Ein Jahreskreis
Die Tage verrinnen im Zeitraffer.
Im letzten Herbst.
Tonnenschwere Gedanken beschwören tiefdunkle Schatten.
Jede Minute dehnt sich in Unendlichkeit.
Im letzten Winter.
Alles Leben soll wieder erwachen,
doch Schmerz verkündet das Ende.
Im letzten Frühling.
Im Sonnenstrahl versiegt jeder Tränenstrom.
Freude, Liebe, Hoffnung überwiegen.
In diesem Sommer.
Viele Menschen fühlen sich nach einem unschuldigen FLIRT bestätigt, und das schadet doch niemandem, oder? Die Realität sieht oft mal anderes aus. Denn der eine oder andere Frau könnte die vermeintlich unbedeutenden FLIRT SIGNALE missverstehen. Und so passiert es schnell, dass sich eine ungebundene Frau in einen vergebene Mann verliebt - inklusive
Liebeskummer. Seka
Hallo Seka,
da Haikus in der Regel konkretes Erleben, selten aber konkrete Situationen darstellen, bieten sie eine Fülle an Interpretationsmöglichkeiten und dem Leser die Option, seine eigene Wahrheit auf die Zeilen zu projizieren. Der Verfasser wird nicht über "falsch" oder "richtig" urteilen, da die Wahrnehmung jedes Einzelnen einzigartig ist.
LG, Christiane
Du weißt ganz genau,welche Scherben der Herbst hinterlassen hat. Und die konnte weder von Winter noch Frühling beseitigt werden. Seka
Es scheint dein poetischer Waldspaziergang hat bleibende Spuren hinterlassen, oder was ist passiert?
Klingt nicht gut.
Durchaus sind bleibende Spuren gezogen, als dass ich merkte, dass es sehr wohl poesieinteressierte (okay, okay, populärer Verfasser...) Leser gibt. Die Traute zur Veröffentlichung war bislang nicht vorhanden...
Der Sommer klingt sehr gut und jetzt ist Sommer!
Sommerlich, fröhliche Grüße.
Ich finde deine Haikus großartig!
Wenige Worte, die Platz für die eigenen Gefühle und Interpretation lassen. Sie haben mich zum Nachdenken über meinen Jahreskreis angeregt. Den Leser zu inspirieren - ein Anspruch der Dichtung - ist dir mit deinen Dreizeilern vortrefflich gelungen!
Du glaubst gar nicht, wie sehr mich deine Rückmeldung freut und auch ein bisschen stolz macht! 😊
Gestern (nach der ersten Konferenz...) reflektierte ich meinen/unseren wirklich tollen Sommer und dachte darüber nach, wie sich bis dahin einige Pakete aufgebaut und teilweise sogar in Wohlgefallen aufgelöst haben. Auf die Idee, diese völlig unkonkretisiert lyrisch zu verarbeiten, hast ehrlich gesagt du mich gebracht. In unserem kurzen "Gespräch" und dem ganz schnell verfassten Haiku für dich. Schön, danke :-)
Liebe Grüße,
Chriddi
Das freut mich aber sehr, dass ich dir den Anstoß gegeben habe, deine Reflexionen zu Papier zu bringen. Wie ich schon geschrieben habe, waren es wiederum deine Zeilen, die mich dazu bewogen haben, mein letztes Jahr gedanklich Revue passieren zu lassen. So schließt sich der Kreis. 😊
Ich bin vor einigen Jahren über einen Freund mit Haikus in Berührung gekommen. Er hat für eine Ausstellung zu jedem seiner abstrakten Bilder ein Haiku verfasst. Allerdings nach dem 5-7-5 Silbenschema. Anfangs war mir diese Art von Gedicht fremd, aber mit der Zeit habe ich Haikus lieben gelernt.
Ein wunderschönes Wochenende und liebe Grüße,
Anna
Mensch chriddi, da hast du aber was Feines fabriziert! Glückwunsch! Echt schön, ein bisschen melancholisch... Haikus... Hut ab... der Frühling in diesem Jahr passt für mich auch, wo ich den sonst als eher froh und heiter gesehen habe... lieben Gruß Kadna
Danke, danke, danke... 😊
Es ist schon witzig. Als ich mir die Haikus noch einmal durchlas und merkte, dass sie meine Fülle an Beweggründen erfassen, war mir klar, dass es noch weitere, individuelle Interpretationsmöglichkeiten gibt und da dachte ich u.a. tatsächlich an dich und deinen Frühling. Meine damaligen Pakete entsprachen nicht deinen und dennoch passt's. So soll es sein :-))
Liebe Grüße,
Chriddi
Gerne, gerne, gerne... 😉
Ja es ist schon genial wie viel sich "entspricht".
Liebe Grüße zurück, Kadna
Wow, ist das von dir? Und sind das Haikus? Sehr schön geschrieben - etwas melancholisch, wenn nahezu dreiviertel des Jahres irgendeine Schwere mit sich brachten. LGG
Jepp, steht doch drunter ;-) Danke für das "Wow"!
Ja, das sind Haikus im westlichen Sinne. Über die Silbenformalität wurde viel diskutiert, bis die Japaner bestätigten, dass man westliche Silben (Wortstrukturen) mit ihren östlichen Moren (Lauteinheiten) nicht vergleichen kann. So gilt der Inhalt: Die unumgänglichen drei Zeilen (Spalten) sollen in möglichst drei Gedankensträngen das konkrete Erleben des Verfassers darstellen, gleichzeitig offen für das Erleben des Lesers sein. Bezug zur Natur oder Jahreszeiten (=Natur?!) ist "Pflicht". Die letze Zeile ist kurz und prägnant, maximal fünf Moren oder Silben.
Melancholie klingt eindeutig mit, aber "nur" für die Hälfte des Jahreskreises.
Ich hatte heute ein besonderes Erlebnis und stellte bei der Reflexion fest, dass der Verlauf für mehrere Ereignisse in meinem Jahreskreis gilt. Vielleicht auch für andere? Dann sind Offenheit und Mehrwert für manch einen gewährt.
Liebe Grüße,
Chriddi
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Sehr interessant finde ich diesen Übertragen in eine andere Sprachform!
Das sollte eigentlich immer Sinn eines Kunstwerks sein. Natürlich finde ich mich wieder in deinen Worten. Wenn auch in anderer Ausprägung. Da könnte ich auch besser darüber reden als schreiben. Kommunikationsfördernd ist Kunst allemal. LGG
Genau so soll es sein. Und damit hast du mir gerade ein riesiges Kompliment ausgesprochen - vielen Dank! 😊
LG, Chriddi
Hehe, Komplimente verteile ich gerne ;-) Dass du mit Worten nicht nur "korrekt" umgehen kannst, sondern daraus auch einfühlsame Texte gestalten kannst, habe ich ja spätestens bei deinen "Hundegeschichten" entdecken können. Ich lese "dich" gern. LGG
Muss ich mir Sorgen machen?
Nö. Frag Dr. Sommer!
Haikus. Sehr schön. Du weißt dass unter dem Tag #haiku seit Jahren die Post abgeht, @chriddi? Die Werke sind zwar meistens in Englisch, aber ich empfehle trotzdem unter dem bekannten Tag zu publizieren.
Danke für die schöne Rückmeldung!
Nein, das wusste ich nicht, da ich in der Regel nicht nach Hashtags stöbere. Natürlich werde ich das gleich mal nachholen und auch das "s" wegeditieren - dann brummt bestimmt nochmal der Bär ;-)
Liebe Grüße,
Chriddi
Die Haikus zum Jahreskreis hast du schön verfasst.
Hierzu meine bescheidene Antwort.
Die Blätter fallen allmählich sanft zu Boden.
Glück, Hoffnung, freudige Erlebnisse, bleiben bestehen.
Gute Investitionen für trübe Tage.
Die japanischen Haikus finde ich auch sehr beeindruckend.
Es ist schon eine Kunst, in drei Zeilen seine Eindrücke
auszudrücken.
Danke für deinen inspirierenden Artikel.
Viele Grüße.
Vielen Dank, freut mich sehr, dass dir die Haikus gefallen. An der Entstehung ist das Dersauer Eichholz natürlich ein wenig "schuld" ;-)
Ich finde deine Antwort nicht bescheiden, sondern sehr, sehr schön. Das Tolle an den nahezu regellosen Haikus ist ja, dass es eigentlich ganz einfach ist, drei kurze Gedankenstränge aufzuschreiben, die dann von jedem in seinem individuellen Erleben individuell interpretiert werden können. Da gibt es kein "falsch" oder "richtig", nur "passt zu mir" oder "passt nicht zu mir".
Die japanischen Originale sind natürlich besonders stark. Und auch, wenn man sie nicht versteht, beeindrucken allein die Schriftzeichen als buchstäbliche Wortmalerei.
Liebe Grüße,
Chriddi
Super es geworden!! Gefällt mir sehr gut!!
Aus diesem Grund gibt es heute wieder mal eine 1+.
(Du wirst ja noch ein Streber haha😊)
Wünsche ein schönes Wochenende !!
Lieben Gruß
Stefan
Ich strebe in meinem Leben schon noch einiges an, der Run nach Schulnoten gehört allerdings nicht mehr dazu ;-)
Dennoch vielen, vielen Dank :-))
Liebe Grüße,
Christiane
😂😂 kann ich echt gut nachvollziehen haha.