Europas Banken in der Krise #5

HSH Nordbank

So langsam wird das wahre Ausmaß des Debakels bei der HSH-Nordbank immer sichtbarer. Die HSH gehört neben der Bermer Landesbank und der Nord LB zu den drei Norddeutschen Landesbanken, welche sich bei Schiffskrediten mächtig verspekuliert haben.

Klar ist mittlerweile, dass die von den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein abgegebene Bürgschaft von 10 Milliarden Euro im vollen Umfang in Anspruch genommen wird. Laut EU Kommission muss die Bank bis zum 28. Februar 2018 verkauft oder abgewickelt werden.

Zu diesem Zweck gründeten die Länder eine Abwicklungsgesellschaft mit dem Namen hsh portfoliomanagement AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts). Finanziert wird der Spaß über die Kapitalmärkte, wobei auch bei dieser Gesellschaft natürlich die Länder voll haften. Diese kaufte der HSH bereits Mitte 2016 Kredite im Nominalwert von 4,1 Milliarden Euro für einen angeblich Restwert von 2,4 Milliarden Euro ab.

Weitere Kredite folgten. Zum 31.März 2017 standen in der Bilanz der Kernbank noch Schiffskredite von 6,7 Milliarden Euro, bei der Abwicklungsgesellschaft waren es 9,9 Milliarden Euro. Obwohl die faulen Kredite bereits zu einem reduzierten Restwert übernommen wurden, mussten auch bei der Abwicklungsgesellschaft mittlerweile weitere 505 Millionen Euro abgeschrieben werden. Weitere Wertanpassungen könnten folgen.

Die bisherigen Verluste wurden bereits durch die Bürgschaft der Länder gedeckt. Hinzu kamen aber auch noch ein Schuldenerlass für den Hamburger Reeder Kortüm von 547 Millionen Euro und ganz neu jetzt auch noch voraussichtlich 800 Millionen Dollar welche dem Reeder Heinrich Schoeller erlassen werden sollen. Die genau Summe steht allerdings noch nicht fest.

Ursprünglich hatte Schöller bis zu 1,5 Milliarden Euro an Schulden bei der HSH. Da hier eine Insolvenz drohte und mit einem Totalverlust zu rechnen war, einigte man sich auf diesen Schuldenschnitt. Dennoch löste gerade dieser Schuldenschnitt nochmal eine heftige politische Debatte aus. So äußerte sich der Ex-CDU-Minister Werner Marnette dazu auf Facebook:

Pflichtverletzung und Untreue im Amt

und

Fall für den Staatsanwalt.

Marnette war 2009 Wirtschaftsminister und hatte er sein Amt damals im Streit über den Umgang mit der kriselnden Bank niedergelegt. Seitdem gehört er zu deren schärfsten Kritikern.

Die Bank ist nach wie vor also ein Fass ohne Boden. Bleibt die Hoffnung dass man wenigstens einen Käufer findet der auch noch bereit ist einen angemessenen Preis zu zahlen. Ansonsten drohen weitere Verluste. Aber vermutlich wird man auch die in Kauf nehmen, nur um dieses politisch unbequeme Thema möglichst schnell zu beerdigen.

Quellen

HSH Nordbank: Das Schuldendebakel für Hamburg und Schleswig-Holstein wird immer sichtbarer
HSH Nordbank erlässt Reederei 800 Millionen Dollar Schulden
Schuldenerlass für Reeder „ein Fall für den Staatsanwalt“

Link zu den bisher erschienenen Beiträgen zu diesem Thema:

Europas Banken in der Kriese
Europas Banken in der Kriese #2 (Popolare di Vicenza/Veneto Banca)
Europas Banken in der Kriese #3 (Banca Carige/Monte dei Paschi)
Europas Banken in der Kriese #4 (Deutsche Bank/HNA/Katar)

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