Selbstjustiz - Teil 4
Was nun? Was mache ich mit dem Wagen? Zum Schrottplatz? Ja. Das wäre wohl das Beste.
Wenn ich die restlichen Scheine dafür verwende, würden die das Teil sicher in die Presse stecken, ohne Fragen zu stellen. Geld macht vieles einfacher und im Grunde erst möglich.
Ich dachte an Emilio. Hoffentlich finden sie ihn nicht zu schnell. Ich durchsuchte sein Handy nach den Nummern von Paco und Diego und fand sie. Ich schrieb sie mir auf einen Zettel.
Gedankenverloren fuhr ich herum. Schrottplätze gab es einige, aber ich wollte eher einen kleineren aufsuchen, mit wenig Personal. Einen, wo der Besitzer gerne schnell 1000 Dollar verdienen möchte.
Nach etwa zwei Stunden kam ich an. Weit weg von Zuhause. Ich fuhr auf den Platz und schaute mich nach dem Büro um. Ein Container. Schön billig. Ich hielt davor und hupte zweimal. Jemand kam heraus und lief auf mich zu. Ein kleiner, schmieriger, dicker Glatzkopf. Ideal. Ich ließ das Fenster herunter.
"Was wollen Sie?" fragte er. "Ich will, dass sie den Wagen hier verschrotten." antwortete ich und zeigte ihm den Umschlag mit dem Geld.
"Das ist ein schicker Wagen." meinte er. "Er muss weg." sagte ich.
"Also gut." antwortete er und hielt seine Hand auf.
Ich gab ihm den Umschlag und stieg aus. Er schaute mich ungläubig an. Ich nickte ihm zu, drehte mich um und verließ den Schrottplatz.
Kurz bevor ich hier ankam, habe ich eine Bushaltestelle gesehen. Etwa fünfzehn Minuten zu Fuß.
Ich lief hin und wartete auf den Bus, mit dem ich bis zum nächsten großen Bahnhof fuhr.
Dort angekommen, ging ich auf die Toilette, nahm mir das Toupet und den falschen Bart ab, stopfte sie in meine Taschen. Ich wartete in der Kabine, bis ich allein war und wusch mir anschließend die Schminke vom Gesicht.
Ich ging hinaus und wartete auf die U-Bahn. Ich musste zweimal umsteigen und ein paar Blocks laufen, bis ich Zuhause war.
Was für ein Trip. Ich warf mich auf mein Bett und hielt mir die Hände vors Gesicht.
Ich ging duschen und anschließend schlafen. Es war auch schon 22 Uhr.
Am nächsten Tag besuchte ich wieder Mary. Sie hatte mir ein tolles Frühstück zubereitet, aber irgendwie fühlte ich mich schlecht. Plagte mich mein Gewissen? Holt mich diese ganze Scheiße nun ein? Ich aß ihr Rührei mit Speck. Dazu selbstgemachte Brötchen mit Marmelade. Es war himmlisch. Und gleichzeitig die Hölle. Was würde Mary nur von mir halten, wenn sie wüsste, dass ich drei Menschen getötet habe?
Aber dann kam der Rächer in mir wieder hoch. Paco und Diego. Erst wenn sie nicht mehr sind, werde ich meinen Frieden finden. Hoffentlich.
Einige Tage später kam es in den Nachrichten. Sie haben Emilio gefunden. Laut Aussagen wird nach einem Russen gefahndet. Konkrete Hinweise gibt es aber noch nicht. Gut.
Die nächsten Monate verhielt ich mich ruhig. Verbrachte Zeit mit Mary und half beim Renovieren im Billy's Pub, der einen neuen Besitzer hat. Einige Bekannte waren auch dort.
Ich dachte immer nach was ich als nächstes machen sollte. Paco wäre dran. Aber wie schon gesagt, will ich keinen Nahkampf mit ihm. Da wäre ich unterlegen. Zumal er gut mit seinen Messern umgehen kann. Ich sollte mir eine Knarre besorgen und ich kenne auch jemanden, der mir dabei helfen kann. Er ist oft in einem Club nicht weit von hier. Dort wäre es am Besten. Laute Musik, abgelenkte Leute. Er wird mir helfen.
Ein paar Tage später ging ich in besagten Club. Jackson war wie zu erwarten dort und ich gesellte mich zu ihm. Wir redeten und tranken zusammen. Ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Nach einer Weile fragte ich ihn dann und er nickte mir zu. In einer Woche sollte ich ihn wieder hier treffen. 1200 Dollar für eine Glock 17 und zweimal 19 Schuss.
Eine Woche später traf ich ihn, wie verabredet wieder im Club. Wir klärten alles und gingen dann in die Seitengasse, wo er mir die Waffe überreichte.
"Was auch immer du damit vor hast, halte meinen Namen heraus, falls man dich erwischen sollte." sagte Jackson zu mir.
"Natürlich. Danke Mann." antwortete ich, klopfte ihm auf die Schulter und ging wieder heim.
Ich überlegte wo ich Paco am Besten hin locken könnte und mir fiel auf Anhieb nur der alte Güterbahnhof ein. Nachts ist dort nicht los. Bis auf ein paar Obdachlose an Feuertonnen.
Ich hatte mir ein weiteres Prepaid Handy besorgt, mit dem ich Paco anrufen werde. Lange wollte ich nicht mehr warten. Es juckte mir in den Fingern. Der Hitzkopf wird kommen, wenn ich ihm sage, dass ich seinen Bruder getötet habe.
Zwei Tage später war es dann soweit. Ich fuhr zum Güterbahnhof, parkte etwas abseits und suchte mir eine gute Position. Als es Mitternacht war, holte ich das Handy raus und wählte Pacos Nummer.
"Wer ist da?" fragte er verschlafen.
"Der Typ, der deinen Bruder ermordet hat." antwortete ich wieder mit falschem russischen Akzent.
"Was?" meinte er.
"Du hast verstanden. Triff mich am alten Güterbahnhof. Du weißt wo." antwortete ich.
"Du mieser Bastard, ich mach dich fertig!" schimpfte er.
"Ich warte hier auf dich! Aber nicht lange. Du hast 20 Minuten!" sagte ich ruhig.
"Du bist tot!" schrie er und legte auf.
Perfekt. Er war in Rage. Und unter Zeitdruck. Er wird alleine kommen. Er muss gleich los, sonst würde er es nicht schaffen. Natürlich haue ich nicht in 20 Minuten ab. Aber ich wollte ihm keine Vorbereitungszeit geben.
Nach etwa 15 Minuten fuhr ein Wagen auf das Gelände, ein Pontiac Firebird aus den 80ern. So einer wie K.I.T.T. Das muss er sein. Er hat sich wirklich beeilt. Er machte eine Vollbremsung und stieg aus. Ich beobachtete ihn durch mein Fernglas. Kein Beifahrer. Er war wirklich allein gekommen. Wow.
"Wo bist du?" rief er und drehte sich dabei in alle Richtungen.
Ich wartete noch etwas ab.
"Ich bin hier du verdammter Wichser. Komm her, damit ich dich fertigmachen kann!" schrie er und fuchtelte mit einem seiner Messer herum.
Ich zog meine Skimaske übers Gesicht und lief auf ihn zu. Die Glock steckte griffbereit hinten in meiner Hose. In meiner linken Hand hielt ich mein Klappmesser.
"Hey!" sagte ich.
"Da bist du ja. Süßes Messer. Dann zeig mal was du drauf hast!" meinte er.
Er kam auf mich zu gerannt.
Als er nur noch etwa 15 Meter entfernt war, zog ich schnell die Glock aus der Hose und schoss ihm in den Bauch und in die Beine.
Er stürzte schreiend zu Boden.
"Du mieser Penner. Ahhhh!"
Ich näherte mich ihm langsam und hielt ihm die Glock vors Gesicht.
"Paco Gomez. Für euer Attentat im Billy's Pub werde ich dich jetzt umbringen. So wie ich Victor, Juan und deinen Bruder Emilio umgebracht habe." sagte ich mit ruhiger Stimme.
"Du warst das? Du verdamm..."
Ich schoss ihm in den Kopf.
Was für eine Wohltat. Eine kleine Fingerübung. So wirkungsvoll und einfach.
Ich drehte um und lief zu einer ausgebrannten Feuertonne.
In der Nähe lagen etwas Holz und alte Zeitungen herum. Ich sammelte alles Brennbare auf, was ich finden konnte und packte es in die Tonne. Ich nahm das Magazin aus der Glock und warf die Knarre in die Tonne. Ich zündete etwas Papier an und warf es hinein.
Ich betrachtete kurz das Feuer und ging zügig zu meinem Auto. Nicht, dass noch die Polizei auftaucht, weil jemand die Schüsse gemeldet hat.
Ohne Probleme fuhr ich über ein paar kleine Umwege nach Hause. Ich wollte sicher gehen, dass ich nicht verfolgt werde. Vier von fünf. Fehlt nur noch Diego.
Zwei Tage später bekam ich einen Anruf. Es war Jane Myers. Mein Herz klopfte wie wild. Haben sie mich erwischt? Sind sie mir auf der Spur?
"Jacob. Paco Gomez wurde am Güterbahnhof erschossen." sagte sie mir.
"Was?" antwortete ich.
"Jemand hat drei Leute von Diego Sandinos Gang ermordet und einer wird noch vermisst." erzählte sie.
"Wow, das ist heftig." sagte ich.
"Ich dürfte es dir eigentlich nicht sagen, aber wir suchen nach einem Russen. Kennst du einen, der vielleicht Stammgast im Billy's Pub war?" fragte sie. Puh. Glück gehabt.
"Öhm, Stammgäste jetzt nicht. Aber gelegentlich waren schon mal welche dort. Aber hatte keinen direkten Kontakt zu ihnen." antwortete ich.
"Wenn dir was einfällt, ruf mich an!" meinte sie.
"Klar doch." sagte ich.
Sie legte auf.
Ich ließ mich aufs Bett fallen. Holy Shit war das knapp. Ich sollte mich beeilen. Nur noch Diego, dann ist es vorbei.
Scheiße. Ich fühlte mich kurzzeitig gut aber die meiste Zeit doch sehr schlecht. Albträume plagten mich in den letzten Monaten. Ein schlechtes Gewissen. Es tat gut was ich tat, aber im Grunde war es falsch. Ich war ein Mörder. Ein kaltblütiger Mörder. Ich war nicht besser als Diego und seine Leute. Ich belog die Polizei. Ich belog Mary. Ich will nicht mehr. Irgendwann würden sie mich kriegen. Und dann lande ich lebenslänglich im Knast. Das will ich nicht. Das ist kein Leben.
Jemand wie ich darf nicht weiter leben. Es muss enden. Aber nicht ohne einen Plan.
Drei Wochen später lauerte ich Diego auf. Es war schon dunkel. Er lief durch den Crimson Park. Ich hielt mich mit einem Baseballschläger hinter einem dicken Baum bereit. Als er an mir vorbei lief, schwang ich den Schläger und traf seinen Hinterkopf. Er ging direkt zu Boden. Ich zog ihn hinter ein paar Sträucher, fesselte Arme und Beine und klebte seinen Mund zu. Ich holte den Wagen und stellte ihn in der Nähe ab. Niemand war im Park. Es war auch verdammt kalt. Ich hiev Diego in den Kofferraum und fuhr los.
Mein Ziel war mein ehemaliger Arbeitsplatz. Die Lagerhalle stand seit einem Jahr leer.
Als ich ankam, trug ich den immer noch bewusstlosen Diego hinein und setzte ihn auf einen Stuhl.
Ich fesselte ihn daran und starrte ihn an. Ich schlug zu. Mit den Fäusten ins Gesicht. Er wachte auf.
Sah mich an und versuchte sich aus seinen Fesseln zu winden.
Ich drehte mich um und holte eine Brechstange. Ich hielt sie ihm vors Gesicht während ich einen Anruf tätigte.
Jane Myers.
"Hier ist Jacob Heller. Ich habe Diego Sandino vor mir auf einem Stuhl gefesselt und werde ihn umbringen, so wie ich auch die anderen umgebracht habe. Ich bin in der Lagerhalle, wo ich früher gearbeitet habe. Sie finden schon heraus, welche." sagte ich.
"Jacob warte..."
Ich legte auf.
Ein bisschen Zeit bleibt mir noch.
Kapitel 5: Hier und jetzt
Diego. Was mache ich nur mit Diego. Die Lagerhalle wird gleich umstellt sein. Jane Myers wird mich dabei beobachten, wie ich Diego umbringen werde.
Ich sah ihn an und er mich. Er schnaufte durch die Nase. Ich zog ihm langsam das Klebeband vom Mund, damit es schön wehtat, wenn seine Bartstoppel daran hängen blieben. Ich machte mir Gedanken über seine Bartstoppel. Dabei war sein Gesicht schon ordentlich zugerichtet. Ganz zu schweigen von seinen Füßen und Knien.
Ich zog mein Klappmesser raus und schnitt ihm in die Schulter. Er windete sich.
"Du verdammter Wichser!" schrie er. Ich blieb stumm.
"Wer bist du überhaupt?" fragte er. Ich blieb stumm.
"Sag schon!" befahl er. Ich blieb stumm.
Ich ging zu einem Fenster und sah die Blaulichter der Polizei. Gleich sind sie da. Gleich ist Jane da.
Ich hatte sie angerufen. Ihr gesagt wo ich bin. Ihr alles gebeichtet. Es musste enden. Heute. Ich habe es nicht verdient weiter zu leben. Diego auch nicht. Kaltblütige Mörder haben keine Gnade verdient.
"Hey, Arschloch!" rief Diego. Er riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging schnellen Schrittes auf ihn zu und schlug ihn mit aller Kraft auf den Kiefer. So fest, dass er samt Stuhl umkippte.
Er spuckte Blut. Und fing an zu lachen. Ich packte den Stuhl, richtete ihn wieder auf und hielt ihm das Messer vor sein Gesicht.
Es hämmerte an der Tür. Jane ist da.
"Gleich ist alles vorbei." sagte ich und klebte Diegos Mund wieder zu.
Ich ging zur Tür.
"Jacob mach auf!" rief Jane von draußen und klopfte wie wild an die Metalltür.
Ich schloss auf und öffnete sie einen Spalt.
"Jacob." sagte sie mit ruhiger Stimme. "Willst du reinkommen?" fragte ich sie. Sie nickte.
Sie gab ihren Kollegen ein Zeichen und betrat dann die Lagerhalle.
"Jacob. Was machst du nur? Wie konntest du nur?" fragte sie mich bedauernd.
"Weil es nur so Gerechtigkeit gibt." antwortete ich.
Diego schaute zu uns, versuchte durch das Klebeband zu schreien und sich zu befreien.
Wir liefen langsam zu ihm rüber.
"Es muss hier enden, Jane." sagte ich.
"Muss es nicht, Jacob." meinte sie.
"Doch! Ich gehe nicht in den Knast. Es wäre nicht gerecht. Ich muss heute sterben. Durch deine Hand." sagte ich.
Ich lief zu Diego, ließ mein Messer aufklappen und schnitt im Vorbeigehen quer über seine Brust.
"JACOB!" schrie Jane.
Ich stellte mich hinter Diego und hielt ihm das Messer an die Kehle. Jane zog ihre Waffe und richtete sie auf mich.
"Bereit?" fragte ich. Diego zitterte und windete sich.
"Ich werde dich nicht erschießen, Jacob!" antwortete sie.
"Das solltest du aber!"
"Wieso?"
"Weil ich sonst die Sprengladungen, die ich hier drin und um die Halle platziert habe hochjage."
"Du lügst."
"Ich bin bisher immer gut vorbereitet an die Sachen gegangen, wieso also nicht auch hier?"
"Das würdest du nicht wagen. Unschuldige zu töten."
"Willst du mich etwa im Knast sehen? Wie ich lebenslänglich dort verrotte? Weil ich das getan habe, wozu andere nicht in der Lage waren?"
"Natürlich nicht, aber ich will dich auch nicht töten."
"Es wäre Notwehr. Zum Schutz deiner Kollegen."
"Jacob."
"Ich werde meine Aufgabe jetzt vollenden."
Ich schnitt Diego von links nach rechts den Hals auf. Er sackte zusammen und starb.
Ich ging ein paar Schritte zurück. Jane zielte weiterhin auf mich. Ihr lief eine Träne die Wange runter. Aber ihr Blick war ebenfalls sehr wütend. Der Anblick hat ihr Bild von mir in Sekundenbruchteilen verändert. Gut.
Ich zog aus meiner Gesäßtasche einen kleinen schwarzen Kasten mit rotem Kippschalter hervor und hielt ihn nach oben.
"Du weißt was du zu tun hast, Jane." sagte ich.
"Arschloch!" meinte sie.
PENG!
Das ist eine von mir geschriebene Geschichte. Vom Schreibstil vielleicht nicht das Beste, aber ich hoffe der Inhalt hat ein bisschen gefallen. :)
Schönen Gruß, Matt.