Filmkritik: The First Purge - Jetzt wird auch ethnisch gesäubert!

in #deutsch6 years ago (edited)

image1.jpgDie Purge-Reihe war schon immer sehr provokant. Einmal im Jahr darf man in einer Nacht das Gesetz brechen und brandschatzen, plündern, vergewaltigen und töten. Warum? Damit die amerikanische Bevölkerung ein Ventil für ihre Wut und ihren Hass findet. Das ist natürlich kein neues Konzept und hat jetzt schon drei Mal funktioniert und das ändert sich auch beim vierten Teil der Reihe nicht. Was neu ist, ist, dass Donald Trump mittlerweile in der Realität, Anno 2018, Präsident der USA ist und man dies nun irgendwie auch unbewusst oder, böse Zungen behaupten, auch bewusst filmtechnisch verwertet. Wie komme ich darauf? Die USA werden von einer neuen Bewegung regiert, welche scheinbar, so ist zumindest meine Wahrnehmung, von weißen Männern dominiert wird. Der erste Präsident dieser neuen Bewegung, die sich auch noch auf die Gründung der USA beziehen, sorgt gleich dafür, dass eine erste Purge durchgeführt wird. Als Testballon in New York.

Warum also nun diese provokante Überschrift? The First Purge bedient klare Feindbilder. Hier soll die erste Purge in Staten Island stattfinden; hier wohnen viele Latinos und Schwarze. Der Film beginnt wenige Tage vor der ersten Purge, die rechtlich gesehen schon festgezurrt wurde und unabwendbar ist. Die Bewohner werden gefragt, ob sie daran teilnehmen möchten. Ihr Lohn sind 5000 Dollar und weitere Prämien, sofern sie völlig eskalieren und überleben. In dem gezeigten Bezirk wohnen viele Arme, Drogendealer und Junkies. Kurz gesagt: die wirkliche Unterschicht. Aus genau diesem Grund scheint sich die neue patriotische Regierung auch dagegen aufzulehnen und eine Säuberung zu fokussieren, die von den Bewohnern selbst getragen werden soll. Ziemlich heftig der Gedanke, oder?
The First Purge ist vom Unterhaltungswert her leichtes Popcorn-Kino. Natürlich ist der Film mit einer FSK 18 Freigabe blutig und brutal. Aber alles andere würde auch nicht zu einer gesetzeslosen, denkwürdigen Nacht passen. Die Purge-Filme haben sich in meinen Augen allerdings geändert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass gerade der erste Film vor allem diesen Wahnsinn von Verbrechen und Gesetzeslosigkeit thematisiert hat. Hier ging es um die Freiheit, alles tun zu dürfen. Im aktuellen Teil wird der geneigte Zuschauer einige rassistische Spitzen bemerken. Wer fährt in Staten Island ein? Natürlich weisse Motorradgangs, welche das Kreuz auf ihren Fahnen tragen, oder Trucks voller Ku-Klux-Klan Mitglieder, die natürlich Jagd auf Andersfarbige machen. Im Bezug dazu, dass die weisse, böse Regierung dahintersteht und die Purge natürlich mitträgt, hat man hier das Gefühl, politisch beeinflusst zu werden. Die Protagonisten sind allesamt Schwarze, Latinos oder auch Asiaten.

Fazit

Die Purge stellt ein interessantes Gedankenexperiment mit seinen Teilnehmern und uns, den Zuschauern, an. Ist so etwas gerecht? Ist es womöglich die Lösung auf die Probleme unserer Tage? Die Antagonisten im Film glauben jedenfalls, die Antwort auf ihre Probleme gefunden zu haben. Die persönlichen Schicksale vor Ort zeigen weitestgehend, dass Menschen für Geld zu vielem bereit sind.
Den Produktionskosten in Höhe von rund 13 Millionen US-Dollar stehen weltweite Einnahmen aus Kinovorführungen von rund 97 Millionen US-Dollar gegenüber. In Deutschland landete der Film nach seinem Start auf Platz 1 der Kinocharts und verzeichnet hier bislang 425.370 Besucher.

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Der Film ist schon lange in meiner AMZN watchlist.
Ich konnte mich aber noch nicht aufraffen ihn anzuschauen.
Ich schaue lieber alte Filme aus der Zeit vor der Political Correctness.

Ganz was anderes...
Wart ihr nicht vor kurzem im EF Magazin?

Mit einem Interview und Yannick Noé hatte einen Beitrag über linke Medien verfasst.

Ich habe noch keinen Film der "Purge"-Riehe gesehen, aber ist das Konzept nicht ähnlich den "Spielen" in diversen Endzeit-Filmen?
Die Donnerkuppel von Mad Max läßt grüßen. :)

Letztlich eine moderne Version von Gladiatorenkämpfen, in diesem Fall mit Staten Island als Kolosseum.

Im Grunde genommen schon. Ähnlich wie bei den Tributen von Panem werden hier staatlich gesteuert Menschen aufeinander gehetzt. Besonders ist halt nur, dass nach 12 Stunden der Spuk vorbei ist und man das Ganze in der Nacht horromäßig besser inszenieren kann.

Dann will ich mal nicht weiter nachfragen und ein Spoilern provozieren. :)
Vielleicht kommt das auf meine ToWatch Liste...

Danke für die Vorstellung.

Hab den neusten Ableger nicht gesehen. Aber ich kann mich den Autor nur anschließen - fange mit dem ersten an.

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Ich will mich doch diesem Hollywood-Wahn nicht hingeben...

Ihr seit wie Dealer, die den ersten Schuß umsonst anbieten. :)

Um ehrlich zu sein, das Konzept ist für mich überhaupt nicht interessant, nur plump und geschmacklos. Sorry, aber der Großteil der westlichen Bevölkerung unserer jetzigen Gesellschaft würde nicht einfach mal anfangen zu morden, nur weil er mal darf. Schließlich ist die Zahl der Gewaltverbrechen eher rückläufig.

Dann gehen wir ja d'accord.