Steemkurs? Nun mal Butter bei die Fische! - Der REDENSART auf der Spur --- #5
Wer mich kennt weiß, dass ich mich nicht zu Themen äußere, von denen ich keine Ahnung habe. Ich kann nur Zuversicht verströmen, indem ich meine, wir müssen uns keine Sorgen um den Steemkurs machen, wenn vielleicht um Haus und Hof, geht es doch niemandem um Kopf und Kragen. Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln und die Kuh vom Eis holen!
Butter bei die Fische!
Es musste ja so kommen: Das Nordlicht muss sich mit seiner Heimatsprache und dem damit verbundenen Spott auseinandersetzen...
Ursprünglich kommt dieser Ausdruck von der Küste, man sagt(e) "Budder bei de Fisch". Alles im Rahmen, im Plattdeutschen gibt es nur die Artikel "dat" und "de". Und so ergab sich wohl irgendwann die Übertragung zum - grammatikalisch schlicht falschen - "die" ins Hochdeutsche, was sich über die Unsicherheit des Norddeutschen in Fragen des persönlichen Artikels lustig macht.
Nichtsdestotrotz nutzen wir alle diese Redensart, um auszudrücken, das jemand zum Punkt kommen, seiner Aussage das Wesentliche, den Kern, endlich beifügen soll. Das liegt daran, dass erst die Butter ein Fischgericht richtig abrundet, erst damit wird es vollendet, das fehlende Etwas zum Ganzen wird beigefügt.
Mit der (fehlenden) wichtigen Zugabe war man gerade im Mittelalter sparsam, denn Butter war sehr teuer. Zunächst einmal bedeutete "Budder bei de Fisch zu haben" bloß Reichtum. Und wer das Fett nicht herausrückte, der knauserte (mit Informationen).
Haus und Hof / Kopf und Kragen
Beide Wortkonstruktionen nennt die Linguistik Zwillingsformeln oder Paarformeln, wobei die verknüpften Begriffe bei Zwillingsformeln von gleicher Bedeutung sind (Grund und Boden), bei Paarformeln verschiedener (Kind und Kegel). Häufig sind die kombinierten Wörter nicht rein assoziativ miteinander verknüpft (Wald und Flur), sondern auch literarisch, wenn auf bekannte Stilmittel wie Reime (Dach und Fach, Lug und Trug) zurückgegriffen wird. Bei diesen beiden Paarformeln, die der Rechtssprache entstammen, wird sich des Stabreims bedient, d.h. beide Wortpartner beginnen mit demselben Anlaut.
Die Paarformel "Haus und Hof" kommt schon im Sachsenspiegel, dem ältesten deutschen Gesetzbuch, entstanden etwa 1220, vor. Sie bezeichnet den "gesamten Besitz eines bäuerlichen Anwesens mit Wohnhaus, Ställen, Scheunen, Vieh, Gerät und andern Gütern". Kurzum, und in der heutigen Sprache eingebürgert, ist damit das gesamte materielle Vermögen einer Person gemeint, das hoffentlich noch niemand aus der deutschsprachigen Community in den Steem gesteckt hat.
Solltest du doch so hoch gepokert haben, Hab und Gut, Haus und Hof in den Steem investiert zu haben, kann ich dir versichern: Nach unserer Rechtssprechung geht es dir niemals um Kopf und Kragen. Denn dies bezeichnete einst schlichtweg die Todesstrafe, da "Kragen" auf das mittelhochdeutsche Wort "krage" zurückzuführen ist, was "Hals, Kehle, Nacken" bedeutet. Erst viel später wurde das Wort auf das den Hals bedeckende Kleidungsstück übertragen, wegen des einprägsamen Stabreims wurde aber vermutlich nie eine Umformulierung der Redewendung in Erwägung gezogen.
Wir werden das Kind schon schaukeln...
... entpuppt sich für mich fast als langweilige Redewendung, denn sie ist erst im 20. Jahrhundert entstanden. Sie soll in erster Linie Zuversicht vermitteln und Mut zusprechen, als bildlicher Vergleich wird dabei das Wiegen eines Kindes herangezogen. Die Eltern des beruhigten, schlafenden Kindes können sorglos andere Erledigungen treffen.
Um dennoch nicht den Faden zu verlieren, wollten/sollten wir doch durch das durchgängige Veröffentlichen mehr oder weniger inhaltswertvoller Artikel gemeinsam
Die Kuh vom Eis holen
Städter halten diese Redewendung vielleicht für künstlich konstruiert, doch weit gefehlt, denn es geht darum, ein größeres Problem zu lösen. Und es ist wirklich immer ein prekäres Problem (gewesen), wenn sich winters eine Kuh, die zwecks Bewegungsdrang aus dem Stall gelassen wird, auf einen zugefrorenen Teich begibt. Sie könnte, wie alle Lebewesen, einbrechen und sich verletzen, gar ertrinken. Eine schwere Kuh vom Eis zu holen, bedarf einiges an Überredungskunst und Krafteinsatz, um dieses Problem zu lösen. Im Mittelalter band man den Kühen zur Verhinderung der weiten Entfernung von den heimischen Stallungen übrigens einen (schweren Holz)Klotz ans Bein...
Werter Leser, wir sitzen noch nicht auf dem Trockenen, was zur Erklärung wieder den Norddeutschen herbei riefe, der nun aber in ein schönes Wochenende geht und dir ein ebensolches wünscht.
Weitere "entzauberte" Redensarten
- "Etwas durch die Lappen gehen lassen" u.a.
- "Die Kurve kratzen" u.a.
- "Ich versteh nur Bahnhof" u.a.
- "Der rote Faden" u.a.
Und ein paar Wörter auf dem Abstellgleis
- Schnurre, schmökern, Fidibus
- schnöde, Mammon
- Antlitz, Gesäß
- Kokolores, hanebüchen, Firlefanz
- Wichsen
Deine Beiträge sind die reine Butter bei die Fische, @chriddi.
Vielen Dank für dieses tolle Kompliment!
Liebe Grüße
Chriddi
So, junge Frau,
dieses Mal treffen in Ihrem Beitrag nicht nur Faust und Auge zusammen, Sie platzieren zudem Punkt und Komma an exakt ausgewählten Stellen und nennen dazu auch noch die Sau beim Namen.
Eine reife Leistung, der ich meine volle Hochachtung nicht vorenthalten möchte.
Und trotzdem gibt es da einige Stellen zwischen Punkt und Komma, die ich mit meiner Funsel weiträumig beleuchten will.
Selbstverständlich gehören Butter und Fisch zusammen. Die Frage ist nur: wann?
Erna Koslowski, die sich selbst als die beste Forellen-Bändigerin westlich der Oder bezeichnet (was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie noch nie über die Stadtgrenzen von Dortmund hinaus kam), füttert regelmäßig ihre Forelle “Müllerin” mit einem guten Schlag deutscher Butter, lässt die genauso regelmäßig verbrennen und schiebt sich das Ganze mit Genuss gleich im Anschluss hinter die Kiemen. Fett ist ein Geschmacksträger und Erna Koslowski versteht was von Fett und gutem Geschmack. Aus dem Grund trägt Erna ihr Fett auch immer ganz nah am Leib.
Ein Anderer, der vielleicht nicht wusste wo Dortmund liegt oder die Oder fließt, der reagierte auf den Namen Auguste Escoffier. Nicht verwandt oder verschwägert mit Erna Koslowski - aber trotzdem ein ausgezeichneter Koch.
Jedenfalls behauptete dieser feingeistige Franzose, dass in Speisen die Butter zwar als Geschmacksträger willkommen ist, doch deren wahre Möglichkeiten sich erst bei richtiger Verarbeitung offenbart.
Da wir Erna nicht vollkommen aus dem Spiel schaukeln wollen und uns damit um Kopf und Kragen bringen (denn mir dem Koslowski-Clan ist ganz schlecht Butter schlecken), bleiben wir bei den Forellen.
Im Gegensatz zu Erna nimmt Auguste seine fest angebratene Forelle aus der Pfanne und lässt sie bei zirka 80° im Backofen ruhen. In der Pfanne, aus der das Öl verschwunden ist, in dem der Süßwasserfisch kurz zuvor noch geschwommen ist, werden nun Zwiebelwürfel und etwas Knoblauch angeschwitzt, mit Weißwein abgelöscht und eingekocht (reduziert).
Und jetzt kommt die Zeit der eiskalten Butter.
Aber wo sind die Fische? Richtig, im Backofen!
Also nix Butter bei die Fisch. Die Butter wird eiskalt in die warme Reduktion eingerührt. So entsteht eine Emulsion - was soviel bedeutet, wie die Verbindung zwischen Fett und Flüssigkeit.
Erst jetzt dürfen die Forellen wieder am Spiel teilhaben. Die freuen sich auf den angewärmten Teller und den Schuss der Butter-Weißwein-Emulsion der sich über sie ergießt. Frische Kräuter dazu und die Kuh ist vom Eis.
Daher bitte ich Sie zukünftig zu beachten, dass in Dortmund die Butter und Fische ein anderes Verhältnis pflegen als vergleichbare Materialien in Paris.
Da ich als Haarspalter bekannt bin, konnte ich mir diesen Kommentar nicht ersparen.
Immer wieder gerne in Ihrer Gesellschaft
Der gezähmte Nörgler
Gratulation - wieder einmal ein wunderbarer Kommentar - da lerne ich doch tatsächlich Haarspalter zu schätzen! Die Brisanz der Butter-Fisch Konstellation erschließt sich mir nicht so ganz, dafür habe ich selten ein so wohlformuliert-amüsantes Rezept gelesen! Danke dir und lieben Gruß
Kadna
Lieber nörgelnder Leser,
ich bin ganz gerührt, kann ich Ihrem Schreiben doch tatsächlich drei knackige Lobeshymnen entnehmen. Nur die Sache mit der Sau erschließt sich mir nicht so recht, ich dachte, die hätte ich rausgelassen.
Ich freue mich sehr, dass Sie nicht am Kommentar gespart haben, immerhin komme ich so in den Genuss zweier kostenfreier Rezepte. Schön bebildert mit erstklassiger Schritt-für-Schritt-Anleitung, könnten Sie diese doch teuer verkaufen. Haare spalten können wir dann auch.
Liegt Dortmund auch an der Küste? Naja, passen Sie gut auf Auguste auf, nicht, dass Erna ob der Kompliziertheit des zweiten Gerichts auf komische Gedanken kommt...
Hochachtungsvolle Grüße
Christiane
Warum hat das mit den Forellen im Bild nicht hingehauen?
Die Forellen, die ich aus meinem See fische, die setzten sich nur aus Buchstaben zusammen.
Ohne Kiemen und ohne Gräten - so ein langweiliges Gedöns mag keiner auf seinem Teller!
Vielleicht hat das mit den Fischen nicht hingehauen, weil die Dame wohl eher eine Scholle oder Flunder der Butter zugeben wollte. Ich bin da aber leider nicht die versierte Ansprechpartnerin.
Gedöns? Du sprichst Plattdüütsch? Hm, ich halte deine Fischgerichte keinesfalls für überflüssig! Okay, okay, auf dem Teller haben sie wohl nichts zu suchen, aber auf bedruckten Seiten machen sie schon was her!
Dafür hast du einen Kuss verdient.
Dr. Kristian Stuhl macht sich keine Sorgen. Ganz im Gegenteil. Er hofft auf einen weiteren Kurssturz des Steem. Er solle doch auf einen Cent fallen. Dann kauft der beste Banker der Welt für 1000 Dollar 100.000 Steem und wartet darauf, dass der Kurs auf 10 Dollar steigt. Dann verkauft der beste Banker seine 100.000 Steem wieder und wartet darauf, dass der Kurs auf einen Cent fällt. Und so weiter ... Das Perpetuum mobile oder die Geldscheißermaschine des Dr. Kristian Stuhl! Hoch effizient und gewinnbringend!
Ausschnitt aus der mehrdimensionalen Lichtrauminstallation des besten Bankers aller Zeiten Dr. Kristian Stuhl © 2015
Wow, das ist der beste Plan aller Zeiten! Auf solch geniale Ideen kommen nur die Besten der Besten. Ach, was rede ich? Selbstverständlich nur DER Beste!
Ich ziehe meinen virtuellen Hut,
LG Chriddi
Dr. Kristian Stuhl sagt vielen Dank und als Mitbegründer von Gott weiß er natürlich, dass das der beste Plan aller Zeiten ist! Dennoch freut sich der beste Banker der Welt, dass dir liebe @chriddi dies aufgefallen ist!
Guter Beitrag. 👍
Dir, dem Sprachwissenschaften Liebenden, sei für diesen Kommentar gedankt ;-)
Wieder mal spannende Informationen, welche du mit uns teilst! Danke dir liebe Chriddi! Wie schon mal erwähnt, freue ich mich stets über diese Beitragsreihe.
Beste Grüße
Sarah
Und wieder freue ich mich sehr darüber, dass du diese Beiträge liest und sie dir gefallen!
Habt einen schönen Sonntag,
liebe Grüße
Chriddi
Danke ;) Einen guten Wochenstart wünsch ich dir =)
Beste Grüße
Sarah
Gute zu lesen und wir lernen sogar noch was :-).
Danke für die schöne Rückmeldung :-))
Als ebenfalls Norddeutsche freue ich mich natürlich besonders, wenn du in dieser Richtung etwas ausgräbst. (Vor-Schläge mache ich - wie gewünscht -keine mehr hihi)
Wieder super amüsant geschrieben und damit vollfreudig lesenswert. Heute möchte ich mein "normales" Lobpreisen deiner Schreibfreude noch hinzufügen, dass ich deine Gesamtgestaltung sehr schätze. Von den Bildern/Fotos bis hin zu Gliederung, Spaltennutzung und Schriftvariationen! Ben Gurion!
Lieben Gruß
Kadna
Liebe Kadna,
verzeihe mir, ob so viel Lobes bin ich sprachlos!
Vielen, vielen Dank!
Liebe Grüße
Chriddi
Sehr informativ :-D Danke chriddi
Gern geschehen :-))
Butter passen zu Fischen so wie der Dreck auf die Schaufel, wie man in Österreich - noch einen Tick unromantischer - sagt. Spannende Sache, woher solche Ausdrücke kommen. Danke für die Erleuchtung!
Siehste, so hat jede Sprachregion ihre Besonderheiten. Den Dreck auf der Schaufel kenne ich nicht - gleich mal nachschlagen, wie das wohl entstanden ist ;-)
Erleuchtung, wow! Vielen Dank für deinen Kommentar :-)
Gerne :D Ich denke, dass das einfach was damit zu tun hat, dass man hier gerne herumgärtnert und Erde auf der Schaufel kleben bleibt. Und der Österreicher an sich ist jetzt ja auch nicht unbedingt als großer Romantiker verschrien. (Zurecht: "I steh auf di" bedeutet irgendetwas zwischen "du gefällst mir" und "ich liebe dich". Man könnte auch sagen: "Wir passen zusammen wie der Dreck auf die Schaufel. ;-))
Ah, sehr gut. Habe auf die Schnelle aber keinen Ursprung gefunden. Ehrlich gesagt, die ganze Redewendung nicht :-(
Da musst du wohl eine Serie über österreichische Redensarten starten ;-)
Hehe vielleicht später mal. Momentan bin ich mit der Homo-sapiens-Challenge, den 1000 Gesichtern und dem Österreich-Reiseblog voll beschäftigt :-)
Servus,
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