Blockchain, Kryptowährungen und mehr

in #cryptocurreny7 years ago (edited)

Ich habe im März ein Interview gegeben. Vielleicht führen meine Gedanken und interessanten Diskussionen.

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Wann wurden Sie auf das Thema Blockchain und Kryptowährungen aufmerksam?
Relativ spät. Ich habe mich erst Ende 2010 mit Thema Bitcoin und Blockchain befasst. Die Grundidee von einer digitalen Währung war zu diesem Zeitpunkt nicht neu, hingegen fand ich die Anwendung einer Blockchain sehr interessant.

Was sind Ihrer Meinung die wichtigsten Vorteile von Blockchain und Kryptowährungen?
Aus meiner Sicht sollte man Blockchain und Kryptowährungen nicht vermischen. Blockchain ist eine Technologie (oder ein Protokoll) und Kryptowährungen sind eine Anwendung der Blockchain.

Menschen Geschäften miteinander, wenn sie sich vertrauen. Vertrauen sie sich nicht, benötigt man eine vertrauensvolle Drittpartei. Blockchain bietet ein manipulationssicheres Protokoll zum Aufzeichnen und Teilen von Informationen und dies ohne den Service einer Drittpartei. Zur Verständlichkeit können wir das Wort «Protokoll» mit «Hauptbuch» oder «Datenbank» ersetzen. Dieses Protokoll oder Hauptbuch wird dezentral in einem Peer-to-Peer-Netzwerk geführt. Somit sind wir mit Blockchain nicht auf eine einzige Drittpartei angewiesen, was zu einer verbesserten Sicherheit, Belastbarkeit und Verfügbarkeit führt. Ich könnte über die Vorteile noch stundenlang sprechen. Somit möchte ich meine Gedanken zu Blockchain mit einigen Schlagwörtern abschliessen: Vertrauen, Dezentral, Sicherheit, Befähigung, gemeinsame Regeln, Transaktionen, Peer-to-Peer.

Kryptowährungen finde ich spannend, da die Kontrolle über mein «Geld» mir übergeben wird. Ich bin meine eigene Bank. Kryptowährungen werden in Ländern interessant, wo die Menschen keinen einfachen Zugang zum Finanzsystem haben. Ob der Durchschnitts-Schweizer auf Kryptowährungen angewiesen ist, solange er rund um die Uhr mit dem Onlinebanking der Bank seines Vertrauens interagieren kann? Moment. Da war das Wort schon wieder: «Vertrauen».
Abschliessend zu Kryptowährungen kann man sagen: Es gibt unzählige Anwendungsmöglichkeiten, dass man alle Vorteile gar nicht aufzählen kann.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen in Bezug auf die Blockchain-Technologie?
Eine Herausforderung ist die Grösse einer Blockchain. Die Blockchain-Grösse von Bitcoin ist aktuell ca. 190 GB, die von Ethereum ca. 360 GB (im Zeitpunkt des Interviews: Ende März 2018). Der Vorteil einer Blockchain, jede Transaktion aufzuzeichnen und dezentral zu speichern, kann wegen der zunehmenden Datenmenge an seine Grenzen stossen.

Andererseits ist eine Entwicklung hin zur Zentralisierung eine Herausforderung, da die Blockchain-Technologie genau dieses Problem lösen soll. Zentralisierung ist nicht immer schlecht, denn zentralisierte Systeme sind in der Theorie schneller und skalieren besser. Der Weg zur Zentralisierung der Blockchain-Technologie sehen wir insbesondere bei den Krypto-Exchanges und beim Bitcoin-Mining. Ist es die Idee einer Kryptowährung, diese auf einer zentralen Stelle (der Exchange) zu halten? Kann man bei Bitcoin noch von einem dezentralen Netzwerk sprechen, wenn 3-5 Minigpools über 51% der gesamten Hash-Power verfügen?

Diese Probleme werden aktuell angegangen. Ich bin überzeugt, dass sich dezentrale Krypto-Exchanges durchsetzen werden. Und um die Transaktionsgeschwindigkeit, Skalierung und Sicherheit in Einklang zu bringen, gibt es auch unzählige Ansätze. Bei Bitcoin nennt man es «Lightning Network», bei Ethereum «Sharding». Oder Projekte, die die Blockchain-Technologie weiterentwickeln wollen, wie zum Beispiel IOTA mit dem Tangle (Distributed Ledger basierend auf einem gerichteten azyklischen Graphen).
Noch stehen wir ganz am Anfang.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen in Bezug auf die Projekte in der Kryptowelt?
Die entscheidende Frage ist: Löst ein Projekt wirklich ein Problem? Wenn ein Projekt ein wirkliches Problem löst, dann ist die «Convenience» die nächste Herausforderung. Eine grossartige Lösung muss auch einfach sein und von vielen Personen verwendet werden, damit sie sich auch durchsetzen kann. Gerade die unzähligen Wallets sind aktuell nicht wirklich benutzerfreundlich. Hier werden Anbieter punkten, die möglichst einfach verschiedene Coins und Tokens in einer Applikation verwalten können. Interessant wird es hier, wenn ein grössere Bank dieses Thema besetzt und richtig angeht.

Aktuell ist es schwierig, den Überblick bei der Vielzahl an Projekten zu bewahren. Welche Projekte verfolgen ein langfristiges Ziel, welche halten ihre Roadmap ein, welche setzen Ihre Vorhaben auch wirklich um? Und welche Projekte nutzen den Hype und wollen einfach das schnelle Geld machen.

Viele aus der Branche predigen, es kommt immer auf das Team hinter einem Projekt an. Die Aussage ist ebenso richtig wie sie auch nichtssagend ist. Wie soll das Team beurteilt werden, wenn man neu in der Branche ist? Auf welche Referenzen kann man sich stützen? Und wenn jemand schon einmal ein Projekt zum Erfolg geführt hat, wieso soll ihm dies gleich nochmals gelingen?

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Welche Krypto-Projekte finden Sie persönlich interessant?
Ich persönlich bin ich ein Fan von IOTA. Ebenso verfolge ich aktiv die Projekte Ethereum, Stellar Lumen, Dash und Monero. Jetzt kann man natürlich behaupten, ich konzentriere mich einfach auf die grössten Kryptos gemessen an der Marktkapitalisierung. Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Projekte, die ich auf dem Radar habe. Aber bei den namentlich genannten Projekten erlaube ich mir zu behaupten, dass diese (1.) ein Problem lösen wollen, (2.) gewisse Erfahrungen gesammelt haben und (3.) dadurch andere Problemstellungen angehen können, als neue Marktteilnehmer.

Gibt es Projekte, von denen Sie nicht viel halten?
Ja, von denen gibt es viele. Ich möchte hier aber keine einzelne Projekte diffamieren. Grundsätzlich halte ich wenig von Projekten, die meiner Meinung nach ein schlechtes Team haben, kein Problem lösen wollen und es nur um das schnelle Geld geht.

Wo sind Sie selbst investiert? Bitcoin fehlte in der Aufzählung ihrer Top-Fünf? (Hier war meine Gesprächsbereitschaft nicht wirklich da. Trotzdem konnte der Interviewer mir eine Antwort entlocken.)
Sie können davon ausgehen, dass in den von Ihnen benannten «Top-Fünf» plus Bitcoin den höchsten Gegenwert in Fiatwährungen halte. Etwa 20% halte ich in 15-20 weiteren Coins und Token. Diese reichen von Cardano über Waves bis hin zu Power Ledger.

Wieso haben Sie das Netzwerk «Akito» ins Leben gerufen?
Nach dem Hype um Blockchain und Kryptowährungen gilt es nun, Echtweltanwendungen zu entwickeln. Projekte müssen jetzt halten, was sie versprechen und in der echten Welt eingesetzt werden. Hier kann jeder helfen. Man muss nicht zwingend ein Programmierer oder Kryptograph sein. Es reicht schon, das Grundwissen über Blockchain in seiner Branche zu teilen und Anwendungsmöglichkeiten zu prüfen. Genau das soll «Akito» bewirken. Wir wollen Menschen aus unterschiedlichen Branchen verbinden und gemeinsam an Echtweltanwendungen forschen.

Unser Netzwerk ist ein ziemlich „zusammengewürfelter Haufen“. Die Kernkompetenzen der einzelnen Experten könnten unterschiedlicher nicht sein. Dies lässt «Akito» nicht wirklich seriös wirken?
Und genau dieser zusammengewürfelte Haufen scheint mir hierfür ideal zu sein. Auch wenn wir in unterschiedlichen Branchen zuhause sind und unterschiedliche Kernkompetenzen haben. Davon kann jeder einzelne und das Netzwerk profitieren. Wir wollen unterschiedliche Sichtweisen, Bedürfnisse und Herausforderungen berücksichtigen.

Zudem haben alle Branchen eines gemeinsam: Kunden und Vertrauen. Unsere Produkte und Dienstleistungen müssen einen Zweck haben oder ein Bedürfnis adressieren. Ein Produkt, welches nicht verwendet wird, macht nicht viel Sinn. Und ohne Vertrauen können wir nicht mit anderen Geschäften.

Leider decken wir noch nicht alle Bereiche und Branchen ab. Aber das kann ja noch werden.

Wo kann «Akito» einen Beitrag leisten?
Nur schon, wenn wir uns mit dem Thema Blockchain auseinandersetzen und unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen, leisten wir einen kleinen Beitrag. Wie bereits erwähnt, geht es nun um Echtweltanwendungen. Wenn wir hier – nennen wir es mal so – die «Blockchain-Community» unterstützen können, wäre das beachtlich.

Gibt es bald den Akito-Token?
Aktuell sehe ich keine Veranlassung, einen eigenen Token zu erstellen. Es gibt genügend Projekte und Ansätze, die es zu erforschen gilt.

Sind Sie Satoshi Nakamoto?
Nein. Nicht jeder Japaner, der einen Bitcoin besitzt, ist automatisch Satoshi Nakamoto.

Was glauben Sie, wer Satoshi Nakamoto ist oder war?
Persönlich glaube ich, dass Hal Finney der echte Satoshi Nakamoto war.

Wurde Bitcoin von der NSA erfunden?
Klingt nach einer wilden Verschwörungstheorie. SHA-256 (Secure Hash Algorithm) wurde aber im Jahre 2001 von der National Security Agency entwickelt. Und Bitcoin verwendet SHA-256 für sein Proof of Work.

Wow, du hast wirklich bis hier hin gelesen!

Vielen Dank für dein Interesse. Lass uns diese Themen diskutieren. Was ist deine Meinung? Was sind deine Gedanken zu Blockchain und Kryptowährungen? Seit wann bist du im "Crypto-Space? Welche Erfahrungen hast du gesammelt?

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Dō itashimashite