Wie weit sind Sie Ende April mit Ihren Neujahrsvorsätzen?
Menschen nehmen sich immer mehr vor, als sie erreichen können. Das ist der Kern der Aussage des Archetyps Erodierende Ziele. Ein wichtiges Element des Archetyps sind Verzögerungen, die zu Oszillationen führen können.
Irgendwo habe ich einmal gelesen:
Andere Leute stecken ihre Haare hoch, ich lieber meine Ziele
Die Kluft zwischen Vorsatz und der Realität
Und über Neujahrsvorsätze steht:
Die typischen Neujahrsvorsätze der Deutschen sind: Abnehmen, mehr Zeit für die Familie, mit dem Rauchen aufhören, die Ernährung umstellen und mehr Sport treiben. Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie halten sich lediglich 13 % aller Menschen an ihre "gefassten Neujahrsvorsätze"
Warum 87 % aller Neujahrsvorsätze scheitern: Die Kluft zwischen Ist- und Wunsch-Zustand sei oft viel zu groß, so Dietmar Fernholz Psychotherapeut und Arzt. Das Phänomen, dass sich viele Menschen zu hohe Zielvorgaben setzen, kennt auch Wolfgang Kiezinger, Psychologe.
Fernholz nennt drei wichtige Grössen, den Ist- und den Wunsch-Zustand sowie die Kluft dazwischen und macht letztere dafür verantwortlich, dass der Wunsch-Zustand nicht erreicht wird. Demnach ist dieser eine Funktion der Kluft, die wiederum vom Wunsch-Zustand abhängt (Kluft = Wunsch-Zustand minus Ist-Zustand).
Der Ist-Zustand kommt durch eine Anstrengung aufgrund eines gefassten Vorsatzes zustande. Können wir mit unserer Anstrengung die Kluft nicht sofort auffüllen, so versuchen wir vielleicht, mit einer noch grösseren Anstrengung etwas näher an den Wunsch-Zustand heran zu kommen. Das bedeutet, dass unsere Anstrengungen eine Funktion der Kluft sind.
Zielanpassungszwänge
Wie genau beeinflusst aber die Kluft den Wunsch-Zustand? Es ist demotivierend, wenn die Kluft zu gross ist und man trotz aller Anstrengungen offenbar keine Chance hat, den Wunsch-Zustand je zu erreichen. Dann ist es angezeigt, die angestrebten Ziele zu revidieren. Die Kluft verursacht also Zielanpassungszwänge, die ihrerseits den Wunschzustand hinunter holen.
Das ist der Archetypus Erodierende Ziele, wie ihn Peter Senge formuliert hat.
Die Wahrnehmung des Ist-Zustandes unterliegt einer reinen Wahrnehmungsverzögerung erster Ordnung, so dass Zielanpassungen und Anstrengungen ebenfalls verzögert vorgenommen werden. Das führt in der Simulation zu Oszillationen des Ist-Zustandes. Während der Wunsch-Zustand aufgrund von Zielanpassungen monoton fällt, nähert sich der Ist-Zustand mal mehr, mal weniger dem Wunsch-Zustand an.
Blau ist der Wunsch-Zustand, rot ist der Ist-Zustand. Beide nehmen ab, aber der Ist-Zustand steigt periodisch jeweils etwas an, was zu falschen Hoffnungen verleitet.
Beispiel eines Erodierende-Ziele-Musters im Projektmanagement
Beispiele für dieses Verhalten finden wir überall dort, wo Ziele definiert werden, im unternehmerischen Umfeld also vor allem im Projektmanagement. Ist ein Projektabschluss schon lange überfällig, wird möglicherweise mehr Personal alloziert, damit Tag und Nacht und an den Wochenenden am Projekt gearbeitet werden kann. Auf der anderen Seite wird der Projektabschlusstermin neu gesetzt, im allgemeinen auch diesmal eher zu optimistisch.
Finden Sie ebenfalls Beispiele für dieses ach so typisch menschliche Verhalten? Es würde mich freuen, wenn Sie Ihre Beispiele in einem Kommentar beschreiben.