Ideen – Woher kommen sie? | Die Leiden des jungen Selfpublishers - Teil 2
Der erste Schritt, um etwas Kreatives zu erschaffen, ist immer die Idee. Manche suchen jahrelang nach der richtigen, anderen fällt sie unvermittelt in den Schoß. Dazu weiß man Sekunden danach oft schon nicht mehr, woher sie eigentlich kam.
Meine Erfahrungen über Ideen beziehen sich auf Geschichten. Geschichten, die man schreiben kann. Trotzdem glaube ich, dass es bei diesem Thema keine Unterschiede zwischen Autoren, Malern, Musikern oder sogar Unternehmern gibt.
Jetzt also die Frage: Woher kommen Ideen?
Eine Idee zu haben ist gut! Aber wo hat sie ihren Urprung?
Ich stelle es mir gerne als drei miteinander verbundene Quellen vor. Drei kleine Seen zum Beipiel, die durch Bäche verbunden sind. Sie existieren seperat, sind aber trotzdem abhänging voneinander, trocknet ein See aus, trocknen alle aus.
Der erste See ist der See der Erfahrung. Was ist mir in meinem bisherigen Leben passiert? Was hat mich besonders glücklich, was besonders traurig gemacht? Das kann ein Satz des Vaters gewesen sein, der mich als Kind angeschrien hat. Das kann ein besonders markanter Baum sein, der an der Stelle stand, an der ich meinen Partner zum ersten Mal geküsst habe. Das kann das Gefühl der Nervosität sein, das ich jedes Mal in der Klasse hatte, als ich an die Tafel musste.
Das Besondere an der Erfahrung ist, dass sie uns als Menschen geformt hat. Wir wären nicht dieselben Persönlichkeiten ohne sie. Daher bahnt sie sich früher oder später ihren Weg aus unserem Unterbewusstsein in unser Bewusstsein und fördert dabei Ideen mit sich zu Tage. Deshalb erwecken solche Ideen auch oft den Eindruck, als kämen sie von uns selbst, dabei sind sie nur lange vergrabene Schätze (oder Alpträume).
Der zweite See ist der See der Eindrücke. Was sehe ich? Was rieche ich? Was höre ich? Was fühle ich? Und was davon bleibt mir besonders im Gedächtnis? Das können die Haare eines Mädchens sein, ein Zeitungsartikel, eine Gangart einer Person auf der Straße, der Geschmack meines Lieblingsessens, Gespräche im Zug, einfach alles, was ich mit meinen Sinnen wahrnehmen kann.
Hier sieht man auch schon, dass der erste See und der zweite in Verbindung stehen. Ohne Eindrücke gäbe es keine Erfahrung. Allerdings prägen mich Eindrücke nicht so sehr, ich kann sie schlicht interessant, schön oder merkwürdig finden. Falls aus dieser Quelle eine Idee entspringt, ist sie auch einfacher nachvollziehbar, da sie nicht so tief in unserem Unterbewusstsein verankert ist.
So ungefähr stelle ich mir eine der Inspirationsquellen vor.
Der dritte und letzte See, aus dem Ideen entspringen können, ist für mich der Wichtigste und ich glaube auch, dass er für viele die größte Inspirationsquelle ist: Der See des bereits Erschaffenem. Ich konsumiere Musik, Filme, Serien, Bücher, betrachte Gemälde und Gebäude. Unweigerlich inspirieren mich diese Werke, ob ich will oder nicht. Meist ist es ein Gefühl von »So etwas ähnliches will ich auch machen!« Jeder Kreative kennt das. Wer das nicht kennt, ist nicht kreativ.
Das aktuelle Manuskript, an dem ich schreibe, wurde zum Beispiel von der Netflixserie The End Of The Fucking World inspiriert. Ich fand die Serie so toll, dass mir binnen Minuten, nachdem der Abspann der letzten Folge lief, eine Idee zu einer ähnlichen Geschichte kam. Ähnlich deswegen, weil Erfahrung und Eindrücke sofort ihren Teil dazu beitrugen, dass die Idee eben nicht gleich, sondern nur ähnlich war.
Und bis jetzt konnte ich auch jede meiner Ideen auf eine Mischung dieser drei Quellen zurückführen. Die Idee auf Steemit zu bloggen war zum Beispiel eine Mischung aus Eindrücken (ein Kumpel kam auf mich zu, erzählte mir von Steemit) und des bereits Erschaffenem (ich fand die Beiträge auf Steemit und das Konzept der Seite an sich interessant).
Wie gesagt, die Seen sind miteinander verbunden. Eindrücke können in Erfahrung übergehen. Und eine Serie zu schauen, ist quasi selbst nur ein Eindruck. Trotzdem glaube ich, dass diese Unterteilung zutrifft.
Wie sieht das bei euch aus? Woher kommen eure Ideen? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir davon erzählt :) Ansonsten danke an die, die bis hierher gelesen haben.
Zwischenstand des Polarlichter-Manuskripts: 48 von angepeilten 250 Seiten