Unter dem flackernden Neonlicht der leeren Hallen steht sie, die letzte Blume. Eingesperrt im rostigen Stahlgerippe der Fabrik, zittert ihr Laub im scharfen Luftzug, der durch die Hallen weht. Graue CO₂ Wolken hängen schwer über den Düsen der Maschinen; ihre schläfrige Leere fängt jedes stumme Aufbegehren der Pflanze ein. In diesem Leerlauf von Industrie und Nacht verweben sich Albträume aus Zellophan und Biomüll: eine ausgestellte Schönheit ohne Zweck.
Ich gehe vorbei an riesigen Tanks, in denen tote Fische skelettgleich vor sich hin dörren, ihre Leiber ein Fest für die Zersetzung. Das Neonlicht spiegelt sich auf schwarzen Wasserpfützen, in denen Aas und Öl träge Rot schimmern. Die Luft schmeckt schal, von einem Geruch aus rostigem Metall und verfallendem Fleisch. Inmitten dieses toten Summens vernimmt die Blume nur die maschinelle Gleichgültigkeit, die ihre Adern eisern drückt.
Sie ist ein Fremdkörper hier, ein schmaler Keim auf überwachten Flächen. Sorgfältig eingewickelt in Zellophan steht sie ausgestellt wie ein Souvenir im Schaukasten des Verfalls. Jeder Atemzug kostet Mühe, als würden die dichten CO₂ Wolken ihre zarten Blätter ätzen. Die Welt hat ihre Schönheit entkernt, und sie lächelt stumpf, während Rost und säuregrüne Flüssigkeiten sie tränken.
Auch ich habe sie früher bewundert, als wäre Schönheit nur ein weiteres Handelsgut im endlosen, verlogenen Konsumwahn. Ich habe sie erkannt als Opfer von Gier und Industrie, habe sie vorsichtig in den warmen Händen gehalten, nur um sie behutsam dem Sterben zu übergeben. Kein sanftes Wiegenkind, sondern stacheliger Zeuge eines wachsenden Wahnsinns: Die Blume erträgt die Wahrheit ohne Widerstand.
Es gibt keinen Ruf mehr nach Morgenröte. Kein Ruf nach Erlösung oder Gnade erschallt in den rostigen Hallen. Nur ein wortloses Gewahrsein, dass selbst die Schönheit irgendwann wie eine leere Hülle in Biomüll zerfällt. Die Blume verblasst; und mit ihr vergilbt die letzte Spur von Hoffnung, die auch mein Blick preisgab.
Der Raum bleibt kalt, das Licht flackert weiter. Keine Stimme erhebt sich, kein Schimmer kündigt einen neuen Anfang an. Hier endet der Weg der Blume, und hier endet mein Glaube an Sinn in diesem Maschinenzyklus.
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