Kirche - warum austreten?
Meine Erfahrung mit der Kirche ist eine sehr eigene und natürlich auch persönliche Geschichte. Schon die Taufe war ein Kompromiss.
Mein Vater (reformiert apostolisch) und meine Mutter (evangelisch) wollten natürlich kirchlich Heiraten. Damit musste ich als Kind selbstverständlich getauft werden und gefragt hat mich natürlich niemand. Die Familie meiner Mutter wollte eine evangelische, die meines Vaters eine reformiert apostolische Taufe in einem atheistischem, sozialistischem Land, genannt Deutsche Demokratische Republik. Als Kompromiss kam die klare Entscheidung und Festlegung über die Entwicklung meines Lebens bis zum 18. Jahr heraus: Er wird reformiert-apostolisch getauft und evangelisch erzogen. Die Frage ob Jugendweihe oder Konfirmation, sollte ich dann selbst entscheiden.
Also wurde ich im Alter von einem Jahr reformiert-apostolisch getauft.
Irgendwann begann dann die evangelische Erziehung im Rahmen der Christenlehre. Frau Becker erzählte uns tolle Geschichten von Jesus und von Johannes dem Täufer. Das meiste merkte ich mir nicht. Einige Dinge waren interessant. Ab und an wurden auch "Rüsten" oder ähnliche Ferienfreizeiten im Pfarrgarten veranstaltet, da kamen dann die Kinder aus der Stadt zu Besuch. Das Ganze fand im idyllischen Dorf Gröna (Greene) in Sachsen-Anhalt statt (Ein Dorf, dass es mit seinem schiefen Fußballplatz sogar bis in die Bild schaffte).
Als ich etwa 6 Jahre alt war, hatten meine Eltern es endlich geschafft wenigstens 2 Zimmer in einem Mietshaus in der Johann-Rittmeister Str. in Neuborna (einer Randsiedlung von Bernburg) ihr eigen zu nennen und so zog ich dann von meinen Großeltern aus Gröna nach Neuborna zu meinen Eltern. Dort wurde ich weiter evangelisch erzogen, was aus meiner Sicht eine Mischung aus Anschreien, Prügel, Stubenarest und Fernsehverbot darstellte (Das Fernsehen war damals noch schwarz/weiß und es schmerzte dennoch darauf verzichten zu müssen).
In der 5. Klasse, also etwa 1979, wurde ich dann in der Stadtkirche in die Junge Gemeinde aufgenommen. Die Arbeit im Rahmen der Jungen Gemeinde bereitete mir Freude. Besonders schön waren natürlich die Abende an denen wir im Pfarrkeller zusammen saßen und mit Gesprächen die Welt verbesserten. Aber auch Ausflüge wie der Besuch Wittenbergs im Lutherjahr im Rahmen der Friedensdekade waren sehr prägend. Dabei lernte man an einem Tag mehr Praktisches über die Umsetzung der Politik unseres Staates in unserem Alltag als in 10 Jahren Schule je angesprochen wurde.
In der 8. Klasse also 1982 gab es dann nicht nur den polizeilichen Personalausweis sondern man wurde auch in den Kreis der jungen Erwachsenen aufgenommen. Der Staat tat dies mittels einer zentralen Veranstaltung genannt "Jugendweihe" und die evangelische Kirche über die "Konfirmation". Zu beiden Veranstaltungen gab es Geld und viele Verwandte kamen zum Feiern. Vom Staat bekam ich das Buch "Vom Sinn unseres Lebens" von der Kirche eine Konfirmationsurkunde.
Pfarrer Bungeroth, welcher unsere Gemeinde betreute kannte mich sehr gut und daher vermute ich, war der Konfirmationsspruch wohl mit Bedacht gewählt.
Nach der Wiedervereinigung erhielt dann die Kirche für mich eine ganz andere Prägung. Es ging nicht mehr um Aufklärung und Veränderung. Die Leute in der Kirche wollte nix verändern. Sie wollten ihre Kleidung und Kinder zu Schau stellen und gelobt werden und über andere Leute lästern - vor allem über ärmere. Ich empfand das Kirchenleben nach und nach als immer widerlicher und es ekelte mich an.
Es erinnerte mich immer wieder aufs neue an die Tempelreinigung von der uns Frau Becker in der Christenlehre berichtet hatte. Jesus reinigte den Tempel von den Leuten die nur dort waren um Geld zu verdienen und andere Leute übers Ohr zu hauen. Insgeheim wünschte ich mir eine solche Tempelreinigung aber gleich darauf verwarf ich den Gedanken wieder. Denn wenn wirklich plötzlich Jesus daher käme und alle Leute aus der Kirche rauswerfen würde die dort nur aus Arroganz und Eitelkeit waren, wäre die Kirche anschließend vermutlich leer oder mit sehr sehr wenigen Mitgliedern versehen gewesen.
Einige persönliche Erlebnisse bei Kirchenbesuchen, zeigten mir dann auf, dass die kirchliche Gemeinschaft wohl nicht mehr das ist zu deren praktizierten Werten ich mich bekennen möchte und ich trat aus. Die Kirche veröffentlichte immer schöne und nett klingende Dinge aber die Praxis sah ganz anders aus. Aus meiner Sicht wurden Menschen ohne Grund diskriminiert, ausgegrenzt und gemobbt. Im Prinzip praktizierter Sozialismus, alles gut meinen aber schlecht machen.
Der Austritt war nicht ganz einfach, denn eine reformiert-apostolische Kirche ist in Bayern nicht bekannt. Daher bin ich erstmal aus der evangelischen Kirche ausgetreten und dann noch separat aus der reformiert-apostolischen Kirche. Erstere habe ich über das Standesamt verlassen, bei Letzterer musste ich den Hirten kontaktieren.
Mit meinem Kirchenaustritt habe ich nie gehadert. Ich fühlte mich immer wohl mit meiner Entscheidung und bedauerte diese nie. Heute aber, wo zunächst Geldverschwendung im großen Stil - Stichwort: Limburg - bekannt wurde und nun noch die tausenden Missbrauchsfälle, bin ich überzeugt richtig gehandelt zu haben.
Jedes Mal wenn ich in den Nachrichten höre wie die Kirche weiter ihre Opfer verhöhnt und die Gläubigen immer noch versuchen diese Kirche zu reformieren und sich ewig Gedanken machen wie man das alles irgendwie in richtige Wege leiten könnte, frage ich mich, warum tretet ihr nicht einfach aus? Zum Glauben braucht es einen Gott, keinen irdischen Vertreter oder eine Kirche. Es genügt völlig wenn Du zu Hause mit Dir selbst im Reinen bist, das Buch Gottes (je nach Gusto halt: Bibel, Koran ... oder Spagetti Sieb) liest und betest. Wenn Du dann noch in der Schule Deiner Kinder den Klassensprecher unterstützt oder zum THW oder zur Freiwilligen Feuerwehr gehst - wozu brauchst Du dann noch eine Kirche? Die so verlogen und vermessen ist, dass selbst ein aktueller, als weltoffen geltender Papst der Gemeinde klar ein Reformverbot verordnet. Wenn man bedenkt, dass der synodale Weg selbst ja nicht mal eine echte Reformbewegung ist, sondern aus Teilen der Kirche besteht die vermutlich nur die Massen beruhigen wollen. Ein bisschen wie die FDJ früher. Gern plakativ für Erneuerung stehend aber wenn die Partei was sagte wurde gehorcht. Genauso der Synodale Weg. Den Gläubigen gegenüber von Reformen sprechen und den Papst mit - wir wollen eigentlich gar nix ändern - beruhigen.
Das alles ist schon schlimm genug. Aber dazu kommen leider noch die Sonderrechte der Kirche und der Verrat am deutschen Rechtsstaat. Der Staat kann nicht alles leisten und lagert gern an externe Dienstleister aus. Die Kirche springt gern ein und bietet sich an und der Staat belohnt sie fürstlich. Dafür muss sich die Kirche dann auch nicht an geltendes Arbeitsrecht halten. Mitarbeiter können gekündigt werden wenn sie die falsche oder gar keine Konfession besitzen oder nicht die gewünschten sexuellen Neigungen aufweisen.
Dabei wird gerade nach und nach immer mehr offengelegt, dass die Kirche seit Jahren offensichtlich der größte praktizierende Pädophilen Verein Deutschlands ist. Wäre etwas wie der Kirchentag unter der Schirmherschafft der AfD organisiert worden, wäre niemand hingegangen mit Verweis auf die moralischen Bedenken. Aber wenn der Kirchentag von der Kirche organisiert wird, dann strömen tausende Jünger zu Hauf ungeachtet davon, dass sich die Veranstalter und Durchführenden vermutlich in den letzten Jahren alle irgendwelcher Verbrechen und sexueller Übergriffe schuldig gemacht haben. Es gibt noch so viele weitere Gründe - doch das kann ich tatsächlich nicht emotionsfrei rüber bringen. Daher kann ich nur jeden ermuntern sich folgendes, aufklärende Video anzuschauen. Es deckt auch nur einen kleinen Ausschnitt auf aber wenn das vielen Menschen bewusst wird und diese dann vielleicht erkennen, dass nur ein Kirchenaustritt eine wirkliche Veränderung in der Kirche hervorbringen kann - dann wird vielleicht doch irgendwann noch alles besser.
[Update 02.09.2022]
Inzwischen habe ich die Webseite der Pastafari Kirche gefunden. Dort kann man auch Mitglied werden. Warum erzähle ich das?
Also meine Idee besteht darin, wenn es die Pastafari Kirche schafft als Kirche in Deutschland anerkannt zu werden und dann einen Antrag auf eine Körperschaft des öffentlichen Rechts stellt - muss der Staat auch für diese Kirche die Mitgliedsbeiträge eintreiben. Spätestens dann werden die Menschen im Land vielleicht begreifen wie sinnlos so etwas ist und sich endlich dagegen wehren. Also tretet in diese Kirche ein oder zumindest vernetzt Euch - dann gibt es eine Menge Anhänger und der Staat kann das nicht ignorieren. Ganz nebenbei war ich schließlich auch einige Jahre als Kind in einer "regulären" Kirche ohne dass ich an deren Gott glaubte - einfach nur weil ich getauft wurde. Warum soll man also nicht auch einfach in einer anderen Gemeinschaft Mitglied sein können ohne von deren Tun überzeugt zu sein. Für mich zählt nur, dass zum Schluss der Staat die Religionen nicht weiter unterstützt und denen nicht mehr unser Geld gibt.
Den Hinweis gebe ich, weil ich glaube die echten Pastafari möchten sehr ernst genommen werden und besitzen so 8 Glaubensätze - sowas wie die 10 Gebote der Kirche und sie mögen es bestimmt nicht wenn man sagt: "Ich möchte Mitglied werden aber glaube nicht an Euren Schrutz. Ich mach dass nur um die Trennung von Kirche und Staat herbei zu schaffen." Also ich glaube es ist wie bei jeder Religion, man muss schon ein bisschen mitmachen bei den Spinnereien sonst wirkt man unglaubwürdig. Ich meine immerhin bekommen die nicht einfach ohne vorherigen Geschlechtsverkehr Kinder, laufen nicht andauernd übers Wasser um Ertrinkende zu retten, wandeln nicht dauernd Wasser in Wein, legen nicht immer gleich ihre Hände auf die Stirn von Rollstuhlfahrer:innen damit diese wieder gehen können und brechen ein Brot nicht solange bis es für die Ernährung tausender Menschen reicht. Von daher kann es doch bei denen gar nicht so schlimm sein :)
Generell darf man auch gern mal über dieses Lied nachdenken. Irgendwie scheinen die Ärzte da auch Recht zu haben.
oder eben auch über das im nächsten Kommentar :)