Stoppt die Kapitalismuskritiken!
Aus einzelnen Ecken der Gesellschaft echot immer wieder sogenannte Kapitalismuskritik. Antikapitalisten wie Marx & Engels, Foucault, Derrida usw. sind einigen Menschen bei uns ein Begriff. Ihre Argumente werden immer wieder in Diskussionen aufgegriffen.
Vor einigen Wochen konnten wir in der Praxis angewandte Kapitalismuskritik beobachten. Ein Wochenende war Hamburg im Ausnahmezustand: Gewalt, brennende Autos, eingeschmissene Scheiben und geplünderte Supermärkte. Zusammengeschlossen im schwarzen Block wollte man gegen G20 sein, nicht nur gegen die gegenwärtige Politik, sondern nein, gegen "DEN" Kapitalismus, weil der ja so richtig scheiße ist. Wem hat diese Kritik jetzt eigentlich was gebracht?
Letztens kam es zu einer "Diskussion" mit einem Schwarzen Block-Befürworter. Interessant war es auf alle Fälle. Er forderte, dass der Schwarze Block mehr Bekennerschreiben an die Öffentlichkeit tragen solle, um zu erklären, weshalb die Autos von Menschen in Hamburg brannten. Der Grund? haha - das ist doch ganz klar: Es sei darum gegangen, dass deutsche Autobauer angezündet werden! Menschen wurden dadurch ja nicht angegriffen, aber eben die deutschen Autobauer. Achso, okay. Das hatte ich nicht ganz verstanden. Deutsche Autobauer werden dadurch angegriffen, dass deutsche Autos von Privatpersonen brennen? Ist das das neue progressive Links?
Als Antwort bekam ich zuhören, dass Kapitalismuskritik ja unten anfängt und man klein anfangen müsse und man sich so nach oben "arbeite". Kapitalismus zerstören von unten eben. -?????????????????- Hat er das gerade wirklich gesagt? Und, was ist mit den ausgerissenen Pflastersteinen auf Hamburgs Straßen? Was ist mit den geplünderten Läden? Was ist mit den eingeschmissenen Scheiben? Macht das Sinn? Hier war der "Austausch" beendet.
Quelle: Mannheimer Morgen.
Ich habe mir die Frage gestellt, ob Kapitalismuskritik nicht reine Staatskritik ist. Denn das ursprüngliche Kernelement des Kapitalismus ist, dass Menschen frei miteinander leben und untereinander Werte austauschen ohne staatlichen Eingriff. Was würde denn geschehen, wenn Banken vom staatlichen Eingriff "befreit" würden? Würden die Banken dann nicht in ihren Machenschaften gestoppt werden, da der Staat als Backup wegfällt? Würde das gegenwärtige Handeln der Banken dadurch nicht beendet, da sie durch den Wegfall des Backups eigenverantwortlich und unabhängig handeln müssten?
Quelle: iconarchive.com/show/gis-gps-map-icons-by-icons-land/Bank-icon.html
Was den Irrsinn des gegenwärtig gelebten Kapitalismus, und somit einen korrupten und perfiden Staat unterstützt, ist unter anderem der Konsum durch Menschen. Ist es nicht die Bürokratisierung, die den Kapitalismus in eine Art Ideologie verwandelt hat? Also in den sogenannten Neoliberalismus, der es erlaubt, dass Menschen genug Satisfikation durch Konsum erleben, um das Geschehen um sie herum auszublenden? Der stete Vergleich zwischen den Individuen lenkt von einer Perspektive auf die Makroebene ab und somit dem staatlichen Handeln. In der Mikroebene interessieren nämlich nur die beiden Existenzen neben mir.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts hat das Christentum eine immer unbedeutenere Rolle in Deutschland gespielt. Heute existiert es als Grundpfeiler des Lebens nicht mehr. Als Folge ist also eine Reihe moralischer Werte weggebrochen und die eigene Existenz wird in ihrer Sinnhaftigkeit hinterfragt. Wurde im Konsumieren der neue Lebenssinn entdeckt? Sei es der Konsum von Essen, Kleidung, Spielzeug, Autos, Reisen, Menschen oder Erlebnissen.
Quelle: bougerenfamille.com
Gäbe es nicht die Möglichkeit einen gesunden Kapitalismus zu etablieren? Oder braucht es für einen solchen Umschwung erstmal einen gewaltigen Crash? Wäre es nicht toll, einen Kapitalismus zu haben, der nicht für übermäßigen Konsum sorgt und fast 2 Erden verbraucht? Einen gesunden Kapitalismus, der die Menschen gesund hält, in dem sie frei und unabhängig sind? Einen gesunden Kapitalismus, der die Menschen aus den Zwangsjacken der Effizienz, Leistungssteigerung und des steten Vergleichs befreit?
Quelle: wallpapersok.com/de/pictures/108839/version/4300x2000
Das, was du in der zweiten Hälfte beschreibst, schiebst du zwar dem Kapitalismus zu, aber ist es per Definition Korporatismus, also wenn Wirtschaft und Staat zusammen kooperieren. Im letzten Absatz kannst du "gesund" rauslassen, da der Kapitalismus je nach Ansicht sehr wohl gesund ist, nur kommt er eben kaum irgendwo vor. Desweiteren verbräuchte der Kapitalismus, wenn er denn irgendwo zugelassen würde, nicht "2 Erden" - im Gegenteil. In dem Fall kannst du mal nach Kapitalismus und Umweltschutz googlen. Ich glaube, Charles Krüger hat das schon mal gut erklärt. Ich habe übrigens vorhin einen ähnlichen Beitrag veröffentlicht, vielleicht willst du mal reinschauen: https://steemit.com/deutsch/@jonesgalt/afd-wahlzettel-in-den-schredder-eine-diskussion-mit-einem-kommunisten
Ich werde es mir durchlesen. Das Wort Korporatismus war mir kein Begriff - Merci, @jonesgalt!
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Lustigerweise hatte ich heute auch eine kleine Kapitalismus-/Sozialismusdiskussion mit einigen "Staatsgläubigen". Nachdem der Kapitalismus, so wie wir ihn verstehen, fast nirgends richtig implementiert ist, fällt es schwer, einen Praxistest als Argument heranzuziehen. Die Sozialisten sind ihrem Traum schon wesentlich näher gekommen, aber wenn sich die jeweiligen Länder in Richrung Armut und Dikatatur entwickeln (wie aktuell gerade Venezuela), dann handelt es sich angeblich nicht um den "richtigen" Sozialismus. Die in der "westlichen" Welt immer stärker erkennbare Verflechtung zwischen Großindustrie und Politik ist kein Kapitalismus und auch kein durchgängiger Sozialismus. Es besteht somit die Schwierigkeit, dass die verwendeten Begriffe kaum noch fassbar sind. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als freiheitliches Denken über das Internet langsam, aber stetig in immer mehr Köpfe zu bringen. Und dafür hast du dankenswerterweise einen Beitrag geleistet.
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