Denkverbote
In meinem letzten Artikel „Gefangene der Zeit“ habe ich ausführlich erklärt, warum es so wichtig ist, sich seiner Vergangenheit bewusst zu sein. Wenn wir keinen Zugang zum Wissen der Gemeinschaft haben, sind wir Gefangene der Zeit und dazu verurteilt, Ereignisse immer und immer wieder zu erleben, ohne die Möglichkeit, die damit einhergehenden Erfahrungen zu verarbeiten und abzuspeichern. Wir hindern nicht nur uns selbst daran, unsere Entwicklung fortzuführen, sondern auch die Menschen mit denen wir Kontakt haben sowie die Gruppe, von der wir ein Teil sind. Es ist ein nahezu geschlossenes System, weil nicht nur uns der Zugang zum Wissen verschlossen ist, sondern uns auch die Verarbeitung von Erfahrungen damit unmöglich gemacht wird. Weder können wir unsere Erfahrungen an unsere Kinder oder Menschen unserer Gruppe weitergeben, noch können wir unsere Erfahrungen in das Gruppenbewusstsein einspeisen. Jedes Individuum – aber auch die ganze Gruppe – verbleibt so viel länger als nötig auf einem niedrigeren Entwicklungsstand. Wenn jedoch ein ungehinderter Zugang zu erlebtem Wissen zur Verfügung steht, lernen wir schnell und entwickeln effektive Umgehensweisen mit den jeweiligen Situationen. Jeremy Locke, der Autor des Buches „Das Ende des Bösen“, drückt es mit folgenden Worten aus:
Der entscheidende Schlüssel zum Verständnis unserer Welt ist, die Natur des Bösen zu verstehen. Das Böse greift den Wert der Menschen an, in dem es ihnen die Möglichkeit verweigert, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen; indem es ihnen die Möglichkeit verweigert, durch Lernen und Verständnis zu wachsen.
Ein freier Zugang zu erlebtem Wissen ist somit elementar wichtig. Wir können keine Entscheidungen treffen, wenn uns nicht das Wissen zur Verfügung steht. Bestimmtes Wissen wird uns ganz bewusst vorenthalten, damit wir anstehende Entwicklungsschritte nicht tun können. Wir können uns nicht aus der Herrschaft befreien, weil uns die Prinzipien der Herrschaft verborgen sind. Die Herrscher selbst haben ein Interesse daran, diese Mechanismen vor uns zu verbergen, weil wir sonst erkennen würden, dass letztlich Herrschaft das eigentlich Böse ist, weil es uns hindert, unseren Entwicklungsweg zu gehen. Jeremy Locke sagt weiter:
Die Verschleierung ist die Verzerrung von Prinzipien. Verschleierung ist die Schaffung von falschen Ideen, um die Wahrheit zu verbergen. Manchmal geschieht dies nur durch einfaches Hinzufügen von Ideen zur eigentlichen Wahrheit, um die Natur der ursprünglichen Wahrheit zu verschleiern. Das Böse verwendet Verschleierung, um die Köpfe der Menschen zu verwirren. Verschleierung verzerrt Prinzipien, so dass die Menschen nicht in der Lage sind, zu lernen. Das Böse nutzt Verschleierung, damit du nicht in der Lage bist, Erkenntnisse zu gewinnen. Das Böse tut dies, um dich deiner Freiheit zu berauben.
Wir sind also angehalten sehr genau zu untersuchen, welches Wissen uns vorenthalten wird. Das Böse versteckt Wissen auf vielfältige Weise. Durch Verschleierung und Verzerrung aber auch durch Tilgung. Wichtige Elemente werden einfach weggelassen und aus dem Geschichtsbewusstsein der Menschen gelöscht. Die entstehenden Lücken werden dann mit falschen Informationen meist notdürftig aufgefüllt. Weil es schwer ist, geschichtliche Ereignisse durch Tilgung zu verfälschen, da die benutzten Lügen natürlicherweise Fehler aufweisen, wird ein Untersuchen dieser Bereiche meist durch Verbote erschwert. Gerade die Bereiche, die du nicht untersuchen darfst, beinhalten mit großer Wahrscheinlichkeit wichtige Bausteine, um die Prinzipien des Bösen zu verstehen. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit liegen wichtige Elemente unter Denkverboten vergraben. Wahrheiten benötigen keine Denkverbote. Nur Lügen müssen sich durch Verschleierung oder Verzerrung der tatsächlichen Geschehnisse verstecken. Hören wir weiter Jeremy Locke:
Es gibt Menschen, die deine Freiheit zerstören wollen. Sie wollen dich kontrollieren, so dass du nicht zu dem Menschen werden kannst, der du sein willst. Um dich zu kontrollieren, nehmen sie dir mit Gewalt die Freiheit, mit der du geboren wurdest. Die Kultur weiß, dass Menschen weniger Wahrheiten entdecken, wenn sie sich mit künstlichen Verwicklungen beschäftigen müssen. Wenn wir nicht frei sind uns auszuprobieren, können wir nicht lernen und wir können nicht wachsen. Liebe, Wohlstand und Wissen sind alles Dinge, die nur mit der Freiheit möglich sind. Als Mensch ist der Grad der Freiheit, den du benötigst, unbegrenzt. Freiheit ist für den Menschen von unendlichem Wert. Wenn das Böse die Freiheit in irgendeinem Bereich deines Lebens zerstört, begrenzt es deine Weisheit, deine Liebe und deine Freude.
Wir können also ziemlich sicher sein: Verbote weisen uns den Weg. Auch in anderen Bereichen wissen wir ja mittlerweile, dass Verbote nicht unserer Sicherheit dienen, sondern der Sicherheit der Herrscher. Versprochene Sicherheit und Kontrolle durch die Herrscher sind zwei untrennbar miteinander verbundene Prinzipien. Das, was dir verboten ist, weißt dir somit den Weg. Herrscher müssen sich hinter Verboten verstecken, weil ansonsten den Menschen das Böse darin unmittelbar vor Augen stünde. Der Mensch selbst braucht keinerlei Verbote, da er natürlicherweise mit ethischen und moralischen Grundprinzipien ausgestattet ist. Dass es immer wieder mahnende Stimmen gibt, die die Meinung verbreiten, dass Menschen ohne die ordnende Hand des Staates wild übereinander herfallen würden, ist nur die Weitergabe einer bewusst aufgebauten Verzerrung der Wirklichkeit, um die Rechtfertigung aufrechtzuerhalten, dass es einen Staat geben muss. In Wahrheit ist es gerade der Staat und das Element der Herrschaft, welches Menschen zu reißenden Bestien werden lässt.
Diese Wahrheiten stehen dir unmittelbar vor Augen, sobald du die Scheu fällen lässt und hinter die Fassade des dir in der Schule und im Elternhaus beigebrachten Wissens schaust. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist auch bereits deinen Eltern eine falsche Wirklichkeit vermittelt worden. Denkverbote sind nicht immer mit tatsächlichen Strafen bewehrt. Eine sehr gut funktionierende Strategie ist, eine gesellschaftliche Ausgrenzung zu produzieren, sollte ein Mensch sich außerhalb des gewünschten Rahmens bewegen. An anderer Stelle* habe ich darüber gesprochen, das die Kultur sorgfältig darauf achtet, was gedacht werden darf und was nicht. Denkverbote gehen von daher nicht immer von Seiten des Staates aus und sind durch willkürliche Gesetze strafbewehrt, sondern gehen auch von deinen Nachbarn, Lehrern und Mitmenschen aus und werden dir von deinen Eltern sozusagen in die Wiege gelegt. Die Strafe, sich außerhalb des kulturellen Denkschemas zu begeben, ist sehr real. In grauer Vorzeit bedeutete der Ausstoß aus der schützenden Gruppe den sicheren Tod, doch ist auch heute die damit einhergehende Diskriminierung für die Betroffenen schwer zu ertragen und nicht wenige drohen daran zu zerbrechen.
Es braucht also Mut, sich auf den Weg zu machen. Entwicklung in diesem Kontext baut auf deiner eigenen Initiative auf. Es gab zu allen Zeiten Menschen, die diesen Mut aufbrachten und als Pioniere der Freiheit, wichtiges Wissen zutage förderten. Selbst wenn diese Menschen in ihrem Versuch schweres Leid ertragen müssten und nicht selten sogar ums Leben kamen, haben sie uns ein Geschenk hinterlassen. Jeder einzelne von ihnen war Wegbereiter. Jedem einzelnen gebührt Dank dafür, dass wir uns heute leichter auf den Weg machen können. Durch die Zeit hindurch ist es wie eine ausgestreckte Hand, die wir nur zu ergreifen brauchen, um uns ebenfalls auf den Weg zu machen. Auch dein Weg wird vermutlich kein leichter sein. Aber mit jedem Mal, wenn ein Mensch die Fesseln seiner Kultur abstreift und Wahrheit erkennt, wird es für nachfolgende Menschen und Generationen leichter.
In der Wissenschaft der Systemtheorie geht man von kanalisierten Pfaden der Veränderung aus, den sogenannten Chreoden. Ähnlich wie ein Wassertropfen, der in der Wüste den Hang einer Düne hinab läuft und sich einen Pfad erschließen muss, ebnet er gleichermaßen den Weg für weitere nachfolgende Tropfen. Mit jedem weiteren Tropfen wird der Pfad nicht nur leichter zu gehen, sondern auch einfacher zu finden. Der Weg wird breiter und ist sozusagen vorgezeichnet. Nachfolgende Wassertropfen müssen dem immer deutlicher sichtbar werdenden Pfad einfach nur noch folgen.
Wir leben in einer Zeit, in der das Bewusstsein der Menschen einen Wendepunkt erreicht hat. Als weiterer wichtiger Meilenstein ist es dem Menschen vorgezeichnet, Herrschaft hinter sich zu lassen. Sei wie Wasser und folge deiner Intuition. Du bist als freier Mensch geboren und Freiheit ist dein Geburtsrecht. Ausgestattet mit dem Wissen um dieses Prinzip, um diese Wahrheit, kannst du nicht fehl gehen. Du wirst leiden müssen. Du wirst einsam sein. Aber du bist nicht alleine! Menschen von überall her reichen dir durch die Zeit hindurch die Hand. Ergreife sie und du findest die Gemeinschaft der Menschen, die frei ist von jeglicher Herrschaft.
Wieder mal sehr gut geschrieben, einer der besten Schlussabsätze, die ich bisher auf Steemit gelesen habe! Bitte weiter so, und mögest du tausendmal so viele Follower und Upvotes bekommen!
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