„Angst wäre das falsche Wort. Aber Banker können rechnen …“

in #bitcoin6 years ago

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APRIL 16, 2018
Unser neuer Compliance Manager im Interview über Kryptowährungen, Banken und seine Rolle bei Coinfinity.

Matthias Reder war fast zwanzig Jahre als Leiter „Vertriebssteuerung und Marketing“ in der KREMSER BANK und Sparkassen AG sowie als Leiter „Vertriebssteuerung und Beschwerdemanagement“ bei der Raiffeisenlandesbank Burgenland tätig und unterstützt seit März 2018 das Team von Coinfinity. Er selbst bezeichnet seinen Wechsel als technologischen Meilenstein – von Valutatag zur Valutasekunde.

Gleich vorweg: Du bist von einer Bank zu einem Bitcoin-Broker gewechselt. Welche Motivation steckt hinter einer solchen Entscheidung? Bzw. wie bist du zu diesem Schritt gekommen?

Nachdem ich mich mit der Blockchain-Technologie und den Möglichkeiten der Anwendung, unter anderem dem Bitcoin, wirklich intensiv beschäftigt hatte, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass diese Technik unser aller Zukunft beeinflussen wird. Ich sah dies als einmalige Chance, in meinem Leben von Beginn an an der Entwicklung und Entstehung von etwas gänzlich Neuem dabei sein zu können.

Wo werden Kryptowährungen Banken in der Zukunft ablösen? Werden sie das überhaupt? Können die beiden Systeme zusammenarbeiten?

Ich bin der Überzeugung, dass es ein „Sowohl – als auch“ geben wird. Es wird weiterhin nationale Währungen in Papier (zumindest in Deutschland und Österreich) sowie in elektronischer Form geben.

Welche Rolle werden/können Kryptowährungen im zukünftigen internationalen/nationalen Währungssystem spielen?

International werden die Kryptowährungen aus meiner Sicht bald (in zwei bis fünf Jahren) die wichtigste Rolle einnehmen. Die geringen Kosten und die absolute Sicherheit der Blockchain sowie die sekundenschnelle Abwicklung sprechen eindeutig dafür. National werden sich noch parallele Systeme wie Instant Payment behaupten können, bis auch hier durch die Lösung der Skalierungsprobleme der Umstieg rasch kommen wird.

Was ist für dich der primäre und damit entscheidende Unterschied zwischen Kryptowährungen und Fiatgeld, also das klassische Papiergeld als Tauschmittel?

Fiatgeld kann beliebig vermehrt werden (Stichwort: „Anwerfen der Notenpresse“) – meist durch politischen Willen beeinflusst. Bitcoin hat hingegen eine fixe Geldmenge bzw. einen fixen Code zur Entstehung.

Was kann die Krypto-Welt von etablierten Banken lernen?

Zum Beispiel das sinnvolle Implementieren von Kontrollsystemen und Geschäftsprozessen. Zusätzlich sind auch besonders Compliance-Regeln ein wichtiger Baustein von seriösen Dienstleistern, so auch im Krypto-Bereich. Hier können Krypto-Anbieter viel von Banken lernen und adaptieren.

Wie würdest du den Angst-Faktor von Banken einschätzen?

Angst wäre das falsche Wort. Aber Banker können rechnen … Die Blockchain bzw. Kryptowährungen können bald das Gleiche wie SWIFT oder SEPA – nur zu einem Bruchteil der derzeitigen Kosten. Im Prinzip eine Win-win-win-Situation für den Kunden (weil geringere Spesen), die Banken (weil generell geringe Kosten) und für die Kryptowährungen (weil mit Banken der Durchbruch zur generellen Akzeptanz gelingen kann). Es wird aber Menschen geben, die ihr Leben nur mehr mit Kryptowährungen bestreiten werden, ohne je eine Bank in ihrem Leben zu brauchen. Gleichzeitig werden Kryptowährungen bald einen kostenlosen Zugang zu Finanzdienstleistungen für jeden Menschen bereitstellen können.

Du bist bei Coinfinity als Compliance Manager angestellt: Welche Themen beschäftigen dich? Wo siehst du deine Rolle bei Coinfinity? In welchen Bereichen besteht Handlungsbedarf?

Coinfinity hat bereits jetzt hohe Sicherheitsstandards, welche sich beispielsweise in der Zusammenarbeit mit der österreichischen Staatsdruckerei zeigen. Auch mit verschiedenen Verifizierungsstufen bei Kauf und Verkauf von Kryptowährungen zeigen wir, dass wir es ernst meinen. Hier bin ich dazu da, vorhandene Strukturen zu festigen und Abläufe zu konkretisieren bzw. Kontrollschritte zu implementieren. Meine jahrelange Erfahrung aus der Bankenbranche hilft hier natürlich enorm. Es gilt, Standards aus diesen wichtigen Bereichen zu etablieren. Die Technik ist ja vorhanden und muss nur auf spezifische Herausforderungen angepasst werden. Nach Etablierung dieser Standards werde ich auch für die aktive Kundenbetreuung sowie als Ansprechpartner für Banken und Behörden zuständig sein. Darauf freue ich mich besonders.

Was ist dein primäres Ziel bei Coinfinity?

Erste Reihe fußfrei dabei zu sein, wie sich ein komplett neuer Wirtschaftszweig aufbaut. Ich möchte meinen Teil zur Entwicklung dieser neuen Technologie beitragen.

Wann hast du das erste Mal von Bitcoin gehört und was waren deine ersten Gedanken/Assoziationen?

Als Banker war mein erster Gedanke: Dient rein der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Durch meine intensive Recherche im Jahr 2016 war ich aber bald von Technik und Umsetzung überzeugt.

Was hat dich damals an BTC überzeugt?

Die realistische Möglichkeit der Umsetzung – Blockchain und Abläufe waren ja schon vorhanden. Es galt nur mehr, die Umsetzung – sprich Aufklärung der Bevölkerung – voranzutreiben bzw. die Menschen kryptofit zu machen.

Was genau meinst du mit „kryptofit“?

Nur durch neutrale Aufklärung kann den Menschen die Angst und etwaige Vorurteile vor bzw. über Kryptowährungen genommen werden. Denn: Nur Wissen schützt vor Abzocke und falschen Versprechungen von unseriösen Akteuren.

Wo siehst du BTC in 10 bis 20 Jahren?

Durch die Lösung des Skalierungs- und des damit einhergehenden Transaktionskostenproblems kann Bitcoin wirklich als P2P-Money im Mikrozahlungsverkehr eingesetzt werden. Dazu ist die vollständige Etablierung des Lightning-Netzwerks notwendig. Bitcoin wird aber auch als Wertaufbewahrung immer eine wichtige Rolle spielen, analog zu Gold. Somit wird es Bitcoin auch in 10 oder 20 Jahren geben, wiewohl es andere (ev. noch gar nicht vorhandene Kryptowährungen) geben wird, die noch größer als Bitcoin werden können.

Hast du Angst, dass Bitcoin „zu Tode“ reguliert wird?

Nein, das schafft weder eine Regierung noch eine ganze Staatengemeinschaft – man wird die Ausgabestellen regulieren können, aber nicht den Bitcoin selbst.

Ist Bitcoin böse oder gut?

Neutral – wie Bargeld. Am Ende ist es der Mensch, der dem Mittel seinen Zweck zuführt.

Danke für deine offenen Antworten!

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No Problem - it is my own interview ;-)