Hot und Cold Storage in Kryptobörsen: Was passiert mit deinen Coins?
Ist dein Krypto nach der Einzahlung in die Börse noch sicher? Hast du die Kontrolle über deine Coins freiwillig abgetreten oder bist du weiterhin Herr deiner eigenen Funds?
Nach der Einzahlung oder dem Kauf von Kryptowährungen in einer Kryptobörse erhältst du eine Adresse, auf der die Coins und Token hinterlegt sind. Der Besitz ist allerdings auf die Börse übergegangen, denn in der Realität befinden sie sich in einer Wallet, in der auch die Funds vieler weiterer Personen gelagert werden. Du gibst also tatsächlich die Kontrolle über dein Krypto ab.
Willst du irgendwann dein Krypto wieder auszahlen, muss die Börse deine Auszahlung deshalb auch erst bearbeiten, du kannst diese Transaktion nicht ohne Hilfe der Börse ausführen. Deshalb musst du auch Vertrauen in diese Börse aufbringen, denn im Zweifelsfall kannst du dein Krypto verlieren, wenn sich die Börse weigert, die Auszahlung durchzuführen.
Hot Storage – Kryptowährungen auf Abruf
Ein Teil der Funds in einer Kryptobörse sind immer auf Abruf verfügbar. Das heißt, die Börse nutzt eine heiße Wallet, also eine Wallet, die immer online ist, um Transaktionen durchführen zu können.
Das birgt aber auch ein Risiko: Die privaten Schlüssel der Adressen könnten von Hackern geklaut werden, die daraufhin Zugriff auf diesen Teil der Funds haben. Nutzer der Börse wurden auf diese Weise bereits das ein oder andere Mal um ihre Coins gebracht.
Einer der bekanntesten Fälle ist der Raub von 523 Millionen NEM bei der japanischen Börse Coincheck. Es hatte sich herausgestellt, dass Coincheck eine Wallet mit einfacher Signatur verwendete und somit keine hohen Sicherheitsmaßnahmen einsetzte, die den Raub der mit ca. eine halbe Milliarde Dollar bewerteten Token verhindern hätte können. Börsen haben die Option, eine Multi-Signature Wallet zu verwenden, für die mehr als ein einziger Schlüssel nötig ist, um eine Transaktion zu bestätigen.
Cold Storage – Ein Tresor für Kryptowährungen
Doch längst nicht alle Funds werden heiß gelagert. So wie auch jede Privatperson entscheiden kann, ob sie eine Online Wallet, eine Paper Wallet oder spezielle Hardware wie den Ledger verwendet, hat auch die Börse die Möglichkeit, Krypto kalt zu lagern.
Der Vorteil wäre in diesem Fall, dass die Schlüssel nicht von Hackern geklaut werden können, da die Wallets nicht online sind. Es müsste also jemand physischen Zugang zu diesen Schlüsseln haben, um die Funds der Nutzer stehlen zu können.
Ob und in welchem Ausmaß Cold Wallets von Kryptobörsen genutzt werden, ist in den wenigsten Fällen bekannt. Die Börse ist auch nicht verpflichtet, Cold Storage zu verwenden. Jedoch haben einige Börsen (beispielsweise Binance) Kunden mitgeteilt, dass sie einen großen Teil der Funds kalt lagern.
Der Ausweg: Dezentrale Börsen
Da Kryptobörsen ganz ähnlich wie Banken deine Funds kontrollieren können und darüber hinaus ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen, hat sich in letzter Zeit eine neue Form der Börse etabliert, die dezentrale Kryptobörse.
Der Nutzer verwendet hier nicht mehr die Wallets der Börse, sondern seine eigenen. Die Börse stellt nur die Infrastruktur für Trades zur Verfügung und kann verschiedene Sicherheitsmechanismen einsetzen.
Die Kontrolle über deine Coins ist nun wieder auf deiner Seite. Auch Hackerangriffe sind deutlich unwahrscheinlicher, da die unter einer Adresse hinterlegten Beträge einer Privatperson sehr viel niedriger sind, als die einer Börse.
Aktuell haben diese dezentralen Börsen jedoch noch mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen und sind damit in der Praxis noch längst nicht bereit, das Zepter von klassischen Kryptobörsen zu übernehmen.
Dieser Post erschien zuerst auf marvinlossa.com