_{Fabrikhalle, 1:61 Uhr.}

Abstand.

Nächtliche Gedanken zu Licht, Exil, Verrat.

Draußen flackert Neon. Wie letzte Zuckungen. Ich sitze. Zwischen Eisen und Öl. Generator rattert. Himmel weint. So entstehen Lieder.

Was ich aus der Wand meines Hirns kratzte: Kein Song. Ein Manifest. Für Gestrandete. Die aufhörten zu suchen. Weil sie nicht ertragen, was sie fanden. Sie existieren. Nicht tot. Nicht lebendig. Funktion. Fassade. Willkommen im Grau.

Sie nennen es Depression. Ich nenne es Exil.

Mein Abstand, zu Menschen, Zivilisation, Lügen, ist kein Scheitern. Widerstand. Ein Mittelfinger in Moll. Du entfernst dich. Nicht aus Schwäche. Weil du zu stark bist für Belanglosigkeit. Die Welt will Funktion. Du fühlst. Das ist dein Fluch. Deine Freiheit.

Abstand zu dir selbst. Weil der Spiegel fremd wird.
Abstand zum Umfeld. Weil Gespräche zu Rauschen verkommen.
Abstand zur Welt. Sie bietet nur Scheinwerfer. Selfies. Leere.
Dieser Abstand macht dich zum Einzelgänger. Letzter Romantiker im Betonbordell.

Du gehst nachts. Nicht aus Flucht. Sehnsucht nach Nichts. Stille. Ort ohne Schreien. Lachen. Kaufen. Nur Dunkelheit. Dein Herz. Deine Schritte.

Vielleicht stirbst du bald. Vielleicht nicht. Du bist echt. Das reicht.

Keine Rückkehr möglich. Exil wächst in dich. Wie Rost. Unaufhaltsam.

Irgendwann liebst du den Abstand. Wie Schimmel feuchtes Mauerwerk. Kein Licht. Kein Lärm. Nur deine Gedanken. Und wenn sie fragen: Warum? Sag:

Nähe machte mich blind. Abstand ließ mich sehen.

Bleibt nur dies:
Ein Mantra für Abseitige.
Lied für die, die nie dazugehören wollten.

Abstand.

Hans Hässig
Ölspur

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HallenKollaps
Klanginstallation | Hans Hässig | o161
Ort: Verlassene Fabrikhalle, Sektor 9b, Peripheriezone

Beschreibung

HallenKollaps ist eine audiovisuelle Intervention im Spannungsfeld zwischen industrieller Dekadenz und suburbaner Sehnsucht.
Die Arbeit transformiert eine leerstehende Fertigungshalle in eine dystopische Archeologie der Gegenwart.

Im Zentrum: Ein stillgelegter Hallenkran, dessen rostiger Motor ratternd erwacht.
An seinem Haken: ein tonnenschwerer Steinblock, roh, unförmig, brutal.
Unter ihm: ein Raster aus künstlichem Gras, sorgsam vermessen, steril verlegt.
Auf jedem Quadrat: ein Miniaturmodell eines Einfamilienhauses, vollständig ausgestattet mit Garagenbox und Verbrenner davor.
Symbol suburbaner Träume, in Reih und Glied, bereit zur Auslöschung.

Der Kran setzt sich willkürlich in Bewegung.
Der Stein schleift kreischend über den Boden, reißt Fugen auf, zerschmettert Fassaden aus Plastik,
lässt die Illusion kollabieren.

Klangbild

Die Komposition besteht aus fünf Schichten:

Industrielles Dröhnen als atmendes Fundament. Erinnerung an Arbeit, Maschinen, Menschen.

Anfahrender Kranmotor, mechanisches Erwachen, flüchtiger Wille zur Bewegung.

Metallische Kettenklänge, zart und doch bedrohlich.

Schleifgeräusche, tief und schmerzhaft, als würde das Gebäude selbst wimmern.

Zerberstende Impulse, wenn das Gewicht der Realität die Simulation zerschlägt.

Der Ton ist staubtrocken, granular, niederfrequent.
Kein Melodieverlauf. Nur Prozess. Nur Verfall.

Intention

HallenKollaps ist ein Protest gegen die Trägheit der Träume.
Gegen das Idyll der Isolation. Gegen das normierte Glück.
Die Arbeit demaskiert die Gewalt des Immergleichen –
und lässt den Stein sprechen, dort wo sonst nur gebaut wird.

Es ist kein Zufall, dass der Stein nicht fällt, sondern schleift.
Zerstörung als langsame Bewegung.
Verlust nicht als Knall, sondern als Reibung.

Künstlerstatement

Ich wollte nicht provozieren. Ich wollte, dass man endlich hört, wie Beton weint,
wenn er gezwungen wird, Heimat zu sein.
Hans Hässig, Der Fischer

• Materialien: Hallenkran, Eisenkette, Natursteinblock, Kunstrasen, Miniaturhäuser, Klangsystem, 8-Kanal-Installation
• Dauer: Loop | Installation reagiert auf Bewegung und Temperatur im Raum
• Hinweis: Es kann zu akustischen und emotionalen Irritationen kommen

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