Was soll der ganze KOKOLORES? - Wörter auf dem Abstellgleis --- #2
Nun, es macht einfach Spaß, sich mit der Herkunft und der Geschichte von Wörtern und auch der Klärung der Bedeutung eines Begriffs zu befassen.
Weiter ist es auch ganz sinnvoll, in einer lebendigen Sprache Wörter vor dem Aussterben zu bewahren. Ich glaube zwar immer noch, dass der gute Konrad sich im Grabe umdrehen würde, wüsste er, wie viele Anglizismen neuzeitlich im Duden aufgenommen werden, doch auch das gehört zur Sprachentwicklung wie die Betrachtung ihrer Historie.
Ich freue mich, wenn das Interesse an diesem Beitrag gleichbleibend hoch ist, ansonsten muss angenommen werden, dass es dem werten Leser bisher nur ums Wichsen ging.
Die nicht mehr so häufig genutzte Vokabel Kokolores wird umgangssprachlich als Bezeichnung für Unsinn oder dummes Gerede eingesetzt. Möglicherweise ist sie vom mittelniederdeutschen Ausdruck gokeler (Gaukelei) abgeleitet, wobei es ja um Vorspiegelung und Täuschung geht, was zum Ausgangspunkt für Unfug und Geschwätz geworden ist.
In der Sprachwissenschaft ist diese Deutung umstritten, sie stütze sich einzig auf lautliche Ähnlichkeiten.
Als wahrscheinlicheren Ursprung von Kokolores wird das lateinische Wort cockalorum, welches Hahn bedeutet, angenommen.
Ein Hahn regiert stolz von seinem Misthaufen, krakeelt prahlerisch und plustert sich zuweilen mächtig auf. Kokolores könnte aus Überlieferungen stammen, in denen zum Anschein höherer Bildung pseudo-lateinische Wörter benutzt wurden, so dass es sich später zum Synonym für eitles Prahlen und Aufschneiden entwickelt hat.
Für mich passen beide Erklärungen zusammen, oft hat der hanebüchene Quatsch, den manch einer mit vielen Worten von sich gibt, einzig das Angeben und Wichtigmachen zum Ziel.
Gar nicht hanebüchen sondern extrem spannend ist die Herkunft eben dieses veralteten Adjektivs, das heute noch mit unglaublich, absurd oder abwegig gleichgesetzt wird.
Es hat sich aus dem mittelhochdeutschen Wort hagenbuechin entwickelt, das "hainbuchen", also aus dem Holz der Hainbuche bzw. Hagebuche gemacht, bedeutet.
Das Holz der Hainbuche hat einen hervorragenden Brennwert, es ist sehr hart und besonders schwer zu bearbeiten. So wurden die Eigenschaften von Hainbuchenholz bereits im 18. Jahrhundert metaphorisch auf Personen übertragen. Ein "hanebüchener Kerl" erwies sich als grob, derb und schwer von seiner Meinung abzubringen.
Später wurde auch grobes Fehlverhalten und derber Unfug als hanebüchener Unsinn bezeichnet. Weil jeder wusste, dass das die typische Wortkombination ist, wurde „Unsinn“ oder „Blödsinn“ einfach weglassen und es reichte zu sagen: „Das ist hanebüchen.“, wie eben die Lügengeschichten des Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen.
Der werte Leser, der sich bis hierhin durchgearbeitet hat und trotzdem fragt, was dieser Firlefanz, also die Übermittlung unerheblicher, sinnloser Informationen in überflüssiger Ausschmückung, soll, verbleibe bitte für folgende letzte Ausführung:
Sei froh, dass ich hier nur auf kloochschieternde Weise sprachwissenschaftlich fundierte Fakten aufzeige und nicht tanze! Das spätmittelhochdeutsche Wort firlifanz ist nämlich die ursprüngliche Bezeichnung für einen lustigen "Springtanz", dessen Herkunft unbekannt ist. Vom Ernst des Lebens gezeichnet, mag manch einer das Tanzen verächtlich als sinnlosen Quatsch abgetan haben.
Das was Borat da macht ist aber definitiv kein "firlifanz" sondern Carlton Banks Style :D
Jo. Aber suche mal nach "Springtanz"! "Hüpftanz"! Hm. "Jump-Style" ging, aber das ist ja wieder viel zu englisch ;-)
Gibt ja keine Aufzeichnungen des firlifanz, das hier wäre ja auch nicht glaubhaft gewesen...
Wäre aber sicher am nächsten dran.
Jump-Style hat, auch wenn es nicht so aussehen mag, ja auch seine ganz festen Regeln. Nur historisch noch nicht so lange auf dem Schirm :D
Das geht glaube ich ziemlich am firlifanz vorbei :)
Wieso? Ist doch ein lustiger Springtanz :D
Boah, bin ich uncool ;-)
Solange du keine Fisimatenten machst lese ich gerne weiter solche Posts ;)
Ich werde mich inständig bemühen ;-)
🥥🥥Hallo Christiane,
mir ist vollkommen klar, wie oft der Bücherschrank umgeräumt werden, wie viele Energieriegel vernichtet und 25 Watt Glühbirnen gewechselt werden müssen, um endlich das Geheimnis eines Wortes entschlüsselt zu haben. Zumal ja heutzutage kaum noch einer richtige Schlüssel kennt. Ich meine die mit dem langen Bart und so ...
Soll doch einer mal versuchen ein Wort mit einer Magnetkarte zu entschlüsseln! Der wird sich wundern ...
Daher, aber du bist ja auch vom Schlüsseldienst, mein Respekt deiner Arbeit gegenüber. Außerdem ist der Bücherschrank jetzt staubfrei.
Aber eigentlich wollte ich ja was ganz anderes loswerden. Man verzettelt sich aber auch furchtbar schnell im Krimskrams der Gedanken.
Jedenfalls sollte zu dem ganzen Kokolores noch was gesagt werden, da ansonsten der Eindruck entstehen könnte, dein aufwendig serviertes Wissen einfach nur so kommentarlos verschluckt zu haben.
Früher (und damit meine ich die Zeit vor dem unnötigen Krieg zwischen Helmut 'dem Hemdsärmeligen' und Emil 'der Tunte') als noch Kokosnüsse als Nonplusultra der Waffentechnik galten, betrat eine Frau irgendwo am Niederrhein (ich glaube in Duisburg oder Moers, bin mir aber nicht hundertprozentig sicher) die Weltbühne und präsentierte an einem heiteren Nachmittag ein Kunststück, das zum sofortigen Waffenstillstand führte. Wo die jetzt so schnell eine Bühne aufgetrieben hatten, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls war sie da und Lore Bartolski stand drauf. So hieß die Frau nämlich - nicht die Bühne!
Frau Bartolski, der mehrere dieser Geschosse am Vortag in den Garten geplumpst waren, nahm eine der Kugeln und knallte sie ihrem Mann, Theo Bartolski, ohne Vorwarnung auf den Schädel. Der Alte kippte aus den Latschen und die Kugel brach in zwei Hälften.🥥🥥
Da der eigene Ehemann fürs Nussknacken nicht mehr zu überreden war, musste Lore auf die Bühne und sich um Freiwillige bemühen. Denn das wusste auch die engagierte Dame vom Niederrhein: Auf die Bühne will fast jeder Depp!
Ein Jahr später präsentierte Lore Bartolski nicht nur die erste Flasche Kokosschnaps, sondern auch die Milch und den ersten bügelfreien Büstenhalter.🥥🥥
Der Name ihrer Firma wird noch heute im Handelsregister geführt:
kokoLOREs
Es musste einfach mal gesagt werden.
Für begeisterte Umarmungen stehe ich gerne bereit.
Wolfram 'der Nachdenkliche'
Hihi, die Räute passend zum Bart habe ich mir gemerkt, aber frage mich nicht mehr, wie das Schlürfteil des Löffels denn nun heißt...
Vielen Dank, dass du mir mit deiner Geschichte die Grundlage für einen Arbeitsbogen lieferst!
Analysieren Sie die Geschichte.
a) Entscheiden und begründen Sie, ob es sich hierbei um Kokolores oder Firlefanz handelt.
b) Unterstreichen Sie alle Sätze, die darauf hinweisen könnten, dass diese Geschichte hanebüchen ist.
c) Wenn Sie der Meinung sind, das sei alles Tüddelkram, schreiben Sie das und nicht mehr, der gemeine Norddeutsche an sich verliert ungern viele Worte.
Außerhalb des Arbeitsbogens grüßt
Chriddi 'die Entzückte'
Zuerst dein Aufschlag mit enormem Effet ins Feld gebracht.
Aber ideal gespielt für meine Schreibhand.
Jetzt dein souveräner Return.
Dieses Match könnte in den Tie-Break gehen.
Das Ganze riecht also schwer nach Spannung.
Hm, mit Tennis kenne ich mich nun so gar nicht aus. Ich weiß nur, dass der Norden gerade nicht schlecht wegkommt: Während ihr noch gefiebert habt, ob der Vizeweltmeistertitel noch zu toppen ist, hat die Kielerin Angelique Kerber bereits ihre Wimbledon-Trophäe geküsst.
"Tie-Break" gefällt mir besser als "Game over".
Wie wär's denn mal mit einem gemischten Doppel?
Treib' es nicht auf die Spitze!
Doch, doch, das wäre spitze:
Ich stecke dir die Wörter, die ich analysiere und du bastelst eine Geschichte drumherum. Das gelingt dir ja eh immer. Dann wurschteln wir das Ganze zusammen.
Könnte zum Bestseller avancieren!
Um weiteren Missverständnissen innerhalb des Schlagabtauschs vorzubeugen, verlange ich nach einem Unparteiischen in diesem Match!
Die Unparteiischen sind schon längst ausgestorben.
Wir wurschteln uns auch ohne Dummschwätzer durch! Da bin ich mir ganz sicher.
Genial - mal wieder oder wie immer oder wie auch immer. Äußerst amüsant und informativ! Was mich am meisten berührt an deinen Sprachartikeln ist die Freude, die du daran hast und aus jeder Zeile herausstrahlt! Wikipedia??? Nein Danke!
Na, das ist ja mal wieder ein Kommentar zum Erröten ;-)
Vielen lieben Dank für dieses motivierende Lob!