STURM UND STAHL
WARUM DES AUGUSTS ERSTER EIN MODRIG KÖDER SEI
Die Hände voller Netze, rauh vom Rheinstromwind, die Stimme heiser wie vom Föhn durchklirrt
HÖRT!
1291?
Ein Aas, im See verfault!
Ein Köder nur für Narren, die nach Ursprung schrein,
Indes sie längst in Folkloreträumen taumeln.
Kein Pergament, kein heil'ger Schwur, ein dürrer Reim,
Auf schlechtem Leder hingekritzt! Ein Kindermärchen
Für Folkloreträumer, Alphornschwärmer, leer und satt.
Doch zwölfter September, achtundvierzig?
Das war kein Lied am lodernden Herd!
Das war ein Sturm aus Blei und Brand!
Siebenundzwanzig Tote auf dem Feld des Bruderzwists!
Die Verfassung! Nicht geschrieben mit dem Gänsekiel,
Nein, mit Bajonettspitzen in den Eichenstamm geritzt!
Kein Patriotenhonig, Stahl war ihre Tinte!
KALT?
Ja, kalt wie Gletscherhauch ist euer Fest!
Erstarrt wie Bundesratswort in verhangner Luft.
Die ihr regiert, sie fliehn nach Süden, wenn der Tag
Des Gedenkens naht, Lasset uns in Ruh!, so rufen sie,
Indes das Reh, vom Knall erschreckt, im Dorn verendet.
Fabriken öd, und Hirne ebenso.
Doch ihr! Ihr brüllt Freiheit! mit gefülltem Wanst,
Der Blick so leer wie Bergsee an dem Tag des Graus.
Der zwölfte September?
Kein Raketenpracht! Das GESETZ war unser Feuer!
Kein Bratenrauch, GLEICHHEIT war das Brot!
Kein Heimatdunst, der trübt, es waren RECHTE klar!
Für Menschen, lebend! Nicht für Schatten alter Zeit!
WÜTEND?
Ja, wütend bin ich! Denn ihr schändet die Geschichte selbst!
Achtundvierzig war kein Federstrich im Amtsgemach!
Es war der FAUSTSCHLAG eines Volkes, mitten ins Gesicht
Des starren Europas! Katholik? Reformiert?
Euer Sektengezänk, es ward zermalmt wie Glas!
Nun herrschte RECHT, nicht Aberglaube mehr!
Kantönligeist? Zertreten wie die Spinne unterm Schuh!
Monarchien? Sie höhnten uns, doch Schmiede schufen,
Mit Hammer und Amboss, die DEMOKRATIE aus Stahl!
Und ihr?
Ihr kriecht zurück in Heidis Alpentraum,
Ein Mägdlein, das die Kirche brach, die Klasse quälte,
Und ihr macht Souvenir und Heimweh-Salbe draus!
Hinweg mit diesem August-Mist! So fordert's der Fischer!
Das Netz knarrt schwer, vom Rheingrund tropft es schwarz auf rostig Brett
DES FISCHERS SPRUCH:
Wer fischt im trüben Tümpel, fauler Grund,
Fängt nur den Moder ein und Lügen ohne Zahl.
Der erste August ist Moder.
Ein Duftkraut nur, den Nationaldunst zu verkleiden.
Der zwölfte September ist der reine Hauch!
Der Tag, da diese Schweiz zum ersten Mal ATMETE
Nicht jodelte im Tal der Selbstbetrug!
Verlegt den Feiertag! Oder bekennt die Furcht!
Die Furcht vor Wahrheit, wie der Aal das Licht verflieht!
Ihr wollt die Märchen, Tell, das Höhenfeuer, Heidi
Als Decke über euren faulen Grund, den ihr Schweiz nennt!
Wohlan!
Feiert weiterhin die Lüge, die euch schmeichelt!
Doch wenn ihr wieder steht am Ufer dieses Stromes,
Und Freiheit! ruft mit hohlem Schall
Gedenket meiner!
Des Fischers, der sein Netz auswirft ins trübe Naß!
Und zieht nur PROMILLE hoch, nicht Wahrheit!
Münzen aus grauer Vorzeit, blind, verrostet, taub.
Der zwölfte September?
DER IST AUS STAHL!
Und den, ihr werdet ihn NIE ZERSTÖREN!
Das Boot stößt leise ab. Das Ruder schlägt in schwarze Flut. Kein Gesang. Nur Wahrheit zieht die Spur im Kielwasser.
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