Bondora - Neuer Testballon
Ich habe hier ja durchaus schon einige Male darüber geschrieben, dass ich ein großer Fan eines eigenen "Spielgeldkontos" bin. Hier führe ich jeden Monat ein wenig Geld drauf, dass ich dann bewusst für riskantere Dinge einsetze. Hier mal eine Aktie mit spekulativen Charakter, hier eine neue Plattform. In jedem steckt immer bis zu einem gewissen Grad ein Zocker, der auch gerne mal auf Risiko geht. Gerade bei Finanzanlagen kann dies aber sehr schnell fatal werden. Hat man aber ein begrenztes Spielgeldkonto, dann kann man auch mal etwas neues Ausprobieren ohne das man sich gleich in wagehalsige Aktionen bringt.
Der Frühling kommt und da juckt es mich besonders in den Fingern auch mal etwas neues auszuprobieren. Mintos läuft solide, allerdings gehen die Zinsen gerade wieder gen Süden. Iuvo bin ich sehr zufrieden mit den 15%, allerdings behagt es mich nicht das Portfolio wesentlich auszubauen, weil eben leider ein recht großes Clusterrisiko vorliegt. Naja und Bondora Go & Grow ist eben kein Nervenkitzel, sondern eher die Kinderbahn.
Was also tun, wenn man ein weiteres Standbein aufbauen möchte? Wie bereits im letzten Jahr gesagt, habe ich bereits seit graumer Zeit Estate Guru bei mir im Blickfeld und möchte dort gerne auf lange Sicht auch einsteigen. Durchschnittliche Zinsen von 10-11% sind bei besicherten Immobilien durchaus recht nett und attraktiv, doch irgendwie düngt es mich eher etwas um die 15% haben, was also auf Iuvo-Niveau liegt.
Besonders abschreckend ist bei Estate Guru allerdings, dass die minimale Investition 50€ beträgt. D.h. selbst bei einem Budget von 250€ würde ich das noch als schlechte Risikoverteilung einstufen. Klar, irgendwo muss man anfangen und wenn man solide aufstockt, erreicht man auch dort irgendwann eine solide Diversifikation. Aber genau das passt mir für die nächsten Monate leider überhaupt nicht in den Plan, so dass ich etwas "kleineres" Suche.
Also bin ich bei "Bondora Pro" gelandet. Im Gegensatz zu dem Go & Grow bekommt man hier keinen festen Zinssatz, sondern nimmt eben am ganz normalen P2P-Geschäft teil. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitbewerbern gibt es hier allerdings keine Darlehnsanbahner, sondern die Kredite werden direkt über Bondora abgewickelt. Der Begriff P2P ist hier also wesentlich stärker verankert als z.B. bei Mintos. Dabei sein kann man mit bereits 1€ pro Investition und je nach Risikoprofil sind bis zu 20% Rendite nicht völlig unrealistisch.
Die Besonderheit ist halt, dass es kein Buyback gibt, sondern nur ein automatisiertes Inkassoverfahren. Es kann also durchaus sein, dass man bei einem geplatzten Kredit bis zu 2 Jahre ein aufwendiges Pfändungsverfahren vor sich hat... oder eben sein Geld nie wieder bekommt. Es versteht sich von daher, dass man auch entsprechend Geduld mitbringen muss und das Geld als langfristige Anlage ansehen sollte und nicht wie bei Mintos weiß, dass man nach 60 Tagen spätestens wieder alles auf seinem Konto hat.
Immerhin knapp 30% der Investoren erreichen eine Rendite von 15%, die ich ja auch für meine eigene Zielmarke setze. Meine Bank habe ich gerade veranlasst 150€ auf das Konto zu überweisen. Mein Beitrag für das Spielgeld, dass ich dort nun einfach mal ""naiv"" anzulegen und zu sehen, wie es sich so entwickelt. Dies hat zum einen den Vorteil, dass man mit recht wenig Risiko sich die dahinter befindlichen Prozesse näher ansehen kann. Was funktioniert eigentlich wie? Wie läuft ein solcher Pfändungsprozess ab? Auf diese Weise kann man sich ein wenig anlernen ohne das man gleich durch einen Fehlklick sein halbes Haus plötzlich in HR-Kredite vergibt ;)
Zudem ist es natürlich auch ein Testballon um selbst zu sehen, wie man mit der eigenen Risikoneigung klar kommt. Ich weiß, dass mich einige Leute für ziemlich schmerzbefreit halten und ich werde oft gefragt, wieso ich in bestimmten Situationen nur so ruhig bleiben kann. Aber natürlich bin ich auch kein Roboter und jemand der durchaus hart für sein Geld arbeiten muss und in Gedanken natürlich auch immer bei all der Lebenszeit ist, die dadurch repräsentiert wird.
Dabei sollte man die unterschiedlichen Effekte der Psychologie nicht unterschätzen. Bei Aktien und Kryptos hat man ja durchaus eine Hoffnung, dass die Kurse wieder steigen und man es einfach aussitzen kann. Bei einem geplatzten Kredit, kann man diese Hoffnung allerdings vergessen. Ist er erst einmal in Default, wird er daraus auch nicht mehr raus kommen. Man kann lediglich darauf hoffen, dass durch die Mischkalkulation und etwaigen Pfändungen am Ende doch genug rauskommt, um die Verluste zu kompensieren. Wenn man dann also 2 Jahre warten muss, funktioniert das ganz anders als an der Börse, wenn ein Titel sich langsam wieder nach oben arbeitet. Und man kann durchaus von Portfolios lesen bei denen bis zu 50% sich im Rot befinden. Ich bin gespannt, wie gut ich damit klar komme ;)
Aber genau für so etwas ist eben das "Spielgeld" gedacht. Einfach mal irgendwo reingehen und es ausprobieren, damit man danach sagen kann, ob es etwas für einen ist. Immerhin bin ich auch so bei Mintos reingegangen und möchte es nun in meinen Investitionen nicht mehr missen. Hätte man mir vor einigen Jahren gesagt, dass ich mal in P2P-Kredite investieren würden, ich hätte die Person ausgelacht.
Wieso bin ich nun aber plötzlich Bondora Pro so offen gegenüber, obwohl ich eigentlich immer sehr auf die Rückkäufe (vermeidliche Sicherheit!) gesetzt habe? Nun dies liegt mit einigen neuen Urteilen im Steuerrecht zusammen. Wenn der Staat sich nun bei privaten Darlehnen an den Verlusten beteiligt, bin ich gerne auch bereit ein wenig ins Risiko zu gehen. Notfalls kann ich eben die Gewinne dagegen rechnen und komme mit 0€ aus der Sache heraus. Das ist eine ganz andere Situation als in der ich auf Gewinne 25% Steuern zahle und kurze Zeit danach das gesamte Geld in einem Kredit verliere. Auch dies ist Neuland für mich, wenngleich die Anzahl an positiven Meldungen über Akzeptanz der Finanzämter rapide ansteigt.
Da so etwas am Anfang immer etwas "langweilig" ist, werde ich wohl nicht so schnell mehr darüber schreiben. Aber vielleicht kann ich ja mal in ein paar Monaten ein kleines Zwischenfazit ziehen und zeigen, wie sich die 150€ entwickelt haben. In jedem Fall wollte ich hier einmal vermelden, dass der Ballon aufsteigt... und Estate Guru (wieder einmal) den kürzeren zieht. Wird wirklich Zeit, dass sie das Mindestinvestment auf 10€ absenken...
Ich überlege von Bondora wieder weg zu gehen. Ich bin dort seit gut 1,5 Jahren und meine Rendite liegt unter der von go&grow, weil die Ausfallraten einfach immens sind. Sehr gute Erfahrungen habe ich bisher mit mintos und Grupeer. Gute mit twino und Peerberry.
Schöne Grüße von Koh Phangan.
Mal sehen. Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, wie es am Ende aussieht. So mancher Bondorianer sagt ja, dass die meisten Zinsen eher beim Ausfall verdient wird und nicht mit den regulären Zinsen ;)
Aber der Statistik zu liebe: Welche Risikoklassen und Länder bist Du den gegangen bzw. wo hast Du die meisten Ausfälle zu verzeichnen?
Danke für die Infos! Halte uns bitte am Laufenden, wie sich das angelegte Geld entwickelt. Ich habe erst vor kurzem mit "Go&Grow" begonnen und bin bislang recht zufrieden (auch das Kundenservice ist OK und das Layout, bzw. die angebotenen Informationen&Statistiken wirken sehr überzeugend).
Wird gemacht. Das Autoinvest ist gerade eingestellt und die ersten Kredite gekauft. Insgesamt wird aber langsamer eingekauft als bei Mintos. Scheinbar gibt es auch einen Monat Schonfrist am Anfang. Der wird zwar verzinst, aber die ersten Tilgungen scheinen erst ab März rein zu kommen. Vermutlich wird sich erst ab April dann überhaupt ein Bild zeigen, wie ungefähr die Zahlungsmoral in den einzelnen Kategorien ausschaut.