DANKBARKEIT, FLÜGE DURCHS UNIVERSUM ODER DAS TREFFEN MIT EINEM WAL

in #deutsch7 years ago

ERA:
Aber dann hat man am Ende so ein einzigartiges
Zeit-Buch, das einen von allen unterscheidet.
Vor allem von allen, die zum Beispiel gar nicht gelebt haben,
sondern im Universum rumfliegen. Ein Buch mit schrecklichen
Frisuren mit 13 drin, und mit falschen Entscheidungen
und den besten Küssen der Welt und Dachterassen mit Stockbrot,
aber ohne Regen. Von zu viel weiß und dir selbst in klein, aber neu und anders.
Und Gesichter, und zuhause und weinen vor Glück, weil man nur vermissen kann,
was man kannte. Weil man nur erzählen kann, was man gesehen hat.

Manchmal wohnt das Leben in einer Turbulenz und man steht da so, macht große Augen und fragt sich: was soll das? In meinem letzten sehr stürmischen Monat war nicht glücklich. Sondern wütend. Da hat mich ein guter Freund an dieses Zitat (da oben, hihi) aus einem der Theaterstücke aus meiner Feder (Tastatur eigentlich, aber #unromantisch) erinnert. Und mein Kopf kam wie so oft auf das Thema „Dankbarkeit“. "Hab' ich die jetzt eigentlich verloren?", fragten er und ich uns.

#EINENEUEERA/Hamburger Sprechwerk

Ich erinnere mich, dass man mir als Kind Dinge sagte, wie: „Iss auf, weil: die Kinder in Afrika“ oder „es gibt keinen Grund, traurig zu sein, sei dankbar, du hast doch zwei Arme und zwei Beine“. Und ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen, aber hab mich immer gefragt, ob das für mich wirklich das Konzept von „Dankbarkeit“ bedeutet. Weil, ich hätte meinen Brokkoli so gern mit den Kindern in Afrika geteilt (hab‘s mal versucht, die Post wollte nicht) und, als mein liebster Hundefreund starb, hätte ich einen halben meiner Arme verkauft, um seinen Bauch wieder als felliges Kissen nutzen zu dürfen. So fühlte ich mich jetzt auch plötzlich wieder.

Ich war schon immer sehr dankbar. Für Trauer und Scheitern, wie für Marzipankartoffeln nassen Rasen unter nackten Füßen. Aber ich musste erwachsen (NIEMALS!) werden, um zu verstehen was Dankbarkeit für mich bedeutet. Ja, ich bin dankbar für meinen Brokkoli und meine Beine. Aber schon als Kind war ich vor allem unendlich glücklich und ehrfürchtig, am Leben zu sein. Das klingt ganz pathetisch. Aber mal im Ernst: wie großartig ist das, bitte?

Manchmal ist das Leben komisch und unfreundlich, hat schlechte Laune und fühlt sich schwer an. Das Leben ist auch nur ein Mensch. Äh. Aber wenn ich in den Sternenhimmel gucke, oder in einem mazedonischen Nationalpark stehe, ist da nichts als Demut vor dieser großartigen Welt. Wir sind nämlich hier, anstatt als Gedanken im Universum rumzufliegen. Weißt du, was ich meine? Nur wir haben die Chance, Menschen zu berühren, zu atmen, Geschichten zu erzählen und einzusammeln, Sachen zu sagen, die zur Zwischenmiete in den Gedanken unseres Gegenübers wohnen, für Dinge zu brennen, die größer sind, als wir, Brokkoli nicht zu mögen (Kinder sind komisch - Brokkoli mit Tahin-Dressing: nom), einen Baum zu umarmen, der viel mehr Menschen kennengelernt hat, als wir, oder vielleicht sogar einen Wal zu treffen. Wir sollten den Planeten tätscheln und in eine Wolldecke einrollen.

Mount Vodno - Millenium Cross - #Mazedonien

Sicherlich ist das nur ein ganz kleiner Ausschnitt und die naive Seite der Medaille. Aber es ist ein Gefühl, dass ich immer versuche, bei mir zu haben.

Was heißt Dankbarkeit für euch? Habt ihr schonmal einen Wal getroffen, in diesem Universum? Meint ihr, einem Wal ist klar, wie großartig er ist?

P.S. Meine kleine Cousine hat mir so einen Stimmungsring mit meinem Namen geschenkt. Der ist beim Schreiben dunkelblau geworden und die Anleitung sagt, dunkelblau heißt: leidenschaftlich. (Oder verzweifelt, aber mag Leidenschaft grad lieber). Bin also auch dankbar, dass ich hier über Dankbarkeit reden darf, einfach, weil ich mich so fühlte. Hihi, danke fürs Lesen!