Das Märchen vom armen Afrika (Ursache & Wirkung)

in #deutsch7 years ago

Europa gilt als die Wiege der Kultur und Heimat des Wohlstands. Asien wird als "Kornkammer" der Welt bezeichnet, allen voran Länder wie China oder Indien boomen technologisch, die Bevölkerung explodiert. Der Amerikanische Kontinent beherbergt Weltmächte und geschichtsträchtige Nationalstaaten. Australien ist "down-under" und Afrika ist arm...? 

Afrika gilt heute allgemein als der ärmste Kontinent, steht immer wieder krisengeschüttelt in den Schlagzeilen und scheint bis auf die Barbarei keine langfristigen Regierungsmodelle zu finden. Der heutige Zustand Afrikas liegt begründet in der Vergangenheit, viele der frühen afrikanischen Gesellschaften bzw. Zivilisationen hatten schlichtweg nicht die Mittel sich gegen äußere Einflüsse angemessen zur Wehr zu setzen. Somit wurden die Afrikaner, ähnlich wie die Ureinwohner Amerikas, die ebenfalls sehr naturverbundene, mystische Stammeskulturen entwickelten, immer wieder zum Spielball größerer Mächte und monotheistischer Kulturen. Die Frühphase Afrikas, und auch die gegebenen Umweltfaktoren machen Afrika zu einem der schönsten, kulturell wertvollsten und großzügigsten Kontinente der Welt. Dieser wird grausam und gewissenlos ausgebeutet, und blickt in Bezug dessen auf eine lange Geschichte zurück.  



Mansa Musa, König von Mali (1307-1337)

Anfang des 14. Jahrhunderts, als sich im Herzen Europas langsam aber sicher die Ordnung des heilig-römischen Reiches etablierte, die feudalen Strukturen noch nicht überall griffen und das Christentum noch eher Option als Doktrin war, regierte in Westafrika König Mansa Musa über das Malinesische Reich. Inflationsbereinigt wird ihm ein Vermögen von 400 Milliarden Dollar nachgesagt. Der muslimische Herrscher war Begründer vieler großer Bauwerke in Mali, darunter Universitäten oder die berühmte Moschee von Djenne.   Auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka soll er so viel Geld ausgegeben haben, dass es den ägyptischen Wert des Goldes in Form des Dinars auf Jahre ruiniert haben soll. Dies soll er auch auf der Rückreise gemerkt haben, da er sich aufgrund des Werteinbruchs Geld von örtlichen Händlern leihen musste. Vor der raschen Islamisierung Nord- und Westafrikas waren Aufzeichnungen oder große Schriftstücke im Allgemeinen unüblich. Die monotheistische Religion löste die kleineren, regionalen Animismen ab und füllte die Lücke mit frühislamischer Kultur und einem feudalen Lebensstil. Mali wird Gao erobern, eine bedeutende Handelsstadt in Zentralafrika, um so noch reicher zu werden. Das Zenit des Reichs ist erreicht als sich das "Songhai-Reich" Mitte des 14. Jahrhunderts unabhängig macht, welches durch marokkanische Raubzüge um Gao und Timbuktu stetig geschwächt werden wird. Die entstehenden Kleinreiche können infolgedessen immer weniger am Transsaharahandel teilnehmen, welcher sich zusehends nach Osten verlagert. 


Sklaven für die Neue Welt

Nach der Entdeckung Amerikas am Anfang des 15. Jahrhunderts war Afrika für Europa hauptsächlich als Quelle für Sklaven interessant. Hierbei übernahmen meist einheimische Königreiche den Großteil der Arbeit, brachten die Sklaven, meist Häftlinge oder Enteignete zu europäischen Forts an der Küste, da das afrikanische Festland der Außenwelt weitesgehend unbekannt ist. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts wird der Kontinent von außen ernsthaft erforscht und dokumentiert. Im Ostafrikanischen Sklavenhandel sind vor allem arabische Geschäftsleute besonders dominant. Viele der Sklaven finden sich nach einer schrecklichen Überfahrt währenddessen der Tod allgegenwärtig ist, in den neuen Kolonien der britischen Krone entlang der nordamerikanischen Ostküste oder etwa den spanisch-portugiesischen Besitzungen wie Brasilien oder "Neuspanien" wieder. Sie werden aus ihrem Leben gerissen, um die halbe Welt geschifft und behandelt wie niedere Arbeitstiere. Diese extrem billigen Arbeitskräfte sind einer der größten Gründe für den schnellen und großen Erfolg der Europäer in der neuen Welt, welche durch neue Krankheiten und Einheimische immer wieder harte Rückschläge in den Kolonien erleiden. Die Ausbreitung der westlichen Kolonialkultur führt dazu das Amerika bald zum Schlaraffenland wird, in dem die Afrikaner erst sehr sehr spät grundlegende Rechte bekommen. Nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und dem damit verbundenen Ende der Sklaverei sowie aufgrund der einsetzenden Industriellen Revolution verliert die Welt scheinbar auch wieder das Interesse am afrikanischen Kontinent. Dieser wird allerdings nicht viel Zeit zum Aufatmen bekommen. 


Kolonialismus, Imperialismus und Moderne

Im Rausch des Imperialismus fällt der Blick Europas wieder auf den dunklen Kontinent. In Amerika herrscht schon die allgemeine westliche Ordnung, erste Europäische Gesandte kommen an den königlich-kaiserlich Höfen in Asien an, währenddessen ist Afrika nahezu unerschlossen. Zwar haben Mächte wie England oder Frankreich schon längere Zeit lang Beziehungen nach Nordafrika, nach Marokko oder ins Osmanische Reich, welches zu dieser Zeit Das Reich der Pharaonen sowie Libyen beherrscht, doch der überwältigende Teil Afrikas, abseits der Küstenlinie blieb bis hier verborgen. Im sogenannten "Wettlauf um Afrika" wird sich das in kürzester Zeit radikal ändern, in fast 20 Jahren werden viele der europäischen Großmächte den Kontinent nahezu komplett besetzen und mit Eisenbahnlinien durchziehen. Strategische Konkurrenz und "ein Platz an der Sonne" sind hierbei bedeutende Faktoren, die die Besatzer dazu bringen, den Afrikanern den europäischen Lebensstil im Geiste der Zeit aufzuzwingen, wobei allerdings nicht nur Sklaven ausgepeitscht, sondern, vermehrt in der kolonialen Spätphase, auch Schulen gebaut werden.  Die natürlichen kulturellen Gegebenheiten der Region werden bei der Grenzziehung nicht berücksichtigt. Allein schon an der strikten Art und Weise, wie sich die Linien über den Kontinent legen, lässt sich feststellen, dass zuallererst die europäischen Interessen, die auf dem Papier immer wieder neu verhandelt wurden, ausschlaggebend für die heutige Form der Grenzen waren. Afrika wurde klein gehalten, und wird es immernoch. Teils von den Nachbar-Mächten, die drastische Eingriffe in die Gefüge der subafrikanischen Wirtschaft nehmen, ohne über die Folgen nachzudenken, die den Menschen entstehen, die vor Ort damit leben und arbeiten sollen, Teils durch die Tyrannen die sich den Profit, erwirtschaftet mit Schweiß und nicht selten auch Blut, in die eigenen Taschen stecken und so ihr Land an Gesundung und Wachstum hindern. Die Güter, die Afrika so reich machen finden sich auf allen Märkten der Welt, nur nicht in Afrika. Dort, wo den Bauern jegliche Lebensgrundlage genommen wird, weil europäisches Gemüse auf den Markt kommt und dort 10 Mal billiger ist als das einheimische Pendant. Im Ausgleich dafür werden Abfälle der Fleischindustrie oder abgewrackte Autos exportiert, in den "ärmsten Kontinent der Welt".






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