Demokratie war gestern - $100 Millionen für ein eigenes Land | Libertarismus
Im Nachfolgenden eine freie und gekürzte Übersetzung des Vortrages von Bitcoin-Investor Roger Ver auf der letzten Nexus-Konferenz in Aspen (21.-23.09.2017):
"Ich bin mir sicher, einer Menge Leute in diesem Raum ist bewußt, dass viele Menschen dank Kryptowährungen und Bitcoin im Speziellen eine Menge Geld gemacht haben. Viele dieser Menschen sind durch und durch Libertäre, Voluntaristen, Befürworter des freien Marktes.
Was ist nun aber der nächste Schritt? Hier ist er!
Wer sind wir? Ich und mein guter Freund Olivier.
Wir haben uns zusammengeschlossen und haben seit einiger Zeit an diesem Projekt gearbeitet.
Olivier war einer der frühesten Erstanwender von Bitcoin, sogar früher als ich. Er hat an diesem Projekt die letzten 10 Jahre gearbeitet. Er ist sein gesamtes Leben ein Libertärer gewesen.
Ich bin Roger Ver. Ich bin der erste Investor für Neugründungen im gesamten Bitcoinökosystem gewesen. Ich bin ein Voluntarist – für diejenigen die nicht wissen was das bedeutet, es ist im Grunde jemand, der der Überzeugung ist, dass alle menschlichen Interaktionen auf freiwilliger Basis stattfinden sollten oder überhaupt nicht.
Der Unterschied zwischen einer freiwilligen Interaktion und einer erzwungenen ist der Unterschied zwischen einer Arbeitsstelle und Sklaverei. Es ist der Unterschied zwischen einvernehmlichen Sex und einer Vergewaltigung. In all unseren alltäglichen Handlungen mit den Menschen einer Gesellschaft, geschieht alles auf freiwilliger Basis. Mit einigen wenigen Ausnahmen. Mörder, Vergewaltiger, Diebe... und Regierungen.
Wenn wir also alle bereits wissen, dass Mörder, Vergewaltiger und Diebe schlechte Menschen sind, weil ihre Handlungen auf Zwang statt Einverständnis basieren, wie denken wir dann über Regierungen?
Es gab schon einige die Versuche unternommen haben Dinge auf den Weg zu bringen.
Die Republic von Minerva war im Grunde ein Sandatoll in der Mitte des Pazifik. Eine sehr wohlhabende Gruppe von Menschen begann dort in den 70ern Sand auszubaggern um in der Mitte des Pazifik ihre eigene Insel zu bauen. Sie wollten lediglich ihr eigenes geographisches libertäres Stückchen auf dieser Welt haben. Aber was passierte nachdem sie ein Vermögen dafür ausgegeben hatten das Sandatoll in eine Insel zu verwandeln?
Der benachbarte lokale Gangster der Regierung von Tonga tauchte auf und sagte: „Oh, vielen Dank dass ihr für uns dieses Land ausgebuddelt habt, das gehört jetzt aber uns.“
Die Regierung schmieß sie mit ein paar Waffen von ihrer Insel.
Sealand ist ein weiterer Fall. Ein nach dem 2. WK zurückgelassener Waffenturm vor der Küste des Vereinigten Königreichs, auf dem ein paar Leute ein Datencenter installiert und den Turm als ihr Eigentum deklariert haben.
Seasteading ist ebenfalls sehr interessant, genauso wie Liberland.
Ein Gebiet zwischen Kroatien und Serbien, auf das keines der beiden Länder Ansprüche erhebt. Denn wenn sie Ansprüche erheben sollten, würden sie zugleich ihre Ansprüche auf ein noch größeres Gebiet verlieren das beide Länder für sich beanspruchen. Ein fantastisches Projekt von dem ich ein großer Fan bin und das ich ebenso unterstütze wie alles das friedlich ist.
Wenn man genügend Geld sammeln könnte, warum nicht einfach mal weltweit nachfragen.
Es gibt eine Menge Regierungen die hoch verschuldet sind, mit Armut und Naturkatastrophen, warum nicht einfach sie fragen: Hey, wie wäre es wenn wir euch eine Stange Geld geben für ein Stückchen eures Landes gebt?“
Und genau das haben wir getan!
Und wir waren ziemlich überrascht, wie hoch der Zuspruch einiger Regierungen war. Wir können ihnen helfen ihre Schulden zu zahlen...
So gut wie jeder der an Konferenzen wie dieser hier teilnimmt weiß, dass je höher die wirtschaftliche Freiheit eines Gebietes ist, desto höher ist der finanzielle Wohlstand dort.
Wenn ihr euch auf der Welt umschaut, haben die Orte mit der höchsten wirtschaftlichen Freiheit auch den höchsten materiellen Wohlstand und ich denke dass genau das auch innerhalb kürzester Zeit mit unserer wirtschaftlich freien Zone passiert.
Natürlich wird es deshalb dort enorme Arbeitsmöglichkeiten geben. Wir verfügen bereits über mehr als 100 Millionen Dollar privates Kapital und das ist erst der Anfang.
Um eines klar zu stellen, meine Anwälte haben mir überaus deutlich gemacht, dass das hier kein ICO ist. Wir werden also keinen ICO haben, dass möchte ich noch einmal klarstellen.
Aber wir überprüfen sehr genau zweckdienliche Wege um der Allgemeinheit die Teilnahme ebenfalls zu ermöglichen.
Die 100 Millionen sind von Menschen die Libertäre durch und durch sind, Menschen die ein wenig Geld im Kryptowährungsareal gemacht haben, Menschen die eine freie Gesellschaft noch zu unseren Lebzeiten sehen wollen.
Hier ein paar Vorauswahlkriterien:
Wir wollen einen Ort finden, der in der Nähe von bereits existierenden wirtschaftlichen Schwergewichten ist. Ein Ort der über das Meer erreichbar sein muß, der in einem stabilen konfliktrfreien Gebiet ist, nichts in der Nähe einer bestehenden Konfliktzone. Es muß ein Ort sein, der groß genug ist um unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können.
Außerdem muß der Staat von dem wir das Gebiet abkaufen eine Verfassung besitzen, die Sezessionen erlaubt.
Wir haben bereits einige Regierungen angerufen und mit ihnen gesprochen und wir waren verblüfft, wie interessiert und enthusiastisch sie waren.
Sie reagierten in etwa so: „Ihr gebt uns eine Stange Geld für Gebiet mit dem wir im Augenblick überhaupt nichts anfangen können?“
Es war wirklich eine angenehme Überrachung, wie interessiert sie waren. Natürlich waren die Gesrpäche wesentlich einfacher bei kleinen als bei großen Staaten. Namen potentieller Kandidaten werden wenn auch noch nicht heute so doch zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
Der Zeitpunkt für ein solches Unterfangen ist ideal. Menschen rund um den Globus realisieren, dass Regierungen nicht funktionieren.
Ein Buch das mich in meinem Leben sehr beeinflusst hat, ist Harry Brownes: „Warum der Staat nicht funktioniert.“
Ich las dieses Buch und es öffnete mir die Augen. Ich bin davon überzeugt, dass der Staat nicht funktiniert.
Die gesamte Welt dezentralisiert sich vor unseren Augen. Jeder von uns der zu dieser Konferenz gekommen ist, weiß das und der Rest der Welt beginnt das allmählich auch zu realisieren.
Staaten gehen nicht nur in die entgegengesetzte Richtung, sie sind von Anfang an in die andere Richtung gegangen. Sie sind eine auf Zwang basierende Institution die mittels Gewaltandrohung und der Gewalt selbst arbeiten. Ein normaler Mensch sollte aber realisieren, dass der gewaltsame oder gewaltandrohende Umgang mit anderen nicht die richtige Art zu leben sein kann.
Wir entfernen uns von Regierungen und jeglicher Art von Gewalt so weit wir können. Es wird bei uns keine Regierung geben, sämtlichen Regeln stimmt man bereits im Vorhinein zu.
Wir werden also also ein Gebiet erwerben und vor dem Verkauft von Grundstücken die Regeln festsetzen. In David Friedman's „Das Räderwerk der Freiheit“ gibt es eine Reihe fantastischer Beispiele wie dieser Punkt funktionieren könnte, am Ende wird aber der Freie Markt eine Lösung finden.
Das „Gesetz“ und die „Verfassung“ werden also Teil der Besitztitel eines Grundstücks sein, man kann sich das Ganze als eine Art Hausbesitzervereinigung vorstellen.
Man gibt die Spielregeln zu Beginn vor, basierend auf den Vorstellungen des Voluntarismus und des Nicht-Aggressions-Prinzips.
Im Wettbewerb stehende private Sicherheitsdienste werden sich um den Schutz kümmern.
Denken Sie einmal darüber nach: Wenn ein Polizeiwagen ihrem Auto folgt, fühlen sie sich dann mehr oder weniger sicher?
Wenn Sie hinter sich aber einen privaten Sicherheitsdienst fahren sehen, der das örtliche Einkaufszentrum patroulliert, fühlen sie sich dann mehr oder weniger sicher? Im Falle des privaten Sicherheitsdienstes des Einkaufszentrums wird ihr Sicherheitsgefühl in etwa gleich bleiben, aber genau das sollte ihnen verdeutlichen, welcher der beiden Lösungen für sie als auch ihr Hab und Gut die bessere ist. Wir werden außerdem noch zusätzlichen Schutz vor Bedrohungen von außen aushandeln, das Land dass uns das Gebiet ursprünglich verkauft hat.
Die Vereinten Nationen. Ich bin mir sicher, dass jeder der hier Anwesenden kein allzu großer Fan der Vereinten Nationen ist... WIR WERDEN NICHT BEITRETEN!
Natürlich werden wir nicht beitreten, denn das würde eine Zentralgewalt voraussetzen, aber unser Gebiet wird keine Zentralgewalt haben. Uns allen geht es um Dezentralisierung, wir kaufen uns Land. Es wird keine Zentrale Autorität geben, außerdem umgeht ein Nichtbeitritt zur UN weitere Probleme. Ich bin mir sicher, ihr alle fragt euch wie es mit Pässen aussieht.
Pässe würden eine zentrale Authorität voraussetzen, es würde eine UN-Mitgliedschaften benötigen. Ihr könnt einfach eure bereits existierenden Pässe nutzen. Kinder erhalten automatisch die Staatsbürgerschaft ihrer Eltern.
Der Freie Markt wird wesentlich bessere Alternativen zu Pässen entwickeln. Wir können ID-Systeme auf Basis der Blockchain haben.
Eine Menge Menschen realisieren es wahrscheinlich gar nicht, weil wir alle nach dem 1. WK geboren wurden. Aber davor brauchte man noch keinen Pass. Man ging einfach wohin man wollte. Niemand wartete an der Grenze und sagte: „Ihre Papiere bitte.“
Und genauso wird es in unserer freien Gesellschaft sein.
Einschränkungen:
Wir werden unsere Angriffsfläche verkleinern müssen. Es wird keine Nuklearwaffen auf unserem Boden geben. Auf Wikipedia gibt es eine sehr gute Begründung warum Nuklearwaffen eine Verletzung des Nicht-Aggressions-Prinzips darstellen.
Im Grunde weil sie für nichts anderes genutzt werden können und sie eine Bedrohung für jeden um sie herum sind.
Man wird keine Waffen oder Drogen exportieren können, hautpsächlich weil fremde Regierungen um uns herum wütend werden. Sie werden uns erst gar nicht das Land verkaufen, deshalb wird diese Regel Teil des Grundstücksvertrags sein.
Wir werden außerdem ein Mündigkeitsalter haben und Abspaltungen vertraglich in den Grundstückstiteln ausschließen, die vor Erwerb akzeptiert werden müssen.
Was geschieht als nächstes? Wir erkunden Wege wie die Allgemeinheit und Interessierte partizipieren können – nochmals, das ist hier kein ICO!
Wir heißen alle Libertäre willkommen, konstitutionelle Experten, freie Denker, schließt euch uns an ihr Freier Markt Voluntarismus Befürworter, jeder der teilnehmen möchte, so lange er ein Fan des Nicht-Aggressions-Prinzips ist.
Bitcoin hat diesen Schritt ermöglicht, dies ist der nächste Schritt nach Bitcoin!"
Quelle: goo.gl/4wDbzx
Danke, daß du uns diesen Vortrag zugänglich gemacht hast. Er zeigt mir, daß die Umsetzung libertären Gedankenguts langsam Verbreitung findet und mit solchen Bitcoin-Entwicklungen theoretisch möglich ist. Klar, daß noch viele Nächte darüber zu debattieren ist — ein Anfang ist gemacht und kann dann eine größere Bewegung werden. Es erscheint ein gewisser Silberstreif am Horizont, bei aller Skepsis, daß die "Zentralisten" nämlich so etwas freiwillig nicht dulden werden.
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Danke für dein Kommentar. Ich denke wir können für Freiheit kämpfen und neue Wege wagen oder von vorneherein den Kopf in den Sand stecken. Ich bin froh dass es solche Menschen gibt, die sowohl das Kapital als auch die freiheitliche Einstellung haben um neue Wege zu beschreiten - auch auf die Gefahr große Summen eigenen Geldes in den Sand zu setzen.
Genau! Und was ist schon Geld...
Awesome post. Hardwork pays more so keep working hard! @selbstbestimmt Love it.
Das hört sich alles sehr gut an. Es gehört aber weitaus mehr dazu als nur zu sagen das man Fan des Nicht Aggressions Prinzip sein muß. Ich bräuchte nichtmal den genannten Wachdienst, geschweige denn eine verschliessbare Haustür wenn ich in dem richtigen System leben würde und auch meine Nachbarn dem Sinn des freien Lebens und Miteinander verstehen. Aber allein für die Sicherung der eigenen Grenze um Andersdenkende, Kriminelle und Agressoren abzuhalten muß man sein eigenen Glauben aufgeben.Ich denke es wird nicht funktionieren.
Ein wahrer Libertärer gesteht jedem seine Lebensweise mit Gleichgesinnten zu, sofern sie nicht Dritten schadet. Wenn Gleichgesinnte irgendwo Kommunismus spielen wollen, sie haben meinen Segen.
Egal ob dir das Modell von oben gefällt oder nicht, es ist ein Schritt in die Freiheit, die Freiheit sein Leben so zu führen, wie man es möchte.
Denn wenn das Ganze funktionieren sollte, dann werden andere mit anderen Modellen auf ähnlichem Wege versuchen etwas aufzubauen.
Was für ein Interessantes Gedankenspiel, sehr faszinierend.
Ob sich das allerdings umsetzen lässt, wird sich zeigen. Es wär definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
So sehr ich auch mit dem Libertarismus liebäugel und ihn an seiner Umsetzung unterstütze, so sehr seh ich dennoch die Notwendigkeit, sich als Volk verteidigen zu können. Denn wenn dieses Land aus lauter freien Einzelindividuen besteht, die im schlimmsten Fall pazifisch eingestellt sind (allso jegliche Gewalt inkl. eigener Verteidigung ablehnen), so wird dieses Land nur zu schnell von ieinem Staat oder zusammenhaltenden Bande eingenommen. Ich habe erkannt, dass ein freies Land v.a. eines sein muss: STARK!
Freiheit muss von Zeit zu Zeit immer mit äußerster Gewalt verteidigt werden ("Die 300 Spartaner"). Ständiges Nachgeben macht nämlich immer mehr zum Sklaven.
Letztendlich braucht es einen gemeinsamen Nenner, für den alle zusammen halten und kämpfen, wenn dieser bedroht wird.
Gerade bei uns traditionell dezentralisierten Deutschen hat das die letzten 2000 Jahre immer gut geklappt. Zwar in hunderte Ländereien und Städte gespalten ("individualisiert"), aber bei einer großen Bedrohung eine kaum besiegbare Einheit.
Genau im Finden des gemeinsamen Nenners und gemeinsamer Ideale besteht unsere Aufgabe. Nur so können wir nach dem baldigen Untergang des westlichen Imperiums eine neue Hochkultur gründen und durch unsere Kinder und Kindeskinder zur Blüte bringen.