Pareidolie oder Symbolik?
Hielten die damaligen Aachener das karolingische Oktogon nach dessen Fertigstellung im Jahre 803 für großartig oder hässlich? Wir werden es nie erfahren. Sicher ist nur, dass unsere zeitgenössische Architektur vom Betrachter zumeist als unästhetisch empfunden wird.
Insofern uns Architekten und Bauherren etwas mitteilen wollen, bleibt jenseits der Ästhetik noch das gefährliche Pflaster der Interpretation. Da gleitet man schnell ins Verschwörungstheoretische ab. So wirkt die Vatikanische Audienzhalle aus einer bestimmten Perspektive direkt von vorne betrachtet wie der Kopf einer Schlange:
Augen, schuppige Haut, das Maul und Giftzähne. Kann das Zufall sein oder fällt der Betrachter auf eine Pareidolie [1] herein?
Ich halte das Kanzleramt für eines der weltweit hässlichsten Gebäude. Das Amt ist ein monströser Kasten, geschmacklos und bizarr. Wenn man aber genau hinsieht, findet man ein Schlangengesicht.
Ein kurioser Zufall?
Die beiden Gebäude haben nichts gemein, weder denselben Architekt noch im Entferntesten dieselbe Funktion. Dennoch scheint es kaum vorstellbar, dass die Architekten nichts von den Trugbildern in ihren Entwürfen bemerkt haben, erwartet man doch gerade von ihnen ausgeprägt räumliches Denken.
Wenn es sich nicht um Zufall handelt, dann hätte man es mit einer Symbolik zu tun, über die zu spekulieren müßig ist. Allerdings wäre es kaum denkbar, dass Schlangensymbole im Kanzleramt und dem Vatikan, noch dazu von dieser Dimension und Gestaltung, von positiver Bedeutung sein können. Gut, das wäre eine grobe Verschwörungshypothese...