text aus dem abgebrochenen Buch
In der traditionellen Welt wurde die Geschichte als Zeitzyklus gesehen. Die Idee eines linearen Fortschritts zu einem Endziel der Geschichte, wie sie von Marx und Hegel vertreten wurde, kam erst mit dem Christentum auf. Fortschritt als Konzept gab es so nicht. Es gab nur die Idee des „ewig gültigen Prinzips“, und Perioden, wo sich Menschen dem annähern und deshalb in einem goldenen Zeitalter leben, und Perioden, wo die Menschheit sich davon abwendet und ins dunkle Zeitalter abrutscht. Einer der Personen, die einen Zeitzyklus beschrieben haben, war der Anthropologe Herman Wirth. Dieser ging davon aus, dass die ersten intelligenten Menschen am Polarkreis gelebt hätten. Dort wäre es so, dass es die Hälfte des Jahres immer hell sei und die andere Hälfte ewige Nacht herrschte. Auf Grund dieser Tatsache wäre auch der Spruch „Ein Jahr ist für Gott wie ein Tag“ entstanden. Diese Urmenschen hätten eine große Göttin angebetet, welche die Fürsorge unter den Menschen und das Fruchtbarkeit repräsentiert hätte. Man glaubte, dass diese Gottheit für ein halbes Jahr verschwindet, weshalb ein besonders harter Winter naht. Und wenn diese Gottheit wieder zurück kehrt, würde der Frühling herein brechen. In Mythen wie Demeter würde man noch Überreste dieser Geschichte sehen. Laut Herman Wirth sei das Vergessen dieses Zyklus der Grund, warum der „Winter“ und der Verfall in der Gegenwart so eskaliert sei, dass er katastrophale Ausmaße angenommen hätte. Wie Guenon und Evola beschrieben, besaßen alle traditionelle Kulturen eine Vorstellung eines Zeitzyklus. Dieser richtet sich nach den Jahreszeiten. Angefangen mit einem goldenen „Frühlingszeitalter“ des Satya Yuga und Endend mit dem „Winter der Zivilisation“ im dunklen Zeitalter des Kali Yuga. Der Verfall zum Kali Yuga würde irgendwann in einem Kataklysmus münden, der alles bisher da gewesene zerstört und einen Neuanfang ermöglicht. Dies sei die Apokalypse von der alle Kulturen sprechen. Die Apokalypse sei nicht der Untergang der Welt, sondern das Ende eines Zeitalters. Deshalb ist z.B. laut dem Maya Kalender die Apokalypse auch schon 5 mal vor gekommen. Rene Guenon vermutete, dass der Grund für die Apokalypse sei, dass die moderne Welt im Kali Yuga die Zeit beschleunigen würde und die Welt in ein sich so schnell änderndes System verwandeln würde, was dazu führen würde, dass am Punkt der Apokalypse alles außer Kontrolle gerät und sprichwörtlich entgleist. Der Machtelite würde also sprichwörtlich die Zeit knapp. Dies weist Parallelen zu Guillaume Fayes Idee der Konvergenz der Katastrophen auf, dass die Welt so ineinander verschränkt wird, dass es irgendwann dazu kommt, dass sich mehrere kleinere Katastrophen so aufschaukeln, dass ein globaler Zusammenbruch entsteht. Viele Autoren interpretieren die Apokalypse so, dass dort eine massenhafte Initiation in die Wahrheit erfolgen würde, bei denen die überleben. Gleichzeitig sei Initiation die Vorwegnahme der Apokalypse im individuellen Rahmen, sodass dieses nun außerhalb der Zeit und des Verfalls agieren kann. Deshalb heißt Apokalypse auch wörtlich nicht Weltuntergang, sondern Offenbarung der Wahrheit. Die fragwürdige Sektenführerin Savitri Devi meinte, es gäbe grundlegend 3 Reaktionen auf den Weltverfall. Die erste sei der Mann in der Zeit. Dieser würde durch sein zerstörerisches Leben den Untergang beschleunigen und aus diesem Untergang persönliche Vorteile ziehen. Der Mann über der Zeit würde versuchen, eine kleine Gruppe aus dem Zeitzyklus zu befreien und durch neue religiöse Lehren vor der Zerstörung zu retten. Und der Mann gegen die Zeit würde die beiden ersten Formen zu einer Einheit kombinieren und könne sowohl Bewahren als auch Zerstörung einsetzen, um wirklich Veränderung in der Welt hervor zu bringen. Der Mann gegen die Zeit sei entscheidend für den Wiederaufbau nach der Apokalypse. Der Mann über der Zeit und der Mann in der Zeit korrespondieren offensichtlich mit dem Pfad der rechten Hand (Aufbau, Erhalt) und dem Pfad der linken Hand (Zerstörung). Das Christentum wird von den meisten Traditionalisten als Unvollständig betrachtet, weil es keinen Zeitzyklus habe. Dies stimmt aber nicht. Wenn man genau guckt ist die Zeitdarstellung des Christentums nur eine Iteration eines Zeitzyklus. Wie es danach weiter geht, wurde nicht gesagt. Das Christentum zeigt den Garten Eden, der Identisch mit dem goldenen Zeitalter ist. Dieses wird durch den Menschen zerstört. Dieser rutscht in die sündhafte Endzeit ab, was identisch mit dem Kali Yuga ist, an dessen Ende dann Christus wieder kommt und einen neuen garten Eden errichtet. Und selbst die Marxistische Geschichtsschreibung folgt dem Muster von Zerstörung und Wiedererlangung des Paradieses. Mit dieser Lehre des Zeitzyklus hängt auch die Bedeutung des Wortes Revolution zusammen. Revolution bedeutet nicht, etwas Neues hervor bringen, sondern eine Umdrehung eines sich drehenden Objektes so zu vollenden, dass es wieder bei einem Ausgangspunkt ankommt. Beispielsweise ein Zeiger, der bei 30 Grad steht, wird so lange gedreht, bis er wieder bei Null Grad ankommt. Deshalb bedeutet Revolution eigentlich auch nur die Wiederherstellung einer zerstörten richtigen Ordnung und nicht die Schaffung einer neuen Ordnung.